Autor Thema: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung  (Gelesen 18809 mal)

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wjassula

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #75 am: 7.04.2004 | 19:54 »
Zitat
Solange du dir nicht mehr überlegt hast, zB was getan werden sollte oder was dich tatsächlich daranb stört solltest du dich von der Diskussion vielleicht etwas zurückziehen, da es ansonsten nichts bringt

Ja, ich habe auch das Gefuehl, dass wir grade total aneinander vorbeireden. Zum Besipiel finde ich auch Deine Reaktion auf meine -sicherlich provokante-Frage nicht sehr logisch. Klar finde ich Streit und Leid ganz allgemein doof, aber darueber lohnt es sich nicht zu diskutieren, weil alle Versuche, Streit und Leid allgemein abzuschaffen wahrscheinlich muessig sind, oder? In einem Spiel wird das aber zu irgendwas verwendet. Dabei hab ich ein schlechtes Gefuehl. Und sexueller Missbrauch an Kindern ist eine besondere Form von "doofen Sachen, die die Welt schlechter machen".

Und bitte: Du sagst ja selbst dass es ueberspitzt formuliert ist, aber ich sage doch noch ein wenig gehaltvolleres als : Baeh, doof. Hoffe ich zumindest. Wenn mir zu dem Thema nicht mehr einfaellt, dann sollte ich wirklich besser gar nichts sagen.

Minx, ich sag Dir was. Ich mach das Grofafo jetzt fuer heute zu, und les mir morgen den Thread noch mal in Ruhe durch. Vielleicht sieht dann alles anders aus, vielleicht sehen wir dann beide klarer.

@Gaukler: Findest Du, dass ich so dermassen unsachlich bin? Minx denkt, dass ich vom Thema abweiche. Vielleicht stimmt das, aber ich hoffe, ich verletze niemanden, oder?

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #76 am: 7.04.2004 | 20:13 »
Ok, ich muß mich hier tatsächlich entschuldigen, das war nicht sonderlich sachlich: Tut mir leid.

Ich denke nicht, das du vom Thema abweichst. Ich glaube aber das die Basis auf der du im Moment diskustierst nicht diskutierbar ist.

Zitat
Klar finde ich Streit und Leid ganz allgemein doof, aber darueber lohnt es sich nicht zu diskutieren, weil alle Versuche, Streit und Leid allgemein abzuschaffen wahrscheinlich muessig sind, oder? In einem Spiel wird das aber zu irgendwas verwendet. Dabei hab ich ein schlechtes Gefuehl. Und sexueller Missbrauch an Kindern ist eine besondere Form von "doofen Sachen, die die Welt schlechter machen".

Ich verstehe, das du ein schlechtes Gefühl dabei hast Mißbrauch im Rollenspiel zu verwenden. Ist verständlich und dein gutes Recht. Ich denke aber, das es unsinnig ist Spiele aufgrund persönlicher Präferenz grundsätzlich abzulehnen, und genau das hab ich das Gefühl tust du. Natürlich ist sexueller Mißbrauch schlecht. Und es ist nochmal schlimmer wenn man das einem Kind antut, aber das heißt nicht, das man das nicht in reifer Art und Weise in einem Rollenspiel behandeln kann.

ich rede hier ja nicht von "Rape: Die Mißhandlung", wo man seinen Charakter dadurch steigert, das man kleine Kinder vergewaltigt, sondern von einem Spiel, das sich zwar mit diesem Thema befasst, aber auf eine intelektuell ansprechende, es in keinster Weise verharmlosesten, Weise. Das sowas immer noch nicht für jeden ist ist klar, aber es ist nicht grundlegend zu verdammen, weder das Spiel selbst, noch die Leute die sowas spielen.

Und ja, ich glaub ich werd, nachdme ich mir das von der Brust geredet hab, auch mal Schluß machen. Essen ist (hoffentlich) auch bald fertig, und dann werd ich mir den Thread mal in Ruhe nochmal ansehen.

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #77 am: 7.04.2004 | 20:28 »
@wjassula: nein, ich denke nicht dass du allzu unsachlich bist. Du betonst ja sogar stets wenn du aus einem Gefühl heraus argumentierst und wenn nicht...

Das Problem, dass ich sehe ist nur, dass wir irgendwie ganz allgemein von den grundlegenden Fragen abkommen.

