Autor Thema: Weisses Gold , Die schwarze Sonne III, Hörspiel, Lauschverlag  (Gelesen 2251 mal)

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Offline Greifenklaue

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Der dritte und der vierte Teil der düster-viktorianisch-phantastischen Serie Die Schwarze Sonne funktioniert diesmal als Duo, beide Teile bauen direkt aufeinander auf. Erstmals wird in drei unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. Neben der ersten Ebene ca. um 1886, in der das Detektivduo Nathaniel De Salis und Adam Salton bisher ermittelte ist dies 1938 mitten in Nazideutschland und in der Gegenwart.

Nathaniel und Adam kommen im Hafen von Aden an, um in Indien ein Artefakt zu suchen. Erster Anlaufpunkt ist Helena Blavatsky, die Begründerin der Theosophischen Gesellschaft, deren Organisation in Verdacht steht, im zweiten Teil, Böses Erwachen, die Heilige Lanze von Jule Verne gestohlen zu haben.

In der Gegenwart wird der aufstrebene Bundeswehr-Hauptmann Berger zum Vizepräsidenten des Nachrichtenwesen der Bundeswehr vorgeladen. Dieser beauftragt Berger mit einem speziellen Anliegen, einem Projekt, welches die Nazis schon unter dem Namen „Ahnenerbe“ und im Nachkriegsdeutschland als „Nordwind“ verfolgt wurde, wo es allerdings durch verschiedene Organisationen durchgereicht wurde, bis es schließlich hier landete. Darüberhinaus soll er das Schicksal eines verschwundenen Vorgängers klären.

Währenddessen im Deutschen Reich, welches gerade „Österreich ins Reich heimgeholt hat“ (O-Ton einer Radiomeldung im Hintergrund), in der Nähe von Paderborn auf der Wewelsburg empfängt Heinrich Himmler höchstselbst einen Expeditionstrupp aus Tibet, um dessen Ergebnisse ihm und einigen anderen Persönlichkeiten Nazideutschlands vorzustellen. Unter diesen befindet sich auch Gruppenführer Weissthor, der offensichtlich ein ganz eigenes Interesse an der Expedition hat.

Insgesamt wird die Serie durch diese dreigliedrige Handlung nocheinmal auf ein neues Anspruchs-, aber auch Qualitätsniveau gehoben. Interessant ist das Verknüpfen der Handlungsstränge durch kleine Nebensächlichkeiten. So findet Berger einen Brief an De Salis in seinem Hotelzimmer, der dort unter dem Schrank seit Jahren lag. Der SS-Trupp aus Indien berichtet davon, dass sie einem Tibeter mitgebracht haben, den sie Berger getauft haben – möglicherweise der Vater des gegenwärtigen Hauptmanns? Und die Stimme Weissthors kommt einem auch sofort aus den Vorgängern bekannt vor.

Neben der Qualität des Plots ist aber auch Produktionsqualität, Umsetzung und Sprecher zu loben. So hat man sich für die Athmosphäre in Nazideutschland nicht für die politisch korrekte Atmosphäre entschieden und scheut sich nicht, in eine entsprechende Atmosphäre einzutauchen. Auch gefallen hat mir die Idee der Briefe, die De Salis und Jule Verne miteinander austauschen und das Hintergrundwissen der Hörer weiter vorantreibt sowie die Motivlage der Chaktere deutlicher hervortreten läßt.

#3 ist nur in Verbindung mit dem Folgeteil VRIL abgeschlossen, was der Komplexität der Story zugute kommt, auch wenn die Homepage weiterhin von abgeschlossenen Teilen spricht. „Weisses Gold“ macht allerdings so viel Lust auf mehr, dass der Kauf des Folgeteils fast zur Formalie verkommt – wobei ich grundsätzlich empfehle, bei Teil I zu beginnen.

Das Äußere der CD ist am Stil der Vorgänger angelehnt und diesmal in weiß gehalten – das Cover zeigt die tibetanischen Berge.

Fazit: Eine der aktuell besten Hörspielserien schafft nochmal eine Steigerung, phänomenal!

