Denke, das kann man so abzeichnen.
Nehmen wir mal D&D: das ist ja ein klassisches Spiel mit starkem Nischenkonzept, zum Beispiel. Wobei aber je nach Edition die Klassen unterschiedliche Nischen ausfüllen können.
Ursprünglich waren Klassen sicher als Nischenschablonen vorgesehen. AD&D beispielsweise stellt sehr effektiv sicher, dass dem Warrior in Sachen Nahkampf niemand etwas vormacht, während niemand außer dem Dieb auch nur versuchen darf, Fallen zu entschärfen, und so weiter.
Das verkehrt sich allerdings in der 3E ins Gegenteil. Hier kann man Klassen völlig anders spielen als der Laie gemeinhin erwartet -- eine Aussage wie "Ich spiele einen Kleriker" ist also absolut nutzlos im Hinblick auf die Nische, denn dieser Kleriker könnte auch ein bogenschießender Stealth-Experte sein.
In 5E ist es wieder deutlich rigider, aber jede Klasse kann immer noch aus einer (kleineren) Bandbreite von Nischen auswählen. Bemerkenswert finde ich hierbei, dass der Barbar prädestiniert für die Tank-Nische und der Paladin für den Bruiser ist, also genau andersrum als bei quasi allen anderen Spielsystemen seit Anbeginn der Zeit.
Sinnvoll finde ich, einerseits Nischen im Kampf und außerhalb des Kampfes zu unterscheiden. Jeder Charakter sollte imho in Kampf- und Nichtkampfsituationen eine Nische haben. Kampfnischen können z.B. sein "Bruiser", "Fernkampf", "Tank", "Crowd Control" und so weiter. Nischen außerhalb des Kampfes teilen sich in Soziales und Exploration auf, also z.B. Verhandeln, Fallen entdecken, Spurenlesen und so weiter.
Wie du schon sagst, ist eine noch so hohe Kompetenz natürlich nichts wert, wenn sie nie relevant wird. Da muss man auch nicht den Zuckerbäcker bemühen. Wir hatten das z.B. mal, als wir mit D&D 3.5 die Red Hand of Doom durchgespielt haben: in den chonologisch ersten 4/5 des Abenteuers gibt es NICHTS, wofür man einen Schurken bräuchte - keine Fallen zu finden oder zu entschärfen, beispielsweise. Wir hatten dann auch keinen Schurken dabei, weil der SL uns das netterweise im Voraus gesteckt hatte. Die paar Geheimgänge haben wir auch so gefunden. Die paar abgeschlossenen Türen ließen sich einfach brachial zerklopfen (Ask any Fighter - a hammer is just a heavy set of lockpicks). Lediglich im letzten Fünftel gab es _eine_ richtig saftige Falle -- und die mussten wir halt fressen. Aber danach ging es dann wieder problemlos weiter.
War ja insofern bei uns alles okay -- aber _wenn_ wir einen Schurken dabeigehabt hätten, hätte der sich wohl ziemlich redundant gefühlt.