Ist Spiel Kunst? Nein.
Ich bin geneigt, dem zuzustimmen - aber ich kann nicht so recht.
Ich würde das Rollenspiel zunächst in zwei verschiedene Bereiche unterteilen: Das eine sind die "Hilfmittel zum Rollenspiel", das andere die "eigentliche Durchführung des Rollenspiels". Über die Hilfmittel sollte Einigkeit bestehen; sie können (als Lieder, Gedichte, Zeichnungen, gestaltete Bücher), wie recht oder schlecht auch immer, Kunst sein; bei Liedern, Gedichten und Charakterzeichnungen müssten sie aufrund ihrer "Gattung" sogar eigentlich immer als "Kunst" eingeordnet werden können. Und sie
können sogar recht ahnsehnliche Kunstwerke sein... selten genug, aber eben zuweilen dann doch. Für die Hilfsmittel halte ich "künstlerisches
Potential" also für mit Sicherheit gegeben. - Oder sieht jemand auch diesen Punkt anders?
Die eigentliche Durchführung - einerseits ist es das, "worum es geht": Alle die Zeichnungen, Handouts usw. gibt es ja letztlich nur deshalb. Rein subjektiv würde ich sie niemals als Kunst verstehen, weil ihr das Dauerafte fehlt. Gesellschaftskritik, ästhetischer Genuß usw. müssen gar nicht mal fehlen, aber es geht nicht um sie, sie sind allenfalls Beigaben.
Aber wenn ich der Durchführung das Kunstpotential auch (zumindest um der Argumentation willen) abspreche, heißt das dann, daß "das Rollenspiel" als Summe über diese beiden Bereich
kein "künstlerische Potential" hat? Das würde bedeuten, das (in meinen Augen unzweifelhaft vorhandene) Potential bei der Schaffung der Hilfsmittel zu negieren. Kann man das begründet tun?
Und entstehen die Gedichte und Bilder wirklich außerhalb des "Spiels"? (Wobei ich zulassen würde zu behaupten, daß eine während einer Spielsitzung entstandene Zeichnung trotzdem "außerhalb der Durchführung des Spiels" entstanden ist, weil der Zeichner sich immer in dem Moment aus der Spielhandlung herausgenommen hat; es ist also zwar nicht zeitlich, aber "funktional" außerhalb geschehen.) Ist nicht schon das Eintauchen in die fiktive Welt selbst schon wieder eine Rückkehr ins "Spiel"?
Vielleicht nicht, wenn es Lohnarbeit erfolgt, also ein bezahlter Schreiber oder Zeichner so handelt. Aber ein Spieler, der sich hinsetzt und dichtet ode zeichnet, handelt der nicht in diesem Moment doch auch spielerisch?
(Die Fragen sind, auch wenn sie teilweise so klingen, nicht rhetorisch gemeint.)