Interessante Überlegungen zu einem schwierigen Thema. Du wolltest hier ja keine "ideologische" Grundsatzkritik. Ich will hier aber mal auf einen Punkt eingehen, den ich problematisch finde, weil das ganze doch ungewollt einen Zug in Richtung Verharmlosung kriegen kann.
Wie stellst du dir das mit der Unkenntnis der Verbrechen vor? Der Holocaust als Staatsgeheimnis, von dem nur paar Eingeweihte wussten, dessen einzig verbliebene Beweise in eine einzelne Aktentasche passen und dessen Enthüllung den großen Knalleffekt bringt? Das hat hat mich bei "Vaterland" sehr gestört (wobei ich nur die Verfilmung kenne, mag sein, dass der Roman es nicht so zuspitzt). Das hat mit der Wirklichkeit im Dritten Reich und danach wenig zu tun, wurde und wird aber zur Entlastung der "einfachen Deutschen" gerne widergekäut. Bei einem Spiel, das mir das als Setzung verkaufen wollte, würde ich Bauchschmerzen kriegen. Spricht etwas dagegen, dass es von Anfang an schon in Ausschnitten Wissen um staatliche Verbrechen damals gibt? (Und vermutlich noch heute - oder wie geht die gegenwärtige Nazi-Utopie mit ihren Gegnern um?) Zwar offiziell totgeschwiegen, aber präsent in Erzählungen vom Krieg, Erinnerungen an Episoden aus der Kindheit, als Propaganda abgetane Berichte aus dem Ausland.