Hm, interessante Technik. Die Abneigung dürfte sich darauf begründen, dass solche Audiokommentare das Spiel auf die Metaebene verlagern. Solche Informationen möchte ich als Spieler nicht erhalten, weil ich mir die Mühe ersparen will, dieses outgame-Wissen vom ingame-Wissen meines Charakters zu trennen. Ich liebe solche Kommentare nach dem Spiel, wenn sie für das Spiel selbst keine Relevanz mehr haben.
Ja, solche Kommentare höre ich sehr oft (um nicht zu sagen: immer), wenn ich diese Technik hier im Forum erwähne. Meiner Erfahrung nach fühlt es sich im Spiel dadurch überhaupt nicht meta an, und selbst eingefleischte Immersionisten fühlen sich dadurch überhaupt nicht gestört, im Gegenteil. Durch eine kurze Erläuterung versteht man ja ggf. viel besser,
warum derjenige so handelt; meiner Erfahrung nach erhöht das eher eine „Suspension of Disbelief“, weil dem Spielgeschehen mehr Plausibilität und Komplexität hinzugefügt wird.
Gerade das mit der Relevanz ist doch so eine Sache: Dein Charakter kriegt doch von der Spielwelt viel mehr mit, als deine Mitspieler dir durch reine äußere Beschreibung vermitteln. Insofern weiß ich nicht, ob du wirklich angemessener reagierst ohne solche Erläuterungen, wo dir ggf. Dinge entgehen, die dein Charakter durchaus bemerken könnte. Jedenfalls aber kann ich
als Spieler viel besser auf die Dinge eingehen, die meine Mitspieler interessieren, wenn ich klare Ansagen bekomme.
Es sind die Kleinigkeiten, an die man sich nach dem Spiel überhaupt nicht mehr erinnert, die einem im Spiel gar nicht auffallen, die durch so eine ad hoc-Erläuterung plötzlich Teil des
gemeinsamen Vorstellungsraums werden. Ich persönlich finde so was sehr bereichernd, wenn es von anderen Spielern kommt, und auch für mich selbst toll, weil ich dadurch eben Nuancen verständlich machen kann, die ich sonst nicht verständlich machen könnte. Ich möchte beim Rollenspiel möglichst an allem teilhaben, was passiert, und nicht nur an dem, was mein Charakter mitkriegt. Ich finde es völlig unproblematisch, meinen Charakter trotzdem eigenmotiviert handeln zu lassen (wenn ich das denn möchte).
Aber ich will hier niemanden bekehren, nicht dass ein falscher Eindruck entsteht. Ich möchte nur erklären, wie ich spiele, und vielleicht dazu anregen, bestimmte Grundannahmen mal in Frage zu stellen.
Ich mein, wie soll das gehen, wenn 99% der Borderliner im Alltag nicht an irgendwas erkannt werden können und das auch nicht wollen?
Genau so was meine ich, das kann ich über den Audiokommentar super lösen. Insofern verwende ich hier „Darstellen“ im weiteren Sinne, ein bisschen Laientheater gehört immer auch dazu, aber eben auch Beschreibung und Erläuterung.
Edit: ergänzt