PS.: PS.: Das Original der Rezi findet sich hier: http://www.nexuswob.org/GK/Rezies_medial-hoerspiele/rezi_schwarze-sonne_03.html

PPS.: Neue Website zur Hörspielreihe ist www.die-schwarze-sonne.de
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

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Offline Lyonesse

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Ich habe mir heute den dritten Teil angehört und finde das an der qualitativen Machart des Hörspiels und der Kompetenz seiner Sprecher nichts auszusetzen ist, sondern im Gegenteil das ist super gemacht.
Aber: Die Cthulhu-Elemente waren wieder einmal von der bekannten Art, der man nur wie üblich ohnmächtig gegenüber stehen kann, was ich schade fand. Völlig inakzeptabel fand ich jedoch vor allem das Splitten des Hörspiels in drei verschiedene Zeiträume. Wenn ich ein Hörspiel, das in der Moderne spielt hören will, dann kaufe ich mir so eins und wenn ich eins mit Nazis hören will, dann hole ich mir eben so eins. Die Reihe verbinde ich aber mit Abenteuern in der viktorianischen Zeit und da wil ich so etwas eigentlich nicht sehen oder vielmehr hören.
Vielleicht bin ich zu unflexibel oder sollte mir erstmal den vierten Teil und damit den Abschluss anhören, aber irgendwie bringt's das leider nicht für mich. Sollte die Reihe auch in Zukunft auf dieses Splitten bestehen, dann ist für mich wahrscheinlich Feierabend, auch wenn der Empfang der SS-Expedition ganz hervorragend gelungen ist und die Nazi-Dialoge fast schon unheimlich authentisch klangen. Den BND-James Bond mit offenkundig okkultem Spezialwissen hätten sie sich schenken können, auch wenn die Szenen ebenfalls qualitativ gut waren. Das Nathaniel wahrscheinlich ein verkappter Merlin oder so etwas ähnliches ist, kam bei mir auch nicht so gut rüber und diese Scherze mit der gebrochenen Hüfte 'Ich würde nie wieder gehen können!', die dann aber nur ein Wachtraum oder was weiß ich war, würde ich an Stelle von Lausch auch mal lieber lassen. Wie gesagt ein qualitativ sehr gut gemachtes Hörspiel, auch was die Musik und die Geräusche angeht, aber die Story und die Entwicklung der Protagonisten trifft meinen Geschmack leider nicht. 
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Offline Greifenklaue

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Zitat
Ich habe mir heute den dritten Teil angehört und finde das an der qualitativen Machart des Hörspiels und der Kompetenz seiner Sprecher nichts auszusetzen ist, sondern im Gegenteil das ist super gemacht.
Ja, da sind wir uns einig!

Zitat
Aber: Die Cthulhu-Elemente waren wieder einmal von der bekannten Art, der man nur wie üblich ohnmächtig gegenüber stehen kann, was ich schade fand.
Das ist natürlich ein Element, was man neben typischen Mythoskreaturen SOFORT  mit Cthulhu verbindet. Ganz ohnmächtig ja nicht, Nathaniel vertreibt ja z.B. diesen Dämon / Geist / whatever...

Zitat
Völlig inakzeptabel fand ich jedoch vor allem das Splitten des Hörspiels in drei verschiedene Zeiträume. Wenn ich ein Hörspiel, das in der Moderne spielt hören will, dann kaufe ich mir so eins und wenn ich eins mit Nazis hören will, dann hole ich mir eben so eins. Die Reihe verbinde ich aber mit Abenteuern in der viktorianischen Zeit und da wil ich so etwas eigentlich nicht sehen oder vielmehr hören.
Ich fand das durchaus auch überraschend, aber recht schnell sehr reizvoll. Was ich eher schade fand, dass man aufgegeben hat, dass die Einzelfolgen für sich selbst funktionieren, sondern nur im Verbund. Öhm, ja 3/4 haben weiterhin die Zeitstränge, 5/6 hab ich gerade bekommen, aber biaher nur dieRückseite gelesen: es scheint zumindest eine zusammengeführten Zeitstrang zu geben...

Zitat
Das Nathaniel wahrscheinlich ein verkappter Merlin oder so etwas ähnliches ist,
Ich vermute da etwas anderes...  :D

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