Hallo. Dank der genialen Erfindung des Online-Voicechat-Rollenspiels und der
Drachenzwinge arbeite ich mich gerade durch die ganzen Indies, die ich immer mal spielen wollte und für die ich keine Mitspieler/innen gefunden habe. Derzeit ist
Primetime Adventures dran.
Die meisten werden es kennen.
Für die Anderen: Es handelt sich um eins der "alten" Indie-Spiele. Es geht um die gemeinsame Erzählung einer Staffel einer Fernsehserie. Das Konzept der Serie wird gemeinsam erarbeitet, die Spieler/innen übernehmen je eine Hauptfigur, ein Produzent übernimmt die SL-Rolle. Das Spiel läuft sehr fokussiert in "Szenen" ab.
Bemerkenswert ist zum einen das schlichte Konfliktlösungssystem: die Szene wird an einem bestimmten Punkt unterbrochen und "Einsätze" ("stakes") für jede/n beteiligte/n Protagonisten/in werden angesagt. Beispiel: "
Wenn ich gewinne, küsst sie mich, wenn ich verliere mache ich mich lächerlich." Dann werden Karten gezogen, und die Szene wird dem Ergebnis entsprechend aufgelöst.
Außerdem war PtA meines Wissens das erste Spiel, das Gummipunkte einführte - ein Belohnungssystem für Aktionen, die die
Spieler/innen gut finden, das aber mechanische Auswirkungen für die Handlungen der
Figur haben kann. PtA war hier namensgebend: Die Gummipunkte heißen "Fanmail".
Für die, die es kennen: Wir hatten Hausregeln. Der/die Spieler/in mit der geringsten screen presence der Folge übernimmt auch die Produzenten/innenrolle. Außerdem darf der/die Produzent/in Fanmail bekommen, die der Figur des/der Produzenten/ingutgeschrieben wird.
Die Protagonisten/innen (und einige Nebenfiguren) wurden, nachdem das Serienkonzept stand, mit der alten GroFaFo-Methode erstellt: Erst Brainstroming von "
In so einer Serie müsste vorkommen...", dann Beziehungsdiagramm , und erst dann suche ich mir aus, wen ich von denen spielen will. Hat wunderbar geklappt.
Wir planten 5 Folgen plus Pilotfilm. Bei 5 Spieler/innen bedeutet das, das jede Folge eine Spotlight-Folge ist. Wir haben
ohne verpflichtendes "Next Week on" gespielt, aber die Option als "kann"-Lösung behalten.
So, genug Vorgeplänkel:
Die SerieBrightpool handelt vom Leben der Bewohner/innen einer britischen Kleinstadt, die auf einer kleinen Insel vor der Küste liegt. Der Tourismus ist in den letzten Jahren zum Erliegen gekommen, und die Kohleminen sind schon lange zu. Insgesamt herrscht Niedergang und das sehr, sehr britische Bemühen, die Fassade zu wahren. Außerdem wollten wir einen Krimi-Einschlag und beschlossen, dass der örtliche Lord - der die Einwohner/innen immer wieder (auch finanziell) unterstützt - mit Drogen seine Kasse aufbessert.
Inspirationen waren u.a. "
Hot Fuzz", "
Weeds", "
Desperate Housewives" und "
Gilmore Girls".
Protagonisten/innen (In der Reihenfolge ihres Auftretens)
Charles "Charly" Oldsmoth, ehemals erfolgreicher, inzwischen reichlich abgehalfterter Schriftsteller und Aktionskünstler, der immer noch seiner verlorenen Liebe Katherine nachhängt. Leicht wirrer Kerl mit dem Kopf in den Wolken. Kommt zu Beginn der Serie aus London auf die Insel, weil er pleite ist und seinen Sohn zu dessen Mutter bringen will.
Earnest McAlister, Kind von Charly und Katherine, aufgewachsen in London beim chaotischen Vater, hat seine Mutter seit 15 Jahren nicht gesehen. 17-jähriger Großstadt-Teenager, hip bis Oberkante Unterlippe, gutaussehend, Fußballspieler - und noch Jungfrau.
Lord Harland Treadway of Brightpool, drogenproduzierender Aristokrat, Typ A Stepford Smiler, unbedingt darauf bedacht ein guter Lord zu sein - oder wenigstens den Schein zu wahren. Seine Ehefrau Eleanore erschwert diese Aufgabe erheblich, denn sie ist manisch-depressiv.
Police Inspector Katherine McAlister, auf der Insel geboren, toughe Dorfpolizistin, hatte damals was mit Charly und wurde promt schwanger, hat sich dann aber für den Beruf entschieden und das Kind nach der Trennung beim Vater gelassen. Seither wild entschlossen, keinen Fehler zu machen. Keinen einzigen.
Voilet Treadway of Brightpool, 17-jähriges Töchterchen der lokalen Adelsfamilie, Einzelkind, rebellischer Teenager, Emo-Girl, mit allen Wassern Gewaschen. Will weg von der Insel und ihrer bekloppten Familie, um (fast) jeden Preis.
Anmerkungen:
Wir haben pro Folge jeweils ca. zweieinhalb Stunden gespielt, und ich war sehr zufrieden damit - man kann durchaus eine gute Geschichte auf die Beine stellen, wenn man konzentriert spielt.
Die Mitschriften sind vom Stil her ein bisschen zusammengewürfelt, weil jede/r der Spieler/innen einige Stücke mitgeschrieben hat. Ich hoffe, es stört nicht. Wünsche unterhaltsames Lesen.