Thema: Rückmeldung

[Edwin]

Huhu!

Ich würde gerne mal von euren Erfahrungen hören in Bezug auf Rückmeldung/Feedback/Kritik usw.
Üblicherweise an den SL, allerdings sehe ich keinen Grund, warum Spieler davon nicht profitieren sollten (grade im Bezug auf Player Empowerment dürfte das auch NOCH relevanter sein).

Wenn es gute Links zu dem Thema gibt, würde mich das auch freuen.

Ich habe konkret folgende Fragen

1. Habt ihr als Spieler/SL schon mal Kritik äußern können, und es hat sich dadurch tatsächlich etwas (positiv) verändert? Erzählt einfach mal von euren gelungenen und misslungenen Feedbackversuchen.
2. Erzählt mir von euren Techniken und Vorgehendsweisen, um den Menschen die oft zähflüssige Rückmeldung aus der Nase zu ziehen, und ob diese gefruchtet haben.

Danke!

[dunklerschatten]

Als SL  frage meine Mitspieler einfach stumpf, was ihnen gefallen hat und was nicht
Und ob es Wünsche gibt, die ich dann wenn es irgendwie geht mit einflechten kann.

Feedback gab es darauf bisher wenig, entweder will keiner was sagen oder alle sind recht zufreiden.

Als Spieler habe ich schon Probleme angesprochen und auch Kritik geäußert, das wurde eigentlich immer gut aufgenommen. Dann hat man sich zusammen gesetzt und überlegt was man verschlimmbessern kann 

[Edwin]

Als SL  frage meine Mitspieler einfach stumpf, was ihnen gefallen hat und was nicht

Feedback gab es darauf bisher wenig, entweder will keiner was sagen oder alle sind recht zufreiden.

Da liegt halt der Hund begraben...

[dunklerschatten]

Och so tragisch finde ich das nun auch nicht. Wenn jemand den Schnabel nicht aufmacht , dann kann man ihm/ihr nicht helfen. Und so wie ich meine Mitspieler einschätze würden sie schon was sagen wenn sie es für nötig erachten.

Ich werte daher das ausbleibende Feedback als Zufriedenheit.

[Seth]

Das kommt bei mir ganz auf die Spielrunde an. Vor ein paar Jahren, als ich erst so richtig als SL angefangen hab, machte ich - aus heutiger Sicht - sehr viele Fehler, sowohl auf inhaltlicher, als auch stilistischer Basis. Da die Fehler aber natürlich, wie so gut wie immer, nicht nur auf einer Seite lagen hat man sich zusammen gesetzt und das ausdiskutiert. Da sind, manchmal durch mich, manchmal durch Andere teilweise ganz schön lange Gespräche bei rum gekommen, ob nun beim Telefonat oder von Angesicht zu Angesicht. Viele der gröberen Probleme wurden dadurch schnell behoben, einige der ärgsten Probleme blieben teilweise weiter bestehen. Letztere sind dann aber nach meiner Ansicht auch wirklich tiefgehende, teilweise menschliche Differenzen gewesen.

Mittlerweile habe ich in meinen Runden einen ziemlich guten Konsens gefunden. Es gibt Spieler, die mir sehr ausführliches Feedback geben und mit denen ich stundenlang über ihre Charaktere und den Spielverlauf reden, diskutieren und philosophieren kann und es gibt Spieler, die am Ende der Sitzung wahlweise mit einem zufriedenen Grinsen oder mit panischen Blicken dasitzen, was ich - je nach Situation - auch als positives Feedback werte. Einer der sichersten Garanten für postivie Resonanz ist wohl das Beschweren über das "vorzeitige" Ende der Spielrunde, meist so um 3 Uhr Nachts (wenn die Runde im späten Nachmittag begonnen hatte...). Sollte das nicht der Fall sein, leite ich nach der Runde oft eine kleine Gesprächsrunde ein, bei der auch die Erfahrungspunkte (von den Spielern selbst) verteilt und besprochen werden. Dabei kommt es dann auch schon oft zu pro und contra der Runde.

Ein wirkliches "Rezept" habe ich allerdings nicht. Ich kenne Spieler, die wüssten nicht mal was sie sagen sollten, wenn man sie nach Feedback fragte - und die meistens nur konsumieren - und solche, die förmlich darauf brennen am Enden sagen zu können was ihnen gefallen und was ihnen nicht gefallen hat.

