Autor Thema: [Designtagebuch] Auf Staub gebaut...  (Gelesen 56773 mal)

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Callisto

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Re: [Designtagebuch] Auf Staub gebaut...
« Antwort #175 am: 1.07.2009 | 22:46 »
Herzlichen Glückwunsch für die Nominierung. Und ich mag deine Schreibe  ;)

Offline scrandy

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Re: [Designtagebuch] Auf Staub gebaut...
« Antwort #176 am: 2.07.2009 | 00:00 »
Was für ein Tag! Endlich alles gelesen und bevor ich es noch vergesse, Glückwunsch natürlich auch von mir. :d

Bin gespannt, wie es weiter geht!
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Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: [Designtagebuch] Auf Staub gebaut...
« Antwort #177 am: 3.08.2009 | 19:46 »
Mein Feedback aus der Endrunde:

Fazit: Auf Staub gebaut
Optisch sehr schön präsentiert bekommt man gleich einen guten Eindruck davon, in welchem

Themenkreis dieses Setting angesiedelt ist: Das Antike Ägypten meets High Fantasy.
Das Setting hat einen soliden Mythos (Geschichte der Enoba, Erschaffung des Staubes), den man aber für spätere Versionen sicherlich noch ausbauen könnte und sollte.

Kommen wir gleich zu den Highlights: die Gesellschaft, in der Lebende und Tote parallel exisitieren, ist cool. Ich mag die Lazari -optisch echt geil- und das gesamte Magiesystem um Staub und Essenzen. Auch die Unterteilung des Landes in Gebiete der Lebenden und der Toten hat was, damit kann man sicherlich arbeiten.

Was mit nicht so gefallen hat: Die Völker sind zwar optisch gut beschreiben, aber es wird zu wenig auf ihre Motivationen und Ziele eingegangen, auch ihre Wesenszüge sollten herausgearbeitet werden. Ich sehe bei den Völkern als Fraktionen zu wenig Konfliktpotential, es würde mir als Spieler auch schwer fallen einen Charakter mit einer klaren Mission/Aufgabe zu entwickeln - eben weil ich nicht weiß, wie die Völker/Gruppen so ticken und was sie für Pläne mit dem Land/der Stadt/dem Staub haben.
Wiederum schön ausgearbeitet sind die NSCs in der Hauptstadt, die kann man sicherlich gut in Abenteuer einbauen.

Das Setting liest sich schön, am Ende frage ich mich aber, was ich damit anfangen soll. Es hat mit dem Staub und den Unoten als Teil der Gesellschaft eine tolle Grundidee, mich springt daraus jetzt aber nicht unbedingt eine Idee für ein Abenteuer oder eine Kampagne an.
Für mich liegt das u. a. daran, dass die Settingbeschreibung zu wenig auf die Bedeutung des Staubes innerhalb der Gesellschaft selbst eingeht. Ich verstehe nicht, welche Bedeutung er im alltäglichen Leben spielt; konsumiert den jeder? Oder nur die Reichen, Mächtigen? Man wird damit mächtig, okay, aber wie wird diese macht genutzt? Jeder zu seinem eigenen Zweck, oder gibt es vielleicht ein übergeordnetes Ziel, das zu Erreichen den Staubkonsum vorraussetzt? Wie ist das Verhältnis der Bevölkerung zum Staub? Wenn bekannt ist, dass der Staub einen untot macht, warum konsumiert man ihn dann? Wenn die untoten als Plage angesehen wird, warum verbeitet man den Staub nicht? Welchen Stand haben Staubkonsumenten im Leben? Wie eirkt es sich auf die Lebenden aus, dass ihre Toten nicht sterben?
Ich finde, das sind wichtige Fragen, die man besonders im Hinblick auf das für dieses Setting vorgeschlagene Solar-System beleuchten sollte. Da hier Menschen mit ihren Problemen im Vordergrund stehen sollen, ist es wichtig, die gesellschaftlichen Strukturen und Denkweisen der einzelnen Völker und Fraktionen auszuloten und deutlich voneinander abzugrenzen. Dies sehe ich in der vorliegenden Fassung des Settings aber leider nicht gegeben.

Frage zum Schluß: Was es mit den Paradiesstädten auf sich haben soll, ist mir nicht ganz klar geworden - was daran soll motivieren, Strahlengräber zu erkunden?

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Re: [Designtagebuch] Auf Staub gebaut...
« Antwort #178 am: 3.08.2009 | 20:18 »
Hi und danke für das ausführliche Feedback.