Ich finde es schon allein daher interessaant, weil dieses RPG soviele Leute so sehr berührt. Ich würde mich, wäre ich der Autor, sehr darüber freuen. Leute zu berühren (wie auch immer) ist toll. Aber nur, wenn es sich um mehr als eine Unterhaltung (also mit dem Zweck: Spaß) handelt.

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #78 am: 7.04.2004 | 21:05 »
<grummel> verdammt, da bin ich mal "kurz" draußen, komme rein, will was posten und dann ist diese Diskussion soweit forgeschritten ... </grummel>

Beim Durchlesen ist mir aufgefallen, was eigentlich das Problem mit dem Vergleich ist. Sicherlich, ein Rollenspielbuch ist ein Buch. Da stehen Buchstaben drin. Die können gelesen werden und fertig. Aber es gibt verschiedene Bücher. Ein Kochbuch ist auch ein Buch. Nun werde ich aber nicht davon satt, dass ich das Kochbuch lese. Im Gegenteil. Ich schlage mein kleines Halblingskochbüchlein auf und habe a) Appetit und b) werde ich aktiv ... ich koche.

Der Unterschied zwischen verschiedenen Romanen und Rollenspielbüchern ist, dass letztere dazu da sind, andere zu aktivieren und beim Aktivsein zu helfen.

Ohne Zweifel, ein Roman will seine Leser auch bewegen, dies kann sogar sein Sinn sein. Aber Rollenspiel ist in dieser Hinsicht viel stärker auf eine aktive Tätigkeit gerichtet. Es steht außer Zweifel, dass Rollenspieler das, was im Buch steht, umsetzen.

Nun halte ich die überwiegende Mehrheit der RollenspielerInnen für klug genug, nicht irgendwelchen Blödsinn zu machen. ABER ... es gibt einen Trend, dass Rollenspielsysteme div. Dinge wie Gewalt (besondere Arten von Gewalt) als Stilmittel für ein ernstes und düsteres RS verkaufen nach außen auch so wirken wollen. Die Spieler aber setzen das Ernsthafte nicht so um. Und genau das wissen die Hersteller. Die düsteren Elemente werden ausgebaut oder vertieft, ggf. mit Hintergründen unterlegt, womit eigentlich ein falscher Anreiz gegeben wird. Die Ernsthaftigkeit, die der Umgang mit div. Themen m.E. erfordert, verkommt nur zu einer Hülle. (Man bedenke diesbezüglich auch die Wirkung des Hobbys Rollenspiel nach außen.)

In gewisser Weise stellt sich auch die Frage nach dem, was eigentlich "dark" ist. Haben wir zwar auch schon ausführlich im Grofafo abgehandelt, aber ich habe den Eindruck, dass hier bestimmte Elemente hervorgehoben werden, die eigentlich mit jedem Genre bedient werden sollten. Warum also etwas, was in einem richtig gutem Szenario vorkommen kann, auf einmal als das Hauptelement in den Mittelpunkt stellen? Wie oben schon angedeutet wurde ... wenn es zu div. Handlungen (Vergewaltigung, Massenmord usw.) in einem Spiel kommt, weil es sich zwangsläufig als Konsequenz ergibt, ist das durchaus O.K. Aber wenn es zu solchen Handlungen kommen soll (!), dann erhält das für mich eine recht fragwürdige Färbung. Letztlich müsste ich dann nämlich fragen, was denn so toll daran ist, einen Char spielen zu wollen (!), der eben diese üblen Dinge erlebt oder ausübt ... Ab einem gewissen Grad hinterlässt dies nämlichen einen außergewöhnlich negativen Eindruck.

