Umfrage

Wie tolerant sind Rollenspieler im Vergleich zum Otto-Normal-Buerger?

Sehr viel toleranter
1 (0.8%)
Etwas toleranter
25 (20.5%)
Auch nicht anders
83 (68%)
Etwas weniger tolerant
4 (3.3%)
Toleranz? Gibt's hier nicht
9 (7.4%)

Stimmen insgesamt: 96

Autor Thema: Rollenspieler und Toleranz  (Gelesen 20523 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Coyote

  • Gothic-Castle
  • Adventurer
  • ****
  • brothabender Schriftsteller
  • Beiträge: 531
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Kojote
Re: Rollenspieler und Toleranz
« Antwort #150 am: 12.03.2008 | 22:03 »
Ich finde (und das ist nur eine nicht stundenlang durchdachte Bauchreaktion auf die letzten beiden Posts) das hir momentan nicht mehr über Toleranz diskutiert wird, sondern über Akzeptanz.
Und ich denke zwischen den beiden Begrifflichkeiten besteht ein teilweise nur sehr feiner Unterschied.

Toleranz würde ich als Begriff jederzeit bei Unveränderlichkeiten einer Person anwenden. Beispielsweise Hautfarbe, ethnische Zugehörigkeit (im Sinne der Herkunft) oder ähnliches.
Akzeptanz würde ich auf jeden Fall gänzlich veränderbaren Eigenheiten einer Person gegenüber anwenden. Beispielsweise das bevorzugte Rollenspielsystem oder ob jemand kifft, oder nicht.

Rollenspielsysteme an und für sich könnte man demnach tolerieren, weil sie nach der Erschaffung durch die Designer ein feststehender Fakt sind. Auf die aktuelle VOrliebe einer Einzelperson würde ich Toleranz aber demnach nicht anwenden, weil er seine VOrliebe jederzeit aus Eigeninitiative oder durch Fremdeinweirkung verändern kann.

Gerade bei Verhaltensweisen finde ich diese Unterscheidung gerade nicht unwichtig, weil eine Verhaltensweise etwas ist was durchaus Einfluss auf meine Privatsphäre haben kann.
JEmand der beispielsweise neugierig ist, kann mich stören wenn er seine Nase in Angelegenheiten steckt die ich ihm nicht eröffnen will. In so einem Fall muss ich sein Verhalten nicht Akzeptieren oder tolerieren, denn es betrifft schließlich mich. Hier geht es um das gesellschaftliche/soziale Miteinander.

Toleranz wiederum sollte theoretisch eine Grundvoraussetzung sein um überhaupt sozial interagieren zu können.
Wenn ich einen Menschen aufgrund seiner Hautfarbe ablehne, dann bin ich klar intolerant und auch unfähig normal sozial mit dem Betreffenden zu interagieren.

Ich weiß das diese Gesamtaussage noch Lücken hat, aber ich denke tatsächlich, dass hier über mehrere Paar Schuhe diskutiert wird...
Never take a look into old Coyotes eyes without being prepared to loose yourself inside.

Eulenspiegel

  • Gast
Re: Rollenspieler und Toleranz
« Antwort #151 am: 12.03.2008 | 22:43 »
Der Unterschied zwischen Toleranz und Akzeptanz ist folgender:
Bei Toleranz kann ich eine Person nicht leiden, lege ihr aber keine Steine in den Weg. Bei Akzeptanz integriere ich diese Person in den eigenen Kreis.

Beispiel:
Wenn ich die Zeugen Jehovas toleriere, bedeutet das: "Sie dürfen ihre Religion frei ausüben. - Aber mein Kind darf nicht mit deren Kindern spielen. Das wäre ein schlechter Umgang. Aber solange sie unter sich bleiben, dürfen sie tun und lassen, was sie wollen."
Das ist Toleranz.

Wenn ich die Zeugen Jehovas jedoch akzeptiere, dann bedeutet das: "Ich habe neulich einen Zeugen Jehovas kennengelernt. Die sind gar nicht so schlimm, wie viele Leute immer behaupten. Eigentlich ist die Zeugen Jehovas eine Religion wie jede andere auch."
Das ist Akzeptanz.

Man darf "Zeuge Jehovas" natürlich auch jederzeit durch Jude, Schwarzer, Schwuler, Ausländer oder sonstige beliebige Minderheit ersetzen.

Ludovico

  • Gast
Re: Rollenspieler und Toleranz
« Antwort #152 am: 12.03.2008 | 23:04 »
Also die Wettkämpfe zwischen zwei Fußballvereinen sind doch auch nichts anderes als die Wettkämpfe zwischen zwei 'Magic - The Gathering' Spieler.


Näherungsweise, wobei bei Magic und auch bei Yu-Gi-Oh die Verbissenheit und die Ernsthaftigkeit fehlt. Diese Spiele sind eher Just-For-Fun. Es ist eher vergleichbar mit Schach, zumal ein Spieler auch keine Fanclubs hat.

