Es gab mit einem Post von mir einige Verständnisprobleme, die ich hier im Thread noch einmal kurz aufgreifen wurde.
Mir wurde unterstellt, ich würde Spieler, die die "goldene Regel" verwenden, als schlechtere Spieler bezeichnen bzw. mich als besseren/kompetenteren SL. Die Grundlage dafür war dieser Abschnitt eines Posts hiers im Thread:
Naja, ich habe ja über mich geschrieben und auch geschrieben, dass ich viele Fragen dazu habe, die mir beantwortet werden müssten. Wer in meiner Runde würfeldrehen will oder möchte, dass ich als SL würfeldrehe, muss mir halt diese Fragen beantworten können - das kann aber leider meist niemand. Runden, die Würfeldrehen und damit zufrieden sind, kann es ruhig geben und ich glaube auch, dass die Spaß damit haben können - als Idioten würde ich sie niemals bezeichnen. Durchaus würde ich aber von unterschiedlicher Kompetenz im Spielen sprechen. So wie es Leute gibt, die besser (oder anders) Fußball spielen können oder Schach oder Call of Duty gibt es auch Leute, die besser (oder anders) Rollenspiel spielen können. Das ist aber etwas völlig anderes als die Frage, ob es Spaß macht und wer jemanden als Idiot oder Arschloch bezeichnet, weil jemand weniger gut spielt (oder besser: anders spielt), der hat den Schuss nicht gehört. Rollenspiel ist auch keine Religion und man muss Andersspielende nicht zu Häretikern erklären.
Spieler haben ja auch sehr unterschiedliche Spaßquellen. Ich würde jemanden nicht als Idioten bezeichnen, nur weil er eine andere Spaßquelle hat. Daher sehe ich mich da nicht von einem Bumerang getroffen. Dass die Andersspielenden Arschlöcher und Idioten sind, hast ja du geschrieben und ich sehe das ehrlich nicht in meinem Post .
Vorweg: Mir war unterstellt worden, ich würde Andersspielende als "Idioten" oder "Arschlöcher" bezeichnen. Das hatte mich emotional getroffen, da mir nichts ferner liegt und ich habe darum emotional geantwortet. Unter diesen Bedingungen lässt die Sprache leider oft an der nötigen Genauigkeit mangeln. Dies soll keine Darstellung als Opfer sein. Den Post habe ich verfasst und daher bin ich auch dafür verantwortlich. Ich möchte dennoch auf zwei Eigenheiten meines Posts hinweisen, in denen ich durchaus bewusst bestimmte Begriffe gewählt habe.
Zunächst spreche ich im Post überhaupt nicht von der goldenen Regel. An keiner Stelle kommt im Post "goldene Regel" auch nur vor. Ich spreche von Würfeldrehen bzw. Würfeldrehern. Das ist für mich ein wichtiger Unterschied: Nicht jede Anwendung der goldenen Regel ist eine Würfeldrehung. Und nicht jede Formulierung der goldenen Regel erlaubt überhaupt das Würfeldrehen. Das Würfeldrehen ist ein Sonderfall und ich kenne viele Spieler, die zwar zustimmen würden, dass der SL über Hausregeln oder die Anwendung der Regel bestimmen darf, aber die ablehnen, dass der SL auch die Würfel drehen darf. Das wäre der erste Punkt.
Der zweite Punkt ist, dass ich bewusst von einem "Kompetenzunterschied" spreche und im weiteren betone, dass man eher von "anders spielen" als von "besser spielen" sprechen sollte. Wenn ich also die Begrifflichkeit "besser spielen" infrage spiele und durch "anders spielen" ersetzen möchte, wie kann mir dann vorgeworfen werden, ich würde von "besseren" und "schlechteren" Spielern sprechen?
Als Quell des Anders Spielens habe ich auch nicht Kompetenzen ("der spielt anders, weil er so ein inkompetenter Spieler ist"), sondern andere
Spaßquellen ausgemacht. Das ist übrigens dasselbe, was die GNS-Theorie, Big Model oder Robin Laws Spielertypen machen. Verschiedene Spaßquellen ausfindig machen und daraus Spielerverhalten oder Systembau erklären. Also ein Gedanke, der in der Rollenspieltheorie wirklich nicht so fremd ist. Und genauso wie ich dem Unterschied und anders-sein eines Buttkickers, Powergamers und Tacticians nach Robin Laws völlig wertneutral gegenüber stehe, stehe ich auch anderen Spielformen erst einmal wertneutral gegenüber.
Die Wertneutralität endet erst da, wo mein eigener Spaß beginnt. Über meine Spielrunde, über das Spiel, das ich spielen möchte, habe ich natürlich Vorstellungen, was ich besser oder schlechter finde und mache das daran fest, was mir mehr Spaß macht. Selbst Spaß muss nicht derselbe Gradmesser sein - es kann auch sein, dass jemand das besser findet, was ihn stärker intellektuell oder kulturell ("Rollenspiel muss Kunst sein") reizt und fordert. Und das ist jedermans gutes Recht. Aber auch wenn ich sage: Mir macht jene Art von Spiel mehr Spaß mach und ich finde solche und solche SL besser (was ich zu 99% aus dem Bauch heraus sagen würde und nicht aufgrund theoretischer Analysen), ist das mehr eine Aussage über mich (was mag ich lieber) als über den SL und darum kann es natürlich gar keine universelle Gültigkeit haben für irgendjemanden anderen oder für irgendetwas, das nicht direkt meinen Spielspaß beträfe. In der eigenen Spielrunde sollte jeder das Recht haben zu sagen: Das gefällt mir nicht, das macht mir keinen Spaß.
Niemand sollte sich einreden lassen, seine Art zu spielen sei "falsch". Aber jeder sollte akzeptieren, dass die eigene Art zu Spielen nicht jedermans Sache ist. Und dann muss man abwägen: Kann ich mich anpassen? Kann ich mit einem Kompromiss leben? Oder sollte ich andere Leute suchen, die besser zu mir passen?
Ferner finde ich es unfair, in einem Forum eine Aussage vorgeworfen zu bekommen, von der man sich mehrmals deutlich distanziert hat. Unabhängig davon, ob man die Aussage tatsächlich getroffen hat oder nicht oder einfach etwas missverständlich formuliert hat - eine solche Distanzierung sollte im Rahmen des wohlwollenden Lesens akzeptiert werden oder eben die Möglichkeit gegeben werden, die Sache konkret zu klären. Leider habe ich erst aus PNs dritter erfahren, um welchen Post es überhaupt geht, der das Dilemma ausgelöst hat. Man hätte darüber direkt und schnell diskutieren können.
Noch einmal konkret zu Kompetenzen. Unabhängig vom Spielstil und den Spaßquellen bin ich überzeugt davon, dass man seine Kompetenzen als SL trainieren und verbessern kann. Das hat aber nichts mit goldenen Regeln zu tun oder ob man Sandbox oder ARS oder Railroading-DSA-Metaplots spielt. Da geht es z.B. um Pacing - dazu habe ich mich schon ausgiebig ausgelassen. Es kann auch um Moderationsfähigkeiten geben. Es kann um Regelkenntnis im allgemeinsten Sinne gehen. Es kann darum gehen, pünktlich und vorbereitet zum Spieltermin zu erscheinen. Könnte man seine SL-Kompetenzen nicht ausbauen, wäre wohl jeder SL-Tipp, der jemals irgendwo geschrieben wurde, obsolet.