Autor Thema: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...  (Gelesen 3441 mal)

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Online Darkling

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Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« am: 12.04.2010 | 18:27 »
Ich hab die Erfahrung gemacht, dass, wenn in einem Rollenspiel verschiedene Völker oder Gruppierungen oder Klassen oder Ähnliches angeboten werden, die Spieler dazu neigen, sich auch Verschiedenstes auszusuchen, auch wenn es vom Hintergrund oder auch den ganzen möglichen Abenteueraufhängern her durchaus möglich und vielleicht sogar logischer wäre, würde man sich gemeinsam für eine Gruppe ganz aus Mitglieder von Volk X oder Berufsgruppe Y entscheiden.

Klar würde mich interessieren, warum das so ist, aber hier hätte ich gerne mal eure Erfahrungen, wie es in Gruppen lief, in denen das nicht vorkam.
Hier möchte ich gerne wissen, warum ihr euch irgendwann mal für eine (im oben umrissenen Sinne) homogene Gruppe entschieden habt und wie das im Spiel lief, mitsamt Vor- und Nachteilen.

Erzählt doch mal.  :)
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Pyromancer

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #1 am: 12.04.2010 | 18:36 »
Hier möchte ich gerne wissen, warum ihr euch irgendwann mal für eine (im oben umrissenen Sinne) homogene Gruppe entschieden habt und wie das im Spiel lief, mitsamt Vor- und Nachteilen.

Mein schönstes Erlebnis in dieser Richtung war vor Jahren mal auf einem Con, wo die Spielleiterin beim Charakterbauen meinte: "Überlegt euch halt, warum ihr alle auf dem Weg zu diesem Wallfahrtsort seid. Wenn sich ein paar schon gegenseitig kennen: Umso besser." Das Ende vom Lied war dann, dass wir alle Templer gespielt haben, die einzigen Überlebenden eines grausamen Gemetzels, traumatisiert, voller Schuldgefühle, und vom Vorgesetzten quasi "zur Kur" auf diese Pilgerreise geschickt. Das war ein Riesenspaß, weil sich eine ganz eigene Gruppendynamik entwickeln konnte, die mit "ein Händler, ein Priester, ein Pilger und zwei Tagelöhner treffen sich zufällig auf der Landstraße, als plötzlich..." niemals möglich gewesen wäre.

Offline Waldgeist

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #2 am: 12.04.2010 | 18:37 »
Also in meiner aktuellen GURPS DF/Pathfinder-Runde habe ich anfangs "zig" Rassen verfügbar gemacht und hatte mich schon auf die bunte Mischung gefreut. Leider haben mir die Spieler einen Strich durch die Rechnung gemacht und alle einen menschlichen Charakter entworfen. :-( Schlussendlich passt das jetzt aber doch ganz gut, da die meisten NSCs der Abenteuer auch Menschen sind und dann andere Rassen/Völker eben umso deutlicher herausstechen und mir als SL die Möglichkeit für "Betonungen" geben.
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Offline Woodman

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #3 am: 12.04.2010 | 18:39 »
Ich hab mal als Gruppe für ein Con Abenteuer mehrere Roboter gebastelt, jeder für sich hatte besondere Fähigkeiten, aber alle hatten gewisse Eigenschaften, die sie als Maschinen ausgewiesen haben, also quasi die selbe Rasse. Das hat wunderbar funktioniert, weil eben sowohl eine Gemeinsamkeit da war, die alle Charaktere verbunden hat, aber aufgrund der unterschiedlichen Modelle jeder seine Spezialitäten hatte im zu glänzen.
Der einzige Nachteil ist halt das die Gemeinsamkeit etwas sein muss womit jeder Spieler klar kommt, und die Individualität nur in einem eingeschränkten Bereich ausgelebt werden kann.

