Autor Thema: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?  (Gelesen 9639 mal)

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Eulenspiegel

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #75 am: 20.11.2009 | 16:02 »
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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #76 am: 20.11.2009 | 16:24 »
@Eule:
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Eulenspiegel

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #77 am: 20.11.2009 | 16:41 »
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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #78 am: 20.11.2009 | 16:57 »
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Offline Merlin Emrys

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #79 am: 20.11.2009 | 17:31 »
@ Yerho: Gute Zusammenfassung, finde ich.

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« Letzte Änderung: 20.11.2009 | 17:40 von Merlin Emrys »

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #80 am: 20.11.2009 | 17:55 »
@Merlin:
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #81 am: 20.11.2009 | 18:04 »
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Callisto

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #82 am: 20.11.2009 | 21:04 »
Mag nicht jemand die ganzen Spoilerbeiträge abtrennen?

Offline Skele-Surtur

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #83 am: 20.11.2009 | 21:51 »
Ich würde sagen, da wir uns nicht in der Speakers Corner befinden, entscheidet einfach der SL, was sein Gott für Böse oder Gut hält.

So wie ich den Themenstarter verstanden habe, ging es ja darum, dass die Priester etwas tun, was sie streng nach "Wort Gottes" nicht tun sollten und es wurde ja deduktiv aufgedröselt, wie das gehen könnte. Wenn natürlich noch jemand eine bisher ungenannte Möglichkeit sieht, dann nur her damit, tät mich nämlich auch interessieren.
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Korrigiert meine Rechtschreibfehler!

Eulenspiegel

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #84 am: 21.11.2009 | 05:34 »
Ich würde sagen, da wir uns nicht in der Speakers Corner befinden, entscheidet einfach der SL, was sein Gott für Böse oder Gut hält.
Klar, und wenn man sich entscheidet, dass der Gott auf dem Niveau eines 6jährigen ist, dann kann es sogar ganz stimmig sein, dass der Gott alle möglichen Entscheidungen in einer Situation für böse hält und dass unser 6jährige Gott den Menschen bestraft, egal, wie er sich verhält.

Aber bei einem etwas intelligenterem Gott, der über der 6jährigen Trotzphase hinaus ist, erwarte ich auch ein intelligenteres Verhalten und kein: "Mal sehen, wie sich der Polizist verhält. Ich werde ihn so oder so bestrafen, weil, egal, wie er sich verhält, es ist ein böses Verhalten."

Klar kann der SL sich ausdenken, was er will. Aber wenn er will, dass seine Spieler ihn häufiger besuchen kommen und es nicht bei einem One Shot bleibt, sollte er einen halbwegs nachvollziehbaren Gott entwerfen.

Offline Yerho

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #85 am: 21.11.2009 | 10:28 »
Klar, und wenn man sich entscheidet, dass der Gott auf dem Niveau eines 6jährigen ist, dann kann es sogar ganz stimmig sein, dass der Gott alle möglichen Entscheidungen in einer Situation für böse hält und dass unser 6jährige Gott den Menschen bestraft, egal, wie er sich verhält.

Der real existierende Gott rückt einer Fantasy-Welt in die Funktion einer durchaus weltlichen Autorität. Sprich, wenn jemand seine Gebote direkt missachtet, und sei es auch, um sie dadurch indirekt zu befolgen, muss auch der Gott zumindest administrativ strafen, wenn er seine Gebote nicht als x-beliebig brandmarken will. Dann kommt nämlich irgendwann jeder und macht was er will, sofern er nur denkt, es wäre im Endeffekt doch noch für einen gottgefälligen Zweck.

Der Gott hat zudem ein Problem: Er führt keine Verhandlung, wo er die Strafwürdigkeit der Tat gegen ihre guten Absichten abwägen und in einer Urteilsbegründung festhalten kann, warum die Strafe nötig, aber ein herabgesetztes Strafmaß vertretbar ist. Seiner Gläubigen erwarten von ihm, dass er sich ohne jede Erklärung einfach nur richtig entscheidet, und das vorzugsweise noch exemplarisch.
Gott muss also in diesem speziellen Fall den Polizisten/Büttel auf jeden Fall bestrafen, weil er gefoltert hat, auch wenn dies zu dem Zweck geschah, einen anderen Menschen zu retten. Dafür kann er ihn wiederum belohnen, aber er hat nicht die Option zu sagen: "Für Folter verdienst Du Strafe, für die Rettung des Kindes erlasse ich sie Dir." - Da wäre auch eine Unwucht drin: Die Folter ist ein doppeltes Vergehen; sie ist als Sache verboten, und sie trotzdem anzuwenden ist außerdem noch Missachtung göttlicher Gebote, also Häresie. Die Milderung der dafür fälligen göttliche Strafe dürfte nur linksherum erfolgen, beispielsweise so, dass er den Täter zur Strafe erblinden lässt, ihm aber noch in der nach darauf im Traum mitteilt, dass er in einem Monat durch einen Akt göttlicher Gnade wieder sehend sein wird und meinetwegen bald mit der Geburt des ersehntes Sohnes rechnen kann. Dann hat die Schar der Gläubigen gesehen, dass Gott zu strafen versteht, aber auch, das Gott richtiges Handeln belohnt.
Er kann die Aufrechnung nur nicht in einen einzigen "göttlichen Rechtsakt" zusammenfassen, weil das gänzlich falsch aufgefasst würde.

