Autor Thema: [GEHEIMBUND] Mal wieder herumspinnen...  (Gelesen 1650 mal)

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Offline Nørdmännchen

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[GEHEIMBUND] Mal wieder herumspinnen...
« am: 11.03.2012 | 19:23 »
Hidihodi,

so, mal wieder spinne ich an irgendwelchen Ideen herum, in die ich nicht volle Arbeit investieren will, die ich aber doch irgendwie teilen mag. Diesmal beginnt es bei meinen Anfängen...
meine ersten Berührungen mit unserem Hobby gehen auf den Geheimbund des schwarzen Auges zurück. (Ein bisserl weine ich der Box doch nach, die irgendwo in den Untiefen meiner Vergangenheit verschollen ist. :'( )

Kurzform
Die Spieler übernehmen Angehörige der sogenannten Büchergilde, die sich in der magischen Bibliothek Aventuriens um Bücher kümmert, deren Inhalt "vom rechten Weg" abgekommen ist. Dafür begeben sich die SC direkt in die Geschichten der Bücher hinein.

Idee
Ich trage den Gedanken an ein Spiel in mir, das Elemente dieser Büchergilde mit Motiven aus der Tintenwelt-Trilogie kombiniert. Zauberzungen können literarische Figuren und Szenerien "in die Wirklichkeit lesen" und Wunderfedern können Personen in bestehende Geschichten "hineinschreiben". Die SC sind Angehörige eines Geheimbundes, der mittels Zauberzungen und Wunderfedern in (realweltliche und fiktive) Literatur eingreift.
Soweit, so gut - erstmal nur ein mittelprächtig kreatives Multi-Genre-Setting. Die SC können alle möglichen Figuren sein, da sie selbst aus jedweder Geschichte entstammen könnten. (Theoretisch könnten auch spezielle Helfer aus anderen Geschichten "heraus gelesen" werden...) Natürlich braucht der Geheimbund eine labyrinthische, unermessliche Bibliothek und diverse schrullige Eigenheiten; z.B. Büchergnome, Tintenbäder, sprechende Schreibmaschinen (Naked Lunch, anyone?)...

Die Herausforderung
Primetime Adventures hat uns gezeigt, wie schön man strukturelle und motivische Vorgaben eines Mediums in ein Spiel übersetzen kann. Das wäre meines Erachtens nun die Herausforderung für ein System, das sich der Umsetzung von Literatur (vorraussichtlicher Schwerpunkt: Roman) widmet.

Erste Ideen:

Die Probenmechanik arbeitet mit Scrabble-Steinen
Sie haben Zahlenwerte, man kann sie verdeckt aus einem Beutel ziehen (ein Pool-System?), man kann mit ihnen Worte legen (Wirkung auf die Spielwelt?), man kann mit ihnen Kreuzwortgitter legen (Konflikte?), einzelne Buchstaben könnten eine Bedeutung erhalten (eine Art Kabbala)

Linguistische Begriffe verwenden
Fähigkeiten könnten z.B. mit Prä-, Zirkum- und Suffixen gebildet werden, Peirce'sche Zeichenlehre könnte für ein Magiesystem genutzt werden (ich habe da ein paar recht diffuse Ideen...)

"literarische" Regeln
  • Die Sitzungen könnten "Buch-gerecht" strukturiert werden (z.B. Prologe, Kapitel, Lesezeichen, Eselsohren, Inhaltsverzeichnisse, Vorwort, Dénouement, Klappentext...)
  • Die Funktionen von Figuren (Protagonist, Antagonist, Beziehungs-Charakter etc.) könnten regelmechanische Wirkung erhalten.
  • Vielleicht überwachen Zauberzungen und Wunderfedern jedes Abenteuer (so wie ein Operator in Matrix)?
  • Ein weiteren möglichen Ansatz böten die Erzählperspektiven. Insbesondere wenn es Regeln zur Vergabe von Erzählrechten (Fakten schaffen, Scene-Framing, Pacing etc.) gibt.
  • Spieler könnten auch unterschiedliche Aufgaben wie Lektor, Setzer, Kritiker, Verleger usw. erhalten...



