Und das war keine kleine private Sicherheitsfirma, sondern eine wirklich Große.
Genau das ist eines der großen Missverständnisse beim Thema Sicherheit.
Du weißt ja, wie zwei Leute zuverlässig ein Geheimnis bewahren können.
Wenn einer der beiden tot ist.
In der Sicherheit ist das nicht anders - je größer, desto mehr Reibungsverluste, desto mehr Stellen, auf die man halt irgendeinen gesetzt hat, der grad da war usw. usf.
Gute Sicherheit kann es meiner Erfahrung nach nur mit kleinen Gruppen und dementsprechend in stark begrenzten Bereichen geben.
Da müssen Technik, Organisation und vor Allem Personal stimmen und gute Leute wachsen eben nicht auf Bäumen.
Deswegen muss man gerade für Hochsicherheitsbereiche gute Leute finden, fördern und die ihr Ding machen lassen.
Das heißt natürlich nicht, dass kleiner automatisch besser ist, aber groß ist automatisch schlecht.
Kleine Firmen finden nicht immer gute Leute oder können sie nicht halten und die großen können zwar entsprechende Abteilungen ins Leben rufen, aber haben dann gewisse strukturelle Schieflagen im Personalwesen, die das Ganze deutlich erschweren.
Es ist gerade für große Firmen unheimlich schwer, Hochsicherheitsbereiche aufzuziehen, weil man dafür gute Leute einerseits machen lassen, aber sie andererseits mit entsprechenden Mitteln unterstützen muss.
So was ist den meisten großen Unternehmen strukturell ein Dorn im Auge, weil sich das mit den sonst üblichen Methoden der Unternehmensführung beißt.
Genau die selben Prinzipien finden sich übrigens bei militärischen Spezialeinheiten und den Gründen, warum es da öfter mal interne Reibereien gibt mit dem Rest der Streitkräfte. Ohne überzeugte Förderer und Unterstützer hält sich das nur wenige Jahre, bevor der Verfall einsetzt.
Unterm Strich steht und fällt das überall mit einer verschwindend geringen Anzahl von Leuten. Da darf auf keiner Entscheidungsebene irgendwo ein Depp oder ein Faulpelz sitzen und das ist gar nicht so leicht hinzukriegen.
Dazu zwei kleine Beispiele aus meinem Berufsleben:
1.
In einer der GWT-Firmen, für die ich gearbeitet habe, war ich in einem kleinen "vergessenen" Außenposten. Der hat deswegen wunderbar funktioniert, weil er gerade klein genug war, dass sich mehr oder weniger zufällig die kritische Masse guter Leute gefunden hat, die dann in ihrem Ex-Kollegen- und Bekanntenkreis andere gute nachgezogen haben - damals gab es noch standortgebundene Bewerbungen und Arbeitsverträge in dieser Firma.
Natürlich gab es da auch mal Reibereien, Unfälle, Missverständnisse und kleinere Fehler.
Aber für 95% der Kollegen hätte ich die Hand ins Feuer gelegt.
Zu Ende ging das an dem Tag, wo die Firmenleitung beschlossen hat, den Standort zu schließen/zu verlegen und die überwiegende Mehrheit der Kollegen beschlossen hat, lieber die Abfindung zu nehmen als sich Umzug oder lange Pendelstrecken und vor Allem den täglichen Bullshit der großen Firma anzutun, den wir so weit draußen immer bestmöglich vermieden hatten.
Die Firmenleitung hat bis heute weder gerafft, was sie warum an dem Standort hatte (wundert sich aber, warum der neue Standort nich läuft...) noch warum die Leute mehr oder weniger geschlossen gegangen sind.
2.
Ich kenne den Chef einer kleinen Sicherheitsfirma, der eigentlich in der Lehre und Ausbildung unterwegs ist und das operative Geschäft nur nebenher macht. Der hat einen kleinen Pool an Leuten (die hauptberuflich für andere Firmen arbeiten) und wird ab und an aus o.g. Gründen als externer Dienstleister
von anderen Sicherheitsfirmen (!) ins Boot geholt. Weil die genau wissen, dass sie das in der Form nicht auf Kommando auf die Beine gestellt kriegen für die wenigen Gelegenheiten, wo sie das wirklich mal brauchen.
Das funktioniert bei dem im Grunde auch nur, weil er das nebenher macht und sich über lange Jahre aus einer gigantischen Zahl von Kollegen, Bekannten und Leuten, die bei ihm in der Ausbildung waren, die guten rausgepickt und warmgehalten hat.
Ging quasi nur als "Quereinsteiger", weil er mit den entsprechenden Leuten und Connections von Null auf Hundert voll einsteigen konnte.
Hätte er vor 25 Jahren beschlossen, eine kleine, feine Sicherheitsfirma für besondere Aufgaben ins Leben zu rufen und hätte nichts anderes gemacht, wäre es höchstwahrscheinlich in der Anfangsphase gescheitert.
Und genau so müssen die großen Firmen und Behörden einsehen, dass Hochsicherheitsbereiche, sehr leistungsfähige Gruppen u.Ä. aus wirtschaftlicher Sicht oft nicht rentabel sind und auch in anderer Hinsicht einen unverhältnismäßigen Aufwand bedeuten.
Aber an manchen Stellen braucht man das eben und muss diesen Aufwand daher in Kauf nehmen.
Und dann muss man es nicht nur wollen, sondern handwerklich und fachlich auch noch können, aber das ist wieder ein anderes Thema.
Von der Bundeswehr kennst du das möglicherweise auch in folgenden Konstellationen:
- Kleiner Auftrag für wenige Leute, die sich der Kp-Chef oder der Zugführer frei aussuchen kann: Läuft.
- Großer Auftrag (Paradebeispiel Wache für die Amis) mit 5 Zügen aus drei verschiedenen Kompanien, die geschlossen anrücken müssen, um die Zahl überhaupt zusammen zu kriegen: Kann nur scheiße werden.