Ich blinzele vor Überraschung und bin für einen Moment verwirrt darüber, was nun von mir erwartet wird. Dann wird mir klar, wie perfide Syroxors Forderung ist. Er verlangt nicht nur die Kraft von mir, die Schmerzen zu ertragen, er verlangt die Kraft, sie mir selbst zuzufügen.
Ich beiße die Zähne zusammen. Was wollen diese Sith sehen? Bei Xafir ist die Frage einfach zu beantworten: Er will meinen Schmerz und meine Angst sehen. Das erste wird er bekommen, das zweite, so schwöre ich mir in einem Augenblick besonders großen Trotzes, nicht.
Was Kazzor will, ist mir ein Rätsel, und ich schrecke davor zurück, genauer darüber nachzudenken. Was Syroxor will, ist dafür wieder umso klarer: was auch immer Xalessa gefällt. Die große Frage ist also, was Markrendras Tochter will, und ich habe keine Ahnung. Nun, ich werde es herausfinden, und wenn nicht, Pech für Syroxor. Viel schlimmer als das, was er jetzt vorhat, kann es für mich kaum werden. Oder?
Ich löse mich also von den Ketten, die meine Arme halten, verbeuge mich noch einmal vor den Morai und trete an den Tisch mit den Folterwerkzeugen, den ich zwischen den Sesseln platziert habe, in denen nun Kazzor und Xalessa Platz genommen haben.
Ich stehe dadurch nun dicht vor Kazzor und lasse meinen Blick noch einmal suchend über sein Gesicht gleitend in der Hoffnung für irgendein Zeichen von Sympathie, aber es ist völlig leer. Da tritt Xafir einen Schritt vor und steht nun direkt gegenüber von mir auf der anderen Seite des Tisches. Ich blicke zu ihm auf und noch einmal in seine Augen, denn der Blick auf die Folterwerkzeuge hat mir deutlich gemacht, dass ich wahrscheinlich nicht mehr lange die Kraft haben werde, seinem Blick zu begegnen. Er scheint diese Unsicherheit zu spüren, denn sein Lächeln ist erfüllt von Vorfreude. Er streckt eine Hand über den Tisch und berührt mich sanft am Kinn, eine wohlbekannte Geste, unter der ich schon unzählige Male begonnen habe zu zittern. Diesmal aber entspannen ich mich und lege den Kopf leicht zur Seite, entblöße meinen Hals für ihn und denke: Siehst Du diese Geste der Unterwerfung? Komm näher, mein Feind, komm näher, damit ich meine Klauen in Deinen Leib rammen kann. Als hätte er meine Gedanken in meinen Augen gelesen ziehen sich seine Augen misstrauisch zusammen und er lässt die Hand sinken.
Diesen letzten Triumph auskostend wende ich meinen Blick nun zu Xalessa, während meine Hand, mit einem ganz leichten Zittern über die ausliegenden Folterwerkzeuge fährt. Ich habe nun ihre ungeteilte Aufmerksamkeit und ihr Blick folgt meiner Hand. Bei dem großen Arsenal an Peitschen und Gerten, zucken ihre Finger kaum merklich, als würde sie doch am liebsten selbst Hand anlegen, aber ich sehe kein Interesse daran, dass meine Hand sie aufnimmt. Bei den Messern weiten sich ihre Augen leicht vor Erwartung und als ich die Gifte erreiche, huscht ihre Zunge kurz über ihre perfekt geformten Lippen. Die Käferzange dagegen lässt sie völlig kalt.
Ich treffe also meine Wahl und nehme eines der scharf geschliffenen Messer zur Hand. Den ersten Schnitt an meinem linken Oberschenkel gelingt es mir, langsam und sorgfältig zu ziehen. Ich schneide tief und schaffe es, hinter zusammengebissenen Zähnen einen Schrei zu unterdrücken, obwohl mir Tränen in die Augen steigen und mir schwindelig wird. Zwei Atemzüge Pause, dann der nächste Schnitt an meinem rechten Oberschenkel, diesmal in einem schnellen Zug. Ich erschrecke ein wenig, als ich sehe, wie weit mein Fleisch aufklafft, aber mein Bein trägt mich noch, und ich habe noch immer keinen Laut von mir gegeben. Die Pause diesmal etwas länger, während ich Übelkeit niederkämpfe. Ich habe nun keinerlei Aufmerksamkeit für die Morai übrig, bin nur darauf konzentriert auf den Beinen zu bleiben und meinen Auftrag zu erfüllen. Der dritte Schnitt, mehr ein Hieb, der meinen linken Unterarm fast bis auf den Knochen öffnet. Diesmal kann ich ein Schluchzen nicht unterdrücken. Möglichst schnell, da ich nicht sicher bin, ob ich sonst dazu in der Lage wäre, der vierte Schnitt, mein linker Oberarm. Diesmal ein eher oberflächlicher Schnitt, denn meine Kräfte schwinden rasch, laufen in großen roten Strömen aus mir heraus. Doch es ist nicht nur körperliche Schwäche, ich spüre auch, dass ich nicht mehr lange in der Lage sein werde, die Waffe selbst zu führen. Zum Glück weiß ich dafür eine Lösung, die Xalessa gefallen sollte.
Ich taumle zum Tisch zurück, lasse das blutverschmierte Messer fallen und greife stattdessen nach einer Phiole aus dunkel getöntem Glas. Aus den Augenwinkeln bekomme ich mit, dass Xalessa erwartungsvoll die Luft einsaugt. Ich entferne den kunstvoll verzierten Korken des Fläschchens und lasse einen Tropfen des milchigen, zähflüssigen Inhalts auf den Boden fallen, damit meine Zuschauer sich davon überzeugen können, dass es sich tatsächlich um Lyrissium handelt, eines der beliebtesten Waffengifte der Morai. Seine Beliebtheit rührt unter anderem daher, dass es für den Verwender beim Auftragen relativ ungefährlich ist und erst bei der Berührung mit Blut seine außer Gefecht setzende Wirkung entfaltet. Und die Art, wie es seine Opfer außer Gefecht setzt ist zudem eine, die vielen Morai große Befriedigung verschafft.
Mit schnellen Bewegungen, da ich nicht viel Zeit habe, bis die Wirkung einsetzt, gieße ich jeweils einige Tropfen des Giftes auf meine vier Messerschnitte.
Es beginnt als ein Brennen, das schnell stärker wird und innerhalb weniger Herzschläge die Grenze zum Schmerz und dann zur Agonie überschreitet. Die Glasphiole entgleitet meinen Fingern, während mein Blut kocht und die Haut um meine Wunden Blasen wirft. Wimmernd sinke ich in die Knie, und krümme mich zusammen. Der Schmerz verbrennt meine Glieder, wütet in meinem Fleisch und stiehlt mir jeden klaren Gedanken. Schreiend winde ich mich am Boden.