Autor Thema: [Erzählt mir von] Everway  (Gelesen 1918 mal)

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Kinshasa Beatboy

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[Erzählt mir von] Everway
« am: 12.05.2008 | 23:09 »
Bin gerade mal wieder auf Everway hingewiesen worden. Hintergrund ist, dass ich mich aktuell durch Reign wühle und recht angetan bin. Daraufhin habe ich mir mal die Veröffentlichungen von Greg Stolze angesehen und festgestellt, dass der gute Mann zwar eine Menge Schrott zu verantworten hat, aber in Summe ein verdammt kreatives Arbeitsbienchen ist und über die Jahre eine vor allem quantitativ sehr imposante Liste an Material herausgebracht hat. Sein Lieblingssystem allerdings scheint Everway zu sein. Davon habe ich immer mal wieder gehört, aber gesehen oder gar gelesen habe ich dazu nie etwas.

Deshalb hier die Frage: Wer kennt sich damit aus und würde mit einigen Infos aushelfen?

Offline Joerg.D

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Re: [Erzählt mir von] Everway
« Antwort #1 am: 12.05.2008 | 23:42 »
Everway ist ein klassisches Fantasy Setting mit Karten als als Würfelersatz. Diese Karten werden je nach Lage gedeutet um zu sehen, was passiert. Normal rum gut, verkehr rum schlecht. Da das Ganze mit den normalen Karten schnell recht einseitig wurde, musste man sich eine Erweiterung des Karten Decks, die  Vision Cards kaufen (Achtung Boosterpacks!). Die sollten Heute über E-Bay aber günstig zu komplettieren sein.

Zur Charaktererschaffung zieht man sich 5 Karten und darf diese interpretieren. Zusätzlich gibt es eine positive Eigenschaft, eine negative Eigenschaft und etwas neutrales, was auf der Kippe steht. Man bekommt auch die üblichen Attribute und man kann sich eine Kewl Power basteln die durch Fragen genauer definiert wird. Als Rasse kann man sich so ziemlich alles bauen, was man sich denkt, also sollte man auf eine vielseitige Gruppe gefasst sein.

Dadurch das nicht gewürfelt wird und die Karten dem SL viel Interpretationsspielraum lassen, ist man in der Lage, sehr intensiv zu spielen, weil man nicht ständig auf die Meta Ebene abrutscht.Wirklich aktive Techniken um das zu forcieren, wie Theatrix oder Amber hat Everway aber nicht.

Mir persönlich ist das zu zweidimensional, weil die Karten nur auf zwei Weisen gelesen werden können. Dem SL werden durch die Karten zwar Hilfen zur Hand gegeben, wie man ein Abenteuer gestaltet, aber für wirkliche Kampagnen sehe ich da wenig Hilfe.

Mein Fazit: Karten sind OK, weil sie intensives Spiel fördern, aber das Spiel hat mir zu wenig Struktur um den wirklich großen Wurf zu erschaffen.
« Letzte Änderung: 13.05.2008 | 00:00 von Jörg.D »
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oliof

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Re: [Erzählt mir von] Everway
« Antwort #2 am: 12.05.2008 | 23:58 »
Nana, durch die Interpretation der Vision Cards anhand der beigefügten Fragen ist das aber mehr als zweidimensional. Ist ja kein Engel.

Everway war der erste Versuch von Wizards of the Coast, mit einem etwas esoterischeren System neue Zielgruppen zu erreichen. Das Spherewalker's Handbook (von Stolze) war insofern ein Meilenstein, als dass es deutlich mit althergebrachten Geschlechterrollen gespielt hat. Da gibts zum Beispiel ein Schwert, mit dem man die Nacht vom Tag trennen kann; erst zwei Seiten nach der Erwähnung des "sword bearers" wird klar, dass das kein arnoldesker Barbar, sondern eine Frau war.

Welche Werke Stolzes sind denn Deiner Meinung nach Schrott?

Offline Joerg.D

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Re: [Erzählt mir von] Everway
« Antwort #3 am: 13.05.2008 | 00:05 »
Nana, durch die Interpretation der Vision Cards anhand der beigefügten Fragen ist das aber mehr als zweidimensional. Ist ja kein Engel.

Die im Spiel zu lesen bremst aber und reist einen aus der Immersion. Deshalb spielen die Leute die ich Kenne es  mit Negativ-Positiv.
« Letzte Änderung: 13.05.2008 | 00:11 von Jörg.D »
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oliof

  • Gast
Re: [Erzählt mir von] Everway
« Antwort #4 am: 13.05.2008 | 00:10 »
Die Fragen sind ja primär für die Charaktererschaffung. Das hab ich im meinem Beitrag nicht geschrieben, meinte ich aber. Sorry.

