Früher hatten wir eine feste Rubrik mit NSC in der Anduin. Das waren dann zwei bis drei ausgearbeitete Charaktere, allerdings ohne Spielwerte, damit man sie universell einsetzen kann. Sie hatten stets eine Verbindung zum Schwerpunktthema, haben aber versucht eine interessante Mischung aus Klischee und frischen Ideen zu sein. Es ging dabei mehr um eine gute Charakterdarstellung als um Werte oder Standardcharaktere.
So ähnlich stelle ich mir auch eine neue NSC-Ecke vor. Allerdings bin ich da für Vorschläge und Ideen sehr offen. Die Idee mit einem Interview zu arbeiten gefällt mir z.B. auch gut - evtl. in Ergänzung zur eigentlichen Beschreibung.
Beispiel aus der alten NSC-Ecke:
Name: Chindscé
Titel: Adept
Volk: Mensch/Kobold /Wechselbalg
Alter: unbekannt, im Geiste jedoch 10 Jahre geblieben
Größe: 135 cm
Statur: Chindscé ist als etwa 10 Jahre altes Kind gestorben. Sein skelettierter Körper ist somit der eines aufgrund Nahrungsmangels und harter körperlicher Arbeit leicht unterentwickelten Kindes.
Augenfarbe: Seine Augen sind an jenem schicksalsschweren Tag (siehe unten) verbrannt. Seine Augenhöhlen sind leer (...und bleiben stets
leere Augenhöhlen - kein Funken rot ist dort zu sehen!).
Haarfarbe: Sein Schädel glänzt in jenem beige-weiß aller Knochen.
Gewicht: etwa 20 kg
Hintergrund: Es regnete, als ein Wesen die zwei Kinder in den Wiegen vertauschte. Eines dieser Kinder war Chindscé, noch ein kleiner Säugling, geboren im Volk der Kobolde, gelegt in die Wiege einer Menschenfrau, ein Wechselbalg. Hart war das Leben von Chindscé in den Jahren, in denen er in jenem kleinen Dorf aufwuchs, gehänselt und verspottet, denn alle erkannten, was Chindscé war: ein Wechselbalg. Und so waren seine Zieheltern froh, als eines Tages eine junge Frau kam, um Chindscé zu kaufen und mit sich zu nehmen. Eine Ausbildung sollte er erhalten, Chindscé, das Wechselbalg, wenn er mit der Frau kommen würde, und die Zieheltern etwas Geld zum Ausgleich für das Fehlen seiner Arbeitskraft. So ging Chindscé mit der Frau und es regnet, als er ging. Wie alle Koboldähnlichen hatte auch Chindscé die Gabe der Magie. Und deshalb war er wertvoll für jene schöne Frau, die ihn mit sich nahm. Sie war freundlich zu Chindscé, das erste Mal, dass jemand freundlich war zu ihm. Doch eines Nachts, als es regnete, bot die Frau Chindscé ihrem Herren als Geschenk an. Er sollte einem mächtigen Übernatürlichem als Opfer angeboten werden. Aber alles lief schief. Und als der Regen dem ersten Morgenlicht wich, war alles anders. Der Koboldähnliche war
verändert. Noch ängstlicher war er, noch verletzter, doch ungleich mächtiger in seiner Magie und, was er nie verstand, nicht mehr auf seinen verrottenden, wertlos werdenden Körper angewiesen. Chindscés Körper begann zu zerfallen im Laufe der Jahre, sein Geist wurde dumpfer und
dumpfer, alles veränderte ihn. Nun ist er ein skelettiertes Kind mit Macht, die er nicht verstehen kann, nicht beherrschen kann. Denn im Geiste ist 10 Jahre Chindscé alt geblieben, auch wenn jene Nacht und sein Tod lange Tage und noch längere Nächte zurück liegen.
Kurzbeschreibung: Chindscé erscheint als wandelndes Kinderskelett, das eine schwarze Kutte trägt, die in Fetzen an ihm herunter hängt. Das sind die Reste jener Kultkleidung, die ihm an der Nacht seiner Opferung angezogen wurden. Eine Laune des Schicksals hat den dünnen, sehr wertvollen und empfindlichen Stoff seit Äonen an seinem Körper gehalten und am Zerfallen gehindert. Seine gebleichten Knochenfinger krallen sich um eine Rassel aus Holz, verziert mit einst bunten, nun aber völlig verschmutzten Bändern, die jene Frau ihm in jener Nacht seiner Opferung gab, um ihn zu beruhigen. Es rasselt leicht bei jedem Schritt, bei jedem Schritt rasselt Chindscé - ungewollt.
Auftreten: Chindscé ist ein Kind. Degeneriert und dumpf in seinem Geist, ausgezeichnet mit immenser magischer Macht, die er nicht beherrschen kann. Er hat keine eigene Motivation mehr, sollte man meinen. Die Magie hat seinen Körper konserviert, unbegreifliche Mächte toben sich in ihm aus und üben Kontrolle aus, sofern das möglich ist. Nur ganz tief in seinem zurückgezogenen Geist ist er ein kleines, verletztes und verängstigtes Kind geblieben. Aber wie nur soll man jemals wieder nach Jahren der ewigen Pein diesen letzten Hauch Geschöpf erreichen können?