Zitat
So ähnlich ist es beim Fußball: So lange man in der gleichen Liga spielt, begegnet man sich mit Respekt. Aber wenn man Fan von Männerfußball ist, dann schaut man ebenso verächtlich auf Frauenfußball.

Sicher! Komm mal nach GB und setz Dich in ein Fußballstadium. Mal schaun, ob Du das dann auch noch so siehst, wenn Du das mit den Fans ausdiskutiert hast.
Zitat
Die Toleranz ist, wenn man NICHT mit/gegen einander spielt, wesentlich geringer.

Verstehe ich nicht und kann ich nicht nachvollziehen. Macht auch keinen Sinn. Da kann man genauso sagen, daß ein Polizist, der einen Mörder jagt, also gegen ihn vorgeht, wesentlich toleranter diesem gegenüber ist, als Otto-Normal-Bürger.

Zitat
Was hast du dagegen unternommen?

Ihn hie und da zurechtgewiesen, sein Verhalten also nicht toleriert, sondern meine Inakzeptanz des Ganzen zum Ausdruck gebracht.

Zitat
Naja. Es war wohl eher:
1) Du darfst mich besuchen.
2) Dein Freund darf mich nicht besuchen.

Nö! Es war "Du bist bei mir herzlich willkommen. Aber laß bitte Deinen Kerl daheim."

Zitat
Keines von beiden unterbindet die Freundschaft zwischen der Freundin und ihrem Freund.
Jemanden nicht zu sich nach Hause einzuladen, hat doch nichts mit Toleranz zu tun. - Ich lade auch nicht jeden dahergelaufenen Tölpel von der Straße zu mir nach Hause ein. Bin ich jetzt intolerant?

Ich habe eindeutig meine Freundin gegenüber anderen Freunden benachteiligt, die ihre Freunde gerne mitbringen durften.
Das ist nicht tolerant?
Sicher!

Zitat
Eben: Ich mache sie nicht fertig, sondern habe einen Kritikpunkt. Das nennt man nicht Intoleranz sondern Kritik.

Lästern ist kaum kritisieren im konstruktiven Sinne.

Eulenspiegel

  • Gast
Re: Rollenspieler und Toleranz
« Antwort #153 am: 12.03.2008 | 23:46 »
Sicher! Komm mal nach GB und setz Dich in ein Fußballstadium. Mal schaun, ob Du das dann auch noch so siehst, wenn Du das mit den Fans ausdiskutiert hast.
Moment mal.
Es war deine These, dass Rollenspieler intoleranter als Fußballfans sind. Wenn du jetzt von dieser These abweichst, bitteschön. Aber unterstelle mir nicht deine These.

Zitat
Verstehe ich nicht und kann ich nicht nachvollziehen. Macht auch keinen Sinn. Da kann man genauso sagen, daß ein Polizist, der einen Mörder jagt, also gegen ihn vorgeht, wesentlich toleranter diesem gegenüber ist, als Otto-Normal-Bürger.
Also ich würde Verbrecherjagd jetzt nicht als sportliches Ereignis werten.

Zitat
Ihn hie und da zurechtgewiesen, sein Verhalten also nicht toleriert, sondern meine Inakzeptanz des Ganzen zum Ausdruck gebracht.
Ich habe nie behauptet, dass du ihn akzeptierst.

OK, zurechtweisen könnte man als Intoleranz werten, wenn du es so penetrant gemacht hättest, dass er dadurch an seiner Ausführung gehindert wird.

Zitat
Nö! Es war "Du bist bei mir herzlich willkommen. Aber laß bitte Deinen Kerl daheim."
Das habe ich doch geschrieben.

Zitat
Ich habe eindeutig meine Freundin gegenüber anderen Freunden benachteiligt, die ihre Freunde gerne mitbringen durften.
Ja, du hast sie benachteiligt. Aber Benachteiligung alleine ist noch keine Intoleranz. (Wenn ich mit Person A ausgehe, aber nicht mit Person B, dann bin ich auch nicht intolerant gegenüber B.)

Zitat
Lästern ist kaum kritisieren im konstruktiven Sinne.
Nein, es ist kritisieren im destruktiven Sinne.

