Autor Thema: Stellenwert bzw. Umsetzung der Religion im Spiel  (Gelesen 2197 mal)

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Ahab

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Da ich demnächst eine Golarion-Runde starten werde, stellt sich mir als passioniertem Atheisten und analytisch denkendem Wirtschaftler die Frage, wie ich das Thema Religion glaubwürdig und restpektvoll umsetzen kann. Ich möchte gern, dass der Glaube und seine Ausübung in meinem Golarion präsent sind, hadere aber derzeit, wie sich das spieltechnisch auswirken soll. Daher wollte ich gern mal nach Euren Erfahrungen und Konzepten fragen.

Was ist bei Euch die Quelle der göttlichen Magie - die Gottheit oder der Glaube des Verehrers selbst?
Antworten Götter auf Gebete?
Erscheinen Götter persönlich, z.B. bei Gottesdiensten?
Entsenden sie Heralde oder Diener?
Finden göttliche Interventionen statt, bzw. wie sehen diese aus?
Wie detailliert ist der Glaube bei Euch, z.B. was Gottesdienste, Priestergespräche oder säkulare Wahrheiten angeht?
Was geschieht, wenn ein Charakter gegen die Gebote seines Gottes verstößt? Was ist nötig um einen wie großen Teil seiner Macht zu verlieren?
Sind nur Kleriker und Paladine vom Glauben betroffen? Was ist mit "Normalgläubigen"? Wie wirkt sich ein Gebotsverstoß auf Bauer Horst im Hinterland von Falkengrund aus?

Das sind einige der Fragen, die ich für mich gern beantworten würde, bevor es mit der Runde losgeht. Vielleicht teilt ja jemand Erkenntnisse aus ihrer/seiner Spielpraxis mit mir?

Offline SPR'ler

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Re: Stellenwert bzw. Umsetzung der Religion im Spiel
« Antwort #1 am: 28.11.2011 | 12:13 »
Ich arbeite mit den einfachen Prämissen

- es gibt die Hölle(n), und wer keinen Gott für sich annimmt, landet dort.
- Priester demonstrieren mit ihren Zaubern effektive göttliche Macht. Handfest und sichtbar.

- der Rest ist dann reine Definitionssache von Dir.

Zitat
Was ist bei Euch die Quelle der göttlichen Magie - die Gottheit oder der Glaube des Verehrers selbst?
Frage ist Unerheblich für die Gläubigen. Reine Intellektuellenfrage. Die Gottheit an sich. Ganz klar.
Zitat
Antworten Götter auf Gebete?
Natürlich! Nur auf ihre eigene Weise - "Blätterrauschen" "Sonnenstrahl" "donnernde Stimme im Sturm"
Zitat
Erscheinen Götter persönlich, z.B. bei Gottesdiensten?
Bei mir nicht.
Zitat
Entsenden sie Heralde oder Diener?
Ja. Engel, Priester. Gläubige.
Zitat
Finden göttliche Interventionen statt, bzw. wie sehen diese aus?
Ja, Zaubersprüche von Priestern sind effektive göttliche Intervention.
Zitat
Wie detailliert ist der Glaube bei Euch, z.B. was Gottesdienste, Priestergespräche oder säkulare Wahrheiten angeht?
Können sich die Spieler selber ausdenken. Ist mir zuviel Detail. Spiele ja kein DSA.
Zitat
Was geschieht, wenn ein Charakter gegen die Gebote seines Gottes verstößt? Was ist nötig um einen wie großen Teil seiner Macht zu verlieren?
Macht verlieren nur Priester und Paladine. Der Rest eventuell nur die unsterbliche Seele.
Zitat
Sind nur Kleriker und Paladine vom Glauben betroffen? Was ist mit "Normalgläubigen"? Wie wirkt sich ein Gebotsverstoß auf Bauer Horst im Hinterland von Falkengrund aus?
Soziale Konsequenzen. Religion ist IMMER Gemeinschaftsangelegenheit. Und sei es, dass Priester P bei Bauer B vorbeikommt und sagt "Wir müssen mal miteinander reden." :)
Achja, evtl. auch Verlust der unsterblichen Seele. Aber das erwähnte ich ja schonmal.

killedcat

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Re: Stellenwert bzw. Umsetzung der Religion im Spiel
« Antwort #2 am: 28.11.2011 | 12:26 »
Kurzantwort: je nach Setting. Ich habe schon alle möglichen Varianten durchgemacht.
Die detallierteste Kampagne mit stark ausgespielter Religiösität hatte ich in Midgard, als ich mit einem Kumpel 1-on-1 eine Kampagne spielte, in der ich einen dunklen Chaos-Ordenskrieger spielte. Das ging gut zwei Jahre wöchentlich. Ich will jetzt etwas detallierter auf deine Fragen eingehen.