Bekanntheitsgrad: Je nachdem, wie man ihn verwenden will, ist er bekannt oder eher weniger.
Magie: Chindscé glüht vor Magie. Ein Teil jenes höheren Übernatürlichen ist damals in der Nacht seiner Opferung in ihn eingedrungen und
hat seinen Körper seitdem nicht mehr verlassen. Es ist es auch diese Präsenz, die seinen Körper am Zerfallen gehindert hat. Je nach Bedarf ist Chindscé in der Lage, Magie zu wirken (streng genommen, wirkt sich die Magie selber bzw. die Präsenz wirkt diese Magie). Sein kleiner Funke Verstand und seine Kindlichkeit jedoch verleihen dieser Magie einen kindlichen Zug. Es wird sich stets ein verspielter, trauriger Aspekt in jedem seiner Zauber wiederfinden. Dies kann sich in vielerlei Arten auswirken. Die Zauber entwickeln besondere Lichteffekte wie ein kleines Feuerwerk, deren Farben jedoch stets ein bißchen schmutzig und viel zu blass wirken, die ersten Töne einer extrem verstimmten Spieluhr leiern in den Köpfen der Umstehenden oder es riecht für eine Sekunde nach verschimmelten Honigkuchen. Klassische Kampfzauberei kennt er nicht, doch wird ein Angreifer durch ein sich aus dem nächsten Baum oder einer nahen Holzwand formendes Schaukelpferd mit Krallen angegriffen oder die
übergroße Illusion einer schlagenden Mutter erscheint für eine Sekunde vor dem Augen des Gegners und verschafft Chindscé ausreichend
Zeit, um zu fliehen. Es liegt sonst am Spielleiter, der Chindscé ohne weiteres auch zu einem klischeehaften Schwarzmagier in präpupertären
Alter machen kann, der eine Horde von Untoten hinter sich her zieht. In diesem Fall erweckt er alles zum Leben, vom Säugling bis zum letzten Tierskelett.
Szenarienvorschläge:
• Kindliche Suche
Die einzige Erfahrung von Liebe und Zuneigung, die Chindscé jemals gemacht hat, waren die Wochen der Wanderschaft mit der Frau, die ihn später opferte. Doch Chindscé versteht es nicht und sein kleiner Funke Geist, der ihm geblieben ist, sucht diese Frau immer noch. Auf diese Weise sterben einige Familien und Frauen, die im Wald leben. Sollten die Charaktere nachforschen, stellen sie schnell fest, dass die Toten immer nach einem bestimmten Muster aufgefunden werden. Es sieht so aus, als ob der Mörder nur die Mütter in den Häusern gelassen hat, Ehemänner und Kinder sind im Wald verstreut. Die Mütter sitzen stets tot mit weit aufgerissenen Augen am Kamin, die Hände im Schoß so gelegt, dass ein Kind
doch seinen Kopf darin bergen könnte. Das war Chindscé, der sich nach jenen wenigen Augenblicken sehnt, in denen er seinen Kopf in den Händen jener Frau bergen konnte. Vielleicht erinnert sich im Dorf noch jemand an die Frau, die vor bald 40 Jahren verwirrt aufgefunden wurde und dem Mädchen, das sie pflegte, vor ihrem Tod die Wahrheit über ihr Verderben und das Kind Chindscé anvertraute. Und die Charaktere erkennt,
dass Chindscé ein letztes Mal zu jener Frau will, die ihm das einzige Mal in seinen Leben Zuneigung gab. Doch ihr Körper würde verbrannt und ihre Knochen vergraben. Die Suche beginnt und Chindscé Wunsch wird immer stärker.
• Der Klassiker: Armee der Untoten
Es regnet, als die Charaktere das Dorf erreichen, in dem alle Türen versperrt sind und jedes Fenster verrammelt. Schnell erfahren die Charaktere, nachdem sie die verängstigten Bewohner überzeugt haben, keine Gefahr zu sein, dass in den letzten Wochen immer wieder skelettierte Kleintiere wie Katzen, Ratten und Marder durch das Dorf und die Umgebung gestriffen sind. Das sind die Späher des Chindscé, der die Überreste
jener Frau sucht, die ihn einst opferte. Er weiß, dass er sie finden muss, sei es, um stärker zu werden, um Erlösung zu finden, um sie zu befreien, da ein weiterer Teil jenes höheren Übernatürlichen sich mit der Essenz der Frau verbinden muss. Seit einigen Nächten sammeln sich Dutzende von untoten Kleintieren vor einem kleinen Lagerhaus aus Stein, dass in alten Tagen einst das Gebeinhaus des Dorfes war. Noch versteht
keiner, dass unter diesem nun als Schuppen benutzen Haus das Ossatorium liegt, in dem die Knochen jener Frau zu finden sind. Werden die Charaktere erfahren, was geschehen ist. Werden sie Chindscé die Gebeine der Frau geben? Was geschieht dann? Wie kann man das Kind erlösen und davon abhalten, mit einer Armee aus Untoten das Dorf zu überrennen? Und die wichtigste Frage von allen: Ist es sinnvoll, einen Keller voller Skelette zu öffnen, wenn ein mächtiger „Untote erheben“-Spruch gesprochen wurde?