Es ist auch eher so, dass gerade der kindliche, also sprunghaft handelnde Gott sagen könnte: "Eigentlich verbiete ich Folter, aber Dir allein sei sie nachträglich erlaubt, weil Du ein Kind retten wolltest, und das gefällt mir gerade irgendwie." - Von einem kindlichen Gott erwarten die Leute keine rationalen Entscheidungen oder wiederverwendbare Exempel, wissen also, dass der Nächste, der zum guten Zweck foltert, womöglich nicht auf die gleiche Nachsicht hoffen kann, weil die Laune des Gottes gerade eine andere ist. Also hält man sich dann besser prinzipiell an das Gebot, nicht zu foltern. Für unterlassene Folter wird nicht einmal der Kindgott strafen, selbst wenn dadurch die Rettung ausbleibt.
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Eulenspiegel

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #86 am: 21.11.2009 | 13:02 »
Der real existierende Gott rückt einer Fantasy-Welt in die Funktion einer durchaus weltlichen Autorität. Sprich, wenn jemand seine Gebote direkt missachtet, und sei es auch, um sie dadurch indirekt zu befolgen, muss auch der Gott zumindest administrativ strafen, wenn er seine Gebote nicht als x-beliebig brandmarken will. Dann kommt nämlich irgendwann jeder und macht was er will, sofern er nur denkt, es wäre im Endeffekt doch noch für einen gottgefälligen Zweck.
Die Gebote sind doch nicht x-beliebig.
  • 1. Gebot: "Du darfst nur Foltern, um das Leben eines Kindes zu retten. Ansonsten darfst du nicht foltern."
  • 2. Gebot: "Auge um Auge, Zahn um Zahn: Falls dich einer auf die rechte Wange schlägt, so schlage zurück. Falls du siehst, wie jemand anderes geschlagen wird, so schlage zurück. Falls dir dein gegenüber jedoch freundlich gesonnen ist, so sei ihm gegenüber auch freundlich."
  • 3. Gebot: "Wenn ein Andersgläubiger seien Religion still vor sich hinlebt, so akzeptiere seinen anderen Glauben. Sollte der Andersgläubige jedoch missionarisch tätig werden,s o missioniere ihn deinerseits. Sollte dir das nicht gelingen, so erschlage den andersgläubigen Missionar, lasse die restlichen Andersgläubigen aber am leben." (Sinngemäß steht so etwas ähnliches auch im Koran.)
  • 4. Gebot: Sei ein guter Gast und befolge die Gesetze des Staates, in dem du lebst. Sollte der Staat jedoch Gesetze erlassen, die gegen meine ersten drei Gebote verstoßen, so stürze den Staat und errichte einen neuen.
Ich sehe kein Problem damit, dass diese Gesetze jetzt nicht von allen Gläubigen verstanden und befolgt werden könnten.

Und auch in unserem Rechtssystem gibt es nie eine lose-lose Situation: Egal, in welcher Situation du bist, es gibt immer eine Handlung, die legal ist.
- Beim Folterbeispiel, ist es legal, das Kind sterben zu lassen, weil man den Entführer nicht foltert.
- Im Notwehr-Beispiel ist es legal, den Kriminellen zu erschießen, um das Leben eines Unschuldigen zu retten.

Aber ebenso wäre ein Rechtsstaat denkbar, wo es genau andersrum abläuft:
- Beim Folterbeispiel wird der Polizist bestraft,d er nicht alles tut, um das Kind zu retten. Wenn man den ENtführer jedoch foltert, um das Kind zu retten, geht der Polizist straffrei aus.
- Ein Zivilist darf niemals eine andere Person töten (auch nicht in Notwehr).

Dieser Rechtsstaat verfolgt zwar eine andere Moral, aber es sind dennoch noch rechtsstaatliche Prinzipien (auf eine andere Moral angewandt).