Was ich übrigens dabei nicht machen würde wäre die Variante "Alle Berufsfeld Y", dann haben zwangsweise alle Charaktere ähnliche Fähigkeiten und die Spieler müssen sich ständig um Spotlight kloppen weil ja fast alle für eine Aufgabe gleichgut geeignet wären. Eine Gruppe braucht zwar verbindende Elemente, aber sie braucht genauso Unterscheidungsmerkmale.

Offline Benjamin

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #4 am: 12.04.2010 | 18:45 »
Die Spieler könnten das Unterscheidungsmerkmal sein, nichwahr.
Egal ob alle Sturmtruppe sind, die Spieler haben eigene Ideen.

Offline Le Rat

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #5 am: 12.04.2010 | 18:46 »
Zum Warum:
Ich denke, dass ist eine Form der konstruktiven Aufgabenteilung.

Aber eventuell auch an Systemen selber, durch Belohnung von Spezialisierungen. Wenn Heilen nur mittels Heilmagier möglich ist und Tränke oder ähnliches teuer sind, dann fragt die Gruppe schonmal nach einem Heiler als Charakter.

@Woodman
Alle Spieler aus Berufsfeld x ist vielleicht auch reizvoll. Wenn die Spieler hier herausstechen wollen, müssen sie eben durch Charakterspiel oder Hintergrund schaffen.

Offline Jahleesu

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #6 am: 12.04.2010 | 18:50 »
Wir haben in DSA mal eine fast rein thorwallsche Ex-Schiffsbesatzung gespielt. Das war ziemlich witzig und auch vom Gruppenzusammenhalt sehr toll (vor allem weil alle meinem Charakter der ein sehr untypischer Thorwaller war immer beibringen wollten wie ein echter Thorwaller zu sein hat, woraus immer unendliche Saufgelage und Geplänkel entstanden ;) )

Hat sich dann alles leider etwas 'aufgelöst' als zwei neue nicht-thorwallsche Charaktere dazukamen...
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Offline Lord Verminaard

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #7 am: 12.04.2010 | 18:52 »
Ich habe schon oft Spiele gespielt, bei denen eine solche Homogenität Programm ist, aber in Spielen, die grundsätzlich eine breite Palette an spielbaren Rassen/Klassen/Archetypen anbieten, stelle ich zu meiner Überraschung fest: Oft dran gedacht und drüber geredet, aber nie gemacht! Wird vielleicht mal Zeit?

Möglicherweise eine Fantasy-Runde, wo die ganze Gruppe aus Zwergen besteht? Man könnte natürlich aus Gag einen Hobbit mit dazu nehmen. ;D
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alexandro

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #8 am: 12.04.2010 | 19:06 »
D&D-Runden nur mit Zwergen (plus ein Gnom und ein Kobold ;D) habe ich mal geleitet. War recht spaßig.

Bei homogenen Gruppen kann man auch mal ungewöhnliche Motivationen bringen, statt auf den "kleinsten gemeinsamen Nenner" (Geld & Macht) zurückzukommen.

Offline Kaisen

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #9 am: 12.04.2010 | 19:29 »
Ich habe selbst mal bei D&D in einer Ork Runde als Spieler mit gemacht. Das hat Spaß gemacht, aber die Truppe war spielerisch zu schwach, so dass wir nicht sehr viele Spielabende hatten. Ich glaube man braucht Leute die sich darauf einlassen, schließlich bedeutet das ja auch, dass man sich seine Figur nicht gänzlich Frei gestalten kann...

Das Rollenspiel Talislanta unterstützt ab der vierten Edition den Gedanken homogene Gruppen zusammen zu setzen. Schon im Regelwerk sind die Charakterwerte nach Regionen und nicht alphabethisch zusammengestellt und es wird im Regelwerk immer wieder konsequent darauf hin gearbeitet solch passende Szenarien zu erzeugen.

