Die letzten Abende der Gruppe mit mir als Meister wurden leider nicht protokolliert, es gibt kein Tagebuch. Allerdings wird die Essenz der Erlebnisse dem geneigten Leser später offenbar, denn ich habe mein SL-Amt abgegeben und bin der Gruppe als Spieler beigetreten.
Darf ich vorstellen: Faenaeyon, Golfelf, Magier (Incantator), arrogant, Harfner-Agent für Infiltration und Akquisition
Im Folgenden gebe ich dann MEINE Tagebucheinträge zum Besten, den ersten gleich jetzt. Würde mich über Feedback freuen, wie es Euch so gefällt.
Ich war gerade nach einem besonderen Auftrag der Harfner nach Silbrigmond
zurückgekehrt. Ich mußte von einem Adligen in Sembia ein wertvolles Buch
akquirieren, welches sich mit der Geschichte des Landes vor 200 Jahren
befaßte. Dieser Adlige war nicht gewillt, es zu verkaufen, obwohl es
dringend für Nachforschungen benötigt wurde. Nun, so mußte er sich denn
unfreiwillig davon trennen…
Jedenfalls freute ich mich auf ein paar geistvolle Vorlesungen des
Magisters Harontor Horton, als mich eine Nachricht von meinem Bekannten
Danilo von Thann ereilte. Er habe eine Gruppe hoffnungsvoller aufstrebender
Harfner unter seine Fittiche genommen, die sich im Moment in einer
schwierigen Situation betreffend der Jurisdiktion der Stadt Westtor
befänden, und er bitte um meine Unterstützung. Mit andern Worten, so
vermutete ich, eine Bande Abenteurer hatte sich Hals über Kopf infolge
mangelnder Kompetenz mit den falschen Leuten angelegt und einen Auftrag
gründlich in den Sand gesetzt. Und nun wollte Danilo die Hilfe eines
erfahrenen Harfner-Agenten, um den Neulingen aus dem Dreck zu helfen. Ich
willigte zunächst nur ein, mir ein Bild von der Lage zu machen und mich
dann zu entscheiden.
Seine Angaben über die Gruppe waren spärlich. Dank des Teleport-Zaubers
hielten sich meine Reisezeiten in Grenzen. In einer unterirdischen
Tiefengnom-Siedlung namens Schwarzstein bekam ich Informationen, dass die
Gruppe wohl um die sechs Personen stark, es nur knapp geschafft hat, in der
Stadt anzukommen, obwohl sie einen kundigen Führer hatten. Naja, da nur
zwei Elfen dabei waren, und das auch noch Mondelfen, war meine anängliche
Vermutung der Inkompetenz deutlich erhärtet worden…
Ein weiterer Hinweis führte mich dann zu meinem alten Mentor, dem Druiden
Galvanius. Auch er war der Gruppe begegnet und zeichnete mir ein Bild von
einem Haufen planlos agierender und unverständlicherweise mit Glück
gesegneter Chaoten, deren einzige Vorbereitung auf irgendwelche
Unternehmungen darin bestand, die Waffen zu schärfen… naja, jedenfalls
interpretierte ich seine Erzählungen dementsprechend.
Ich beschloss, mir die Gerichtsverhandlung anzusehen, von der Danilo
gesprochen hatte, um festzustellen, wie schlimm es wirklich um sie stand -
sollten sie zum Tode verurteilt werden, hätte es sich ja mit einer
Hilfestellung meinerseits erübrigt.
Zu dem absolut vergeblichen Versuch einer Rechtfertigung für das Gemetzel
an den Soldaten Westtors möchte ich schweigen. Und ich entschloss mich
wider besseren Wissens, Danilos erneuten Bitten nachzukommen und ihnen
beizustehen. Es sollte sich ja zu mGlück nicht um eine Drachenjagd handeln,
sondern um das Aufspüren einer vermißten Person. Im ersten Fall wären meine
Fähigkeiten kaum von Nutzen gewesen, im zweiten um so mehr.
Die Gruppe bestand aus zwei Mondelfen, Tyrion und Leandra. Sie hatten um
sich noch drei Menschen geschart, warum auch immer, deren Namen ich
irgendwie schon verdrängt habe. Außerdem sollte noch ein weiterer Harfner
auf Bitten Danilos zu uns stoßen. Dessen Namen Alagos konnte ich mir
durchaus merken, obwohl er ein Mensch ist, denn ich hatte ihn in
Silbrigmond flüchtig kennengelernt.
Ich mußte allerdings feststellen, dass gezieltes und zielführendes Handeln
meinen Weggefährten offenbar ferner liegt als einem Goblin
gesellschaftliche Umgangsformen. Wie bitteschön soll man eine Person
finden, ohne sich zu erkundigen, wie diese Person aussieht ? Von den
Schwachpunkten in der Vorbereitung für die Wüstenreise ganz zu schweigen.