Was jedoch kein Rechtsstaat sein kann, ist ein Staat, der die Person bestraft, egal wie sie handelt:
- Der Polizist wird entweder bestraft, weil er den Entführer gefoltert hat, oder er wird bestraft, weil er das Kind nicht gerettet hat.
- Der Zivilist wird entweder wegen Tötung oder wegen unterlassener Hilfeleistung bestraft.

Das wäre kein Rechtsstaat mehr: Ein Rechtsstaat muss immer mindestens eine Handlungsoption offen lassen, die nicht bestraft wird. (Ob der Staat nun die Notwehr oder die unterlassene Hilfeleistung straffrei macht, ist egal. - Aber eines von beiden muss ein Rechtsstaat straffrei machen. - Er dürfte theoretisch auch beides straffrei machen. Aber er darf nicht beides verbieten.)

Und das, was ich jetzt zum Rechtsstaat geschrieben habe, gilt in vollem Umfang auch für einen Gott, der sich erwachsen benimmt.

Zitat
Gott muss also in diesem speziellen Fall den Polizisten/Büttel auf jeden Fall bestrafen, weil er gefoltert hat, auch wenn dies zu dem Zweck geschah, einen anderen Menschen zu retten. Dafür kann er ihn wiederum belohnen, aber er hat nicht die Option zu sagen: "Für Folter verdienst Du Strafe, für die Rettung des Kindes erlasse ich sie Dir."
Es ist Gott! Natürlich hat er die Option:
Siehe mein 1. Gebot: Folter ist nur strafbar, wenn dadurch nicht das Leben eines Kindes gerettet wird.
Wird die Folter jedoch angewandt, um das Leben eines Kindes zu retten, so ist die Folter laut meinem 1. gebot straffrei.

Wieso sollte Gott so ein Gebot nicht erlassen können?

Zitat
- Da wäre auch eine Unwucht drin: Die Folter ist ein doppeltes Vergehen; sie ist als Sache verboten, und sie trotzdem anzuwenden ist außerdem noch Missachtung göttlicher Gebote, also Häresie.
1) wtf?
Was meinst du mit "sie ist als Sache verboten"?

Entweder Gott hat Folter verboten, oder er hat Folter nicht verboten.

2) Missachtung göttlicher Gebote sind noch lange keine Häresie.
Häresie ist das denunzieren von Gott.

Mörder, Ehebrecher, entlaufene Kinder etc. galten in der christlichen Gesellschaft jedoch nicht als Häretiker, obwohl sie gegen die christlichen Gebote verstoßen haben.

Offline Yerho

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #87 am: 21.11.2009 | 13:58 »
1. Gebot: "Du darfst nur Foltern, um das Leben eines Kindes zu retten. Ansonsten darfst du nicht foltern."

Göttliche Gebote verlieren ihre knackige Prägnanz, wenn man sie mit Ausnahmen vollpackt.
Gut, das ein Kindgott eventuell ein spezifisches Interesse daran hat, dass in Sachen Kinder auch spezifische Ausnahmen existieren, ist ja durchaus plausibel. Das checken auch die Dümmsten. Ansonsten aber wird aus dem handlichen Gebot, welches auch für den geistig eher wenig bemittelten Bevölkerungsquerschnitt einer Fantasy-Welt absolut klar ist, schnell ein umständlicher Wust vom Ausmaß des bundesdeutschen Steuerrechts, welches für das Ver- oder Gebot tausend Ausnahmen benennt und seinen Zweck als griffige Leitlinie nicht mehr erfüllt.

Zitat
Das wäre kein Rechtsstaat mehr: Ein Rechtsstaat muss immer mindestens eine Handlungsoption offen lassen, die nicht bestraft wird. (Ob der Staat nun die Notwehr oder die unterlassene Hilfeleistung straffrei macht, ist egal. - Aber eines von beiden muss ein Rechtsstaat straffrei machen. - Er dürfte theoretisch auch beides straffrei machen. Aber er darf nicht beides verbieten.)
Und das, was ich jetzt zum Rechtsstaat geschrieben habe, gilt in vollem Umfang auch für einen Gott, der sich erwachsen benimmt.

Gott ist kein Rechtsstaat. Seine Autorität beruht auf einer gänzlich anderen Systematik, die ich aber bereits dargelegt habe. Er muss sich nicht rechtfertigen und auch nicht von unten legitimiert werden. Er muss lediglich im Rahmen seiner spezifischen Erscheinung und Forderungen glaubhaft sein. Und wenn er gefordert hat, dass seine Gläubigen nicht foltern dürfen, dann dürfen sie es nicht. Und machen sie es doch, werden sie bestraft, damit alle Gläubigen wissen, was passiert, wenn man Gebote missachtet.