Ich glaube dass wenn man Ordentliche Spieler hat, ein sehr spannendes und stimmiges Setting schaffen kann.
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Offline dunklerschatten

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #10 am: 12.04.2010 | 21:51 »
Kann man machen ja und kann auch Spass bringen.

Haben wir meist nur als One-Shot gemacht, dafür ist der Ansatz ganz okay.
Aber unter dem Strich finde ich das diesen homogenen Gruppen doch ein wenig die Vielfalt und die Reibungspunkte fehlen.
Die sind für mich auch ein weniger Punkt den ich nicht missen möchte.
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Offline Grimtooth's Little Sister

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #11 am: 12.04.2010 | 22:05 »
Och unsere Orkgruppe hatte sehr viele Reibungspunkte.  ;D

Ich hatt leider viel zu wenige Grppen, die nur aus einer Sorte bestanden. Ich glaub ich versuch das auf RPoL mal als Foren-RPG  ;D
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Offline dunklerschatten

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #12 am: 12.04.2010 | 22:17 »
Mag ja sein, aber keine a la Zwerg vs Elf etc.

Oder wenn ich an die Ursprungs-Debatten bei D+D zwischen den 2 Zwergen und meinem Gnom denke, das war und ist großes Kino.
Da kommen jedenfalls bei uns homogene Gruppen nicht ran.
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Callisto

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #13 am: 12.04.2010 | 22:31 »
Mag ja sein, aber keine a la Zwerg vs Elf etc.

Oder wenn ich an die Ursprungs-Debatten bei D+D zwischen den 2 Zwergen und meinem Gnom denke, das war und ist großes Kino.
Da kommen jedenfalls bei uns homogene Gruppen nicht ran.
Also ich weiß von einer Thorwalertruppe, die lange lief und bei allen Spielern als die beliebteste Kampagne galt. Die Truppe ist dann halt viel enger verzahnt, vor allem wenn du dann inplay Familienmitglieder hast. Reibungspunkte finden sich immer.

Offline dunklerschatten

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #14 am: 12.04.2010 | 22:53 »
Glaube ich ja gerne und will ich gar nicht in Abrede stellen, bei uns in der Runde funktionieren homogene Gruppen eben nicht so gut :)
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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #15 am: 12.04.2010 | 22:57 »
Mmh, wir haben mal ne Tsimisce-Old Clan - Chronik in der WoD gespielt, in großen Sprüngen vom antiken Griechenland bis New York, Silvester 2000. Differenzierung durch verschiedene Hintergründe und spätestens durch ordentlich xp und ganz unterschiedliche Charakterentwicklung pro Zeitsprung hat gut geklappt. Und das halt bei nur drei, recht gleich verteilten Sonderfähigkeiten am Anfang. Hat großen Spass gemacht.

Offline Lord Verminaard

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #16 am: 12.04.2010 | 23:09 »
Bevor ich mich von DSA abwandte, hatte ich mal mit einem Con-Abenteuer geliebäugelt, bei dem alle SCs, pardon, Helden, Studenten der Magierakademie in Lowangen sind... glaub aber nicht, dass man aus sowas ne große Saga machen könnte. ~;D
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Offline pharyon

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #17 am: 12.04.2010 | 23:17 »
Bevor ich mich von DSA abwandte, hatte ich mal mit einem Con-Abenteuer geliebäugelt, bei dem alle SCs, pardon, Helden, Studenten der Magierakademie in Lowangen sind... glaub aber nicht, dass man aus sowas ne große Saga machen könnte. ~;D
Das würde mich beispielsweise schon interessieren. Sowohl bei der grauen, als auch bei der schwarzen Akademie. Wobei das bei der grauen mMn lustiger wäre, lauter Verwandlungsmagier...  :D

Zum Thema: In meinen Gruppen gabs eigentlich nie viel Varianz, was die Charakterrassen betrifft, alle spielen gerne Menschen. Mit den Dazugekommenen hab ich als SL gesprochen und "die Neuen" spielen jetzt Nicht-Menschen - weil sie damit auch einen abgegrenzten Bereich haben, wo keine Wettbewerbssituation zu anderen entsteht.

p^^
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Offline Selganor [n/a]

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #18 am: 12.04.2010 | 23:21 »
Kommt auch immer darauf an wie "homogen" so eine Gruppe ist.