Als Spieler war ich eigentlich immer recht "flegeleicht". Wenn mir etwas gehörig gegen den Strich ging, habe ich das dem Spielleiter oder den anderen Spielern oder eben der gesamten Runde mitgeteilt und meistens fand sich ein recht schneller Weg einige Dinge aus dem Weg zu schaffen. Was ich absolut hasse ist, den Spielern als SL eine Standpauke zu halten. Das war leider in der Vergangenheit das ein oder andere Mal wichtig und notwendig, allerdings ging es da um grundlegende Dinge, die weniger den Inhalt der Runde betrafen als das Menschliche der Spieler. Wenn Spieler dazu neigen, Gruppen zu bilden und andere Spieler merklich aus zu schließen oder - wenn sie gerade nicht dran sind - gerne mal an den PC gehen und im Internet surfen oder sonstigen Mist fabrizieren, formuliere ich das meistens recht direkt und unverblümt. Da sehe ich auch keine Notwendigkeit mit pädagogischer Disziplin an sowas zu gehen.

Insgesamt hat es sich aber bewährt, wie im "echten" Leben auch, die Dinge diplomatisch an zu fassen. Zieht man den Spieler in den Prozess der Problemfindung mit ein, ist es leichter ihn von Misstsänden zu überzeugen oder sich überzeugen zu lassen.

[Vallandros Zaubersaite]

Im Moment bin ich zweimal als Spieler in einer Runde vertreten.

In der ersten Runde werden wir von SL nach jedem Abend gefragt, wie uns das Ganze gefallen hat ( auch weil er noch neu als SL ist ).

In der zweiten Runde, gibt es keinerlei Anlass zur Kritik, weil unser SL ein " alter Hase " ist und mir seine Kampagne und Spielweise richtig gut gefällt !

In der dritten Runde, welche ich mittlerweile verlassen habe, hat der SL nur das gemacht was er gut fand. Leider haben meine Mitspieler nicht den Mund aufbekommen, weil es dem einen völlig egal ist und er sich nur im Stillen aufregt und der andere Angst hat aus der Gruppe zu fliegen. Und deshalb war ich es leid, nur alleine auch immer für die Anderen einzustehen und hab die Gruppe verlassen. Das einzige was ich immer vom SL zu hören bekam : Aber mir macht es Spass Was mich zu folgender Erkenntnis brachte. Man soll sich nicht von d...... egoistischen Menschen in seinem Umfeld kostbare Zeit stehlen lassen.


Weihnachtsgrüße an alle

[Kermit]

Wir haben es uns zum Brauch gemacht, nach jeder Spielrunde einer laufenden Kampagne eine Feedback-Session einzubauen. Die laufen in Phasen ab.

1. Spielleiter-Feedback:
Während dieser Phase sind die Spieler dran. Sie sagen, was ihnen besonders gut und was ihnen nicht gefallen hat, was Wünsche und Pläne für die weitere Entwicklung ihrer Charaktere oder der Kampagne als Ganzes sind, welche Darstellungen des Spielleiters ihnen im Gedächtnis geblieben sind und vergleichen den Spieleabend mit den vorangegangenen Erfahrungen.

2. Spieler-Spieler-Feedback:
Während dieser Phase haben die Spieler die Möglichkeit, sich gegenseitig die Meinung zu sagen. Welche Aktion war cool, welche hinderte er den Spielfluss.

3. Spielleiter-Spieler Feedback:
Hier beurteilt der Spielleiter nun die Spieler-"Leistung" insgesamt, aber auch die Spielkonsequenz einzelner Spieler. Normalerweise ist dies an die Vergabe der individuellen Charakterpunkte gekoppelt.

Der Vorteil dieser Feedback: Spieler und Spielleiter lernen sich auf der Meta-Ebene sehr gut kennen, lernen, einander in ihren Wünschen zu verstehen und zu respektieren oder frühzeitig zu erkennen, wenn sie einfach nicht kompatibel mit einander sind. Die Spielerfahrung wird in der Regel qualitativ immer hochwertiger, wenngleich natürlich auch Einbrüche hingenommen werden müssen.

Der Nachteil dieser Feedbacks: Der ist zwar gering, aber vorhanden. Durch das Äußern von Wünschen entsteht in den Spielern eine gewisse Erwartungshaltung, die der Spielleiter natürlich gerne befriedigen will. Das ist aber nicht immer sofort möglich und kann schon mal zu kleineren Enttäuschungen führen.

[Callisto]

@aus der Nase der ziehen:
Es hilft, wenn man direkt nach bestimmten Sachen fragt, also in etwa "Wie fandet ihr, hab ich das mit dem Patzer geregelt? Hab ich den neuen NSC gut rübergebracht? Hätte ich jenes anders regeln sollen? Wollt ihr mehr Kämpfe?" Etc. Gerade wenn man was neues ausprobiert, sollte man genau danach fragen. Wenn sie dann irgendwas sagen, sagen sie vielleicht auch was, wenn man am Ende fragt "Ist sonst irgendetwas das euch stört, oder dass ich so beibehalten soll, irgendwas?" Wenn sie einmal zu reden angefangen haben, ist es leichter, etwas aus ihnen herauszukitzeln.