Bitte um Brainstorm
Das sind alles nur wirre Gedanken (die ich eben im Auto ausgebrütet haben). Könnt Ihr Euch so ein Spiel vorstellen? Habt Ihr irgendwelche Ideen dazu? Ich würde mich über eine völlig freie Sammlung verschiedenster Denkansätze freuen.

Grüße, Henning
« Letzte Änderung: 11.03.2012 | 19:29 von Nørdmännchen »
»Gute Geschichten sind so gut aufgebaut, daß Lehrer natürlich denken, sie seien vorher geplant,
aber jede Geschichte hätte auch in eine Million andere Richtungen gehen können.«

– Keith Johnstone, Theaterspiele

Offline Nørdmännchen

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Re: [GEHEIMBUND] Mal wieder herumspinnen...
« Antwort #1 am: 12.03.2012 | 01:24 »
So, die "Bücherreisenden" taufe ich erstmal Biblionauten. Gibt es irgendjemanden mit Ahnung im (Alt)Griechischen, der dagegen harte Einwände hätte?

Hier mal ein gewagter (nächtliche Stunde) Versuch eines möglichen Pitch':
Zitat
„Ich bin ein Biblionaut. Ich verstehe mich auf das Deuten der verborgenen Kabbala, ich beherrsche die Kunst der Imagination und ich bin ein Geweihter der Musen. Kraft der intonierten Rituale trete ich zwischen die Seiten und wandere zwischen den Welten. Alles was zu träumen ist, kann ich sehenden Auges bezeugen. Alles was zu denken ist, kann ich erleben. Wo es Worte gibt, gibt es eine Wirklichkeit.“
„Jaja du alter Angeber,“ Mara verdrehte die Augen, schlug den Folianten auf und blies Johannes den Jahrhunderte alten Staub ins Gesicht. „Hilf mir lieber nach zu sehen, was in dieser Geschichte nicht stimmt.“

Gedanken und Erzählungen sind pures Bewusstsein und daher reines Leben. Wenn sie auf die Seiten eines Buches gezwungen werden, sperren wir sie in ein Gefängnis. Manche Gedanken bäumen sich dagegen auf. Sie suchen die Form zu verlassen, in die wir sie gegossen haben. Dann beginnen die Worte und Buchstaben über die Seiten zu wimmeln wie ein Heer emsiger Ameisen.
Die Biblionauten sind in der Lage solche Geschichten zu betreten und ein Teil von ihnen zu werden, zum Guten oder zum Bösen.

Grüße, Henning
»Gute Geschichten sind so gut aufgebaut, daß Lehrer natürlich denken, sie seien vorher geplant,
aber jede Geschichte hätte auch in eine Million andere Richtungen gehen können.«

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Offline aminte

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Re: [GEHEIMBUND] Mal wieder herumspinnen...
« Antwort #2 am: 12.03.2012 | 03:13 »
Die Spieler übernehmen Angehörige der sogenannten Büchergilde, die sich in der magischen Bibliothek Aventuriens um Bücher kümmert, deren Inhalt "vom rechten Weg" abgekommen ist. Dafür begeben sich die SC direkt in die Geschichten der Bücher hinein.
Das hört sich nach einem interessanten Erzählspiel und -setting an. Ist ja bei dem Hintergrund auch nachvollziehbar. ;)
Wenn man die Bücher als einzelne Instanzen sieht, die mehr oder weniger Einfluss auf die Realwelt haben können, ist die Bibliothek mit sonderbaren Wesen, verstaubten Archiven, uralten Archivaren, lebenden Regalen, Holzwürmern (als bösen NSC) und halbmagischer Beleuchtung ein gutes Fundament. Die Bibliothek der Unsichtbaren Universität kommt mir da in den Sinn, die ist ja auch oft genug Schauplatz auf der Scheibenwelt. Gemischt mit Quantum Leap, Elysium, Ghost Busters und Pans Labyrinth.

