Derzeit läuft bei uns in Lübeck "Hannah Arendt" im Filmhaus und ich habe mich letzten Donnerstag breitschlagen lassen, den mitanzuschauen - und war durchaus positiv überrascht!
Eigentlich bin ich eher abgeschreckt von Filmen, die das Dritte Reich in irgendeiner Weise thematisieren da ich in meiner Schulzeit sehr ausgiebig mit dem Thema (und auch entsprechenden Filmen wie "Schindlers Liste" und "Shoah") konfrontiert wurde und dadurch auch eine gewisse Abgestumpfheit bei mir eingesetzt hat.
Bei Hannah Arendt war das anders, zum einen weil sie selbst als Person und ihr Bericht über den Eichmann-Prozess im Vordergrund steht und zum anderen, weil eben genau der Reflex "Ich muss mich schlecht fühlen, weil es hier um das finsterste Thema unserer Geschichte geht" auch indirekt reflektiert wird.
Mir selbst war sowohl die Person Hannah Arendt als auch der Eichman-Prozess vorher völlig unbekannt (war vor meiner Zeit und ich bin weder im Geschichtsunterricht noch sonst irgendwann selbst darauf gestoßen) was ich sehr bedauerlich finde, da Arendt genau diese Dämonisierung gewissermaßen entmystifieziert - eben durch das, was sie als "Benalisierung des Bösen" bezeichnet. Dadurch bekommt sie natürlich entsprechende Reaktionen - interessant finde ich an dieser Stelle, dass ebensolche Reaktionen heutzutage genauso auftreten, beispielsweise bei dem Grass-Gedicht (das sogar inhaltlich in eine ähnliche Kerbe schlägt wie Arendt mit ihrem Artikel).
Mit Barbara Sukowa ist Hannah Arendt meiner Meinung nach glänzend besetzt, sie schafft es den Charakter durchaus ambivalent darzustellen, stellenweise kommt wirklich das Gefühl rüber, dass Arendt als Theoretikerin zu sehr in ihrer Gedankenwelt gefangen ist um zu erkennen, welche Auswirkung die Darstellung ihrer Erkenntnisse haben musste. Trotzdem wirkt sie nicht überfordert und lässt sich weder von Drohbriefen noch von ihren Vorgesetzten einschüchtern, was stellenweise einfach stark mitunter aber auch trotzig wirkt. Das Ende wirkt dann zum einen aprupt aber auch logisch, denn mehr wäre zu diesen vier Jahren ihres Lebens wohl nicht zu erzählen, bzw. nicht notwendig.
Ich habe mich (trotz übler Zahnschmerzen während des Films) auf jeden Fall gut darauf einlassen können, fand die Schauspieler allesamt super und das Thema hat immerhin meine Neugier geweckt, mich noch ein bißchen mehr mit dem Prozess und ihrem Artikel auseinanderzusetzen.