Autor Thema: [Unknown Armies] Persona  (Gelesen 818 mal)

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Offline Yozora

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[Unknown Armies] Persona
« am: 30.04.2019 | 19:00 »
Originalbericht: https://inyo.home.blog/2019/04/25/persona-unknown-armies/


Persona wurde von Léo Henry geschrieben und von Kaid Ramdani aus dem Französischen übersetzt. Zu finden ist es im Online RPG Fan Magazin Der Ruf 6.


Die Charaktere

Werden an dieser Stelle noch nicht verraten.  :-X


Die Geschichte

Es ist der 6.6.99 in einem Zimmer in Las Vegas. Eine Frau wacht auf.

Sie ist Psychologiedoktorandin und fühlt sich schwer und träge. Als sie sich umsieht, bemerkt sie, dass sie sich in einem ziemlich zerstörten Hotelzimmer befindet. Überall liegen Scherben und Alkoholflasche herum, dazwischen einige teilweise arg verdrehte Personen. An die Party kann die Frau, Christel, sich allerdings nicht erinnern. Überhaupt sind die letzten Stunden wie weggeblasen.

Neben ihr erhebt sich ein Bauarbeiter schwerfällig. Christel fragt, ob sie ihm helfen kann, doch der Mann ignoriert sie. Fakt ist: Er sieht und hört sie nicht, doch das weiß sie nicht. Auch er sieht das Chaos, aber keine anderen Personen. Schwerfällig schleppt er sich ins Badezimmer. Ihm ist, als drücke ihn eine unsichtbare Kraft nieder und es dauert ewig, bis er an sein Ziel gelangt. Im Bad erwacht derweil ein Kriegsveteran in einem Scherbenhaufen, der mal der Badezimmerspiegel war. Langsam erhebt er sich und will das Bad verlassen, als er mit irgendetwas zusammenstößt. Fluchend fällt er hin, während der Bauarbeiter sich noch fängt. Christel, die alles sehen kann, schüttelt nur den Kopf, nimmt sich eine Wasserflasche und trinkt einen Schluck. Neugierig betastet der Arbeiter das unsichtbare Etwas mit dem Fuß. Spüren können sie sich, doch das Gefühl ist irgendwie unangenehm und so zieht er den Fuß schließlich weg.

Unter dem Bett erwacht eine Internetjournalistin. Ihr ist furchtbar übel und sie übergibt sich erst einmal ordentlich. Christel schaut besorgt nach und reicht der Dame die Hand. „Hier, ich helfe Ihnen da raus.“ Zunächst nimmt die Journalistin sie nicht wahr, dann verschwimmt kurz ihre Sicht und sie sieht und hört Christel. Auch sie leidet unter dem Schweregefühl und legt sich erstmal aufs Bett, während die Psychologin sich wieder den Männern zuwendet. „Hey, alles in Ordnung da drüben?“ Allmählich vernimmt zumindest der Arbeiter die Stimmen und sieht die Frauen schließlich auch. „Woah, das ist der Kater meines Lebens.“ Der Veteran schlägt wuchtvoll die Badezimmertür zu und greift nach einem kleinen Hammer, den er bei der Dusche gefunden hat. „Was haben Sie mit mir gemacht? Was für Drogen haben Sie mir gegeben?“, schreit er. Der Bauarbeiter versucht zwar, ihn zu beruhigen, doch es klappt nicht und so versucht er, die Tür aufzustemmen. Drinnen lässt der Veteran die Tür los und schlägt blind zu, trifft den anderen am Fuß. Er sieht Blut, spürt, dass er etwas getroffen hat, doch was, das sieht er nicht. „Verfluchte Drogen!“ „Beruhigen Sie sich, uns allen geht es so.“

Währenddessen kommt eine weitere Person zu sich. Um sie herum ist es dunkel und ein Rohr drückt sich in ihren Rücken. Die beiden Frauen hören, wie es unter der Spüle rappelt, können sich aber denken, dass es sich hierbei um eine weitere Person handelt, die auf der Party war. Während der Veteran allmählich anfängt, die anderen ebenfalls zu sehen, kriecht eine nackte Frau unter der Spüle hervor und sucht nach Kleidung. Die anderen können sie zwar sehen, doch sie erschreckt sich fürchterlich, als die Journalistin etwas Wasser trinkt und sie eine Flasche in der Luft schweben sieht. Panisch kriecht sie zur Tür, kratzt und hämmert dagegen, drückt die Klinke, doch die Tür geht nicht auf. Christel hat es mittlerweile aufgegeben, jedem ihre Hilfe anzubieten und die Journalistin muss sich erst noch erholen. Sie fühlt sich eigentlich unwohl in Gegenwart so vieler Leute.