Was ist bei Euch die Quelle der göttlichen Magie - die Gottheit oder der Glaube des Verehrers selbst?
Meist lasse ich das schlicht offen, da es keine Rolle spielt. Die Relgion wird es immer auf die Gottheit schieben. In Fading Suns z.B. wird regelseitig aber auch im Fluff das letztere (der eigene Glaube als Quelle) stark bevorzugt, ohne es dabei explizit so festzulegen.

Antworten Götter auf Gebete?
Meist antworten sie so verschlüsselt, dass es wiederum egal ist. Ich kenne persönlich Menschen (im ECHTEN Leben), die mit Gott Zwiegespräche führen. Jawohl, er antwortet! Ensprechend kann man bei einem starken Glauben in einer Fantasywelt, insbesondere wenn Religion mehr sein soll, als nur Color, davon ausgehen, dass die Götter antworten. Ob die Antwort immer als solche verstanden wird, ist wiederum Setting-Sache.

Erscheinen Götter persönlich, z.B. bei Gottesdiensten?
Das habe ich bisher immer vermieden, von gelegentlichen Visionen einmal abgesehen. Man sagte Odin und auch Zeus noch, Menschen verkleidet/verwandelt vor Prüfungen zu stellen. Alles, was darüber hinaus geht, ist mir meist zu direkt. In Settings wie Scion oder Armageddon dagegen, schaut das schon ganz anders aus. Ich würde davon Abstand halten, wenn das Setting es nicht zu nahe legt. Götter sind mir als Mysterien deutlich wertvoller als als NSCs.

Entsenden sie Heralde oder Diener?
Warum nicht?

Finden göttliche Interventionen statt, bzw. wie sehen diese aus?
Je nach Gottheit. Poseidon versenkte Odysseus' Schiff in einem Sturm, Tseentch sendet eine Pest, Venus säht Zwietracht. Eine gute Methode ist das Sprechen durch Orakel und Priester oder durch Naturkatastrophen.

Wie detailliert ist der Glaube bei Euch, z.B. was Gottesdienste, Priestergespräche oder säkulare Wahrheiten angeht?
Je nach Setting. In unserer Midgard-Ordenskriegerkampagne sehr, sehr detalliert, in anderen Kampagnen wird der Glaube nur angerissen. In wieder anderen, spielt er gar keine Rolle. Ich glaube, das kann man nicht so verallgemeinern. Sieh es wie mit Filmen: in Constantine oder Dogma wird sicher genauer auf christliche Mythologie eingegangen (und sei es nur erfundene) als in z.B. Starship Troopers, wo Relgion schlicht keine Rolle spielte.

Was geschieht, wenn ein Charakter gegen die Gebote seines Gottes verstößt? Was ist nötig um einen wie großen Teil seiner Macht zu verlieren?
Je nach Gott und Setting. Bacchus wird seinen Priester sicher nicht verstoßen, weil er mal nur Wasser trinkt, aber wenn er auf den Altar uriniert mit den Worten "Du Saufnase solltest eine Entziehungskur machen", wird Bacchus sicher heftiger reagieren. Reaktionen sind bei mir meist zunächst kirchenintern. Sollte die Macht des Priesters von seiner Gottheit kommen, so wird er keinerlei mehr bekommen, wenn er verstoßen wird. Oder er wird auf eine Queste geschickt. Oder bestraft. Bacchus mag sich ganz komische Strafen ausdenken: so könnte es sein, dass Wein sich im Munde des Priesters in Wasser verwandelt, oder der Priester verliert sein bestes Stück.