Ich gehe mal auf deine Kritikpunkte ein:
Das die Völker nicht so sehr in "Wesensart, Motivationen und Zielen" beschrieben sind liegt daran, dass sie eher Charakterhintergründe als Fraktionen sein sollen. Ich kann mir keine ganze Kultur als homogene Fraktion vorstellen, geschweige denn eine ganze Spezies.
Deswegen habe ich ja auch für jede Kultur eine Beispielfraktion geschildert und weitere angedeutet. Die kulturschaffenden Völker dagegen sind halt wirklich eher "da kommt mein Charakter her und so sieht er aus" ... wie er tickt ergibt sich dann trotzdem vor allem noch aus seiner Lebensgeschichte.
Allgemein kann es da aber garnicht genug Infos geben, stimmt schon. Ist auch mit der gesellschaftlichen Bedeutung des Staubs so ... da lagen einfach meine Prioritäten anders und dann blieb kein Platz mehr für diese Dinge in ihren Einzelheiten.
Eine extreme Abgrenzung der Völker/ Kulturen möchte ich jedoch nicht ... sie sollen immerhin Teil einer ziemlich kosmopolitischen, heterogenen Gesellschaft sein.

Zu deinen Fragen:
Zitat
Ich verstehe nicht, welche Bedeutung er im alltäglichen Leben spielt; konsumiert den jeder? Oder nur die Reichen, Mächtigen?
Staub ist vergleichbar mit einer teuren Designerdroge. Opiumhöhlen, Kokainsniffer.
Essenzen sind sehr teuer und denen vorbehalten die sie sich leisten können.

Zitat
Man wird damit mächtig, okay, aber wie wird diese macht genutzt? Jeder zu seinem eigenen Zweck, oder gibt es vielleicht ein übergeordnetes Ziel, das zu Erreichen den Staubkonsum vorraussetzt?
Jeder zu seinem eigenen Zweck, bzw dem Zweck seiner Gruppe. Ein Ziel das zB des Staubkonsums als Vorraussetzung bedürfte wäre es ewig zu leben, aber prinzipiell ist der Staub auch nichts groß anderes als ein Manatrank/ eine Spruchrolle.

Zitat
Wie ist das Verhältnis der Bevölkerung zum Staub?
Unterschiedlich. Viele Tagelöhner sind Immigranten die sich erhofft haben durch die Staubsuche schnell reich zu werden und deren Träume gescheitert sind. In dieser Schicht könnte man sich durchaus eine langsam anwachsende Aversion gegen den Staub vorstellen die sich aus nicht eingelösten Hoffnungen speist ("Was ich nicht haben kann...")
Grundsätzlich ist er halt die Stütze der Wirtschaft des ganzen Landes, und allen die etwas haben ist klar, dass sie ohne den Staub Probleme bekommen würden. Ich habe hier im Diary schonmal den Vergleich Staub=Erdöl gezogen, das passt an sich ganz gut. Das Zeug bringt ziemliche Probleme mit sich ... aber es bringt eine "Energie" welche (je nach Vorliebe des SL) die halbe Welt antreibt, jede Menge Geld und Macht.

Zitat
Wenn bekannt ist, dass der Staub einen untot macht, warum konsumiert man ihn dann?
Das ist ja quasi einer der Kernkonflikte des Settings ... man konsumiert ihn wegen der Macht die er bringt, wegen dem kurzzeitigen Rush und der Möglichkeit seien Ziele auf dem einfachen Weg zu erreichen. Die Folgen sind dabei dann fürs erste sekundär.
Wie bei jeder anderen Droge auch.

Zitat
Wenn die untoten als Plage angesehen wird, warum verbeitet man den Staub nicht?
S.o., er ist die Quelle des Reichtums der herrschenden Schicht. Mit den Untoten lässt sich umgehen, die bieten sogar noch einen Sündenbock und eine verzweifelte Unterschicht die sich an jeden Strohhalm klammert, und die man daher gut für seien Zwecke ausnutzen kann. Und wer über die Stränge schlägt wird früher oder später von den Seelensammlern abgeholt.

Zitat
Welchen Stand haben Staubkonsumenten im Leben? Wie eirkt es sich auf die Lebenden aus, dass ihre Toten nicht sterben?
Wieder ... unterschiedlich. Verbreitet ist die Ansicht das die Toten zu Lebzeiten ihre Chance gehabt haben und das sie jetzt gefälligst die Welt verlassen oder nach Moradoun gehen sollen.
Ein bisschen Staubkonsum ist en vogue. Extreme Staubkonsumenten gelten entweder als bemitleidenswerte Süchtige oder unter bestimmten Bedingungen auch als Märtyrer die ihr Seelenheil für die anderen aufs Spiel setzen. Aber auch denen begegnet man zumindest mit Distanz, manchmal auch trotzdem mit Abscheu. Die einzige Institution die sich quasi auf diese Art für das Volk opfert und dabei auch stürmisch verehrt wird ist der Pharao der mittlerweile traditionell seine Macht aus dem Staub einsetzt um zu heilen.