Kinshasa Beatboy

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Re: [Erzählt mir von] Everway
« Antwort #5 am: 13.05.2008 | 00:30 »
Ah, danke! Das hilft mir insofern als meine Neugier etwas gedämpft ist. Werd mal nen Bot bei EBay drauf ansetzen und Everway anschaffen, wenns auftaucht. Aufwendigere Beschaffungsaktionen bieten sich aber erst einmal nicht an, scheint mir.

@ Oliof: Als Publikationsliste hatte ich mir diese hier angeschaut: http://www.pen-paper.net/rpgdb.php?op=showcreator&creatorid=1653 . Stolze ist zumeist nur ein Autor unter vielen oder gar in anderer Funktion verantwortlich und so ist natürlich eine direkte Zuordnung von Inhalten schwierig. Versuche es trotzdem einmal:

Stolze scheint recht viel für Demon: The Fallen beigesteuert zu haben. Das hätte ich klasse gefunden, wenn nicht vorher schon 700fach der gleiche Quatsch durchpermutiert worden wäre. So isses aus meiner Sicht vollkommen überflüssig. Und obwohl Stolzes Schreibstil mir auf seiner HP eigentlich ganz gut gefällt, habe ich auch die mühsam durchgeackerte Demon-Trilogie als ein einziges Grauen in Erinnerung und versuche mich in Vergessen.

Hunter halte ich für einen kompletten Fehlschlag. Das Thema hätte vollkommen anders angegangen und umgesetzt werden müssen. Was die sich bei dem Scheiß gedacht haben, entzieht sich meinem Verständnis. Auch da hat Stolze offenbar massiv seine Griffel drin.

Von Over the Edge hatte ich verschiedene Hefte in der Hand und habe einige intensivere Leseversuche gestartet. Bin eigentlich ein ausgesprochener Freund des Surrealismus und kann den bei Over The Edge als Referenz genannten Schriftstellern (besonders Burroughs und Borges) sehr viel abgewinnen. OTE aber finde ich trotzdem misslungen.

Kenne ansonsten nicht alles von der Liste, aber in die meisten Teile habe ich mal mehr oder minder intensiv reingeschaut. Die Trinity-Klamotten hatte ich beispielsweise alle mal in der Hand, aber begeisternd fand ich das nicht.

Mit Unknown Armies, der ORE, Reign (wie es nach den ersten 100 Seiten scheint), anderem WW-Kram und sogar Feng Shui (wers mag) hat sich Stolze seine hohe Reputation vollkommen zu Recht verdient und sein Name sei gepriesen. Dennoch sehe ich bei dem Mann eine Menge Schatten inmitten all des Lichts  ;)


Mann ohne Zähne

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Re: [Erzählt mir von] Everway
« Antwort #6 am: 13.05.2008 | 04:22 »
Als alter Freeformer und GROSSER Fan von Everway muss ich hier meinen Senf abgeben ;)

Es gibt ja zwei Arten von Karten in Everway:

1) Die Vision Cards -- das sind die Karten, die man als optischen Kickstarter fuer die Charaktererschaffung verwendet. Ich habe sie durch ungefaehr 200 andere Fantasy- und SF-Sammelkarten ergaenzt. Sie helfen dir wirklich, deine Kreativitaet anzustossen.

2) Das Fate Deck -- die tarotaehnlichen Karten mit einer positiven und einer negativen Seite. Man kann die Karten aber noch auf vielerlei andere Arten interpretieren: nach dem zugeordneten Element (Feuer, Wasser, Erde, Luft), nach den Farben, was immer einem einfaellt.

3) In der Praxis habe ich als SL immer festgestellt, dass es gut funktioniert, wenn ich die Karten aus Sicht der Charaktere deute. Wenn es sich gut anfuehlt oder angemessen, dann lasse ich die Spieler interpretieren. Hier ist halt Vertrauen gefragt.

4) Wenn man lange genug spielt und sich auf das Regelwerk bzw. die Karten einlaesst, dann kommt man irgendwann an den Punkt, dass man auch die Vision Cards neben dem Fate Deck (als Zufallselement) verwendet. Klappt gut. Sind ja alles nur Bilder.

Ich habe auf meinem Blog vor einiger Zeit mal kurz angerissen, wie ein Everway-Spiel aussieht:
http://storyentertainment.wordpress.com/2007/11/15/everway-wie-man-spielt/

Hoffentlich hilft's dir!

:)
Norbert
« Letzte Änderung: 13.05.2008 | 04:23 von Norbert G. Matausch »