Sind nur Kleriker und Paladine vom Glauben betroffen? Was ist mit "Normalgläubigen"? Wie wirkt sich ein Gebotsverstoß auf Bauer Horst im Hinterland von Falkengrund aus?
Alle sind vom Glauben betroffen. Wie sehr hängt ja auch von den Regeln ab. So kennt Midgard z.B. "Göttliche Gnade", die jedem zusteht. Eine Gottheit wird es aber sicher kaum jucken, wenn ein unwichtiger Bauer mal auf den Gott flucht. Aber wenn dies sein Hohepriester macht, womöglich vor Publikum ...

Sind die Götter eitel, so werden sie ausbleibende Geschenke ahnden, besonders großzügige oder einfallsreiche Geschenke belohnen. Sind sie aktiv, werden sie auch normale Bauern auf die Probe stellen.


Fazit:
Tu was dir passt! Schaffe deine eigene Götterwelt.

Samael

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Re: Stellenwert bzw. Umsetzung der Religion im Spiel
« Antwort #3 am: 28.11.2011 | 12:33 »
Was ist bei Euch die Quelle der göttlichen Magie - die Gottheit oder der Glaube des Verehrers selbst?

In Golarion ist das ganz klar die Gottheit höchstpersönlich. Als Aroden verschwand, konnten seine Kleriker keine Magie mehr wirken. Die Razmirischen Priester sind arkane Magiewirker, weil Razmir kein Gott ist, kann er keine Zauber gewähren, auch wenn viele viele Leute ihn als Gott verehren..

Zitat
Antworten Götter auf Gebete?

In der Regel wohl nicht, aber sie können es zumindest.

Zitat
Erscheinen Götter persönlich, z.B. bei Gottesdiensten?

Vermutlich so selten, dass man auch "nie" sagen könnte.

Zitat
Entsenden sie Heralde oder Diener?

Das dagegen ganz sicher. Es ist ja sogar bei den Gottheiten angegeben welcher Wesenheiten sie sich dabei bedienen.

Zitat
Finden göttliche Interventionen statt, bzw. wie sehen diese aus?

Bi uns im Spiel hat bisher noch keine solche stattgefunden, und ich plane auch keine.

Zitat
Wie detailliert ist der Glaube bei Euch, z.B. was Gottesdienste, Priestergespräche oder säkulare Wahrheiten angeht?

Sehr grob umrissen. Mehr ins Detail, als die offiziellen Quellen (Faiths of..., Gods & Magic, Religion Aufsätze in den Adventure Path Quellenteilen) gehen wir nicht.

Zitat
Was geschieht, wenn ein Charakter gegen die Gebote seines Gottes verstößt? Was ist nötig um einen wie großen Teil seiner Macht zu verlieren?

Wenn ein Kleriker grob gegen die Grundsätze seiner Gottheit verstößt, verliert er seine übernatürlichen Fähigkeiten, bis er sich läutert (atonement, entsprechende Taten).

Zitat
Sind nur Kleriker und Paladine vom Glauben betroffen? Was ist mit "Normalgläubigen"? Wie wirkt sich ein Gebotsverstoß auf Bauer Horst im Hinterland von Falkengrund aus?

Subtiler. Es ist da aber eher so herum, dass Verehrung und Opferung positive Effekte bringen kann (gute Ernte, gesunde Kinder etc.), während man als "Gottloser" mehr dem gnadenlosen Schicksal ausgesetzt ist.

Offline BobMorane

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Re: Stellenwert bzw. Umsetzung der Religion im Spiel
« Antwort #4 am: 28.11.2011 | 12:56 »
Ein Problemn mit dem ich mich, als nicht religioöser mensch auch immerwieder auseinander setze.

Ich habe Golarion nicht gelesen, aber ich ich gehe davon aus, dass, wie in den meisten D&D Hintergründen, Götter existierende Wesenheiten sind, denen es nicht egal ist, was ihre Priester so treiben, daher auch die maximale 1 Schritt Abweichung bei der Gesinnung.

