Mythic Britain – ein Mini Review
„He is Merlin. Fear Him.”Britannien, 495 AD, die Römer haben Britannien verlassen, Sachsenvölker sind auf der Insel gelandet und haben ihre ersten kleinen Reiche etabliert. Die keltischen Briten sind zerstritten, politisch und im Glauben. Die alten Götter sind schwach, die neue Religion der Römer ist auf dem Vormarsch. Es ist an der Zeit für den Druiden Merlin etwas zu unternehmen um Britannien zu retten.
Dieses Supplement für RuneQuest 6 ist kein Remake des beliebten Pendragon Spieles, auch wenn es diese Ära behandelt. Pendragon erzählt die Artussage aus der Sicht von Mallory, sehr mittelalterlich geprägt, sehr ritterlich, tapfer und ehrenhaft. Mythic Britain ist düstere Sword & Sorcery, eher eine mehr realistische Aufarbeitung der Artussage für diese Periode.
Ich werde hier nicht auf Details eingehen, die Geschichte, die Kultur, der Glaube, die Politik und die Hauptfiguren sind sehr gut und umfangreich beschrieben. Die Sachsen und Kelten sind sehr lebendig durchleuchtet und die verschiedenen Stämme in Cornwall, den Highlands, Wales und England sind detailliert und gut strukturiert.
Waffen und Magie sind beschränkt und dem Hintergrund angepasst. Sachsen und Heiden beten zu den alten Göttern und verehren die Geister der Natur und der Vorfahren, hier wird eine abgespeckte Version des Animismus benutzt. Die Christen sehen jeden der Magie nutzt als Ketzer, dies ist ausschließlich Gott und seinem Sohn, sowie den Heiligen vorbehalten und wird durch eine schwache Form des Theismus umgesetzt. In der Spielpraxis kann man davon ausgehen, von den Spielercharakteren können nur Druiden Magie wirken.
Volksmagie, Zauberei, Theismus und Mystizismus können durch Geister erlangt werden, aber dies wird sehr sparsam eingesetzt. Es handelt sich um eine sehr Magiearme Kampagne. Auch die Ausrüstung und Waffen sind eher primitiv und passen meiner Meinung recht gut in ein Dark-Age Setting.
Eine weitere Neuerung ist „Superstition“, Aberglauben, mit dem vor allen Druiden und christliche Priester ihre Gefolgsleuten und Gegner manipulieren können. Eine sehr elegante Variante um bspw. die eigenen Krieger zu Höchstleistungen anzuspornen oder die Gegner zu verfluchen.
Bei der Charaktererschaffung wird für einen angehenden Druiden und Barden separat eingegangen (das gilt auch für die Schamanen der Sachsen), diese beiden „Botschafter“ der Alten Götter haben bei den Kelten immerhin eine soziale Sonderstellung. Ansonsten ist jeder Kelte in erster Linie ein Krieger, welcher noch weiteres Training bekommt um seinen Platz in der Gesellschaft zu besetzen. Auch die Charaktererschaffung für Sachsen wird beschrieben, für den Fall mal die „Guten“ zu spielen.
Die Seiten 214-355 bilden eine Kampagne, bestehend aus sieben Szenarios. Als Gefolgsleute des Druiden Merlin müssen die Spieler versuchen Britannien zu retten und mit dem Anführer Arthur, dem Bastardsohn von Uther, die Sachsen bekämpfen. Die Szenarios bauen aufeinander auf, können aber auch problemlos einzeln gespielt werden. Das Ende der Kampagne ist offen und macht Lust auf mehr, im Forum wurde eine Fortsetzung auch schon angedeutet.
Zusammenfassen hat mich das Buch begeistert, obwohl ich als alter Pendragon Spieler sehr skeptisch war. Warum ein tolles Setting neu erfinden?! So einfach darf man es aber nicht sehen, es ist ein anderes Setting, es ist düster, dreckig… Sword & Sorcery allerbester Qualität. Für alle Britannien und Keltenfans ein MUSS, für alle anderen top!
http://www.thedesignmechanism.com/products.php#!/Mythic-Britain/p/43756111/category=5186110