Thema: Welche Rollenspiele ohne SL habt ihr zuletzt gespielt?

[Ucalegon]

Eine Feiertagsrunde Posthuman Pathways
War wieder sehr schön. Angefangen haben wir in Tscheljabinsk mit einer Studentin, einer Finanzberaterin und einem Syrien-Veteranen. Es ging um eine Gentherapie gegen Insomnie, die später unter dem Decknamen WAKE militarisiert und schließlich verboten wurde. Aus diesem gescheiterten Vorläufer wurden in der Transhuman Era neue Verfahren entwickelt, die bald breite Anwendung finden sollten. Rating-Agenturen für das Modifikationspotential von Menschen spielten dabei eine entscheidende Rolle. Die Posthuman Era endete mit einer Eskalation der Spannungen zwischen Gerontokraten und ihren perspektivlosen designer babies. Ein ganz anderer Ansatz als beim letzten Mal, wo am Ende alles extrem verfremdet war. Auch mit den Szenen haben wir es diesmal langsamer angehen lassen und so fast 5 Stunden gespielt, wobei wir am Ende aus Zeitgründen noch Szenen abkürzen mussten. Die Finanzberaterin ist sich trotz schwerer Rückschläge und Demütigungen bis zum Schluss treu geblieben, der Veteran hat seine Familie über seine Kameraden und Gesundheit gestellt und die Studentin hat eine Entscheidung in der allerersten Szene des Spiels auf einen sehr engen Karrierepfad gesetzt. Figuren über die vier konfligierenden Drives Status, Identität, Vision und Ritual zu beschreiben, ist uU auch für traditionelles Spiel interessant. Und ich will definitiv mal ein anderes Genre probieren. In der Erweiterung werden Weltraumkolonien und ein Fantasy-Exil vorgeschlagen.

[Ucalegon]

Remember Tomorrow auf der Geekmansion
Sehr runde Sache diesmal. Zwei coole Hauptfiguren, eine Mafiosa, die ihre Ehre zurückwill und ein verfolgter Straßenmusiker waren zügig erstellt und ergaben zwei Fraktionen auf der Gegenseite, das Ministerium für Freundschaft, Männer in schwarzen Anzügen und ohne Humor sowie - natürlich - die Mafia. Dazu kam bald ein Transportfahrer auf der Suche nach der Wahrheit über seine mysteriöse Fracht. Die Mafiosa handelte zunächst die Gelegenheit zur Vergeltung an einem Widersacher - später zur vierten Hauptfigur gemacht - aus in dem Glauben, der habe sie beim Don angeschwärzt. Daran kamen bei der Begegnung der beiden aber Zweifel auf und als sie sich entschieden hatte, ihn trotz der Zweifel ans Messer zu liefern, eröffeneten Killer der Mafia am Übergabepunkt in der Küche einer Pizzeria das Feuer auf beide und ihr Handlungsstrang endete mit dieser Szene als Cliffhanger. Unser Rocker überredete seine Dealerin (die Mafiosa!), ihm bei seiner Suche nach einem sicheren Unterschlupf zu helfen, die ihn im Gegenzug selbst zum Verkaufen schickte, um ihn loszuwerden. Dabei wurde er von einer Agentin des Ministeriums einkassiert, deren Wagen - boom! - in der Innenstadt vom Pickup des Transportfahrers erwischt wurde, der -  wie wir in seinen bisherigen Szenen erfahren hatten - nach dem Diebstahl eines Ministeriums-Pakets und einem versuchten Attentat noch am Leben in das Treffen zwischen der Mafiosa und ihrem Feind am Hafen gestolpert und schließlich mit einer Plastiktüte voller merkwürdiger Wecker (!), dem Paketinhalt, davongerast war.  "characters [...] crashing into each other" ... wortwörtlich. Der Musiker war wieder frei und der Transportfahrer beendete den one-shot mit der Entführung der Ministeriumsagentin, die ihm als Teil seines Exit den bösartigen Plan ihrer Behörde und die Wahrheit über die in den Weckern verbaute Technik verriet. Ein Mitspieler tat sich etwas schwer mit Ideen für Szenen, aber meinem Eindruck nach hatten alle das Spielkonzept bald verstanden und Spaß daran, sich in ihre jeweiligen Plots reinzuhängen. Erklären musste ich nicht viel, gerade das Zusammenbringen der Hauptfiguren klappte intuitiv gut und alle haben sich gegenseitig mit Hinweisen und in den Szenen unterstützt. Super!