Bei mir ist es so, dass die meisten Leute zu mehr als einem Gott beten. Hans, der Bauer wird primär zur Erdmutter und der Wetter/Sonnengottheit beten, aber je nach Gelegenheit wird vieleicht auch die Göttin des Glücks anrufen, oder eine Schutzgottheit bitten einen Champion zu schicken, der die Orks vertreibt. Manche, z.B. Helden, haben Schutzgottheiten, die sich für das Schicksal der Person interessiert. Da wir mit Gummipunkten spielen(Action Points aus D20 modern), sind diese Punkte der Einfluss von ober, oder unten. Priester sind eigentlich die einzigen, die nur zu einer Gottheit beten.

Bei uns mischen sich Götter durchaus in die Geschicke der Welt ein, aber eigentlich immer dezent. Ich weis, das ich als Spieler mehrfach Heralden einer Gottheit begegnet bin und zumindest einmal hatten wir eine Begenung mit einem Avatar. Die Helden selber haben das in der Regel nicht mitbekommen. Der einäugige Wanderer, der mit den Helden ein Nachtlager teilt, ihnen ein paar Informationen, oder einen Heiltrank gibt und am nächsten morgen spurlos verschwunden ist, fände ich passend. So was sollte aber eine Ausnahme bleiben, z.B. wenn es für die Agenda des Gottes wichtig ist oder der SL unterstrechen will, dass die Helden zu höherem bestimmt sind.

Nach meiner Definition ist die Macht eines Priester vom Glauben an seine Gottheit und vom Willen der Gottheit abhängig. Von daher können Regelverstöße auch zu Sanktionen führen. Natürlich wird nicht jeder Zauber direkt von der Gottheit genehmigt. Zauber der 1. und 2. Stufe kann jeder wirken, der in den Riten der Religion ausgebildet wurde. So z.B. auch der Priesterschüler, der zu Söldner wurde. Alles darüber bedarf der Zustimmung von Dienern der Gottheit, bis hin zu den mächtigsten Ritualen, die direkte Zustimmung der Gottheit bedürfen. Ich würde mal sagen Stufen 7-9 und alle Zauber jemanden von den Toten zurück holen.

Wenn ein Priester konstant gegen die Lehren seines Gottes vestösst, kann man ihm auch schon mal den Zugriff auf eine Spruchstufe verwehren. Meist hat man da wenig anhalt. D&D hat die Spieler was Regeln für Priester angeht immer ein wenig hängen lassen. Für die Stimmung finde ich es aber wichtig sich mit dem Spieler hin zu setzen und ein paar Dos und Don`ts zu überlegen. Wenn ein Priester des Gottheit der Ritterlichkeit konstan Hinterhalte plant und vor offenen Konflikten fleht anstelle einen Gegner zum Zweikampf zu fordern, kann es das nicht sein. Das schlimmste was ich mal hatte war:" ich nehme den Gott, der hat gute Domänen und der kommt mir nicht in die Quere." Der Spieler sprach übrigens von einer Rechtschaffen Neutralen Gottheit des Gesetzes. Ich denke Bauer Horst aus Falkengrund hat mit Regelverst´ßen weniger ein Problem, so lange er sich nicht in Gotteslästerung oder Leugnung oder schleifen von Tempeln übt.

Offline kalgani

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Re: Stellenwert bzw. Umsetzung der Religion im Spiel
« Antwort #5 am: 28.11.2011 | 12:59 »
ich denke religion kommt ganz auf das setting an, wenn man nun in cheliax spielen würde und unbedingt
einer guten Gottheit zugewandt muss man sich nicht wundern wenn andauernd Höllenritter vorbei schauen...

