Nach dieser Denke ist Fussball taktisch interessanter als Schach - weil man ja nicht in der Schachbrett/legale Figurenbewegungen-Denke "gefangen" ist.
Das Beispiel ist gar nicht mal so schlecht =)
Auch beim Fußball gibt es gültige Konfigurationen. Jeder Spieler kann nur an einer bestimmten Position auf dem Spielfeld sein und eine bestimmte Handlung durchführen, es gibt Regeln die das Spiel begrenzen, sich wiederholende Spielsituationen.... Insgesamt ist beim Fußball der potentielle Zustandsraum an möglichen Spielsituationen bestimmt nicht kleiner als beim Schach.
Bezieht man das Beispiel aufs Thema zurück, dann findet man bei beiden Spielen logisches Denken als auch kreatives Denken. Logisches Denken, da man bei beiden Spielen Kausalketten bilden kann
("Wenn der Läufer sich auf x bewegt kann ich meine Dame nach Y bewegen, woraufhin er seinen König nach Z bewegen muss" - "Wenn ich mich nach X bewege, muss der Verteidiger vorrücken, wodurch es eine Lücke für meinen Mitspieler gibt") als auch kreatives Denken. Beim Schach wird das kreative Denken dadurch angeregt, dass der Zustandsraum aller möglichen Spielkonfigurationen so groß ist, dass ein logisches durchdenken aller Spielsituationen nicht möglich ist - Man muss nach Mustern suchen. Beim Fußball wird die Kreativität dadurch angeregt, dass man nur kurz Zeit hat nachzudenken und schnell Assoziationen bilden muss.
Daraus kann man weitere Kriterien ableiten, wann beim Rollenspiel logisches und wann kreatives Denken gefragt ist:
* logisches Denken: Der Zustandsraum ist klein und man hat Zeit diesen möglichst vollständig zu überschauen.
* kreatives Denken: Der Zustandsraum ist groß und man steht unter Zeitdruck.
Spielt die Regeln sind überschauer und lässt den Spielern im Kampf Zeit zum nachdenken, dann wird tendenziell mehr das logische Denken verlangt. Sind die Regeln nicht überschaubar und man muss schnell reagieren, dann wird mehr das kreative Denken verlangt.
Das ganze kann man nun noch auf die verschiedenen Ebenen einer Spielsituation beziehen, wie sie 1of3 dargestellt hat
Die problemlösende, die du ansprichst, Eulenspiegel.
- Die regelhafte
- Die spontan-ästhetische
Die Problemlösende Ebene, bei der es darum geht aus einem prinzipiell beliebig großen Raum an Möglichkeiten die beste unter einem gewissen Zeitdruck auszuwählen ist damit immer eine kreative Aufgabe.
Die zweite Ebene, die Ebene der Regeln ist abhängig vom Umfang der Regeln und Komplexität der Spielsituation und dem Zeitdruck der aufgebaut wird. Ein Kampf mit vielen beteiligten, bei dem die Spieler zu direkten Reaktionen gezwungen werden ohne lange Zeit zum Nachdenken zu haben, fördert das kreative Denken. Haben sie länger Zeit zum Nachdenken oder die Spielsituation wird überschaubarer, dann kann die Aufgabe durch logisches Denken gelöst werden.
Die dritte Ebene, das Rückbeziehen der auf Regelebene gelösten Aufgabe auf die Spielwelt ist auch wieder abhängig von der Komplexität der Aufgabe und dem Zeitdruck und vermutlich auch auch darauf, wie konkret sich Regeln auf die Spielwelt beziehen. Führt zum Beispiel ein Kämpfer in DSA einen Ausfall durch, so ist der Zustandsraum an möglichen Beschreibungen recht klein. Führt er ein Manöver bei Fate oder einen Trick bei Savage Worlds durch, so ist der Zustandsraum an möglichen Beschreibungen ziemlich groß. Wird er dann noch gezwungen schnell zu antworten (z.B. weil die Gruppe versucht einen flüssigen Erzählfluss aufrechtzuerhalten), dann ist mit dieser Aufgabe viel Kreativität verbunden.
Die erste Ebene ist übrigens recht unabhängig vom verwendeten System. Die Stellschrauben liegen meiner Meinung nach auf zweiter und dritter Ebene.