Erstmal frohes neues...
Nach 10-jähriger RPG-Abstinenz hab ich letzter Tage so ungefähr fast alles verschlungen habe, was mir an Threads und Infos zu diversen Rollenspielen unter die Nase kam hier auf Tanelorn...
Dabei sind mir einige Sachen aufgefallen, die doch etwas anders sind als das was ich von früher kannte.
1) Oldschool & Dungeoncrawling
In meiner aktiven Rollenspielerlaufbahn, die sich von 1986 bis 1994 und danach noch vereinzelt bis 1999 erstreckte, nahmen das erzählerische und Stimmungsvolle in Rollenspielen immer weiter zu.
Die ersten Rollenspiele, die ich erblicken durfte, wie DSA oder D&D, waren ja an sich sehr dungeonlastig und einfach gestrickt in ihren ersten Ausgaben, aber selbst diese entwickelten sich ja stetig zu sehr ausgeklügelten Welten hin, und am Ende standen da Settings wie Planescape, die ja schon fast ins philosophische glitten.
Ich nahm also immer an, dass dies wohl die einzig normale Richtung sein kann, in die Rollenspiel sich entwickeln kann, da sich in meiner aktiven Zeit alles nur in diese Richtung entwickelte.
Mehr erzählen statt Würfeln, starke Stimmungen erzeugen, starke Immersion in den Charakter und die Welt.
Jetzt gibt es aber eine unheimlich starke Fraktion von Leuten die Oldschool Rollenspiele spielen wollen, die sich einfach nur durch die doch früher irgendwann so verpöhnten Dungeons kloppen, und einen Riesenspass dabei haben.
Die das Erzählerische aus den Rollenspielen einfach raushalten, und sich dessen auch nicht groß schämen.
2) Computerisierung des Pen&Papers RPGs.
Pen&Paper RPGs waren natürlich immer ein Rieseneinfluss für Computerspiele seit deren bescheidenen Anfängen. Nun habe ich manchmal das Gefühl, dass gewisse Computerspielmechanismen zurück aufs Pen&Paper-Spielen schlagen.
Für mich am prägnantesten bei D&D4 zu sehen. Aber auch hier und da bei anderen Systemen durchaus bemerkbar.
kleiner Edit/Add: Auch grad wieder gelesen, "Sandboxing" ist da natürlich auch so ein Riesenschlagwort. Kannte ich auch vorher nur vom Computer, und es gibt anscheinend ja nicht wenige Leute, die das gerne in P&P spielen (würden).
3) Theorie (Forge, usw)
ist natürlich was komplett neues für mich im RPG Sektor. Mein erster Gedanke war wie wohl bei jedem: "Was soll denn der Scheiss?". Man liest sehr viele Spezialaudrücke und Abkürzungen, die bestimmte Mechaniken beschreiben, das verwirrt erstmal, und nimmt wohl auch ein bisschen die Magie raus aus dem Thema.
Aber an sich ist es schon interessant, all diese Abläufe die man da jahrelang gegeben hingenommen hat mal zu hinterfragen, und auch zu kategorisieren.
Und sich auch zu fragen, was passiert eigentlich, wenn man genau diesen Mechnismus mal austauscht.
4) Indie-RPGs
Da kann ich jetzt noch nicht viel zu schreiben. Ich hab mir ein bisschen was zu Wushu, Dogs in the Vineyard und Sorcerer durchgelesen, aber ich kann mir gerade zum Teil nur schwer vorstellen wie diese Sachen eigentlich zu spielen sein sollen. Oder noch problematischer, wie finde ich Spieler für sowas.
Während ich verhältnismässig einfach ein paar Leute zusammentrommeln könnte für eine Runde D&D oder Dungeonslayers, hätte ich glaub ich erstmal gewisse Schwierigkeiten, den Leuten zu verklickern, warum ich sowas wie Dogs in the Vineyard überhaupt spielen wollen täte.
Auf jeden Fall aber eine sehr interessante Entwicklung, die mich auch gleich zu meinem Schlusseindruck führt, nämlich:
....
anything goes...
Ja, das ist es... Mein Haupteindruck der Rollenspielszene dieser Tage ist, dass man eigentlich machen kann was man will, es gibt kein Richtig oder Falsch.
So lange alle am Tisch ihren Spaß haben.
Eine Spielrunde die gerne zweiminütige Beschreibungen darüber hört, wie ein Verliesraum aussieht, oder gar mit Verliesen nichts zu tun haben will und komplett auf einen SL verzichtet, ist nicht besser als wie eine Spielrunde, wo der SL den Raum mit "4 mal 5 Meter, ein Tisch, zwei Stühle, drei Trolle" beschreibt, wenn alle Spieler daran Spaß haben. Aber auch nicht schlechter.
Klar liest man hier und da wie Leute gegen jeweils den Spielstil der Anderen wettern, aber an sich sehe ich primär eine Entwicklung, dass "erlaubt ist, was gefällt". Und es wird viel ausprobiert.
Und das finde ich echt eine tolle Sache..