Zitat
Was ist bei Euch die Quelle der göttlichen Magie - die Gottheit oder der Glaube des Verehrers selbst
Die Gottheit
Zitat
Antworten Götter auf Gebete?
Bei zauberwirkern direkt in form des gewährens der zauber.
Zitat
Erscheinen Götter persönlich, z.B. bei Gottesdiensten?
höchst selten, eventuell wenn man auf sehr hohen Stufen spielt (17+)
Zitat
Entsenden sie Heralde oder Diener?
ja
Zitat
Finden göttliche Interventionen statt, bzw. wie sehen diese aus?
wie oben schon gesagt ist im prinzip jeder gewirkte zauber eine intervention in den lauf der dinge...
Zitat
Wie detailliert ist der Glaube bei Euch, z.B. was Gottesdienste, Priestergespräche oder säkulare Wahrheiten angeht?
mich langweilt alsSL sowas, von daher sehr lose. kommt aber auch stark auf die spieler an!
Zitat
Was geschieht, wenn ein Charakter gegen die Gebote seines Gottes verstößt? Was ist nötig um einen wie großen Teil seiner Macht zu verlieren?
Beim Paladin bei der ersten Bösen tat. Bei den anderen würde es bei der ersten tat die gegen die glaubenssaätze verstößt ein: "Du, Du, Du! geben und erst beim zweiten verstoß zu ernsten konsequenzen, ala Fähigkeitenverlust, führen
Zitat
Sind nur Kleriker und Paladine vom Glauben betroffen? Was ist mit "Normalgläubigen"? Wie wirkt sich ein Gebotsverstoß auf Bauer Horst im Hinterland von Falkengrund aus?
bitte nicht die Inquisitoren und Mystiker/Oracle vergessen, auch diese wirken divine magie.
bei mir sind auch druiden divine magic wirker, also müssen auch diese sich an die regeln halten
und dürfen keine beschworenen tiere als fallen finder o.Ä. missbrauchen.

normalos unterliegen der gesetzlichen richtbarkeit, nicht der religiösen.
dies kann in manchen staaten/ländern/regionen das gleiche bedeuten,
muss es aber nicht.

Offline Czechbot

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Re: Stellenwert bzw. Umsetzung der Religion im Spiel
« Antwort #6 am: 28.11.2011 | 12:59 »
Wenn es dich interessiert wie sich die Gunst bzw. Zorn eines Gottes in der Regel erkennbar machen, (zumindest dem offiziellen Hintergrund zufolge) werf doch mal einen Blick auf die Götterbeschreibungen im Golarion Campaign Setting. Da steht dann auch was die jeweils heiligen Texte einer Gottheit sind. Die Namen der wichtigen Bücher ab und zu in NSC Gespräche einfließen zu lassen macht das ganze ein wenig greifbarer, finde ich  :)

Samael

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Re: Stellenwert bzw. Umsetzung der Religion im Spiel
« Antwort #7 am: 28.11.2011 | 13:06 »
ich denke religion kommt ganz auf das setting an, wenn man nun in cheliax spielen würde und unbedingt
einer guten Gottheit zugewandt muss man sich nicht wundern wenn andauernd Höllenritter vorbei schauen...

Warum?

Übrigens gibts auch ein paar Hellknights, die LG sind.....

Offline Tudor the Traveller

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Re: Stellenwert bzw. Umsetzung der Religion im Spiel
« Antwort #8 am: 28.11.2011 | 13:19 »
Ich werde mal nicht gezielt auf deine Fragen eingehen, sondern mich allgemeiner halten:

Götter erscheinen nicht persönlich, können es aber. Sie haben aber in der Regel besseres zu tun. Sie können u.U. Diener schicken, also Engel, Dämonen etc., wobei ich da sagen muss, dass das bei D&D immerschon etwas blöd geregelt war, denn für viele Götter passen die zur Verfügung stehenden (d.h. im Monster Manual beschriebenen) Wesen imo meist eher schlecht. Es sind dann auch derartige Wesen, die von Göttern zur Intervention eingesetzt werden können. Das kann aber in meinen Augen nur in sehr speziellen Einzelfällen passieren, denn anderweitig würden die Götter ja ständig ihre Diener herumschicken. Insofern schätze ich Settings, wo diese Thematik irgendwie behandelt wird.