-gruß,
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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #79 am: 7.04.2004 | 22:42 »
Ohne Zweifel, ein Roman will seine Leser auch bewegen, dies kann sogar sein Sinn sein. Aber Rollenspiel ist in dieser Hinsicht viel stärker auf eine aktive Tätigkeit gerichtet. Es steht außer Zweifel, dass Rollenspieler das, was im Buch steht, umsetzen.
Sorry, nein. Jedenfalls nicht einfach so, pauschal über den Daumen.
Ein Rollenspielbuch mag eine Anleitung sein, aber wenn dann ist es eine Anleitung, wie man sich gemeinsam etwas vorstellen kann, bzw. etwas in der Vorstellung tun. Ein Roman ist in vielen Fällen – nicht immer – auch eine Anleitung, wie der Leser sich die Ereignisse vorzustellen hat. Insofern besteht da ein großer Unterschied zu einer Bastelanleitung, die konkrete Handlungen an Objekten "vorschreibt". Und mit dem Begriff "umsetzen" würde ich ebenfalls etwas sorgsamer umgehen wollen, sonst stehen wir nämlich gleich ganz schön blöd da, wenn der nächste christliche Fundi Rollenspiel und Götzendienst verbindet. (Es sei denn, du willst argumentieren es gäbe eine solche Verbindung, aber dann ... naja, lassen wir das.)
Zitat
Nun halte ich die überwiegende Mehrheit der RollenspielerInnen für klug genug, nicht irgendwelchen Blödsinn zu machen. ABER ... es gibt einen Trend, dass Rollenspielsysteme div. Dinge wie Gewalt (besondere Arten von Gewalt) als Stilmittel für ein ernstes und düsteres RS verkaufen nach außen auch so wirken wollen.
Ja, es gibt auch einen Trend zum Einsatz von Gewalt als Stilmittel in Filmen, Büchern etc. Verkauft sich halt, scheiß Kapitalismus.;) Die Alternative heißt Zensur, mit anderen Worten, irgendwer entscheidet, was Kunst/Ernsthaft ist und was nur verkaufsförderndes Stilmittel ist. Wenn – alternativ – der mündige Konsument entscheidet, wird man damit leben müssen, dass der MK manchmal "falsch" liegt oder einen schlechten Geschmack hat. Anyway, wenn du Zensur willst, dann sag's, kann man drüber reden.
Zitat
Die Spieler aber setzen das Ernsthafte nicht so um.
Moment mal: "Die Spieler"? Wohl eher "ich kenne Spieler, die". Nun, ich kenne Leute, die keine Horrorfilme vertragen und wenn sie doch mal einen schauen zwei Wochen lang davon Alpträume haben. Ich kenne auch Leute, die über bestimmte (relativ normale) Themen kein vernünftiges Gespräch führen können, da gehen einfach die Scheuklappen runter und Schluß ist. Nicht jedes Angebot wird wahrgenommen und es gibt jede Menge Deppen da draussen. Aber folgt daraus irgendwas? Meiner Meinung nach zumindestens nichts, was spezifisch für RSPs wäre.
Zitat
Und genau das wissen die Hersteller. Die düsteren Elemente werden ausgebaut oder vertieft, ggf. mit Hintergründen unterlegt, womit eigentlich ein falscher Anreiz gegeben wird. Die Ernsthaftigkeit, die der Umgang mit div. Themen m.E. erfordert, verkommt nur zu einer Hülle. (Man bedenke diesbezüglich auch die Wirkung des Hobbys Rollenspiel nach außen.)
hä? Sorry, keine Ahnung was du sagen willst. "Mit Grusel werden Geschäfte gemacht", "Ja der Verlag gibt sich ernsthaft, aber _ich_ weis ganz genau, dass die das nicht so meinen und nur ein Deckmäntelchen suchen." Mal ehrlich, wie sieht deine Alternative aus? Schwierige Themen nur dann im RSP, wenn ein dickes Psycho-Selbsthilfebuch beiliegt? Alles reinwaschen, damit die Fundis keinen Angriffspunkt haben? RSP-Verlage, die sich im Gegensatz zum Rest der Welt nicht um ihre Profite kümmern?
Vor allem die unbewiesene Behauptung "die machen das für's Geschäft" finde ich etwas schwierig, es sei denn du kennst die entsprechenden Autoren und die haben das dir gegenüber so gesagt. (Selbst wenn, wäre die Frage, warum RSP-Verlage sich nicht am Markt orientieren sollten.)
Zitat
---SNIP---
Wie oben schon angedeutet wurde ... wenn es zu div. Handlungen (Vergewaltigung, Massenmord usw.) in einem Spiel kommt, weil es sich zwangsläufig als Konsequenz ergibt, ist das durchaus O.K. Aber wenn es zu solchen Handlungen kommen soll (!), dann erhält das für mich eine recht fragwürdige Färbung. Letztlich müsste ich dann nämlich fragen, was denn so toll daran ist, einen Char spielen zu wollen (!), der eben diese üblen Dinge erlebt oder ausübt ... Ab einem gewissen Grad hinterlässt dies nämlichen einen außergewöhnlich negativen Eindruck.
Nun, manche Leute haben das Bedürfnis, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen. Gerade weil sie verstörend sind, und eine rein intellektuelle Diskussion über so ein Thema unter Umständen recht steril bleibt, vor allem weil sich sowieso alle einig sind, dass gewissen Sachen halt einfach Scheiße sind. Rollenspiel ist auch eine Möglichkeit mit solchen Themen umzugehen.
Diese Auseinandersetzung kann einerseits durch Einfühlen in den Char, (den man sich ausgedacht hat) erfolgen, d.h. man beschäftigt sich mit der Frage, wie man in dieser Situation, mit dieser oder jener Biographie handeln würde. Die meisten Leute die ich kenne, haben sich bspw. schon mal gefragt, wer oder wie sie im 3. Reich gewesen wären, unabhängig vom RSP. RSP ist eine Möglichkeit, für sich eine Antwort auf diese Frage zu finden, oder zumindest die Frage besser zu verstehen.
Der zweite Grund, aus dem so etwas interessant sein kann, ist der, dass man im Spiel eine Geschichte erzählen möchte, in der eben auch ein solcher Charakter vorkommt. Es kommt dann natürlich keine Geschichte nach dem Muster "Held rettet Drachen vor böser Prinzessin" raus, sondern eher ein Drama um menschliche Schwächen, Ängste etc. Wenn ich sowas im RSP haben will, spiele ich halt auch einen Charakter der mich ankotzt, bzw. Sachen macht, die mich ankotzen.
Hilft das?

