Naja doch, denn wenn du dich konform zu dem verhältst, was der Hersteller will, wird es kein Problem geben. Egal ob seine Klauseln nun rechtlich haltbar sind oder nicht.
Bis der Hersteller von einem Urheberrechtstroll aufgekauft wird und anfängt massenweise frühere Kunden zu verklagen, die sich auf Treu und Glauben und "wir sind doch alle Freunde" verlassen haben.
(aus solchen Gründen würde ich am Liebsten alles, was nicht mindestens irgendwie creativecommons lizensiert ist, direkt abschießen — leider gibt es immer wieder Schöpfer von tollen Materialien, die politisch und technisch nicht halb so weit denken wie künstlerisch).
Nach weiterem Einlesen in die Materie stelle ich fest: verleiht eine Bibliothek ein e-book, so kann diese Kopie für die Dauer der Leihe von keine anderen Nutzer geliehen werden. Letztlich dürfte diese technik also die Zukunft des käuflich erwerbbaren .pdfs oder sonstiger Software sein ist technisch bereits umgesetzt): du wirst die ein .pdf, eine Musikdatei, einen Film, ein Spiel kaufen und kannst es dann an einen Freund weiterleihen. Aktiviert dieser die Software, so kannst du sie für die Dauer der Aktivierung nicht mehr nutzen, da nur eine Kopie gleichzeitig verwendet werden darf. Ähnlich funktionieren ja schon die Spiele bei Steam.
Technisch bedeutet das, dass Steam und Konsorten mehr Kontrolle über deine Geräte haben als du. Es graust mir, wenn ich daran denke, was das gesellschaftlich und für IT-Sicherheit bedeutet. Das ist eine zentralisierte Zensur-Infrastruktur in Perfektion, und bei der Entwicklung der Rechnergeschwindigkeit lässt sie sich bald auf Echtzeitkommunikation anwenden. Hätte ich vor 10 Jahren gesagt. Heute bekommt Facebook schon Ärger, wenn ein kritisches Video länger als 15 Minuten online bleibt.
Ganz davon abgesehen, dass die Schrankenregelung weiterhin existiert: Wir zahlen für den Besuch von Webseiten Abgaben an die VG Wort. Das sind Abgaben, die die Hersteller dafür bekommen, dass wir die Inhalte privat vervielfältigen dürfen.
(bei Computerspielen ist das anders, weil die — ja, warum? Weil sie keinen gesellschaftlichen Wert besitzen? Da würde ich deutlich widersprechen, viele Abgeordnete und Richter aber wohl weniger)
Und schon alleine der Wahnsinn einer Aussage wie der hier: „Danach ist es unzulässig, einen wirksamen Kopierschutz zu umgehen.“ ← wenn ich ihn umgehen kann, dann ist er nicht wirksam. Bis ich dafür bestraft werde? Alles alte Argumente.
Daher: Wenn ein Autor oder eine Autorin mir nicht das Recht geben will, Werke nichtkommerziell weiterzugeben, und mich damit dem Risiko von (wahrscheinlich sogar rechtswidrigen) Abmahnungen aussetzt, wenn ich meinen Freunden Kopien gebe, warum sollte ich ihm oder ihr Geld geben? Ich zahle inzwischen mehr über Patreon an Künstler als ich früher über Zwischenhändler gekauft habe. Zum Teil mache ich das, weil mir die Verarsche zum Hals heraushängt, dass mir Leute weismachen wollen, ein Rollenspiel lesen zu dürfen sei so etwas wie eine Dienstleistung, die sie jederzeit kündigen können. Warum sollte ich für etwas Geld ausgeben, das ich nicht an meine Kindern weitergeben darf? Oder vielleicht doch darf, aber nicht kann?
Um nicht nur zu meckern: Es gibt inzwischen mit FATE, Space Pirates, NIP'AJIN und dem 1w6/EWS mindestens vier deutschsprachige Rollenspiele unter Lizenzen, die sogar kommerzielle Weiterverwendung erlauben — die letzten drei sind copyleft lizensiert, so dass abgeleitete Werke frei bleiben müssen. Ich konnte dieses Jahr beim Extremspielwochenende zum ersten Mal vier deutschsprachige System unter freier Lizenz anbieten. Das ist, wohin die Entwicklung gehen muss, wenn wir die Dystopie der komplett kontrollierten Kultur vermeiden wollen.