[Tourist]

@Kermit
Erstmal: Wow! Das sind so die kleinen Dinge die einem eigentlich klar sein könnten aber an dein 2. und 3. habe ich so noch nie gedacht.
Magst du etwas mehr erzählen wie gut das dann funktioniert.
Zu 2. Werden da tatsächlich wenn etwas schief läuft so konkrete Sachen gesagt wie "hey, in der Situation wollte ich glänzen aber du hast dich vorgedrängelt" oder "Warum musstest du jetzt die Marktszene umbedingt anleiern".
Und wie gut können die Leute mit der geäußerten Kritik umgehen ?
Und erzählt jeder Spieler kurz etwas zu jedem Spieler ?

Zu 3. Was erzählst du denn da genau ?
Allgemeine Dinge über den Plot kann man natürlich erklären,  aber auch sowas wie "und dass Du dann die Connection angerufen hast nur damit ich wieder den komischen Dialekt spielen muss find ich uncool"?

Mehr Infos fände ich da schön
Danke

@Topic
Ich gebe gerne Feedback als Spieler.
Dabei:
1. postives Verstärken, der SL hat sich in der Regel den Hintern aufgerissen, da kann man ruhig Danke und betonen was man gut fand.
2. immer diplomatisch sein, auch wenn dabei weniger rumkommen mag, rumstressen bringt nichts
3. sich nicht ärgern wenn andere kein Feedback geben, das muss man erst lernen und nicht alle sind solche Labertaschen/Rollenspielfreaks/Haben so ein Sendungsbewusstsein. Das ist in Ordnung, nichts ist (ich kenne das von der "Schuldigen-Seite") als die Spieler dazu zu zwingen zu wollen Feedback zu geben. Das führt zu Stress.

[Edwin]

@Kermit: 2. und 3. sind wirklich interessant!

nicht alle sind solche Labertaschen/Rollenspielfreaks/Haben so ein Sendungsbewusstsein.

Och, ich finde das kann man eigentlich allen Menschen zutraun. Um kurz Laut zu geben braucht man doch weder übertriebenes Sendebewusstsein noch eine Labertasche zu sein, da reicht es wenn man kein Authist ist. Und Rollenspielfreak: Vll kann der seine Wünsche besser in Worte fassen, aber so grundsätzlich sollte doch jeder ungefähr wissen was ihm Spaß macht. So meine naive Vorstellung 

Ansonsten hab ich jetzt eigentlich kein Problem damit, angesichts dessen was vom SL verlangt wird auch ein paar Sachen von Spielern zu verlangen, die eventuell Mühe machen könnten aber das Potential haben, das Spiel für alle zu verbessern.

Ich hab noch eine interessante Technik gefunden:
Jeder sagt erst mal genau EINE Sache die ihm gefallen hat und EINE die ihm nicht gefallen hat. Könnte man mit Kermits 1-3 verbinden, so dass jede Person über die andere Person am Spieltisch was positives und negatives gesagt hat.
Bringt den Vorteil, dass die Kritik nicht als "der motzt nur an mir rum" aufgefasst wird, aber andererseits die soziale Erwünschtheit im Bezug auf "Nur positives sagen" umgangen wird.

[Tourist]

@Edwin: Das können stelle ich nicht so sehr in abrede (gut, reine Casual Gamer... aber darüber wurde lange geredet und in reinform gibts die ja eh nicht)
Aber das wollen ist so eine Sache, und wenn ich den Spieler dazu zwinge wird solchen Leuten der Spielabend vermiest.

Beim Verlangen hast du prinzipiell schon recht, aber das kann sich auch anders auflösen. Derjenige der nicht reden will stellt dafür vielleich die Räumlichkeiten zur Verfügung, bringt jedes mal Süßigkeiten mit oder fährt die Leute durch die Gegend.

Aber im Grunde ist das auch eine Erfahrungssache: Ich hab sehr konkret erlebt dass ein dringen auf Feedback zu Ärger führt. Wenn es bei dir klappt ist es super

Den Kniff mit dem 1x positiv 1x negativ merke ich mir

[Callisto]

Ich hab sehr konkret erlebt dass ein dringen auf Feedback zu Ärger führt.

Echt? Wie das denn? Also wenn ich hab die Erfahrung gemacht, wenn ich nach konkreten Dingen gefragt habe und wie die angekommen sind, habe ich immer Antwort gekriegt, auch wenns nur war "Ja, war schon alles ok" Im Normalfall war es aber eher ein "War schon alles ok, nur könnten wir mal wieder kämpfen!"