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #80 am: 8.04.2004 | 11:29 »
@Montag:
- Es gibt eine Diskussion, dass einige Rollenspiele durchaus dem Christlichen Glauben widersprechen. Und ich meine jetzt nichts in Richtung "in Nomine". Allein das Christliche Gebot "Du sollst keine Götter haben, neben mir."
Was ich davon halte, ist nebensächlich, aber es gibt eine Diskussion in dieser Richtung.
Generell hat die katholische Kirche deswegen eine sehr ablehnende Haltung gegenüber Rollenspiel.
- Es gibt in Deutschland auch eine Zensur. Es gibt Inhalte deren Veröffentlichung verboten ist.

abgesehen davon:
(@alle:)
Worüber reden wir hier.
Jemand kauft sich ein Regelwerk und bietet an, es zu spielleitern, bzw. sucht sich Spieler.
Was da als erstes stattfindet ist ein Gespräch mit dem Thema "Um was geht es hier...".
Vielleicht fängt man bei Neulingen an, zu erklären, was Rollenspiel ist, ansonsten redet man über Genre, Setting und was man mit dem Spiel machen möchte.
Es findet also ein Sondierung statt. Die Spieler (und auch der Spielleiter) wissen also in den meisten Zügen, auf was sie sich einlassen.
Natürlich kann man überrascht werden, weil sich das Spiel anders entwickelt.
Natürlich kann es zu Situationen kommen, wo man plötzlich im Spiel Szenen mitbekommt, die einem an die Nieren gehen. Aber genau das gleiche kann einem tagtäglich passieren.
Im Kino, im TV, in der Zeitung, in der S-Bahn
Man kann den TV einschalten, weil ein guter Thriller kommt und wird mit Gewalt oder Vergewaltugungszenen konfrontiert.
Und genauso kann es beim Rollenspiel passieren, weil man nicht in aller kleinstem Detail prognostizieren kann welche Toleranzgrenzen der andere hat oder auch, welche der eigenen Toleranzgrenzen der Gegenüber überschreiten wird.
Man kann es nicht vorhersagen und man kann auch nicht alles ins kleinste Detail diskutieren, denn das würde jedes realisierbare Maß an Vorbereitung sprengen.

Es gibt nur zwei Dinge, die man tun kann:

- darauf vertrauen, dass die Mitspieler einen gut genug kennen, um zu wissen, wo die Grenzen des Erträglichen sind und auch die nötige Rücksicht nehmen.

- die Notbremse ziehen, wenn es doch zum GAU kommt.