[Turning Wheel]

Ich spiele natürlich die letzten Jahre ständig UltraQuest.
Und dazu kamen in letzter Zeit noch einige Runden WarhammerQuest, das seit '95 im Schrank liegt.
Letzteres konnte ich nun endlich tun, weil ich die 60 enthaltenen Figuren fertig angemalt habe.
Beides sind sehr empfehlenswerte Rollenbrettspiele die stets absolut failsafe zu einem netten, rollenspieligen Spielerlebnis führen.

[Sarakin]

Fiasko mit vier kompletten Rollenspielneulingen (!)
Es ging um eine korrupte Bürgermeisterin eines kleinen, verschlafenen Ortes irgendwo im mittleren Westen, Drogen in einem Luftkissenboot versteckt und viel Geld.
Herrlich, wie ungezwungen Leute, die mit P&P-Rollenspielen bisher überhaupt nichts am Hut hatten, improvisieren und Spaß dabei haben, eine völlig verrückte Geschichte zu erfinden.
Gerade ein junges Pärchen, das die Bürgermeisterin und ihren Toyboy spielte, hat mir viel Spaß gemacht.

[achlys]

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es passt, aber ich habe gestern mit meinen Kleinen (7 und 9) Untold - Adventure Await gespielt.
Untold ist ein Erzählspiel, das auf den Rory's Story Cubes aufbaut. Im Spiel ist das Basis Set der Würfel enthalten, man kann aber auch die anderen Würfel problemlos mit einbinden.
Untold ist wie eine Fernsehserie (alternativ: fünfaktiges Drama) aufgebaut: Es gibt eine Ausgangssituation, eine Steigerung der Ereignisse, die Möglichkeit der Charaktere einzugreifen, eine Verschlimmerung der Ereignisse und schließlich der große Endkampf.
Zu Beginn einigen die Spieler sich auf das Szenario und erstellen ihre Charaktere. Dann werden anhand von den Story Cubes die jeweiligen Ereignisse (Orte, Gefahren, Personen usw.) ausgewürfelt. Dies geschieht assoziativ anhand der jeweiligen Symbole auf den Würfel. Hierbei wird immer jeweils ein Akt ausgespielt, bevor die Ereignisse des nächsten Akts aufgedeckt und ausgewürfelt werden.
In jedem Akt haben die SCs die Möglichkeit auf die Ereignisse durch Fragen  oder Aktionen einzuwirken. Wobei die Anzahl der jeweiligen Aktionen oder Fragen begrenzt sind. (So können in der Exposition (1. Akt) bis zu 4 Fragen und 4 Aktionen durchgeführt werden. Im 4. Akt gibt es nur eine Frage.)
Fragen bieten die Möglichkeit, die Situation genauer zu beschreiben. Hierzu wird eine W-Frage gestellt (wer, wie, was usw...) und mit den bisher nicht genutzten Story Cubes gewürfelt, um eine Antwort auf diese Frage zu finden.
Aktionen gibt den Charakteren die Möglichkeit auf die schlimmen Ereignisse einzuwirken. Die Aktion wird mit der Formel "Ich versuch / will ...., indem ich .... mache." formuliert. Ob sie gelingt, erfährt man durch das Ziehen einer Karte, mit den möglichen Antworten Ja, und ...; Ja; Ja, aber ...; Nein, aber ...; Nein; Nein, und ... . Das Prinzip ist z.B. vom FU Rollenspiel bekannt. Bei den und und aber Karten zieht man zusätzlich noch eine Reaktionskarte, die die Raektion der SCs oder anderer Figuren (mit witzigen Smilies) darstellt.
Wenn der Showdown vorbei ist - zum guten oder schlechten - kann man die wichtigsten Fakten der Episode festhalten und eine neue Episode spielen und so seine eigene Serie durchspielen.

Einen Spielbericht werde ich die Tage liefern. Es hat uns jedenfalls riesigen Spaß gemacht.


Hier eine Regeleinführuing (engl.): https://www.youtube.com/watch?v=cJdvBnKmIvI