Ich bin aktuell auf die Idee gekommen, eine Kampagne im 1. oder 2. Weltkrieg zu starten. Hat da jemand Erfahrungen gesammelt? Vor allem bezüglich des Systems.
Das hängt davon ab, wie komplex du es haben willst und wie viel Simulation es liefern soll, von daher enthalte ich mich da vorerst noch.
Cthulhu wäre mir persönlich in Sachen Kampfregeln zu dünn - das ist recht tödlich und gibt dir dahingehend nicht sonderlich viele Stellrädchen an die Hand. Finde ich keine gute Kombination.
Ist ein reines Soldatendasein und der Kampf vielschichtig genug um viel Spielraum zu lassen?
Was verstehst du unter "reinem Soldatendasein"?
Gekämpft wird ja vergleichsweise selten, man ist aber im Militär
immer unter Leuten - und auch wenn das ganz eigenen Regeln folgt, ist man doch immer noch Mensch unter Menschen und das Ganze damit vor Allem eine soziale Angelegenheit.
Da wird ja nicht den lieben langen Tag nur salutiert, Hemden gebügelt und sich gegenseitig totgeschossen...
Die internationalen Verstrickungen mitzubekommen und die Spieler darin zu verweben wäre natürlich auch interessant, aber halte ich für sehr schwierig.
Je nachdem, welche Form das genau annehmen soll, wäre man da mit (Militär-)Geheimdienst möglicherweise besser bedient.
Aber wenn man sich auf die militärische Seite konzentriert, geht es gerade im Zweiten Weltkrieg ganz gut, viele der Dreh- und Angelpunkte im Verlauf der Kampagne zu besuchen - hängt natürlich auch von der Nationalität usw. ab.
Zumindest auf britischer und deutscher Seite bekommt man da aber fast alles unter einen Hut und mit einigen wenigen Versetzungen sogar historisch korrekt, wenn das für dich relevant ist.
Kämpfe und längere Aufenthalte in Kriegsgebieten sind dann natürlich nicht wegzudenken, ich möchte aber nicht, dass das ganze Geschehen nur auf dem Schlachtfeld/in den Gräben spielt, sondern, dass die Spieler auch immer wieder in's halbwegs "zivilisierte" Leben eintauchen und dort die Probleme/Aufgaben des Krieges mitbekommen und Lösen können.
Wie ich das allerdings halbwegs sinnvoll unter einen Hut kriegen soll ist momentan mein größtes Problem.
Wie oben angeklungen:
Gekämpft wird auf die gesamte Zeit gesehen relativ wenig und Kontakt mit der eigenen Truppe hat man rund um die Uhr. Die wiederum hat oft genug in irgendeiner Weise mit der lokalen Bevölkerung zu tun. Da geht also einiges.
In beiden Weltkriegen gab es - je nach Lage - auch oft genug Ruhephasen, Fronturlaub, Verlegung über weite Strecken usw.
Da ist der Wechsel von Kampf und Ruhephasen mit eher "kriegsfernen" Abenteuern, Erlebnissen und Begegnungen nicht nur plausibel, sondern sogar der historische Normalfall.
Noch zwei Gedanken zum Thema Militärkampagne und Tödlichkeit:
Einmal die spielerische Seite - nur weil das Ganze im Krieg spielt, ist das in keiner Weise irgendeine Verpflichtung, dass die Charaktere sterben müssen wie die Fliegen. Das hängt nicht nur vom System ab, sondern auch davon, wie man die Kämpfe gestaltet. Zuallererst kommt aber die Frage, was man in dieser Hinsicht vom Spiel erwartet.
Da geht ja genau so wie in anderen Kontexten auch alles von weitgehend plotimmunem Erzählspiel bis herausforderungsorientierte Knochenmühle.
Und dann die reale/historische Seite:
Pauschal unheimlich tödlich ist Krieg nicht. Wenn man ganz stumpf die Zahl der eingesetzten Soldaten und die Toten betrachtet, ist das im ersten Moment fast erstaunlich harmlos.
Man muss eben schauen, von was man da genau spricht. Wer als kleiner Infanterist tage- und wochenlang im Häuserkampf gegen massiv überlegenen Feind steht, der hat natürlich schlechte Karten.
Aber selbst dort ist es i.d.R. immer noch wahrscheinlicher, dass man durchkommt oder verwundet wird oder in Gefangenschaft gerät (hier steht freilich wieder das gewählte System in der Pflicht und das ist die Stelle, an der die meisten nicht sonderlich gut abschneiden).
Mit steigendem Dienstgrad und/oder in anderen Truppengattungen wird das noch mal deutlich "entspannter". Da stehen die Chancen wirklich gar nicht schlecht, den Krieg zu überstehen, auch wenn man ggf. mal verwundet wird und öfter das jeweilige Großgerät unterm Arsch zu Klump geschossen bekommt.
Von der Etappe ganz abgesehen, da hat man dann nur in Ausnahmefällen überhaupt irgendwie Feindkontakt.
Freilich kann man das Pech haben, an der historisch ganz falschen Stelle zu landen - aber das kann man fürs Spiel ja perfekt steuern.
Ansonsten haben moderne militärische Konflikte eine Struktur, die das Ganze relativ überlebbar macht: Der Gegner hat noch jede Menge andere Leute, um die er sich kümmern muss, es gibt meist ein relativ gutes Sanitätswesen und oft sind die Kampfentfernungen groß genug, dass selten (und wenn, dann schlecht) getroffen wird und der Feinddruck ganz gut eingeschätzt werden kann, bevor signifikante Verluste eintreten. Letzteres setzt natürlich voraus, dass man auch in der Position ist, darauf zu reagieren.
Da ist manch ein ziviler Konflikt insgesamt gefährlicher - wenn man aber natürlich das Zivilleben als Ganzes und Kriegsdienst als Ganzes vergleicht, wird im Zivilen oftmals gar nicht gekämpft und da kommt dann der große Unterschied her.
Klassische Abenteurerkämpfe "müssten" bei Licht betrachtet aber oft sogar gefährlicher sein als moderner Krieg und das ist dann wie oben geschrieben eine Sache des Regelwerks und des Spielstiles und nicht der tatsächlichen bzw. anzunehmenden Verhältnisse. Man will es fürs Spiel i.d.R. nicht so haben und dann ist es eben auch nicht so.