Naja, wenn sie sich halbwegs anständig benehmen, lasse ich sie vielleicht
in meiner Hütte nächtigen.
Wir beschlossen - auf meinen fachkundigen Rat hin - die Reise nach Athkatla
mit dem Schiff durchzuführen. Die Wartezeit auf die Ankunft des nächsten
Schiffes verbrachten wir in einer dubiosen Taverne. Ich konnte mich erst
nach einem Säuberungszauber durchringen, mich auf dem Stuhl niederzulassen.
Das Gespräch in der Taverne war geprägt von einem freundlichen Wortgefecht
zwischen mir und Tyrion, seines Zeichens selbst ernannter Anführer und
einer der beiden Magiewirker der Gruppe. Die kargen und geistlosen Einwürfe
des Schwertfuchtlers Darius - ein Mensch… - trugen kaum zur Würze der
Unterhaltung bei, aber um des Friedens willen habe ich sie nicht schlicht
ignoriert, sondern sie mit humorvollen Bemerkungen erwidert.
Natürlich gelang es uns, eine Überfahrt für einen annehmbaren Preis zu
erstehen. Ich hatte mir bereits in dem Moment vorgenommen, meine Unterkunft
an Bord wesentlich zu verbessern, als ich das Schiff zum ersten Mal sah.
Und dank meiner Ausbildung - und meines Mangels an Skrupeln, meine
Fähigkeiten zu meinem Vorteil zu gebrauchen - hatte ich auch einen
erfolgversprechenden Plan. Ich konnte den Kapitän in seiner Kajüte, die ich
als angemessen empfand - zu einem Gespräch unter vier Augen bewegen. Meine
Geschichte um einen Glückszauber schluckte er wie ein Fisch einen Köder.
Doch eben diese Glücksgöttin muß ihm beiseite gestanden haben, denn er
widerstand meinem "Personen bezaubern". Naja, eine Nacht mußte ich dann
zusammen mit Alagos in einer kleinen Kammer verbringen, bis der Kapitän am
zweiten Tage einem Kabinentausch - er und ich - zustimmte. Manchmal hat es
Vorteile, wenn man sich nicht nur mit Kampfzaubern auskennt…
Tyrion, so stellte ich fest, kannte sich allerdings nicht besonders gut mit
Seefahrt aus. Nun, an sich ist es kein Problem, Luv und Lee zu verwechseln
(wenn man kein Seemann ist), aber das ändert sich schlagartig, wenn einem
dies beim Fischefüttern geschieht. Zum Glück helfen Säuberungszauber auch
gegen Sprenkelroben…
Ich beschloss, die Mahlzeiten an Bord auszulassen und die Tage in der
einzigen angenehmen Gesellschaft an Bord zu verbringen - meiner
Gesellschaft.
Am zweiten oder dritten Tage konnte ich eifrige Geschäfitgkeit und
aufgeregte Rufe an Bord vernehmen. Ich sah an Deck nach und stellte fest,
dass unser Schiff von einem großen Meeresbewohner angegriffen wurde, einem
Kraken. Durch die geistesgegenwärtige Reaktion meiner Selbst und Tyrions
und den Einsatz höchst wirkungsvoller Feuerzauber gelang es uns, den Kraken
schnell zu vertreiben. Wieder einmal mußte ich an meinen Gefährten
zweifeln. Was, bei Umberlee, meinte Darius mit seinen Schwertern ausrichten
zu können? Und warum zaubert Tyrion, wenn er sich dirket neben einem dieser
zuckenden Tentakel befindet? Mutig oder einfach nur schwachsinnig? Naja,
vielleicht erklärt sich deren sonderbares Verhalten im Laufe der Reise,
wenn es nicht einfach auf grundlegendes Chaos an sich im Handeln und Denken
meiner geschätzen Harfner-Kollegen begründet ist…
Der Rest der Reise verlief zum Glück ereignislos. In Athkatla angekommen,
haben wir weitere Nachforschungen angestellt und einen Haufen Gerüchte
gehört. Aber auch echte Hinweise auf den Standort der Gruft, in der der
Gesuchte verschollen sein sollte. Ein Führer wurde gefunden, die Einkäufe
für die Reise unternommen. Nun, hätten sie mich in die Vorbereitungen
einbezogen, hätte ich ihnen schon gesagt, dass ich kein Kamel und die
gesamte Gruppe keine Zelte benötigen würde. Ich habe es mir schon vor
Jahren angewöhnt, nur noch auf meinem beschworenen Geisterpferd zu reiten.
