Mit konfliktlosen Geschichten kann ich ansonsten nichts anfangen.
Das liest sich dann wie eine Werbebroschüre eines Technologieunternehmens, oder etwa nicht?
Konflikt muss doch nicht immer Krieg und Kampf bedeuten. Oder fiese Intrigen von Megakonzernen.
Und spannend muss auch nicht immer "Konflikt" bedeuten. Die Geschichten um Entdeckungen sind genauso spannend. Oder Reisen. Thor Heyerdals Reise mit der "Ra" über den Atlantik beinhaltet keinen äußeren Konflikt ausser den der Crew mit den Unwägbarkeiten der Reise und ist trotzdem, und obwohl es "nur" ein Reisebericht ist, spannend zu lesen.
In der Ostblock-SciFi gab es das Motiv der Entdeckung und Reise durchaus des öfteren. Aufbruch und Utopie waren Kernpunkte der Bücher, nicht Kampf und Dystopie. Und ich habe das persönliche Gefühl, es gab auch mehr
Slice of Life, mehr Geschichten über die
Welt von morgen, statt die
Konflikte von morgen. Das hat gar nichts mit Werbebroschüren zu tun, sondern beinhaltete auch philosophische Überlegungen über die Menschheit und das Weltall. Ich finde diese Überlegungen des
What if immens spannender und nachhaltig spannender als den drölften Sternenkrieg.
Ich kann mich noch an eine Geschichte über einen Großwildjäger auf fremden Planeten erinnern, der eines Tages in eine tiefe Sinnkrise gestürzt wird, weil er nicht genau weiß,
was er da getötet hat. Durch die Atmosphäre und die verwendete Munition kam es zu einer Explosion und man hat nur den Kopf einer unbekannten Kreatur gefunden und er stellt sich die Frage, ob er womöglich ein vernunftbegabtes Wesen erschossen hat. An diese Geschichte erinnere ich mich besser als an manche spannenden Actionstories aus "westlicher" Feder, obwohl ich die Jägergeschichte 20 Jahre früher gelesen habe.
Ein Beispiel für weitestgehend kampfhandlungsfreie (wenn auch nicht konfliktfreie) SciFi wäre z.B. Eric Idles
Die Reise zum Mars mit durchaus unterhaltsamen Abschweifungen zum Thema "Wie funktioniert eigentlich Komödie". Kein Krieg, kaum Gewalt und trotzdem spannend und gut zu lesen.
Die Lange Erde beinhaltet auch kein "Gewalt als Lösung", sondern behandelt zuallererst das Motiv des Entdeckens und der Erforschung. Großartiges Buch!