"Wollen Sie, dass sich jeder junge Mensch in diesem Land fragt, ob sein Vater ein Mörder ist?!"
"Ja, genau das will ich..."
Deutschland im Taumel des Wirtschaftswunders (1958): Der junge Staatsanwalt Johann Radmann (fiktive Figur) wird durch einen Journalisten auf Mörder des NS-Regimes aufmerksam gemacht, die - "kalter Amnestie" sei dank - völlig unbehelligt arbeiten und leben. Auf seiner engagierten Recherche stößt er auf Obstruktion, Desinteresse und Ignoranz - und auf die schwer erträgliche verleugnete Wahrheit...
Der Film setzt nicht auf überdramatisierte Zerknirschungsorgien. Er überwältigt mit einer langsamen Reise in einen Abgrund, dessen Unvorstellbarkeit und Monstrosität sich allmählich aufbauen dürfen. Die großartigen Schauspieler (vor allem Alexander Fehling als Anwalt) tragen mit ihrem engagierten Spiel dazu bei, dass sich das wachsende Entsetzen und die Betroffenheit ihrer Figuren bis in den Kinosaal spiegeln. Ein relativ leiser und behutsamer Film, dafür aber umso aufwühlender und verstörender in seiner Wirkung.
Ein überfälliger Streifen über die frühe BRD und über bodenlose Doppelmoral, wider die Schlussstrich-Mentalität. Absolut hervorragend!