Soll heißen, daß Analogien von Dingen, die in unserer Welt objektive Tatsachen wären, in der Spielwelt zumindest aus Spielersicht (und auf die kommt's ja gerade in diesem Punkt an, weil sich an der die ganzen Gesinnungsdebatten letztendlich entzünden) ebenfalls subjektiv sind und sein müssen -- schließlich hat die sich auch nur erst mal jemand ausgedacht und sie haben letzten Endes nur maximal so viel Gewicht, wie alle Beteiligten bereit sind, ihnen auch zuzugestehen.
Mal etwas überspitzt gesagt: Das würde bedeuten, dass Spieler sagen würden: "Mensch, warum hat der Autor/SL die Berge hier so hoch gemacht? Lass uns die mal kleiner machen, damit wir leichter durchkommen".
Stattdessen werden solche Dinge als allgemeingültig hingenommen, sogar auf Kosten von toten Chars.
Wenn der SL mal einlenkt ("stimmt, wenn die so hoch wären, hätte die Karavane neulich nicht durchkommen können. Also sind sie offensichtlich kleiner"), muss niemand das als plötzliche Änderung von "Tatsachen" wahrnehmen, sondern kann es als Korrektur eines Irrtums/Wahrnehmungsfehlers denken ("hab ich falsch betrachtet").
Ein Teil der Faszination von RPGs kommt doch davon, dass alle am Tisch sich vorstellen, dass es eine - auf eine Art - objektive/allgemeingültige Spielwelt gibt in der man spielt, die für alle Teilnehmer gilt und eben nicht von beliebigen Handwedeleien abhängig ist. Das kann auch für Kosmologie und Gesinnungen gelten.
Jetzt kann man leicht sagen, dass alles im Rollenspiel komplett subjektiv, weil ausgedacht/verhandelt, ist (was ja auch - auf eine andere Art - stimmt), aber dann redet man über etwas Anderes. Ich find's nicht leicht, den Unterschied zu beschreiben, denken kann ich ihn aber problemlos. Ich glaube, dass das Wort "Objektiv" hier eher für Verwirrung sorgt.
Weniger extremes Beispiel:
SL: Der König wirft euch in den Kerker.
Spieler: Boah SL, sei mal nicht so.
SL: Er tut's aber. Hättet ihr mal nicht seinen Sohn verschleppt.
Der Spieler ist sauer auf den SL (nicht auf den König).
Der SL beharrt auf allgemeingültigen Dingen (es ist normal, wenn dieser König Leute in den Kerker wirft, die seiner Familie schaden), der Spieler hingegen tritt aus dem Spiel heraus.
Denn alle sind sich einig - und das ist völlig selbstverständlich - dass ein Char ingame diese Kritik nicht an einen ingame-SL richten kann, weil es ingame keine SLs gibt.Genauso kann man sich darauf einigen, dass alle Tötungen "böse" genannt werden, so dass es da erstmal nix zu diskutieren gibt. Ein Tyrannenmord zieht also auf jeden Fall die Aufmerksamkeit eines Teufels auf sich - egal ob die Tat viel Leid erspart hat. Dieser Teufel könnte sogar angepisst und amüsiert zugleich darüber sein, dass jemand etwas "böses" mit einer bösen Tat verhindert hat. Das könnte man sogar als Austricksen verstehen, mit dem man ihn vertreibt. Der Mörder hingegen wäre durch die Tat markiert (z.B. für Böses entdecken-Zauber).
Dass dieser Mord eine böse Komponente hatte, wird in diesem Beispiel nicht bezweifelt. Das ist auch mehr als nur eine moralische Vereinbarung, weil sie eben andere Mächte beeinflusst und nicht nur die Art, wie wir über Handlungen urteilen.