Autor Thema: [Kagematsu] Unsere erste Runde  (Gelesen 914 mal)

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Offline Yozora

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[Kagematsu] Unsere erste Runde
« am: 22.01.2017 | 19:44 »
Nachdem wir nun endlich unsere erste Runde Kagematsu gespielt haben, habe ich mal eine Art Rezension verfasst, die ihr unter dem folgenden Link finden könnt: https://inyo.home.blog/2017/01/16/was-ist-kagematsu/

Den Spielbericht findet ihr hier: https://inyo.home.blog/2017/01/20/kagematsu-eine-erste-testrunde/

Da geht es dann auch um die Stärken und Schwächen des Regelwerkes und den ungefähren Ablauf einer Runde.

Der eigentliche Spielbericht folgt jetzt. Wir waren 4 Spieler, 2 Männer, 2 Frauen. Meine beste Freundin hat den Kagematsu gespielt, da das RPG ja die Geschlechterrollen umdreht. Vorab mussten das Dorf, die Charaktere und eine Bedrohung überlegt werden, dann konnte es losgehen.

Die Geschichte spielt im Dorf Aoki Mori, welches an einem Waldrand liegt. Auf einem Hügel am Dorfrand liegt ein kleiner Schrein. Ein Waldpfad führt zu einem schönen See. Südlich des Dorfes liegen die Felder. Es ist kalt, Herbstende und der erste Schnee fällt bereits. Die diesjährige Ernte wurde von Dauerregen beschädigt und das Dorf leidet Hunger. In diese Situation sind drei kampffähige Raufbolde gekommen: Kenji, Toshi und Yato. Die drei spielen sich als Beschützer auf, betrinken sich jedoch nur, belästigen die Frauen und essen ihnen die Vorräte weg. In dieser Situation befinden sich nun Midori, Tochter des Teehausbesitzers (Unschuld 4, Liebreiz 3), Ume, Enkelin des Schreinwächters (Unschuld 2, Liebreiz 5) und die blinde Ayako, die jüngste der Gruppe (Unschuld 6, Liebreiz 1).

Kagematsus Ankunft

Lange schon sind die letzten Blätter gefallen. Die Kraniche zogen schon vor Monaten nach Süden. In den letzten Tagen war es entsetzlich kalt geworden und heute gegen Mittag zogen die ersten unheilverkündenden Wolken auf, der schwere Geruch nach Schnee liegt in der Luft und heute am Morgenbedeckte Raureif die Felder, welche nur spärliche Ernte erbrachten ob des dauerhaften Regengusses. Gegen Abend rüttelten die ersten Böen an den Türen und Fenstern, welche die Frauen des Dorfes so gut es ging verbarrikadiert hatten. Die grölenden Fremden im Teehaus waren ihnen dabei keine Hilfe gewesen und so hofften die Frauen von Aoki Mori, dass die Maßnahmen ausgereicht hatten und dass der Schneesturm schwach genug sein möge, um ihr Dorf zu verschonen. In einem Haus saßen die Frauen nun zusammen und blickten in das Pechschwarz der Nacht. Doch bald erschien im brausenden Dunkeln ein Licht. Das Licht einer flackernden Laterne, welches sich langsam und stetig näherte.

Das Werben beginnt

Ume ist die erste, die sich traut, den Fremden anzusprechen. Sie bittet ihn hinein und schenkt ihm Tee ein. Sie redet ein wenig mit ihm und sorgt geschickt dafür, dass er ihr einen verstohlenen Blick zuwirft. Da der erste Wurf keine 6 einbringt (3 Sechsen lassen die Bedrohung die Szene unterbrechen), macht Ume weiter und heimst einen weiteren kleinen Erfolg ein. Als sie jedoch einen bleibenden Eindruck hinterlassen will, würfelt sie gleich 3 6en auf einmal und das laute Johlen der Männer im Nachbarhaus stört ihre Ambitionen. Sie zieht sich zurück und überlässt den anderen Frauen das Feld. Die unterhalten sich zwar auch kurz mit Kagematsu, doch er scheint wenig beeindruckt zu sein und sie ziehen sich ebenfalls bald zurück. In dieser Runde hat keiner von uns auch nur einen Punkt Furcht abbauen können.