Im Alltag versuche ich die Religionen präsent zu machen. Häufig haben bestimmte Kirchen lokal oder regional einen beachtlichen Anteil an der Politik; Priester besetzen wichtige Ämter im "Regierungsapparat" oder haben durch starke Traditionen gestützte Mitspracherechte. Jedenfalls müssen die meisten weltlichen Herrscher auf die Kirchen rücksicht nehmen, sonst bekommen sie mit ziemlicher Sicherheit ein Problem. Das passt vor allem zu Kirchen von rechtschaffenen Göttern, während jene chaotischer Götter ganz gerne im Hintergrund "arbeiten". Natürlich spielen die Kirchen auch eine Rolle bei bedeutenden politischen Akten: welche Kirche (oder Gemeinschaft von Kirchen) den neuen König krönt, ist sicherlich ein heiß umkämpftes Recht. Eventuell legt der neue Herrscher ja auch die "oberste" Kirche erst fest.
Für den normalen Menschen (Elfen, Zwerg, etc.) hat die Religion vor allem in bestimmten Fällen eine Bedeutung: Hochzeiten, Geburten / Taufen, Todesfälle & Begräbnisse, eventuell irgendwelche Weihen und natürlich Feiertage. Im Frühjahr werden die Felder und das Vieh von Priestern entsprechender Gottheiten gesegnet; neu errichtete Gebäude bekommen einen Segen. Wer das nicht macht, muss mit "Mobbing" rechnen, angefangen vom Unwillen, das ungesegnete Haus zu betreten bis hin zum Sündenbock für Unglücke.
Hier kann die Wahl des Gottes eine wichtige Rolle spielen: werden die Toten beispielsweise begraben, verbrannt oder in einem Gewässer versenkt? Werden Rituale immer in einem Gotteshaus abgehalten oder gibt es spezielle Stellen, wie einen Altar am See oder geht der Priester vielleicht einfach irgendwo ins Grüne?

Im Umfang bzw. Detail versuche ich einen Mittelweg zu finden zwischen zu aufwändig und zu wenig. D.h. in der Regel achte ich darauf ab und an einen Anlass für rituelle Handlungen in die Story einfließen zu lassen.

Gerade bei D&D bzw. Pathfinder soll auch die Gesinnung der Gottheit eine Rolle spielen. Chaotische Götter sind z.B. nicht unbedingt zuverlässig, trotz zahlreicher Spenden und vorbildlichem Verhalten des Gläubigen.

Zitat
Was geschieht, wenn ein Charakter gegen die Gebote seines Gottes verstößt?
Wie wirkt sich ein Gebotsverstoß auf Bauer Horst im Hinterland von Falkengrund aus?

Kommt drauf an. Ist es etwas Öffentliches bekommt Horst vermutlich mindestens mit seinen Nachbarn Ärger. Kein Bauer möchte, dass die örtlichen Weiden und Felder von Monstern heimgesucht werden, weil Horst zu knauserig mit seinem Opfer an Lamashtu war. Ist es privat, wird es nicht so bedeutsam sein, solange Horst keine Hilfe von den Göttern erwartet. Wenn er aber zum Erastil-Tempel pilgert und um Gnade für seine todkranke Frau fleht, sollte er sich danach schon ordentlich benehmen, sonst könnte Erastil auf Dauer ungnädig werden - und das ist sicher keine gute Idee.
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Offline Tudor the Traveller

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Re: Stellenwert bzw. Umsetzung der Religion im Spiel
« Antwort #9 am: 28.11.2011 | 13:32 »
Wenn ein Priester konstant gegen die Lehren seines Gottes vestösst, kann man ihm auch schon mal den Zugriff auf eine Spruchstufe verwehren.

Na, das wär mir aber zu milde. Wenn ein Priester ständig gegen die Prinzipien seines Gottes verstößt, ist er abgemeldet. Aber das wäre ein stufenweiser Prozess. Der Priester bekäme vorher Warnungen. Ich benutze da gerne Träume und Visionen. Wenn er das nicht versteht oder nicht reagiert, wird ein "Lehrer" zur Mahnung geschickt. Wenn das auch nicht hilft, kommen erste Konsequenzen (ein Zauber in einer ungefährlichen Situation wirkt nicht). Erst wenn der Priester sich wirklich nicht um eine "Umkehr" zu den Wegen seines Gottes schert, wird ihm alles gestrichen, aber das merkt er dann zumeist auch. Danach muss er sich aber anstrengen, um seinen Gott wieder für sich zu gewinnen.