"Themenrunden" der letzten Zeit bei mir:
- Zwergenrunde in Rockhome nach dem Wrath of the Immortals (Nur Zwerg als Rasse erlaubt, Zwerge mit "exotischen" Klassen waren halt von woanders und sind erst waehrend dem WotI in Rockhome in Asyl gekommen)
- "Magierrunde" (Nur Charaktere mit der Arcane Power Source, dafuer fuer alle 4 Roles ein Vertreter - Swordmage, Wizard, Bard, Sorcerer - in der "Great School of Magic" in Glantri)

Liefen gut, da neben dem "vereinenden" Faktor noch genug Luft fuer persoenliche Faehigkeiten da war, so dass sich die Gruppe nicht gegenseitig auf den Fuessen/Spotlights/... rumgetrampelt sind.

Die "(fast) nur Wissenschaftler"-Runde bei Dr. Who auf dem Grossen (Wissenschaftler aus dem 21. und 25. Jahrhundert, K9 und der Doktor - Gwen Cooper als "Exot" der Runde) war nicht so wirklich doll, dazu waren sich die Charaktere in ihren Faehigkeiten zu aehnlich, aber mit steigendem Geburtsjahr stiegen auch die Moeglichkeiten die der Charakter hat seine Faehigkeiten einzusetzen...
Abraham Maslow said in 1966: "It is tempting, if the only tool you have is a hammer, to treat everything as if it were a nail."

Offline Zornhau

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #19 am: 13.04.2010 | 03:58 »
Ich hab die Erfahrung gemacht, dass, wenn in einem Rollenspiel verschiedene Völker oder Gruppierungen oder Klassen oder Ähnliches angeboten werden, die Spieler dazu neigen, sich auch Verschiedenstes auszusuchen, auch wenn es vom Hintergrund oder auch den ganzen möglichen Abenteueraufhängern her durchaus möglich und vielleicht sogar logischer wäre, würde man sich gemeinsam für eine Gruppe ganz aus Mitglieder von Volk X oder Berufsgruppe Y entscheiden.
Diese "Neigung" der Spieler letztlich zu einem Haufen "Zootiere" an SCs zu gelangen, die einander so wenig "grün" sind, daß sie in verschiedene Käfige gesperrt gehören, kenne ich nicht von meinen häuslichen Runden der letzten 20+ Jahre. Solche SC-Zoos hatte ich in pubertierenden Jahren durchaus als "lustig" empfunden. Waren sie eigentlich nicht. Nur irgendwie bekloppt und für jedes Setting einfach unpassend - aber hat trotzdem Spaß gemacht mit 15 solche sozial unverträglichen Mutanten-Ninja-Einzelgänger zu spielen.

Aber man kommt darüber hinweg.

Irgendwann.

Was ich - nach unernsten Einstiegsversuchen - beim ernsthaften Einstieg in das Rollenspielen auf Glorantha gelernt habe, das habe ich auf alle anderen Rollenspiele weiter mitgenommen. - Die "Schicklichkeit" der Charaktere einer SC-Gruppe.

Schicklichkeit ist das Entsprechen einer gewissen gesellschaftlichen Norm, einer Erwartungshaltung, einer Vorgabe. SCs, die schicklich für ein Setting sind, die PASSEN einfach ins Setting und ZUEINANDER. - Sie sind als Individuen in der Spielwelt plausibel UND als Gruppe miteinander plausibel.

Wer legt fest, was nun schicklich ist?

Ich.

Genauer: der Spielleiter.