Kagematsu nächtigt im Teehaus, sodass Midori ihn am Morgen bewirten kann. Sie ist dabei jedoch etwas nervös. Als dann Ayako vorbeikommt, schlägt diese dem Ronin einige sehenswerte Orte vor, letztendlich geht er aber mit Ume zum Schrein. Die wird dort ein wenig zu fanatisch und rügt Kagematsu, was diesen etwas verschreckt. Zum Mittagessen versucht Midori dann, einen guten Eindruck beim Servieren zu hinterlassen und tatsächlich bemerkt Kagematsu ihre Bemühungen, doch dann machen die drei Dorfbeschützer draußen Krach und die junge Frau verschüttet den Tee (3 Würfel, 3 6en...). Tatsächlich bewegt Ayako den Ronin daraufhin mit verzweifelter Vehemenz, mit zum See zu kommen, wo sie einen sehr schönen, gemeinsamen Moment erleben. Später beschließt Kagematsu, jagen zu gehen und Ume, die dies mitbekommt, nötigt ihn regelrecht dazu, einen Hasen zu schießen, was Kagematsu auch widerwillig tut. Danach wendet er sich aber von ihr ab und erjagt ein Reh, welches es abends in einem kleinen Festmahl gibt. Midori lässt sich von ihrer Mutter zeigen, wie man das Tier ausnimmt, schneidet sich jedoch dabei. Beim Geräusch des hinfallenden Messers blickt Kagematsu herüber und sieht, wie sie sich den blutenden Finger an die Lippen hält. Sein Blick verweilt einen Moment zu lange, Midori errötet leicht, dann wenden sich beide wieder etwas Anderem zu. Ayako versucht, den Ronin mit ihrem Shamisen-Spiel zu beeindrucken, was zunächst nicht gelingt, doch da sie sich noch weiter anstrengt und ihm dann vorwirft, ihre Kunst zu verkennen, erwirtschaftet sie sich einen weiteren Erfolg.

Ume tritt am folgenden Tag an Kagematsu heran und bittet ihn, doch aus Geweih eine Figur für den Schrein zu schnitzen, wie er es gestern für die Kinder getan hat. Da er sich im Wald wenig auskennt, schickt er die Frau los, eines zu suchen und tatsächlich kommt sie bald darauf zurück. Der Spieler will eine Berührung erhaschen und beschreibt eine kleine Verletzung an Umes Arm. Als Kagematsu nicht darauf reagiert, zieht Ume dessen Ehre in Zweifel, da er selbst gesagt habe, man müsse anderen helfen. Er korrigiert nur, dass er meinte, man müsse lernen, sich selbst zu helfen und lässt sie dann alleine. Im Teehaus erhält er etwas Entspannung von dem merkwürdigen Moment und der anstrengenden Frau, als Midori ihm ein Bad anbietet. Leider schafft sie es nicht, die Situation in einen gemeinsamen Moment zu verwandeln und so läuft Kagematsu wenig später Ayako am See in die Arme. Die versucht etwas ungeschickt, ihre Reize spielen zu lassen, indem sie ihr Bein leicht entblößt und Kagematsu dann rügt. Das Ganze ist natürlich so eingefädelt und ein Kind, das dabei ist, rückt ihre Hand, um ihr zu bedeuten, dass der Mann gesehen hat, was er sehen sollte. Auf dem Rückweg zum Dorf bringt nun Ume ihn dazu, die geschnitzte Figur mit zum Schrein zu bringen. Dort versucht sie, viel zu früh, Kagematsu das Versprechen abzuringen, das Dorf zu beschützen. Verzweifelt erzählt sie ihm von den Beschützern, von denen der Ronin bisher aber noch nicht viel mitbekommen hat. Als ihre Worte auf taube Ohren stoßen, wirft sie sich in Kagematsus Arme, doch auch das hilft ihr nicht, sodass sie sich in einer letzten Verzweiflungstat auszieht. Völlig außer sich lässt der Ronin sie stehen.