All das hängt auch vom Gott ab. Rechtschaffene Götter sind da schneller mit ihrer Geduld am Ende. Der Priester ist ja auch ein Repräsentant des Gottes... Chaotische Götter haben es ja eh nicht so mit Regeln.
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Offline Oberkampf

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Re: Stellenwert bzw. Umsetzung der Religion im Spiel
« Antwort #10 am: 28.11.2011 | 14:24 »
Also erstmal, grundsätzlich finde ich, dass man ruhig die Religion in eienr Spielwelt auch mal etwas "verrückt" darstellen kann. Einer Spielweltreligion muss man nicht den gleichen Respekt und das gleichermaßen differenzierte Urteil entgegenbringen wie es die Höflichkeit gegenüber einer Glaubensrichtung in der normalen Welt erfordert.

Zweitens hängt bei mir alles vom Spielweltsetting ab, aber ich versuche, mal Antworten entsprechend eines "default" D&D-Settings zu geben, in dem Götter und Glaube nicht Hauptteil der Kampagne sind.

Was ist bei Euch die Quelle der göttlichen Magie - die Gottheit oder der Glaube des Verehrers selbst?

Das ist der Gegenstand theologischer Diskussion und vielleicht Anlass für ein Abenteuer, z.B. einen Mordfall während eines Konzils, in dem die Vertreter der unterschiedlichen Interpretationen in einem abgelegenen Kloster zusammengekommen sind.

Antworten Götter auf Gebete?

Ja. Klerikale Zauberei ist die Antwort der Götter auf ein Gebet.

Erscheinen Götter persönlich, z.B. bei Gottesdiensten?

Nur in Ausnahmefällen, eigentlich fast garnicht. Wenn sie erscheinen, dann eher als Stimme oder Lichtgestalt, aber normalerweise sprechen sie durch Boten oder garnicht.

Entsenden sie Heralde oder Diener?

Ja. Allerdings auch eher selten, zumindest auf den unteren Stufen.

Finden göttliche Interventionen statt, bzw. wie sehen diese aus?

In der Regel findet sowas nicht statt. Aus irgendwelchen innerspielweltlichen Gründen können Götter nur über ihre Agenten, Diener oder durch ihre Gläubigen (Kleriker, Palladine usw.) handeln, so gut wie nie von selbst - außer sie wurden durch ein vergessenes, uraltes Ritual zu Hilfe gerufen, das erstmal von einer Abenteurergruppe wieder entdeckt werden muss.

Wie detailliert ist der Glaube bei Euch, z.B. was Gottesdienste, Priestergespräche oder säkulare Wahrheiten angeht?

Ich kombiniere einige "katholische" Elemente (Beichten, Heilige & Heiligenerscheinungen, Sakramente) mit einigen klassisch-antiken Elementen (Orakel, Vogelflugdeutung, Speisesegen und Tieropfer etc.). Ausgespielt wird das eigentlich selten, aber ich bin auch kein richtiger Fan von Tavernen- oder Beichtstuhlrollenspiel.

Magier sind als Individuen natürlich sehr unterschiedlich, aber zumindest einige von ihnen glauben an eine etwas abstraktere Urquelle der Magie und des Lebens als die personifizierten Gottheiten des jeweiligen Pantheons. Dies ist aber eine sehr komplexe Philosophie, die im Spiel wenig Bedeutung hat - außer es ist gerade wieder einmal Zeit für religiösen Fanatismus, dann werden die Anhänger dieser Lehren brutal verfolgt und brauchen vielleicht ein paar nicht-fanatische Abenteurer, um vor dem aufgestachelten Mob zu fliehen und aus der Stadt geschmuggelt zu werden.

Was geschieht, wenn ein Charakter gegen die Gebote seines Gottes verstößt? Was ist nötig um einen wie großen Teil seiner Macht zu verlieren?

Kleriker und Palladine oder andere Zauberer, deren Macht auf göttlicher Magie beruht, verlieren bei schweren verstößen zeitweilig ihre Zauberkraft, bis sie Buße getan haben. Zur Buße gehört ein eigenes Abenteuer, z.B. das Wiederfinden eines aufgegebenen Tempels oder Schreins. Bei leichten Verstößen mache ich entweder dirket oder durch die Spielumwelt darauf aufmerksam, dass ihr Handeln nicht unbedingt den Richtlinien des Glaubens entspricht. Bei gehäuften Auftreten leichter Verstöße verlieren sie ihre Zauberkraft, die Buße erfordert aber nur geringe Leistungen (Geldspende, kurze Pilgerfahrt).