Man bräuchte noch ein Draußen. Also eine Stadt, da eine Bibliothek nicht ohne Voraussetzungen zu haben sein dürfte. Aber selbst das könnte man flexibel halten, wenn man bspw. Bücher hat, die Zeitportale öffnen können, oder selber Zeit und Realität verändern können. Also nicht nur in der Buchwelt. Da hätte man schon mal ein paar ordentliche Artefakte am Start, die Spieler bei Bedarf nutzen, oder sich verdienen können.

Zitat
Das wäre meines Erachtens nun die Herausforderung für ein System, das sich der Umsetzung von Literatur (vorraussichtlicher Schwerpunkt: Roman) widmet.
Da können dir andere bestimmt besser bei helfen. Bei Romanen hat man ja auch schon eine ordentliche Spannbreite. Zwischen Hedwig Courths-Mahler, Stephen King und Proust passen einige Geschichten, wenn man mal an reale Autoren denkt. Der Aufwand Romane in Abenteuer umzuschreiben, ist aber wohl doch ein bißchen groß. Obwohl sich Klassiker natürlich anböten. King Lear, Faust, Die Räuber...

Zitat
Sie haben Zahlenwerte, man kann sie verdeckt aus einem Beutel ziehen (ein Pool-System?), man kann mit ihnen Worte legen (Wirkung auf die Spielwelt?), man kann mit ihnen Kreuzwortgitter legen (Konflikte?), einzelne Buchstaben könnten eine Bedeutung erhalten (eine Art Kabbala)
Die Zahlen könnten auch Karma- oder Gummipunkte sein. Dann würde man die guten Buchstaben auch schneller ausgeben, weil das Karma sonst zu niedring ist. Die Buchstaben wären Geister oder Götter, die um so mehr Gummipunkte verteilen, je schwieriger sie zu verehren sind. Das sind sie, weil man ihre Buchstaben schlecht mit der Ablage (=Wirkung auf die Welt?) vereinbaren kann. Oder die Zahlen könnten für Proben verwendet werden. Tendentiell sehe ich Schwierigkeiten, Handlungen über Scrabble- abzubilden, weil das sehr stark einschränkt, wenn Verben oder generell Interaktionen legen muss. Da bräuchte es schon zwei oder drei gut sortierte Beutel.

Soviel erstmal von mir.

Offline Edvard Elch

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Re: [GEHEIMBUND] Mal wieder herumspinnen...
« Antwort #3 am: 12.03.2012 | 11:09 »
Das hört sich stark nach der Thursday-Next-Reihe von Jasper Fforde (http://en.wikipedia.org/wiki/Thursday_Next, vor allem ab dem zweiten Band http://en.wikipedia.org/wiki/Lost_in_a_Good_Book) an.
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Offline Tim_the_Enchanter

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Re: [GEHEIMBUND] Mal wieder herumspinnen...
« Antwort #4 am: 17.03.2012 | 10:08 »
Hört sich spannend an, vor allem die Idee mit Scrabble-Steinen zu spielen finde ich cool.

Zur weiteren Inspiration wäre vielleicht The Unwritten von Mike Carey interessant für Dich; ich habe erst Band 1 und 2 gelesen, aber es stecken viele gute Ideen darin.
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Offline Waldviech

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Re: [GEHEIMBUND] Mal wieder herumspinnen...
« Antwort #5 am: 17.03.2012 | 10:20 »
Zitat
Der Aufwand Romane in Abenteuer umzuschreiben, ist aber wohl doch ein bißchen groß. Obwohl sich Klassiker natürlich anböten. King Lear, Faust, Die Räuber...
Klar - daher würde ich vielleicht eher zu "überschaubaren" Abenteuerromanen und Klassikern neigen. Z.B. "Die Schatzinsel", "In 80 Tagen um die Welt", "Oliver Twist", "Faust 1", "Dracula" und Konsorten. Bücher, die sehr geläufig sind, ein bekanntes Figurenrepertoir haben, etc.pp.  Unbekanntere oder komplexe Romane eignen sich da IMHO eher weniger.