Wenn ich eine Babylon-5-Kampagne aufziehe, bei der ich die Vorgabe mache, daß ALLE SCs  in irgendeiner Form im diplomatischen Dienst oder mit "diplomatennahen" Berufen ausgestattet sein müssen, um bei mir spieltauglich (eine Voraussetzung ist die Schicklichkeit) zu sein, dann schränke ich die nach Regelsystem an sich FREIE Wahl der Spieler bezüglich ihrer Charaktere ein. Dessen bin ich mir bewußt. Und dessen sind sich die Spieler bewußt. - Und wer das nicht mag, der spielt woanders und was anderes. Kein Makel.

Klar würde mich interessieren, warum das so ist, aber hier hätte ich gerne mal eure Erfahrungen, wie es in Gruppen lief, in denen das nicht vorkam.
BESTENS lief das! - Beispiele: Militärisches Rollenspiel. Hier ist die freie Wahl der möglichen Charaktere durch die Schicklichkeit gefälligst einen DIENSTTAUGLICHEN SOLDATEN als SC zu erstellen eingeschränkt. - Folge: Die so erstellten Charaktere passen BESTENS zu den zu spielenden Abenteuern, den Stories, den Komplikationen, den moralischen Fragestellungen, die die gesamte Kampagne bewegen und in Fahrt halten.

Das wäre beim "Viele viele bunte Aliens"-Spielercharakter-Zoo NICHT so sichergestellt - im Gegenteil: hier ist zu ERWARTEN, daß dieser Haufen Unverträglicher auseinanderläuft und bestenfalls durch den gemeinsamen Willen der Spieler mal ein paar Monster zu kloppen beisammen bleibt.

Im Übrigen: Bei ECHTEN Mutanten-Haufen wie bei Gamma World ist zumindest in GW 1st Ed. und den späteren Materialien der ZUSAMMENHALT der physisch unterschiedlichsten SCs durch ihre GEMEINSCHAFT, von der sie ein Teil sind, gegeben. GW ist schon immer ein AUFBAUENDES ein soziales, ein politisches Setting gewesen. - Auch hier wären auseinanderlaufende oder auch nur auseinanderstrebende SCs für das Spiel geradezu desintegrierend.

Einfacher ist es mit dem Fantasy-SWAT-Team. - Hier bieten die vielen bunten SCs eben unterschiedlche Spezialisten-Rollen eines SWAT-Teams in einer Fantasy-Welt. Da ist das Fremdartige im Sozialen eher sekundär.

Das hatte mit AD&D 2nd Ed. auch ein Ende.

Die vielen D&D-Settings kamen nicht von ungefähr mit Regionenbeschreibungen daher, die schon allein INNERHALB einer Region, eines kulturellen Raumes enorm vielfältige Charaktere prinzipiell derselben groben Ausrichtung erlaubten.

Bei neuen Fremdrassen, mit denen mich Rollenspielentwickler "ködern" wollen, frage ich eher "Wozu?" - Was geben mir diese neuen Rassen, was ich nicht schon anderweitig habe oder was ich nicht einmal zu wollen geträumt hätte?

Viele Spielwelten stellen Spielern "Schicklichkeits-Fallen" in der Settingdarstellung. - Glorantha hat UNMENGEN an spielbaren Fremdrassen mit eigenen, interessanten kulturellen Aspekten usw. - Und Glorantha hat NOCH VIEL MEHR an menschlichen Völkern, die kulturell kaum unterschiedlcher und damit auch UNVERTRÄGLICHER sein könnten.

Niemand WARNT die Glorantha-Spieler aber, daß eine Gruppe aus einem Dragonewt, einer Lunaren Priesterin, einem Kralorelaner Drachen-Mystiker und einem praxianischen Stormbull-Berserker einfach NICHT GEHT!

