Ich ignoriere die Fanmail-Schlammschlacht mal komplett (da sie ohnehin albern ist) und komme zum Lob:
Ich lobe gern und oft und finde das richtig und wichtig.
Und ich werde gern gelobt und ziehe daraus wichtige Motivation.
Ich möchte wissen, was gefallen hat!
Nein: Ich
muss wissen, was gefallen hat, um die Motivation aufzubringen, weiterzumachen.
Lob dient der Motivation und der Information.
Als Hinweis "das war gut und richtig" und ebenso als Ansporn, weiter zu machen und ggf. noch mehr zu leisten.
Zu viel Lob verwöhnt und sorgt dafür, dass das Lob immer weniger Wirkung hat.
Zu wenig Lob ist auch nicht gut, denn dann mangelt es an Information und Motivation.
Die goldene Mitte ist wie immer schwer zu treffen.
So, das als Binsenweisheiten für alle.
Ich bin der Überzeugung, es wird zu wenig gelobt.
Die Einstellung "Nix geschwätzt, ist gelobt genug" (also: nicht kritisiert ist Lob genug) finde ich zum k.o.t.z.e.n.
Und leider halten sich daran zu viele.
Denn gerade um sich Langzeitmotivation zu verschaffen und durchzuhalten,
braucht es Lob und Anerkennung. Wenn man nicht gezeigt bekommt,
dass das, was man schafft, auch Anerkennung findet, dann verliert man schnell
den Durchhaltewillen.
Wenn nur das negative Feedback ankommt, fehlt außerdem die Orientierung.
Man bekommt zwar mitgeteilt, was der andere nicht haben will, aber es wird nie gesagt,
was er eigentlich haben will. Also kann man nur durch Try and Error versuchen,
sich den Erwartungen anzunähern.
Leider herrscht in unseren Längen- und Breitengraden ja die Feedbackform vor,
dass man als erster (wenn man denn gefragt wird, wie es gefallen hat) lospoltert,
was alles scheisse und ganz daneben war und wenn dann nach langem hin und her
alle total genervt sind und keiner mehr drüber sprechen will, wird die Frage gestellt:
"Und sonst?" Antwort: "naja, ansonsten wars ganz gut!"
Tolle Wurst! Nach 2 Stunden anzickerei weil es ja echt scheisse war kommt dann
die Information dass der rest (also Meistens der überwiegende Teil, denn man verzettelt
sich die 2h ja in Details) eigentlich vollkommen okay war.
Über das, was richtig gut war, verliert dann niemand ein Wort. Nachher widerspricht noch jemand.
Ob vom "positiven" Feedback irgendwas ankam? Wohl kaum!
Das ist sowas von Unkultur, das gehört eigentlich verboten.
Leider ist es alltäglich in den teutonischen Wäldern zwischen Alpen nur Nord- bzw. Ostsee.
Andere Kulturkreise haben da andere Methoden: Die sagen nicht "Das war scheisse" und schweigen über den Rest.
Die sagen "Hey, das war echt gut und hier und dort müssen wir (!) noch besser werden!"
Anderer Ansatz der wesentlich mehr Motivation erzeugt.
Anstatt, dass hier also über die Intention und Wirkung von Fanmail rumgezickt wird,
sollte sich jeder mal vor Augen halten, dass wir sowieso ein Volk von Miesmachern sind
und Lob deswegen stets viel zu kurz kommt.
Ich plädiere daher für viel mehr Lob!
Vor allem in verbaler Form und Schultergeklopfe, aber zur Not auch durch Fanmail.
Aber zickt euch mal ruhig weiter im Versuch an, Fanmail oder die Kritik an der Fanmail schlecht zu machen.
Denn das ist ja unser kulturelles Erbe!