Zitat
Was es mit den Paradiesstädten auf sich haben soll, ist mir nicht ganz klar geworden - was daran soll motivieren, Strahlengräber zu erkunden?
Paradiesstädte sind künstliche Palast-Oasen mit allem erdenklichen Luxus, mitten in der lebensfeindlichen Wüste. Sie dienen denjenigen die unter Einsatz ihres Lebens neue Staublager von Mutationen und Gefahren reinigen und abbaubar machen als Domizil. Man riskiert auf seinem Job zwar alles, aber wird dafür auch dadurch belohnt das einem ansonsten quasi die Wünsche von den Augen abgelesen werden. Außerdem sind die Paradiesstädte die eigentlichen Domizile der Staubfürsten und damit auch ein netter Schauplatz für Intrigen aller Art.

Ich hoffe ich konnte deine Fragen soweit beantworten. Wenn nicht geh ich gerne auf Einzelheiten nochmal genauer ein.
« Letzte Änderung: 3.08.2009 | 21:01 von Hibou »

Offline Lord Verminaard

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Re: [Designtagebuch] Auf Staub gebaut...
« Antwort #179 am: 4.08.2009 | 10:01 »
Ein paar Worte noch von mir. Was mich an „Auf Staub gebaut“ (neben der überragenden Optik) begeistert hat, waren die Untoten: Erst Staub-abhängig (yay für Paradiesstädte und Strahlengräber), dann irgendwann eine wandelnde Mumie, die nicht sterben kann, es sei denn sie setzt sich selbst einen Parasiten ein. Und wenn sie in ihrer Heimat bleibt, wird sie Anfeindung und Repressalien ausgesetzt (oder mit etwas Pech irgendwo eingemauert), aber die Alternative ist, in ein trostloses und bizarres Reich der lebenden Toten überzusiedeln. Wie geil ist das denn?

Leider ist der ganze Rest des Settings (vielleicht noch mit Ausnahme der Ascaliten) nur noch eine stimmige Aneinanderreihung von Klischees, die das Setting eher überfrachten als besser machen. Gerade wenn es mit dem Solar System gespielt werden soll, müssten die Völker hier mehr thematisch aufgeladen sein, Promiskuität der Schlangenmenschen ist da zu wenig. Lieber ein paar Völker rausschmeißen, die anderen mit 1-2 griffigen und originellen Pfaden ausstatten, und dann vor allem jedem Volk seine Lazari. Alternativ: Nichtmenschen rausschmeißen, Menschen reichen.

Also: Die besten Untoten, die ich seit langem gesehen habe. Um aber ganz vorne zu landen, war mir der Rest ein bisschen zu schwach.
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Re: [Designtagebuch] Auf Staub gebaut...
« Antwort #180 am: 4.08.2009 | 10:56 »
Danke für dein Feedback.

Zitat
Leider ist der ganze Rest des Settings (vielleicht noch mit Ausnahme der Ascaliten) nur noch eine stimmige Aneinanderreihung von Klischees, die das Setting eher überfrachten als besser machen. Gerade wenn es mit dem Solar System gespielt werden soll, müssten die Völker hier mehr thematisch aufgeladen sein, Promiskuität der Schlangenmenschen ist da zu wenig. Lieber ein paar Völker rausschmeißen, die anderen mit 1-2 griffigen und originellen Pfaden ausstatten, und dann vor allem jedem Volk seine Lazari. Alternativ: Nichtmenschen rausschmeißen, Menschen reichen.

Mmmh, ich glaube, das ist wieder eine Sache der Prioritäten. Ohne Zweifel hätte ich da anscheinend defintitv mehr zu schreiben sollen, aber diese Vielfalt ist durchaus gewünscht.
Und Klischees erachte ich jetzt auch nicht unbedingt als negativ. Das ist auch etwas woran ein Spieler sich festhalten kann und imo allemal besser als ihn in eine Artsy-"alles gaanz neu"-Welt zu werfen in der jeder Name mindestens drei Ypsilons beinhalten muss.
Ich denke auch das man gerade durch eine solche "Überfrachtung" für längere Spielbarkeit sorgt, weil man so leicht unterschiedliche Schwerpunkte setzen und diese abwechseln kann.
Ein monothematisches Szenario ist schnell abgehakt und langweilig.

Ob nicht jedes Volk Lazari bekommen sollte ist aber wirklich eine gute Frage. Da mach ich mir nochmal nen Kopf zu.