Zitat
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Flexibel wäre wohl gut. Falls es nicht aus Traditionsgründen die magische Bibliothek in Aventurien sein soll, würde ich wahrscheinlich eine miefige Kleinstadt irgendwo zwischen Gestern und Heute anlegen. Einerseits wirkt alles etwas antiquiert und aus der Zeit gefallen, andererseits gibt es natürlich Autos, Telefone, etc.pp.
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Offline Nørdmännchen

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Re: [GEHEIMBUND] Mal wieder herumspinnen...
« Antwort #6 am: 20.03.2012 | 17:39 »
Danke für die bisherigen Antworten,

@Edvard & Tim: Lohnen sich die von Euch empfohlenen Romane auch abseits einer Inspirationsquelle für's RSP?

@Sportello & Waldviech: Ihr habt sicher recht, dass sich Klassiker als reale Vorlagen besonders eignen würden. (Doc Sportello, verstehe ich Dich so, dass Du vorschlägst eher bei Theaterstücken zu plündern?) Die Konstruktion einer Romanhandlung ist mMn ein zu hoher Anspruch und sollte nicht Bedingung des Spiels sein. Es geht eher um das freiheitliche Potential der "Bücherreisen".
Die Bedeutung der Außenwelt sehe ich genau so, schön wie weit sich hier die Klischees Erwartungshaltungen von uns decken. ;) Ich persönlich denke am ehesten an die Gegenwart, dann stimmen die Erwartungshorizonte und Vorstellungsmöglichkeiten von Spielern und SC überein. Waldviechs Kleinstadt ist ein guter Ansatz. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Hintertüren diverser, staubiger Antiquariate alle in das Vorzimmer der Bibliothek führen.

Das Spiel wäre selbst mit Meta-Anteilen noch höchst immersiv, da den SC ja bewusst ist, dass sie sich in einer Geschichte befinden.

Ich halte es darüber hinaus für reizvoll, auch in rein fiktive Romane einzutauchen. Vor jedem Abenteuer wird (kooperativ) ein kurzer Buchbogen ausgefüllt. Z.B. Genre, Titel, Klappentext und Dramatis Personae (insbesondere Pro- und Antagonist). Optional eine Karte, wichtige Schauplätze, noch stehende Satzfragmente, berühmte Zitate usw. Also eine Art Kurz-Weltenerschaffung vor jeder Queste.
Als generelles Ziel schwebt mir vor, dass die SC dafür Sorge tragen müssen, dem Protagonisten (wohlgemerkt nicht die SC) einen Entwicklungsbogen zu gewährleisten. (Egal ob dieser Weg zum Guten oder Schlechten verläuft.) Die Gefahr wäre, dass die Geschichte ohne diesen Entwicklungsbogen ihre vieldeutige Bedeutsamkeit (sorry für den Wort-F***) verliert und damit keine Wirksamkeit mehr für unsere Welt und Gesellschaft hätte.

Grüße, Henning
« Letzte Änderung: 20.03.2012 | 17:41 von Nørdmännchen »
»Gute Geschichten sind so gut aufgebaut, daß Lehrer natürlich denken, sie seien vorher geplant,
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Offline Edvard Elch

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Re: [GEHEIMBUND] Mal wieder herumspinnen...
« Antwort #7 am: 22.03.2012 | 10:52 »
Das von mir vorgeschlagene lohnt sich meiner Meinung nach auf jeden Fall.
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