Was machen nämlich die anderen Völker mit solchen unpassenden Gestalten PLAUSIBLERWEISE? - Genau! Sie legen sie um, weil eine typische, zoo-artige "Abenteuerergruppe" keinerlei Loyalitäten kennt, zu niemandem dazugehört, OUTLAWS darstellt, die vogelfrei und somit jenseits jeglichen Rechts sind. - Die machen nur ÄRGER und entweihen unsere heiligen Stätten!

Ich habe die BESTEN Erfahrungen mit schicklichen Gruppen gemacht, die alle unterschiedliche Persönlichkeiten aus demselben Stamm waren. Diese hatten gewisse "Grundgemeinsamkeiten", auf die die Spieler ihre SCs erstellen konnten, und diese paßten dann WUNDERBAR in die Spielwelt.

Die KUNST einen Charakter zu erstellen erlebt man stets in der BESCHRÄNKUNG, die dabei zum Tragen kommt. - Beschränkungen hinsichtlich Gruppenverträglichkeit, "Story-Potential", usw. sind landläufig bekannt. - Für mich gehört die Schicklichkeit eben schon immer und ganz im Kern zu einer in sich stimmigen Gruppe hinzu.

Bei Engel ist das einfach: Fünf Orden, fünf SCs, jeder muß einem anderen Orden angehören. Alle haben GEHORSAM gelobt und ALLE KÄMPFEN, weil sie alle MILITÄRS sind - die KÄMPFENDEN Orden heißen nicht so, weil dort Jammer-Emo-Engel beim Kräutertee sitzen und sich gegenseitig zuweinen!

Hier ist es für einen Spieler schnell und leicht möglich zu erfassen, was ein schicklicher Charakter ist. - Daher habe ich in dieser Hinsicht bei Engel wenig Probleme gehabt (einzelne LUSCHEN-Spieler gibt es immer mal wieder - von denen kann man sich aber auch trennen und hat dann wieder seine Ruhe).

Aktuell spielen wir in unserer Hellfrost-Runde ALLE Menschen, ALLE Kämpfer, und ALLE grundverschiedene Charaktere! - Wir hatten bei gemeinsamer Charaktererschaffung zwar die Optionen, die Hellfrost an Fremdrassen zu bieten hat, genau angeschaut, hatten aber für ein Setting mit "runequestigem" Feeling automatisch alle Menschen-SCs haben wollen. Und daß alle Krieger/Kämpfer sind, liegt daran, daß es JEDEM SPIELER Spaß macht auf die Kacke zu hauen. - Somit "unterversorgt" in Bereichen der Magie und insbesondere bei den sozialen Aufgaben eines Faceman ging es in z.T. erhebliche NSC-Interaktion, Ermittlungen, usw. erfordernde Abenteuer.

Unsere Charaktere sind - verglichen mit den im TAG-Forum und andernorts beschriebenen Gruppen - eine SEHR HOMOGENE SC-Gruppe. Und doch KEINE Luschen-Gruppe! Im Gegenteil: wir PASSEN in die Welt, weil die allgegenwärtigen Militärs dort "unsere Sprache" sprechen, unsere Anlaufpunkte in der Spielwelt sind, wir mit unseren SCs die IN der Spielwelt vorhandenen, üblichen ROLLEN übernehmen können, und somit gleich MITTENDRIN in der Welt, der Gesellschaft, und Unmengen sozialen Konflikt- und Komplikations-Potentials stecken.

Ich finde das gut so.

Das ginge auch mit einer anderen, homogenen Gruppe wie z.B. herumziehenden Heilern, einem Zauberer samt Gefolge (wie bei ars magica), usw.

Hier möchte ich gerne wissen, warum ihr euch irgendwann mal für eine (im oben umrissenen Sinne) homogene Gruppe entschieden habt und wie das im Spiel lief, mitsamt Vor- und Nachteilen.
Nachteile sind klar: Manche Fähigkeitsbereiche werden nicht aus der SC-Gruppe heraus abgedeckt. - Aber wer sagt denn, daß sie das MÜSSEN?