Was soll ich zu der Reise durch die Wüste sagen, außer dass sie sehr heiß
war… für die anderen, die nicht das Glück hatten, unter dem Effekt eines
"Elementen widerstehen" reisen zu können. Nun, auch hierzu hatte mich
keiner gefragt…. sollen sie doch schwitzen.
Ich erinnere mich noch gern an die großen Augen meiner Weggefährten, als
sie zum ersten Mal das Artefakt "Harontors Heimelige Hütte" bestaunen
durften. Die mannigfaltigen Sicherheitsvorkehrungen, zu denen nicht zuletzt
eine Illusion zur Tarnung diente, überzeugten sie von meiner Meinung, auf
eine Wache verzichten zu können. Zu deren Beruhigung verbarg ich noch die
Kamele unter einem "Mächtigen Trugbild", ohne daran zu denken, dass sie am
nächsten Morgen ohne meine Hilfe wohl gar nicht in der Lage seien, diese
wiederzufinden, so kraftvoll sind meine Zauber.
Am Morgen widmete ich mich dann meinen Studien und täglichen
Zauberanwendungen, um mich zu schützen, so wie jeden Tag. Was für eine
Vorstellung, darauf angewiesen zu sein, einen Schutzzauber erst in dem
Moment zu wirken, in dem ich in Gefahr bin!
Wie auch immer, wir erreichten den Standort der Gruft einige Tage später.
Ein trotz des offenkundigen Verfalls imposantes Bauwerk - wenn man
primitive Baustile bewundern kann. Nach einigen Fehlversuchen gelang es
uns, den richtigen Eingang der Gruft zu finden und zu öffnen. Ein langer,
bunt bemalter Gang mir vielen Fresken an den Wänden erwartete uns. Ein
Mosaik auf dem Boden, in welches eine Art roter "Faden" eingearbeitet war.
Ich ging davon aus, dass es in den Außenbereichen der Gruft noch vertretbar
gefährlich war und verzichtete auf den großflächigen Einsatz meiner
reichhaltigen Erkenntniszauber.
Dass das vielleicht ein Fehler war, erkannte ich daran, dass Darius kurze
Zeit später den Weg in eine Fallgrube antrat. Aber offenbar war ihm nichts
Ernstes geschehen.
Ich dachte angestrengt über parallel angelegte Bauten nach, die ich besucht
hatte, und bekam daher nicht alles mit, was meine Gefährten auf dem Weg in
die Gruft anstellten - vielleicht auch ganz gut so, denn planvoll waren sie
offenbar weniger dabei.
Jedenfalls konnten wir den einen oder anderen Hinweis in den Texten, die
wir aus der Bibliothek von Athkatla mitgebracht hatten, nutzen, um uns
voranzuarbeiten und Fallen zu umgehen. Wir entdeckten sogar einen
Geheimgang, der sich in einen ähnlich anmutenden Gang öffnete. Dieser war
gekennzeichnet durch viele Wandmalereien verschiedener Kreaturen. Ich
erkannte durch einen kleinen Zauber, dass Teile davon magisch waren. Stunde
um Stunde verging bei der Suche nach einem Weg tiefer in die Gruft hinein.
Schließlich erbarmte ich mich und löste den Zauber "Geheimtüren entdecken"
aus, welcher mir natürlich auch prompt eine geheime Öffnung zeigt. Dieser
folgten wir dann und erreichten einen Raum mit drei großen Truhen. Meine
Gefährten, offenbar dem Irrglauben unterliegend, es könne sich um eine Art
Schatzkammer handeln, öffneten sogleich eine davon, aus der jedoch eine Art
Riesenskelett mit einem gewaltigen Krummsäbel sprang und angriff.
Natürlich versuchte ich einen "Sengenden Strahl" und traf auch das untote
Monster mit elfengleicher Präzision, was nicht verwundert, bin ich doch
schließlich der edelste Elf unter uns… Was mich viel eher verwunderte,
war die Tatsache, dass das skelettierte Monster keine Notiz nahm von den
arkanen Energien, die ich (und irgendwie auch dieser Kampfmagier, dessen
Namen mir immer noch nicht geläufig ist) ihm entgegenschleuderten. Ich
folgerte messerscharf, dass hier eine Art Schutz gegen Magie vorliegen
müsse. Hah, das ist ja wohl noch eher meine Spezialität! Und so war es auch
- ein "Magie bannen" später, und das Skelett trat nach einigen Schlägen
meiner eher einfach strukturierten Mitkämpfer den Weg an, den es schon vor
HUnderten von Jahren hätte gehen sollen.
Wir werden sehen, was uns in dieser Gruft noch erwartet…