Ganz ehrlich: Wenn ich im TV etwas sehe, was mich anwidert, schalte ich ab (oder ich schalte gar nicht erst ein). Wenn ich in der SBahn etwas sehe, dass ich nicht ertrage, schreite ich ein oder wechsel das Abteil (oder steige bei nächster Gelegenheit aus).
Und genauso würde ich beim Rollenspiel "Halt" rufen, oder gehen, wenn etwas meine Toleranzgrenze überschreitet. Als Spieler und auch als Spielleiter.
Und wenn das ein Mitspieler von mir machen würde, wäre ich auch nicht erbost, sondern würde die Situation klären und danach Rücksicht nehmen.

Ich kann nicht alles vorausberechnen, also muss ich mich ein gewisses Vertrauen entwickeln und im Ernstfall die Notbremse ziehen.

Die Ganzen extremen Beispiele in Themen wie "Vergewaltigung" oder "Kindesmisshandlung" finde ich stark übertrieben. Jemand, der mit solchen Dingen konfrontiert wurde und es deswegen nicht wieder damit in Kontakt kommen will, wird sofort die Notbremse ziehen. Sie oder er wird sofort "halt!" rufen oder das Zimmer verlassen. Solche Extremszenarien hier aufzubauen halte ich für Effekthascherei.

Fakt ist: Man kann nicht alles vorausberechnen und wissen, was der gegenüber als tolerierbar erachtet oder nicht. Man weiss auch niemals, was jemand beim Rollenspiel einbringt oder nicht. Auch wenn man sich Jahrelang kennt, kann man das nicht wissen.
Natürlich ist es besser, wenn man gewisse Grenzen absteckt. Aber man kann nicht jede einzelne abstecken. Dazu sind es zu viele.
Also vertraut man darauf, dass das Rollenspiel von den anderen Mitspielern in den gleichen Grenzen betrieben wird, die man selbst setzt. Wenn man sich lange kennt, fällt das meist leichter. Wenn die Gruppe frisch zusammengesetzt wird, ist es wahrscheinlicher, dass jemand andere Moralvorstellungen hat und Grenzen nicht einhält.

Wer das nicht akzeptieren kann, wird nicht Rollenspieler.
Wenn ich kein Vertrauen zu meinen Mitspielern habe, oder zum Spielleiter, kann ich nicht spielen. Wenn ich kein Vertrauen zum Busfahrer habe, steige ich nicht in den Bus.

Meine Persönliche Einstellung:
Rollenspiel soll unterhalten und Spaß machen. Vergewaltigung, Tierquälerei oder Kindesmisshandlung sind keine Themen, die mich unterhalten oder die mir Spaß machen.
Für mich ist da eine Grenze überschritten. Ich betone: für mich
Ich würde die Notbremse ziehen und wenn eine Gruppe auf dieser Thematik besteht, wäre ich kein Mitspieler, einfach weil ich dort keinen Spaß hätte.
In den 20 Jahren Rollenspiel habe ich solche Runden oder Spieler kennengelernt und meistens habe ich mich schnell von diesen getrennt. Ich (wieder Betonung: meine Meinung!) glaube auch, dass diese Themen oft eine "Alterserscheinung" sind.
Sprich: Mit Alter <20 stösst man öfter auf diese Thematik als mit Alter > 25.
Warum? Keine Ahnung? Vielleicht weil man im Teenage Alter noch sexuelle Sturm und Drang Zeit hat?
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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #81 am: 8.04.2004 | 11:35 »
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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #82 am: 8.04.2004 | 12:03 »
@Boba: danke für die Belehrung zum Thema Kirche und Rollenspiel und Zensur. Wär ich alleine nie drauf gekommen  ::)
(Falls ich mich wirklich zu kompliziert ausgedrückt haben sollte: wer LF/KÄ zensiert haben will, soll es sagen, gibt es Richtlinien für, kann man drüber reden. Wer sich im Bezug auf RSP zur katholischen Kirche oder den religiösen Fundis in USA ins Boot setzen will, soll es auch sagen, kann man vielleicht auch noch drüber reden. Soweit kein Problem. Ein Problem wird's für mich, wenn man sich mal eben der Argumente aus dem gerade erwähnten Fundus bedient, und dann aber nicht bereit ist, in dieser Haltung auch konsequent zu sein. Deswegen hab ich nachgefragt.)