[Tourist]

(imago, niniane ich denk da ist ja alles geklärt und die sind ja nicht schlimm die sachen also mach ich mal kürzestfassungen davon)

a) ich war immer auf Feedback scharf, hab mir von Fundus Ludi Validierungsbögen gezogen und die Leute genervt von wegen "los erzählt mir wies war, Feedback" und die Leute interpretierten es so dass mir was nicht passt mit der Runde, ich unzufrieden wäre und kamen sich einfach belästigt vor wo sie doch (zu recht) einfach ne nette Runde zocken wollten.

b) ein schwierges (im sinne von kompliziertes) Shadowrun Abenteuer und das Feedback dort führte dazu dass man sich über das Privatforum gegenseitig an die Gurgel gegangen ist... virtuell natürlich nur, aber schön war das auch nicht.

(b ist sicher der schwächere Fall davon aber hinter a) kann ich voll und ganz stehen in meiner Erfahrung dass es nicht immer gut ist Feedback aus jedem herauspressen zu wollen)

[Wolf Sturmklinge]

Ich sage meinen SL's meine Meinung direkt auf den Kopf zu. Allerdings berücksichtige ich dabei auch den Rest der Gruppe. Da ich ein ziemlich hibbeliger Kamerad bin, bin ich wirklich nicht einfach zufrieden zu stellen. Action, Action, Action. Wenn ich das nicht bekomme, dann sage ich das und entweder es ändert sich was oder ich spiele da eben nicht mehr. Wenn es dem Rest der Gruppe aber so gefällt, dann trete ich einfach nur den Rückzug an, da ich niemandem den Spaß vermiesen will.

Als SL bekomme ich auch ich eher wenig Feedback, wenn ich nicht danach frage, aber hin und wieder kommt mal was und das reicht mir auch.

[Teylen]

Zum ersten Punkt.
Also in unserer Runde gibt es meist, am Ende der Runde, entsprechendes Lob fuer den Spielleiter oder falls ein Spieler durch ueberragende / bemerkenswerte Leistungen beeindruckt hat, Lob fuer eben diesen. Das geschieht mehr oder weniger ziemlich kollektiv.
 
In wie weit darueber hinaus tatsaechliche Kritik kommt haengt bei mir von den Umstaenden ab.
Wenn mich etwas sehr gefuchst hat - z.B. der eigene Char hatte am Abend vielleicht zehn Minuten was zu tun - merkt es der SL in dem ich waehrend des Spiels etwas knotterig werde / zu flachsigen Kommentierungen neige und dadurch das ich es nach der Lob Runde direkt anspreche.

Wenn es etwas groesseres ist sage ich am Spielabend nichts, beteilige mich einfach nicht am "Loben" [obwohl es nicht zwangslaeufig den betrifft der gelobt wird] und nehme mir den SL getrennt per PM oder per Skype beiseite um mit ihm ausfuehrlicher ueber das zu sprechen was mich da gerade stoert - wenn ich z.B. das Gefuehl habe das mein Char gerade sowas von an die Wand gefahren wird.

Wenn es wirklich nicht anders geht und es ein Problem mit der Gruppe gibt, also unter Spielern bzw. in der Char Zusammensetzung, sprechen wir nach der naechsten Runde drueber. [hatte in dem fall es schon zuvor beim SL angesprochen und probiert etwas drueber zu schlafen. Aus dem Stand nach einer Runde ueber was zu diskutieren das mir wirklich nicht passt wuerde wohl darin resultieren das mein Temperament die Wand hoch laeuft und ich mit dem Kopf durch die Decke gehe]

Bisher kam man damit immer, mehr oder weniger, auf einen Konsens oder Problemloesung.
Seitens des Spielleiter wurde mal ausprobiert etwas im internen Forum anzusprechen. Was so rein gar nicht klappte und fast in einem riesigen Zank geendet waere. Anstelle dessen haben wir nochmal so drueber geredet.


Zu dem zweiten Punkt.
Am besten geht es wohl wenn man damit anfaengt sich normal ueber den Spielabend zu unterhalten, darueber was waehrend dessen geschehen ist und seine eigene Meinung breit tritt. Nachdem man das getan hat werden die anderen wohl kaum das Thema einfach so sterben lassen, das verbietet schon die Smalltalk-Ettikette, sondern ebenfalls ihre Meinung breit treten.

Dabei hilft es wenn man sich ab und an vor Augen fuehrt das man selbst nicht zu verbissen ran geht, es andere Meinungen gibt und es ein Spiel ist - damit man nicht ungewollt etwas eskaliert was es nicht wert ist.