Andere Abenteurer sind nur bei groben Verstößen, und auch dann nur mittelbar betroffen: positive Unterstützungszauber eines Klerikers der von ihnen beleidigten Götter wirken nicht mehr.

Sind nur Kleriker und Paladine vom Glauben betroffen? Was ist mit "Normalgläubigen"? Wie wirkt sich ein Gebotsverstoß auf Bauer Horst im Hinterland von Falkengrund aus?

Siehe oben. Die Anforderungen an den gemeinen Gläubigen sind weitaus kleiner als die Anforderungen an einen Kleriker oder Palladin, ja selbst kleiner als die Anforderungen an einen Charakter mit heroischer Klasse.

Das sind einige der Fragen, die ich für mich gern beantworten würde, bevor es mit der Runde losgeht. Vielleicht teilt ja jemand Erkenntnisse aus ihrer/seiner Spielpraxis mit mir?

Spielpraxis: Am Schlimmsten ist es, wenn man als SL den Spielern mal eine Situation präsentiert, wo es mehrere Möglichkeiten gibt. Mir ist aufgefallen, dass die Spieler klerikaler Klassen dann oft dazu neigen, mich als SL zu fragen, was denn jetzt der für ihren Glauben richtige Lösungsweg ist, und ob sie Möglichkeit XYZ als Priester des/der ABC überhaupt nehmen dürfen. Bsp.: "Darf mein Charakter sich kurzzeitig mit Bösewichten verbünden, um ein größeres Übel gemeinsam zu bekämpfen?"

In der Regel, wenn es nicht offensichtlich ist und keine Konsequenzen i.S.v. Verlust an Zauberei nach sich ziehen wird, lasse ich die Spieler dann Knowledge: Religion würfeln und sage ihnen bei erfolg "Das ist schon jahrelang Gegenstand hitziger theologischer Debatten, für jede Seite gibt es Argumente und deine Kirche gibt da keine eindeutigen Anweisungen". war in der Realität meistens genauso, davon unabhängig glaube ich aber ohnehin, dass es beim Rollenspiel nicht der Sinn sein kann, dass der SL den Spielern vorschreibt, welchen "Lösungsweg" sie nehmen dürfen und welchen nicht. Ausnahme ist natürlich ein eindeutiger Verstoß gegen den Glauben.
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Offline Talim

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Re: Stellenwert bzw. Umsetzung der Religion im Spiel
« Antwort #11 am: 28.11.2011 | 17:58 »
Was ist bei Euch die Quelle der göttlichen Magie - die Gottheit oder der Glaube des Verehrers selbst?
Beides. Götter erhalten Macht durch den Glauben der Gläubigen. Götter gewähren Magie.

Antworten Götter auf Gebete?
Selten, meist wird dies aber gar nicht wahrgenommen (gute Ernte, glückliche Ehe, Gegenspieler wird krank,...)

Erscheinen Götter persönlich, z.B. bei Gottesdiensten?
Nie. Wenn überhaupt als Avatar.

Entsenden sie Heralde oder Diener?
Ja.

Finden göttliche Interventionen statt, bzw. wie sehen diese aus?
Ja, genauso wie dem SL das in den Kram passt.

Wie detailliert ist der Glaube bei Euch, z.B. was Gottesdienste, Priestergespräche oder säkulare Wahrheiten angeht?
Nicht sehr detailiert, das dürfen sich die Spieler ausdenken, es sei denn es ist eine kirchenzentrierte Kampagne.

Was geschieht, wenn ein Charakter gegen die Gebote seines Gottes verstößt? Was ist nötig um einen wie großen Teil seiner Macht zu verlieren?
Normalerweise nichts. Bei göttlichen Magiewirkern kann wiederholendes Fehlverhalten und ein starker Verstoß Konsequenzen haben.

Sind nur Kleriker und Paladine vom Glauben betroffen? Was ist mit "Normalgläubigen"? Wie wirkt sich ein Gebotsverstoß auf Bauer Horst im Hinterland von Falkengrund aus?
Gar nicht. Lebt er sein Leben entgegen der Gebote, landet er aber nach dem Tod nicht in "seinem Himmel".