<Wurf auf Thread-Nekromantie, durchschnittliche Schwierigkeit...okay, geschafft>
Fate-Spielleitern würde ich generell empfehlen, beides zu lesen. Core hat nicht wirklich so viel mehr an
Regeln als Turbo (auch wenn sie teils detaillierter beschrieben sind), dafür aber reichlich Beispiele, Erklärungen, und Spielleitertips, die in Turbo des schnelleren Starts wegen eher etwas unter den Tisch fallen. Und solange beide in elektronischer Form gratis zum Download bereit stehen, kann ich Kosten erst einmal nur sehr eingeschränkt als Einwand gelten lassen.
Was die Unterschiede angeht...da gibt's ein paar, aber die meisten sind nicht so, daß man sie nicht bei Gefallen hin- und herportieren könnte. Wenn Turbo-Fate beispielsweise der Einfachheit halber jedem nur einen Stressbalken exakt gleicher Länge für alles und nur die drei Standard-Konsequenzfelder (keine extremen Konsequenzen, keine Extrafelder durch hohe Fertigkeitswerte oder Stunts) zugesteht, dann geht davon die Welt auch nicht gleich unter, und wenn man will, kann man das in Core genauso oder nach Belieben ähnlich handhaben.
Der eine Unterschied, der für mich tatsächlich etwas schwerer wiegt, ist der philosophische zwischen Fertigkeiten in Core und Methoden in Turbo. Wo Fertigkeiten nämlich durchaus festlegen,
was ein Charakter tun kann (kämpfen, Kontakte knüpfen, Schlösser knacken), tun das Methoden eher nicht...und das bedeutet, daß ich mir die Antworten zu der Frage "ja, aber was
kann mein Charakter eigentlich?" in Turbo-Fate woanders holen muß.
Die reine Tatsache, daß der Spielleiter entschieden hat, daß Schlösserknacken die "sorgfältige" Methode ist, um durch eine verschlossene Tür zu kommen, muß ja nicht automatisch bedeuten, daß jeder Charakter mit einem hohen Bonus in Sorgfältig auch gleich der große Einbrecherkönig ist -- im Gegensatz zu Fate Core, wo ein hoher Wert in Diebeskunst mir gerade diese Information gratis mit auf den Weg gibt. Vielleicht ist mein sorgfältiger Charakter ja nur ein verantwortungsbewußter Buchhalter, der sich mit dergleichen noch nie beschäftigt hat und in seiner Freizeit lieber Briefmarken sammelt? Um das zu beantworten, muß ich dann in Turbo eben nach anderen Gesichtspunkten wie z.B. Charakterkonzept (idealerweise, aber nicht unbedingt zwingend, mit einem passenden Aspekt unterlegt) oder Kampagnenprämisse urteilen...und
das ist dann meiner Meinung nach schon ein Unterschied zwischen den beiden Systemen, an dem man bei Unachtsamkeit ein bißchen mit dem Gehirn hängenbleiben kann.
Zusätzlich funktionieren Methoden -- wieder meiner Meinung nach -- am besten, wenn man im Vergleich zu Fertigkeiten ein bißchen mehr "herauszoomt". Im obigen Beispiel nehme ich mir nicht so sehr erst vor, das
Schloß zu knacken, und überlege dann, welche Methode genau mir plausibel den besten Bonus dazu verschafft, sondern der Versuch an sich ist -- für mich -- schon die sorgfältige Art, das nächstgrößere Problem zu lösen, nämlich, wie ich durch die <zensiert>e
Tür komme. Ich könnte ja auch versuchen, sie kraftvoll einzutreten oder tückisch (mMn. nicht unbedingt die beste Übersetzung für "sneaky", but whatever) einem geeigneten NSC eine nette Lügengeschichte auftischen und ihn dazu bringen, die Tür für mich aufzuschließen.
(Analog würde ich im Spezialfall Kampf nicht so sehr jeden einzelnen Schlag bewerten, sondern mehr den augenblicklichen Ansatz des Charakters im Allgemeinen. Drischt er wild auf seinen Gegner ein, um ihn zu überwältigen? Versucht er ihn auszumanövrieren und durch seine Deckung zu schlüpfen? Kämpft er eher defensiv und wartet auf den richtigen Augenblick (der evtl. schon mal etwas auf sich warten lassen kann)?
Danach würde ich persönlich gehen wollen, um als Spielleiter zu entscheiden, welche Methode gerade zur Anwendung kommt...und wenn das bedeutet, daß jeder Charakter eigentlich meistens seine beste Methode zum Tragen bringen kann, indem er einfach in einem dazu passenden Stil kämpft, soll's mir recht sein. Kampfstil und -taktik ist nun mal ein weites Feld.
)