Ansonsten volle Zustimmung, naja mit Ausnahme des letzten Satzes zum Alter, da hättest du die Pop-Psychologie vielleicht besser zuhause lassen sollen.

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #83 am: 8.04.2004 | 12:18 »
Zitat
Ansonsten volle Zustimmung, naja mit Ausnahme des letzten Satzes zum Alter, da hättest du die Pop-Psychologie vielleicht besser zuhause lassen sollen.
@Montag:
Ich sagte explizit: "keine Ahnung" und formulierte es als Frage!
Es war eine Überlegung, keine Behauptung.
« Letzte Änderung: 8.04.2004 | 13:32 von Boba Fett »
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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #84 am: 8.04.2004 | 13:07 »
@Boba
schon klar ... nuhr ... ;)
*scnr*

FWIW, das mit Pubertät/Adoleszenten/Jugendliche = Sturm und Drang stimmt so nicht. Ist ein Mythos (Offer, D. & Schonert-Reichl, K. A. (1992). Debunking the Myths of Adolescence: Findings From Recent Research. Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry. 31 (6), 1003-1014 ) Womit jetzt nicht gesagt sein soll, dass es da gar keine Probleme gibt, aber das würde jetzt zu weit off-topic gehen.

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #85 am: 8.04.2004 | 13:34 »
Wie dem auch sei...

Meine Meinung dazu ist jedenfalls: Man kann nicht alles voraussehen. Rücksichtnahme und Gespräche können die Wahrscheinlichkeit eines Problems minimieren. Vertrauen ist notwendig. Notbremse ist im GAU Fall möglich.
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wjassula

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #86 am: 8.04.2004 | 21:37 »
So, jetzt hab ich mir den Thread noch mal in Ruhe durchgelesen.

Minx, ich moechte mich erstmal auch bei Dir entschuldigen, dass ich auf Deine Frage, was ich den eigentlich wolle, so kurz angebunden reagiert habe. Ich glaube, dass hat zu einigen Missverstaendnissen gefuehrt. Wenn ich Deine Reaktion richtig deute, warst Du veraergert darueber, dass ich hier den Mund so weit aufmache, aber andererseits sage, dass ich halt auch nicht so genau weiss, was mich eigentlich stoert, oder was man eigentlich besser machen sollte. Das haette ich wirklich noch etwas erklaeren sollen.

Mein Ausgangspunkt in dieser Diskussion ist, dass ich zwei widerstreitenden Positionen habe. Einmal glaube ich genau wie Du und viele andere hier, dass erwachsene Menschen selbst entscheiden sollen duerfen, was sie sich zumuten und was nicht. Und wenn diese muendigen Leser/Spieler dann entscheiden, dass sie Kleine Aengste inklusive des Missbrauchsthemas spielen wollen, sollte niemand ihnen was anderes vorschreiben. Autoren sollten sich ausdruecken koennen, wie sie wollen, und Zensur finde ich furchtbar.

Aber trotzdem habe ich das Gefuehl, dass bei Kleine Aengste irgend was nicht stimmt. Und das irgendwas an den Argumenten, die hier gebracht werden nicht stimmt. Dieser Meinung bin ich auch immer noch, und ich finde, dass viele meiner Argumente treffen, wenn sie auch etwas ungeordnet dastehen.

Das geht nun aber a) schlecht zusammen und b)ist ein Gefuehl allein noch keine Rechtfertigung dafuer, Kleine Aengste oder irgend ein anderes Spiel anzugreifen.

Ich habe deshalb die Diskussion hier benutzt, um mir selber auf die Schliche zu kommen, und verschiedene Argumente auszutauschen und zu sehen, ob ich mir so vielleicht eine genauere Meinung bilden kann.
Ich habe tatsaechlich keine fest gefuegte Meinung zu dem Thema. Das finde ich auch gar nicht weiter schlimm. Ich formuliere oft meine Gedanken waehrend des Sprechens und wechsle meine Meinung in einer Diskussion. Wofuer waere eine Diskussion auch sonst da?

Wenn man das aber nicht erklaert, wirkt das auf andere oft wirr, unklar, und vielleicht sogar ueberheblich.