Ergibt sich eine Situation, in der das Befolgen der Gebote einen Sterblichen in Widersprüche verwickelt, muss dieser sich irgendwie entscheiden. Wenn er Glück hat, hat der Gott bestimmte Gebote priorisert und damit von vornherein eingeräumt, das man eines brechen darf, um das höhere zu befolgen. Hat er aber beispielsweise gar nicht geboten, dass Menschen um jeden Preis zu retten sind, ist es eine Fallentscheidung, die eigentlich verhandelt werden müsste. Gott verhandelt aber nicht - mit wem auch? Gott sagt: "Hört, ihr Sterblichen, ich strafe diesen Mann für die Folter und belohne ihn für die Rettung. Seht, was ich getan, und merkt es euch!".
Soviel zur Theorie.

Bleibt in der Praxis das Problem der dynamischen Ereignisfolge. Gott hat den Menschen ja die Fähigkeit gegeben/gelassen, im Rahmen der Gebote frei zu entscheiden, was aber Probleme mit sich bringt. Er möchte nicht riskieren, dass jeder doofe Sterbliche denkt, er könnte auf gegenseitige Aufrechnung guter und schlechter Taten hoffen. Dann kommt garantiert irgend ein Knilch, der berechnend ein Waisenhaus stiftet bevor er einen Menschen ermordet und nun folgerichtig erwartet, dass das irgendwie gegeneinander aufgerechnet würde. Nun kann Gott, sofern er das durchschaut, sagen: "Nee, mein Bester, so nicht ... Du wirst hart gestraft, aber die trotzdem dankbaren Waisen werden über Deinem Grab weinen, okay?" - Soweit in Ordnung, nur ist der Ermordete trotzdem tot, weil der doofe Sterbliche zuvor dachte, er käme damit durch. Und Gott muss extra allen Gläubigen verkünden, warum er so entschieden hat, damit diese wiederum nicht denken, gute Taten lohnen sich vor Gott nicht.
Und das ist nicht im Interesse Gottes, also straft er prinzipiell, um das Exempel aufrecht zu erhalten, und behält sich bei mildernden Umständen im Hinterkopf vor, kurzfristig zu vergeben und eventuell die gute Absicht hinter dem übertretenen Gebot sogar zu belohnen.
Der Trick dabei ist, als Gott die gerechte Strafe und die berechtigte Milde so zu trennen, dass die Sterblichen mit den Kausalitäten nicht durcheinander kommen.

Das Einzige, was ein Gott fürchten muss, sind Einzelfälle. Und fürchtet er diese nicht und genießt es, jede Handlung jedes Sterblichen immer einzeln zu bewerten, braucht er keine Gebote zu erlassen, sondern lässt die Leute einfach machen und verlässt sich ganz und gar darauf, dass sie irgendwann von selbst ein moralisches Schema dahinter erkennen. So funktionieren allerdings die meisten Fantasy-Welten (und eigentlich auch unsere reale Welt) nicht, daher überhaupt meine zusätzlichen Ausführungen zur Praxis.
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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #88 am: 21.11.2009 | 14:26 »
Göttliche Gebote verlieren ihre knackige Prägnanz, wenn man sie mit Ausnahmen vollpackt.
Die Priesterschaft kann die Gebote für das dumme Bauernvolk ja vereinfachen, damit diese weiterhin ihre knackige Prägnanz haben.
Dafür hat die Priesterschaft dann vernünftige Gebote.

Es würde dann in etwa so ablaufen:
Gott schickt den Priestern eine Vision: "Du darfst nur Foltern, um das Leben eines Kindes zu retten. Ansonsten darfst du nicht foltern."
Die Priester schreiben diese Version auf und markieren sie mit "Geheim, nur für den internen Gebrauch."

Für das einfache Volk schreiben sie jetzt eine vereinfachte Version: "Du darfst nicht foltern."

Das heißt, das einfache Volk denkt, "Du darfst nicht foltern." wäre ein göttliches Gebot. - Aber die Priester wissen, dass dies nur eine vereinfachte Version ist und nur die Priester kennen das exakte Gebot.

Oder in Kurzform:
Gott zum Priester: "Du darfst nur Foltern, um das Leben eines Kindes zu retten. Ansonsten darfst du nicht foltern."
Priester zum Volk: "Gott hat gesagt, dass ihr nicht foltern dürft."

So hat man das beste aus beiden Welten:
Knackige Prägnanz für das dumme Volk und realistische und vernünftige Gebote für seine engsten Diener (Priester).