Wenn man Experten anheuern muß, dann hat man schon gleich wieder NSC-Interaktion, dann kann der Spielleiter auch mal für länger bestimmte NSCs ausspielen, dann wirkt die Spielwelt gleich glaubwürdiger.

Der "Nachteil" der geringen Streuung der Fähigkeiten ist rollenspielerisch ein VORTEIL! Mehr Spiel wegen weniger "Autarkie" einer Gruppe an SCs.

Vorteile: Oje, hier wird es schwer sich zu beschränken. Es ist nämlich so, daß gerade mit militärischem Rollenspiels z.B. bei B5 GROPOS, bei Engel, bei Weird Wars II, bei Necropolis, usw. gleich ein ganzes UNIVERSUM an VORTEILEN homogener Gruppen erschlossen wird. - Man kann sich auf die EIGENTLICHEN KONFLIKTE des Settings, auf das THEMA der Kampagne, auf die MORAL der Spielerfahrungen konzentrieren.

Für mich geht militärisches Rollenspiel NICHT ohne moralische Fragestellungen. Die gehören da einfach ganz zentral dazu - wo, wenn nicht da, wird man STÄNDIG in Extremsituationen auch psychischer Art verwickelt, die einem die eigenen Werte zerbröseln lassen können?

Andere Rollenspielformen haben weniger klar ausgearbeitete Themen, Kernkonflikte und Moralfragestellungen. - Im Extremfalle eines ausschließlich auf die Einzelcharaktere und deren "Ausleben" ihrer Anlagen ausgerichteten Rollenspiels tritt die Bedeutung einer in sich und OHNE die SCs existierenden Spielwelt in den Hintergrund. Hier kann somit eine schickliche Gruppe an SCs wirklich aus einem Haufen Zoo-Tiere bestehen (Madagaskar?). Das stört nicht, weil die SCs sich nicht an der Welt "reiben" sollen, sondern ANEINANDER.

Hier kann man AUCH mit homogenen Gruppen arbeiten, aber die bieten hier kaum einen Vorteil gegenüber inhomogenen Alien-Mischungen.

Man sollte bei all dem Homogenitätsgerede nicht vergessen, so RICHTIG homogen ist nämlich KEINE GRUPPE! Selbst wenn alle DIESELBEN KLONE spielen sollten, so sitzen dahinter immer noch unterschiedliche SPIELER, die für die Unterschiede im Spiel Sorge tragen werden.

Offline YY

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #20 am: 13.04.2010 | 07:30 »
(Gestern hab ich schon überlegt, ein ähnliches Thema aufzumachen  :d)

Ich habe mit homogenen Gruppen und auch "nur" homogenen Teilen der Gruppe (s.u.) bisher nur positive Erfahrungen gemacht.

Mit dem aus D&D bekannten "Nischenschutz" habe ich noch nie viel anfangen können.
Im Gegenteil fällt es mir sowohl als SL als auch als Spieler leichter, bei gleichartig gelagerten SC-Fähigkeiten jeden zu seinen 5 Minuten Ruhm kommen zu lassen bzw. mir mein Spotlight "abzuholen".

Auch vor diesem Hintergrund sind mir relativ homogene Gruppen sehr recht.


Es kommt bei uns öfter vor, dass einzelne Charaktere sich sehr ähnlich sind; die sind dann auch gerne mal verwandt.


Ich habe da immer einen Heidenspaß dran, wenn ein anderer Spieler voll auf meiner Linie ist und einen fast identischen Charakter spielt - ein schönes Beispiel sind da mMn die Privates Drake und Vasquez aus "Aliens"; die sind in den meisten Szenen komplett austauschbar, d.h. es hätte genau so gut auch der jeweils Andere sein können.