Midori versucht später, mit Tanz und Gesang Kagematsus Laune etwas zu verbessern, wird dann jedoch zu ungeduldig und bekommt nur zu hören, sie solle doch mit Ume zusammen am Schrein beten, um zur Besinnung zu kommen. Auf einem späteren Spaziergang vertraut er dann Ayako seine Geschichte an: Wie er Frau und Kind und auch seinen Herrn nicht beschützen konnte und nun auf der Suche nach einem neuen Herrn ist, unter dem er seinen Namen wiederherstellen kann. Als er ins Gasthaus zurückkehrt, bittet Midori ihn um etwas Origami, doch leider platzen dann die drei Dorfbeschützer herein und stören die Szenerie. Noch gehen sie nicht auf Kagematsus Duellforderung ein, sondern betrinken sich nur wieder. Ume versucht, den Ronin ein wenig zu trösten, doch ihre Worte finden nach ihrer Tat wenig Gehör. Als Kagematsu später ins Teehaus zurückkehrt, hat Midori das zerknitterte Origami behutsam auf den Tresen gestellt. Kagematsu ist von der Tat unglaublich gerührt und steht kurz davor, die junge Frau zu berühren, würfelt dann nur leider erneut zu viele 6en und die pöbelnde Meute tritt erneut auf den Plan. Dieses Mal stellen sie sich zum Kampf, bewerfen Kagematsu dabei mit Schnee und werfen ihn zu Boden. Nach einigen Tritten und Beleidigungen lassen sie schließlich von ihm ab, mahnen ihn jedoch, das Dorf zu verlassen.

Die besorgte Ayako nutzt wenig später einen Moment, um dem Ronin ihre Liebe zu gestehen. Der ist erst etwas überrumpelt, doch da das Mädchen droht, seine Geschichte zu verraten, nimmt er sich ihrer doch noch an. Ermutigt bittet nun auch sie darum, er möge das Dorf beschützen und wenn er gehe, habe sie keinen Lebenswillen mehr und würde sich umbringen. Tatsächlich sorgt er sich sehr um das Mädchen und verspricht ihr, zu helfen.

Konfrontation

Da Ume keine Furcht abbauen konnte, beschließt der Spieler, sie zu opfern. An diesem Abend zünden die Beschützer den Schrein an und stoßen die protestierende Ume den Hang hinunter. Auch ihr Großvater fällt ihrem Wüten zu Opfer. Dann ziehen sie durchs Dorf, zünden Häuser an und fordern schließlich Kagematsu zum Kampf. Da Midori noch immer einen sehr hohen Furchtwert hat, sich jedoch nicht opfert, schafft Kagematsu seine Probe jedoch nicht. Er wird von den drei Männern hinterrücks bewusstlos geschlagen und dann an einem Pflaumenbaum aufgehängt. Das Dorf wird vollkommen geplündert und verwüstet und die Bewohner sterben entweder in dieser Nacht oder in den folgenden Tagen. Ayakos Leiche wird etwas abseits des Dorfes gefunden, Kagematsus Schwert umklammernd, in der Hoffnung, seinen Namen reinwaschen zu können.



Fazit

Die erste Runde war wie erwartet etwas holprig, da die Regeln noch nicht immer ganz klar waren. Die ersten Szenen waren dann auch etwas kürzer, wurden dann aber allmählich länger und ausführlicher. Leider war immer wieder jene Menge Leerlauf dazwischen, da die Szenen stets nur zwischen zwei Personen stattfinden. Das ist leider ziemlich schade. Was wir völlig vergessen haben, sind die Favoriten der Frauen, welche auch einen gewissen Einfluss auf die Regeln haben können.

Das Spiel hat sehr viel Spaß gemacht und es war interessant zu beobachten, wie Männer werbende Frauen spielen. Durch etwas Würfelpech kam die Bedrohung nur ganz am Anfang und gegen Ende vor und entscheidende Würfe wurden leider verpatzt. Eine leichte Regelunkenntnis hat schließlich zur Auslöschung des Dorfes geführt, was aber das Ende eines ganz normalen, japanischen Dramas ist. Somit war man auch nicht böse um das Ende, welches durch Midoris Opfer hätte vermieden werden können.

Das Spiel hat eine schöne Mischung aus dem egoistischen Versuch der Einzelpersonen, Kagematsus Liebe zu erringen und dem Zusammenspiel der Werte der Frauen, durch die das Schicksal des Dorfes entschieden wird.

Ich denke, Kagematsu hat einen einigermaßen hohen Wiederspielwert und macht auf alle Fälle Spaß. Für ungeduldige Spieler ist es vielleicht eher nichts, wobei man natürlich auch ein wenig hausregeln kann, wie sich die Spieler einbringen können, die gerade nicht hauptsächlich an der Szene beteiligt sind. Sie könnten beispielsweise wichtige Personen der aktiven Dorffrau übernehmen oder eben andere Dorfbewohner. Ich freue mich jedenfalls schon auf unsere nächste Runde, wenn ich den Kagematsu übernehmen kann.
« Letzte Änderung: 29.03.2019 | 07:33 von Yozora »
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