Vorwarnung: Das ist für das POTSM-Abenteuer auf dem Heidelcon. Wer potentiell daran teilnehmen will, fliehe, denn hier wird hemmungslos gespoilert.Kurze Schilderung meines Problems: Ein schurkischer Swashbucklingschurke (Hauptmann der Musketiere) möchte einen gar schurkischen Schurkenplan in einer Baronie durchführen.
Er möchte langfristig eine ihm treu ergebene Kompanie Musketiere in der Baronie installieren und ihnen eine Carte Blanche der örtlichen Herrscher verschaffen. Hierzu fingiert er eine Reihe von Verbrechen, die natürlich von seinen "zufällig durchreisenden" Musketieren rasch "aufgeklärt" werden, aber wegen "zu wenig Personal" und "zu wenig Befugnissen" nicht schnell genug nachkommen. Logischerweise braucht es da es mehr Leute und mehr Kompetenzen. (Natürlich würden die "Verbrechensserie" sofort aufhören, wenn der Plan umgesetzt ist, und die Musketierkompanie würden ihre Mannschaftsstärke und ihre Befugnisse ausspielen, um die Pläne des Schurken voranzutreiben.)
Für diesen Plan braucht er das Einvernehmen aller Entscheidungsträger - in dem sie entweder für ihn stimmen, oder indem sie längere Zeit abwesend sind.
Dieses Lehen ist eine bestimmte Baronie im Oberelsaß.
Folgende Instanzen/Personen müssten beeinflusst werden:
- Intendant (direkt König Louis XIV unterstellter Verwalter)
1- Marquis (Markgraf)
2- Comtesse (Gräfin) (SC)
- Baron
(die Seigneurs und das andere Kroppzeug unterhalb des Barons sind unwesentlich für den Schurkenplan)
Für den Intendant und für den Baron hat er bereits eine Intrige in petto, um ihr Einvernehmen zu gewinnen (und wird damit durchkommen, wenn die SCs nicht dazwischenfunken).
Der Marquis und die Comtesse gehören allerdings einer mit der Musketiersfamilie verfeindeten Familie an und würden aus dem Schurkenplan nur Nachteile erhalten. Der einzige Weg, um ihre Blockade aufzuheben, ist sie zeitweilig aus dem Verkehr zu ziehen und die Sache um die es geht so dringlich zu machen, dass die verbliebenen Entscheidungsträger eine Eilentscheidung treffen müssen.
Für die Comtesse als SC ist schon gesorgt - ihr wird ein fingiertes Schwerverbrechen angehängt (Hexerei), das ihr erst einmal unmöglich macht, öffentlich aufzutreten ohne den Kerker zu riskieren (und sei es nur für die Untersuchungen des Falles). (Sie bekommt aber früh genug Gelegenheit, ihre Unschuld zu beweisen und gleichzeitig Hinweise auf den Fadenzieher zu finden.)
Wen ich jetzt aber noch von der Bildfläche verschwinden lassen muss ist der Marquis - und zwar komplett aus der Region, möglichst ins Ausland für mehrere Wochen.
Der Schurke wird natürlich die Chance nutzen, um den guten Marquis unterwegs zu kidnappen, um sicherzustellen dass er nicht dazwischenfunkt. (Und natürlich wird er ihn in guter Swashbucklingmanier irgendwo ganz nah am Abenteuerort gefangenhalten, wo die SCs bei der Verfolgung der Hinweise todsicher über ihn stolpern werden und ihn aus den Händen minderkompetenter Schläger-Extras befreien können. Und natürlich hat der Schurke kurz vor dem Eindringen seine "unentrinnbare" Todesfalle aktiviert, aber nicht ehe er vor dem Marquis mit seinem genialen Plan geprahlt und ihn in allen Einzelheiten dargelegt hat.)
Dennoch wird der Schurke entweder eine bestehende gute Geschichte zur Deckung des Verschwindens erfinden müssen, oder es muss bereits eine vorliegen.
Hier ist, was mir bisher eingefallen ist:
- Geschäfte an einem fernen Hof à Münchhausen in RusslandDie wichtigste Frage ist natürlich, warum ein Marquis persönlich so weit verreist, anstatt einen Stellvertreter zu schicken.
Vielleicht die Heirat einer/eines Verwandten an einem entfernten Hof, bei der es ein furchtbarer Faux-pas wäre wenn er nicht persönlich erscheint?
Alternativ könnte es auch um Handelsverträge gehen, deren Zustandekommen entscheidend davon abhängt, dass ein möglichst hochrangiger Unterhändler persönlich erscheint. Naheliegende Fernziele wären hier vor allem die nördlichen Rheinanlieger, wie etwa Holland oder
diverse deutsche Kleinstaaten ab Speyer, aber besonders die berühmten Leinenprodukte des Elsass könnten in ganz Europa gehandelt werden.
- Wallfahrt an entfernten Ort(z.B. Santiago de Compostela - laut Google Maps eine einfache Reise von 15 Tagen zu Fuß, mit den schlechten Wegen jener Zeit wahrscheinlich auch mehr. Selbst mit Eilkutsche hin und zurück und nur ein paar symbolischen Kilometern zu Fuß ist da jemand mindestens 2 Wochen weg vom Fenster.)
Kommt mir ein bißchen anachronistisch vor, wäre aber immer eine Möglichkeit.
- Geschäfte in den westindischen KolonienHabe ich schon wieder verworfen, weil es angesichts der Dauer von Hin- und Rückreise und der Gefahren einer Atlantiküberquerung noch weniger Grund für einen Marquis gibt, persönlich nach dem Rechten zu sehen. Da wird wenn überhaupt ein Gesandter geschickt.
Irgendwie gefällt mir noch keine von den Ideen richtig, aber vielleicht bin ich einfach wieder mal zu selbstkritisch. Was fällt euch so ein?
1Das wäre übrigens in jenem Jahr für die Provinz Elsass Charles Colbert de Croissy, Bruder des Merkantillismusbegründers und Wirtschaftsreformers Jean-Baptiste Colbert. Das wird (neben seiner bis auf ihr Geburtsjahr 1642 mir nur dünn überlieferten Frau Francoise Béraud) die einzige direkt auftauchende reale historische Persönlichkeit - alle anderen sind rein fiktiv.
2Ich weiß dass der eigentliche Titel für den Rang des Marquis in der Region Landgraf ist, will aber meine Spieler nicht mit abenteuerirrelevanten Sonderfällen der französischen Titulatur verwirren.