Ich stelle beim nochmaligen Lesen fest, dass Du, ich und viele andere uns eigentlich immer dasselbe sagen. Ich lasse es jetzt erstmal gut sein, und warte ab, ob zu dem Thema hier noch jemand was bahnbrechend neues schreibt oder ob mir selbst noch neue Gedanken kommen. Ausserdem steht mein Entschluss jetzt fest, Kleine Aengste auf jeden Fall mal selbst zu spielen.

Bis hierhin erstmal Dank an alle fuer die spannende Diskussion. Ich hab mich selten durch ein Thema in einem Forum so herausgefordert gefuehlt. Eigentlich sollte ich ja schon dadurch beruhigt sein, dass es in der Szene offenbar so viele Leute gibt, die sich zu Kleine Aengste vernuenftige Gedanken machen.

Daumen hoch , Grofafo  :d.

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #87 am: 9.04.2004 | 00:09 »

Kein Problem. Schön zu sehen das wir eigentlich eh das gleiche meinten. :)

Aber mal so aus Neugierde:

Du hast echt keine Ahnung was dich an LF stört?

Faszinierend.

Aber ich kenn sowas selber. (Obwohl es dann meistens mit meiner Freundin zu tun hat.)

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Der Gaukler

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #88 am: 9.04.2004 | 01:27 »
ich denke er hat durchaus ein rect, nicht zu wissen, was ihn stört, solang er eben dies auch so formuliert und auch von mir ein

 :d Daumen hoch!  :d

War eine wirklich schöne Diskussion mit interessanten Blickwinkeln.

Wir sollten sie aber nicht kategorisch als beendet betrachten... sonst schlucken Leute, die noch was zu sagen haben, Dinge runter, die noch interessant werden könnten...

Für mich recicht es aber zunächst.

*verbeugt sich*

Vielen Dank nochmal!

Offline Lord Verminaard

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #89 am: 12.04.2004 | 01:51 »
Ich geb mal noch ein kurzes Statement, auch wenn die Diskussion schon ziemlich fertig ist. Interessantes Thema, anhand der "Vergewaltigungs"-Problematik auf der personellen Ebene ähnlich bereits mehrfach erörtert. Neu ist der Gesichtspunkt der Verantwortung der Verlage. Da kann ich mich nur Minx anschließen:

Zitat
Natürlich haben sie eine Verantwortung, aber keine andere als ein normaler Autor, der ein Buch über ein kontroversielles Thema schreibt. Er muß dazu stehen, er muß begründen, weshalb er die Entscheidungen getroffen hat die ergetroffen hat, aber thats it.

Wenn ich ein Rollenspiel mit problematischen Inhalten herausbringe, sollte ich das entsprechend deutlich machen und erklären, wie ich mir die Umsetzung vorstelle. Der Rest ist Eigenverantwortung der Spieler. Altersbeschränkungen halte ich für ebenso wünschenswert wie aussichtslos. Das ist dasselbe in grün wie bei den Videospielen.
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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #90 am: 13.04.2004 | 13:54 »
Altersbeschränkungen stehen aber normalerweise immer dabei.
So war KULT beispielsweise auch für 16+ empfohlen...
Oder sogar 18+ ???
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Offline Bad Horse

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Re: Rollenspiele, Unterhaltung, Verantwortung
« Antwort #91 am: 13.04.2004 | 17:43 »
Bei den WW-Produkten steht immer ein "Suggested for mature readers" dabei, was eigentlich nicht so schlecht ist. Schließlich weiß Tante Magda, die ihrem Neffen Fritzi zum 13. Geburtstag so ein "Rollenspiel" schenken will, nicht unbedingt Bescheid, was da toll wäre. Nicht, daß ich glaube, daß Fritzi durch das falsche Buch einen Schaden davonträgt - es wird ihn einfach nicht interessieren, und er wirft das Buch (und vielleicht auch das Hobby) in die Ecke. ;)

Ansonsten sehe ich durchaus einen Unterschied zwischen einem Roman und einen Rollenspiel-Buch - letzteres bietet ein Instrumentarium, eine Gebrauchanweisung also. Und wenn ich ein Kochbuch schreibe, dann gehört der Hinweis, das man sich nach dem Chili-Schneiden nicht in die Augen langen soll, eigentlich auch dazu.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?