Offline pharyon

  • Bleistift der Herzen
  • Famous Hero
  • ******
  • Wir kümmern uns darum.
  • Beiträge: 2.879
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: pharyon
Re: Rollenspieler und Toleranz
« Antwort #154 am: 13.03.2008 | 18:01 »
Okee, mein Senf:

Ich hab gestimmt wie die meisten, weil:
Rollenspieler nutzen zwar häufiger die Möglichkeit eines Perspektivenwechsels als der größte Teil des Rests, aber auch nicht (oder eher selten) in einer beliebig freien Variation. Man tendiert also zu Elfen, Zwergen, Orks, Vampiren und dergleichen - selten habe ich erlebt, dass ein/e Spieler/in mal alles gespielt hat. Meiner Meinung nach spielen die meisten auch nicht Rollenspiele um sich in viele andere Personen hineinzuversetzen, sondern um eine bestimmte Art von Person "kennenzulernen" (evtl. die Art von Person, die sie in einem bestimmten Umfeld am liebsten wären?).  :-\

Über Toleranz zu diskutieren ist auch leider schwierig, weil die Definition viele Freiheitsgrade hat. Die Grundlagen aus Wikipedia bzw. Duden sind ähnlich gut, mir gefällt die Dudendefinition etwas besser. "Duldung" als Interpretation von "Toleranz" ist ziemlich treffend, da es die deutsche Entsprechung des lateinischen Begriffs ist, glaub ich (evtl. auch nur eine unter vielen).  wtf?

Was also kann ich "dulden"?
a) Es muss mich stören, besitzt also Eigenschaften, die ich lieber vermeiden oder beenden  möchte. (bezeichne ich jetzt mal als Wert)
b) Die Ausprägung dieser Eigenschaften ist nicht so groß, dass ich mich gezwungen sehe etwas zu tun. (bezeichne ich jetzt mal als Betrag)
c) Ich bin in der Verfassung es zu dulden oder es nicht zu dulden. (bezeichne ich jetzt mal als Duldung)

Entsprechend wäre meine Reaktion auf einige vorgenannte Beispiele:
1) Jugendliche, die jemanden verprügeln.
Der Wert wäre für mich negativ (ich will es lieber beenden).
Der Betrag wäre für mein Wertesystem (spielt ja auch ne wichtige Rolle bei diesem Thema) zu groß.
Momentan bin ich körperlich fit genug, etwas dagegen zu unternehmen (Hilfe rufen, einmischen, usw.)
Würde ich nichts tun, wäre dies ein Beispiel von Toleranz gegenüber Gewalt.  :q

2) Ein Bekannter will mich zu einem Spiel einladen, dass ich nicht gerne spiele.
Der Wert wäre wieder negativ.
Der Betrag hängt ganz von meiner Stimmung ab (noch ein Faktor, den man beachten könnte).
Solange mich nicht irgendwas ans Bett fesselt, wäre meine Duldung gegeben.  :d

Fazit: Wert spielt hier mMn eine untergeordnete Rolle. Betrag und Duldung einer Sache werden durch die Persönlichkeit mitbestimmt. Nun würde ich nicht behaupten, dass die Ausprägungen in den wichtigen Aspekten bei Rollenspielern bedeutsam anders wären, als beim Rest der Menschheit.

Ich lass mich aber auch gern eines besseren belehren.  ;)
^^
"Natürlich werden sie ihn foltern - es sind PRAIOS-Geweihte!" (vielen Dank, Kristin ^^)

"Lassen Sie uns die leichten Raumanzüge anziehen - schließlich wollen wir ja nicht ins All." (Danke, Bob Miller und Koloth, Sohn des Rodoth)

Eulenspiegel

  • Gast
Re: Rollenspieler und Toleranz
« Antwort #155 am: 13.03.2008 | 18:14 »
@ pharyon
Wenn du bei deinem Freund beim Rollenspiel mitspielst, ist das schon ein Zeichen dafür, dass du das ganze interessant findest. Du bist vielleicht skeptisch, aber in diesem Fall nicht tolerant, da du ja nicht wirklich etwas duldest.

Duldung wäre eher:
Dein Freund kann bei sich zu Hause nicht spielen und bittet dich darum, bei dir zu spielen. Du bist eigentlich Müde und willst schlafen. Weil dich dein Freund aber lieb bittet, bist du bereit, ihn bei dir spielen zu lassen.

Hier haben wir einen negativen Wert: Du willst schlafen, während deine Freunde viel Lärm machen.
Trotzdem duldest du sie in deinem Zimmer.
Das könnte man im Groben dann als tolerant bezeichnen.

Ich würde zwar einen Unterschied zwischen Duldung und Toleranz sehen, kann dir aber im Augenblick auch nicht sagen, wo ich den Unterschied ziehen würde.

Wichtig bei Toleranz ist halt auch: Ich finde eine Sache nicht gut, aber unternehme nichts, um den Leuten, von denen diese Sache ausgeht, Steine in den Weg zu legen. (Aber ich darf sehr wohl sagen, das ich diese Sache Scheiße finde. Im obigen Beispiel darf man zum Beispiel meckern: "Ich finde es voll Scheiße, dass ihr keine Rücksicht auf mich nehmt und mich nicht in Ruhe schlafen lasst." Solange man die Leute dabei weiterspielen lässt, ist man tolerant.)