Eines meiner Highlights in der Beziehung waren zwei menschliche Cops (natürlich Partner - und alte USMC-Kameraden) bei nWoD, bei denen die jeweilige "Einführungsszene" und die Interaktion untereinander die Stimmung und den Verlauf der ganzen Sitzung völlig anders geprägt hat, als es der SL beabsichtigt hatte - so eine "Sogwirkung" hatten die beiden.
Es hätte ein recht ruhiges Detektiv-Horrorszenario sein sollen, aber dank den beiden Cops wurde das eine gar wüsterliche Ballerorgie mit ermittlerischen Randerscheinungen.
Man stelle sich einen Lethal Weapon-Film vor, bei dem der Partner von Martin Riggs nicht Roger Murtaugh, sondern Jack Slater ist  ;D


Es ist einfach klasse, wenn sich zwei oder mehr SCs und als Voraussetzung auch die Spieler blind (also ohne OOC-Absprachen) verstehen, entsprechend zielstrebig/entschlossen vorgehen und dabei auch mal die anderen Spieler und den SL mit perfekt "blind" aufeinander abgestimmten Aktionen überraschen.

Wenn die anderen Spieler und der SL sich rückblickend nicht an zwei einzelne Charaktere erinnern, sondern eben an das "dream team", dann war es genau richtig - und das geht mit sehr ähnlichen Charakteren mEn noch viel besser.
 

Für mich ist das Fazit ganz klar:
"Klone" rocken :d
« Letzte Änderung: 13.04.2010 | 07:34 von YY »
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #21 am: 13.04.2010 | 08:13 »
Bei Magus: Die Erleuchtung hab ich das zuletzt nur noch gemacht. Hatten da eine sehr lustige Gruppe Akashas.

Ansonsten ist das, wenn, dann zufällig passiert. Bei D&D waren jüngst kürzlich drei von fünf Charakteren Kalasthar.

Offline Hotzenplot

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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #22 am: 13.04.2010 | 10:49 »
DSA:
Thorwalergruppe. War toll und werden wir auch noch öfter spielen.
Barbarenrunde. Eine aus (Spielermangel)-Not geborene Minigruppe aus zwei Spielern, die jeweils Barbarenfans sind. War extrem lustig und sehr, sehr grob =) (Ein Gjalskarländer Tierkrieger und ein Trollzacker Rochhaz oder wie man das schreibt :)).

geplant ist noch eine Gauklertruppe mit all ihren Facetten (Tänzerin, Scharlatan, "Starker Typ", Narr (Schelm) und so weiter :)). Nicht für epische Abenteuer, sondern für kleinere Geschichten ausgelegt.

ehrenamtlicher Dienstleistungsrollenspieler

Mein größenwahnsinniges Projekt - Eine DSA-Großkampagne mit einem Haufen alter Abenteuer bis zur Borbaradkampagne:
http://www.tanelorn.net/index.php?topic=91369.msg1896523#msg1896523

Ich habe die G7 in 10 Stunden geleitet! Ich habe Zeugen dafür!

Ich führe meinen Talion von Punin in der Borbaradkampagne im Rollenhörspiel
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Re: Endlich mal nicht bunt gemischte Gruppen...
« Antwort #23 am: 13.04.2010 | 12:49 »
Zitat
Klar würde mich interessieren, warum das so ist, aber hier hätte ich gerne mal eure Erfahrungen, wie es in Gruppen lief, in denen das nicht vorkam.
Ich koennte eher etwas dazu erzaehlen wieso es so ist, hatte aber noch nicht eine Gruppe wo es vorkam.

Einfach weil als Nachteil gesehen wurde...
... das man nicht spielen kann was man will
... das bedenken besteht das die Motivation bzw. Konfliktebene im Spiel miteinander zu sehr abflacht.
... weil man vielleicht kein Wetteifern unter mehr oder minder sehr "gleichen" haben will

Ansonsten wuerde ich dennoch mal eine V:tM Runde mit nur Giovanni ausprobieren wollen. Wobei ich nicht glaube das es zu so etwas kommt.
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