Rein technisch betrachtet würde ich so etwas wie folgt aufziehen:
1. Sichtung der Verhältnisse
Die erste Designfrage sollte ja für gewöhnlich sein: Was will ich eigentlich? Bei DSA könnte man, was den Hintergrund angeht, sagen "Alles, möglichst aufeinander hockend", aber das hilft ja nicht weiter. Nehmen wir mal das Mittelreich. Es soll spätmittelalterliche 08/15-Fantasy sein mit großen Städten und dichten Wäldern.
2. Die Ableitung
Städte entstehen, wenn der Agrarsektor so viele Nahrungsmittel produziert, dass genug Leute etwas anderes tun können als für sich selbst Nahrungsmittel zu produzieren. Daraus folgt normalerweise Städtebildung, eine gewisse Entwicklung der Wissenschaften (was Menschen halt so treiben, wenn sie sonst nichts zu tun haben) usw. Da bei DSA das Essen nicht vom Himmel fällt (auch nicht magisch) und im Mittelreich ungefähr klimatische Bedingungen herrschen wie in Mitteleuropa, werden Nahrungsmittel nicht in so großen Mengen produziert, weil das Klima drei Ernten im Jahr ermöglicht, sondern weil die Agrartechnik weit genug entwickelt ist, dass die Produktivität des einzelnen Bauern ausreichend Städter mit durch füttern kann. Da es ein "mediävoides" Fantasysetting ist, passt das ganz gut ins Bild. Das gilt auch für andere Bereiche der Produktion. Es gibt Stahlverhüttung, Glasbläserei, vorindustrielle Stoffproduktion etc.
3. Die Basis der Wirtschaft
Im Endeffekt ist es erstmal wichtig, bestimmte Relationen zu generieren. Schon in der Schule lernt man: Rohstoffe, Arbeit und Kapital sind nötig zur Produktion und bestimmen neben Angebot und Nachfrage den Preis. Wenn man also nachher ein in sich schlüssiges Preismodell haben will, das auch den Spielern die Möglichkeit gibt möglichst einfach Preise abzuleiten, sollte das hier in sich stabil sein. Ein einfaches Beispiel: Ein Charakter kauft einen Filzumhang und der Spieler will wissen, wieviel das kostet. Das bedeutet:
Rohstoffe: ca. 3 qm Filz und Garn
Arbeit: Die Arbeitszeit des Schneiders (hier ist bereits Recherche nötig: Wie lang wird er brauchen? 2-3 Stunden?)
Kapital: Ausbildung des Schneiders und Nadeln, wobei das in diesem Falle offenkundig nicht allzu sehr ins Gewicht fällt.
Man müsste also wissen, was ein Schneider so pro Stunde nimmt, wie lange man an einem Umhang per Hand näht und was Filz so kostet. Filz wiederum wird hergestellt aus Rohstoffen, unter Aufwand von Arbeit etc. pp.
Es wird also schnell klar: Es ist ein Startpunkt von nöten, an dem man das ganze System aufhängt. Wenn man dann darauf aufbauend die wichtigsten Schlüsselobjekte (Nahrungsmittel und Rohstoffe) definiert hat, kann man den ganzen Rest ableiten.
Und damit sind wir auch schon wieder beim Agrarsektor.
Laut unserer Definition produzieren Bauern im Mittelreich einen ausreichenden Überschuss, damit Städte entstehen können. Behaupten wir einfach mal, dass 10 Prozent der mittelreichischen Bevölkerung in Städten lebt. Also produzieren aventurische Bauern mindestens 10 Prozent Überschuss netto (also abzüglich Verluste durch Ratten, Schimmel usw. Ist ein größeres Problem, als man denken sollte), oder anders ausgedrückt: 10 in der Landwirtschaft tätige Personen füttern einen Städter durch, der selbst keine Lebensmittel (bzw. deren Rohstoffe, Bäcker, Brauer etc. "veredeln" zwar, aber generieren in unserem Modell nichts neues) produziert. Dank dieses relativen Modells müssen wir uns auch keine Gedanken machen, wie genau er das macht, wie die Aussaat-Erntequote ist, was für Getreide er anbaut, ob er Zwei- oder Dreifelderwirtschaft nutzt etc., hauptsache am Ende kommt genug zu essen dabei herum.
In der Realität schwanken Nahrungsmittelpreise massiv, und zwar saisonal, je nach Ernte und längerfristig nach Bevölkerungsentwicklung. Das ist aber für uns viel zu kompliziert, daher nehmen wir Fixpreise. Die sind zwar nicht realistisch, aber sonst kommt man hier zu gar nichts.
4. Definitionen
Definieren wir einfach mal, ein Kilo Hafer (als imaginäres Standardgetreide Aventuriens) kostet 1 Ninggi. Es hat 3770 Kalorien, eine körperlich schwer arbeitende Person braucht (jetzt mal abgesehen von Vitaminen etc. pp.) ungefähr 3200 ka, man käme also rein rechnerisch 1,17 Tage mit einem kg Hafer über die Runden. Ein Bauer produziert davon also 311 kg pro Jahr für sich und noch einmal 31 kg Überproduktion für "den Städter". Der wiederum bezahlt also alleine um jeden Tag sein Haferbreichen ohne alles essen zu können 311 Ninggis. Das sind quasi unsere Ernährungsminimalkosten. Hiervon kann man nun alle möglichen anderen Sachen ableiten, wie Brot, Bier etc. und von da aus geht es dann über Fragen des Lebensunterhaltes und dazu nötige Löhne bis ganz rauf ins komplette Wirtschaftssystem. Klingt nach Arbeit, ist es auch. Und die werde ich mir hier jetzt nicht machen, aber vielleicht hilft es ja weiter, falls da wer in die Bresche springen will.