Zitat
Gott ist kein Rechtsstaat. Seine Autorität beruht auf einer gänzlich anderen Systematik, die ich aber bereits dargelegt habe. Er muss sich nicht rechtfertigen und auch nicht von unten legitimiert werden.
Also Gott sollte sich schon rechtfertigen. sonst springen ihm die Gläubigen ab und wandern zu einem vernünftigeren Gott.

(Hat man ja in der Antike gesehen: Die ganzen Streitigkeiten zwischen den römischen Göttern wurde den Leuten irgendwann zu viel und sie haben sich dem christlichen Gott zugewandt. Die römischen Götter gerieten in Vergessenheit und der christliche Gott gewann an Kraft. - Das kann so auch in einer Fantasy-Welt geschehen, wenn ein Gott bescheuerte Gebote erlässt und sich nicht rechtfertigt.)

Oder auch sehr schön im Film "Merlin" thematisiert, wo die Naturgötter in England langsam in Vergessenheit gerieten, weil die neue (christliche) Religion sich immer weiter ausbreitete.
Hätten die Naturgötter stärker um ihre Gläubigen gekämpft, hätten sie den Vormarsch des Christentums (zumindest im Film) aufhalten können.

Disclaimer:
Ich gehe jetzt einfach mal von einer Welt aus, in der es Götter gibt.
In einer Welt, in der es keine Götter gibt, werden Sünder sowieso nicht durch Götter bestraft.

Offline Toshi

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #89 am: 21.11.2009 | 18:02 »
So etwas wie ein Kreuzzug würde (nach den momentanen Regeln) zu einem schnellen Priestersterben führen, weil der gute Gott X ja nicht völlig blöde ist.
Die Frage ist jetzt, wie man ohne den Interpretationsansatz/das Schönreden trotzdem Folter oder Mord hinbekommt. Vielleicht eine Art "perverse" Befehlskette, bei denen der Priester trotzdem fein raus ist.
Also wenn die Anhänger des Gottes wen töten ist es nicht okay, aber wenn der Gott es macht schon?

Warum dieser Gott nicht ne Art "Exekutive" in der Welt haben - sprich: die Inquisition.
Die, und nur die darf töten/strafen/etc, weil sie es niemals eigennützig, sondern immer im Dienste ihres Gottes macht.
Die Inquisition darf nicht verurteilen, sondern nur richten.

Wohl in etwa so wie BadHorse es mit dem Priesterorden meinte...

Bzw.: Wenn der Gott in deiner Welt selber strafend eingreift, wozu müssen es seine Priester noch tun?!?

P.S.: sry falls das jetzt überflüssig war, bin auf der arbeit und muss nu weg, konnte nicht alles lesen...

Offline Yerho

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Re: Guter Gott – wie trotzdem böse handeln?
« Antwort #90 am: 21.11.2009 | 18:33 »
Es würde dann in etwa so ablaufen:
Gott schickt den Priestern eine Vision: "Du darfst nur Foltern, um das Leben eines Kindes zu retten. Ansonsten darfst du nicht foltern."
Die Priester schreiben diese Version auf und markieren sie mit "Geheim, nur für den internen Gebrauch."

Das verlagert die Problematik nur. Dann muss sich Gott immer noch damit herumschlagen, wann ich welchen Fall ein Priester berechtigt gefoltert hat. Und Priester könnten auf die dumme Idee kommen, sie könnten sich Sonderrechte herausnehmen, wenn sie es nur irgendwie begründen - man kann ja hinterher immer sagen, man hätte vermutet, der Gefolterte hätte irgendwo ein Kind gefangen gehalten.

Da ist es doch irgendwie praktischer, allen Menschen eine klare Ansage zu geben und sich vorzubehalten, unter bestimmten Umständen (die man nur selbst kennt) durchgehen zu lassen, wenn sie davon abweichen. Das verhindert komplizierte Regelungen, Gemauschel und man kann gelegentlich so schön seine Gnade über dem Sünder (ob nun mit guten Absichten oder nicht) leuchten lassen.

Zitat
Hat man ja in der Antike gesehen: Die ganzen Streitigkeiten zwischen den römischen Göttern wurde den Leuten irgendwann zu viel und sie haben sich dem christlichen Gott zugewandt. Die römischen Götter gerieten in Vergessenheit und der christliche Gott gewann an Kraft.

Die historischen Hintergründe der Christianisierung Roms habe ich zwar irgendwie gänzlich anders in Erinnerung, aber ich will diesen Thread hier nicht noch stärker kapern, als es ohnehin schon der Fall ist ... ;)
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