Nach und nach fassen sich die Leute und schließlich können sie einander alle sehen und hören. Die beiden Männer finden unter der Dusche noch eine weitere Person, die allerdings in den Duschvorhang eingewickelt ist wie ein Geschenk. Sie tragen sie zum Bett, während die Journalistin sich duschen geht. Die Person wird ausgewickelt und zum Vorschein kommt ein sehr seltsames, humanoides Wesen: Die Haut ist ganz blass und kein Haar ist an ihrem Körper. Beim Umdrehen wird auch sichtbar, dass sie kein Geschlecht hat. Fast wie eine Schaufensterpuppe, nur dass sie ganz flach atmet und auch ein Herzschlag zu hören ist. „Was ist das denn für ein Ding?“, fragt die zuvor nackte Frau, die nun eine Hose und eine Jacke gefunden hat. „Das ist kein Ding, sondern ein Mensch!“, wettert der Bauarbeiter verärgert und eine hitzige Diskussion entbrennt, ob man die Person dort nun als er, sie oder es bezeichnen soll. Als die Journalistin aus der Dusche kommt, erschreckt sie sich erst einmal ordentlich. „Ein Alien!“ Das Gerede wird jedoch unterbrochen, als auf einmal das Telefon klingelt. Einer von ihnen hebt ab und hört eine automatische Ansage: „Es ist 7 Uhr 30. Dies ist der automatische Weckruf des Caesars Palace Hotels.“ Frustriert wird aufgelegt. Zumindest wissen wir jetzt, wo wir uns befinden und verflucht, es ist ein verdammt teures Hotel!

„Weiß irgendwer, was gestern passiert ist?“ „Keine Ahnung, aber es war anscheinend ’ne richtig harte Party gestern.“ „Vielleicht sollten wir uns erstmal vorstellen. Ich bin Christel.“ „Ich bin Chris. Vielleicht haben sie von mir gehört, ich bin Schauspielerin“, erklärt die Frau mit der Jacke, doch keiner kennt sie. „Christopher„, stellt sich der Veteran vor. „Christian„, brummt der Bauarbeiter, der einen dummen Scherz vermutet. „Ich heiße Christina„, stellt sich die Journalistin vor. „Hey, vielleicht war das ja ne Themenparty!“, vermutet Chris, denn die Namensähnlichkeit kann doch kein Zufall sein. „Woran können Sie sich zuletzt erinnern?“ „Hm, ich war in einem Kasino“, erzählt Christel und auch Christopher kann sich an ein Kasino erinnern. Die anderen wissen es nicht mehr. „Und Sie sagten, die Tür geht nicht auf?“, fragt Christopher und Chris nickt. Der Veteran greift nach dem Telefon und ruft die Rezeption an, während der Rest das geschlechtslose Wesen zudeckt. „Rezeption Caesars Palace, Stan am Apparat. Guten Morgen, Mister Park, was kann ich für Sie tun?“ Christopher ist überrascht, dass anscheinend er das Zimmer gemietet hat (es ist sein Nachname), denn leisten kann er sich das eigentlich nicht, doch er spielt mit. „Guten Morgen. Ähm, das ist mir etwas unangenehm, aber ich habe meinen Zimmerschlüssel verloren. Könnten Sie jemanden mit einem Ersatzschlüssel raufschicken?“ „Natürlich.“ Es wird aufgelegt und die Leute sind erstmal zufrieden. „Tja, das Zimmer ist auf mich reserviert“, murmelt der Veteran nachdenklich. Man wartet also auf den Schlüsseldienst und redet noch ein wenig miteinander. Immer wieder gibt es hitzige Diskussionen über den Bewusstlosen, dem sie versuchen, Wasser einzuflößen und aufzuwecken. Nach einer halben Stunde ist der Dienst noch immer nicht da und Christopher ruft erneut an der Rezeption an. Stan kann sich nicht erinnern, heute schon einmal mit ihm gesprochen zu haben, verspricht aber, den Schlüsselservice umgehend zu ihm zu schicken. Sehr merkwürdig…

Währenddessen durchsuchen die anderen das Zimmer und lüften auch mal, indem sie die Tür zum Balkon öffnen. Dabei stellen sie fest, dass sie ziemlich weit oben sind und die Nachbarbalkone zu weit entfernt, um einfach darüber zu entkommen. Beim Durchsuchen finden sie außerdem eine Pistole, doch sämtliche Geldbörsen bleiben verschwunden. Vorsichtshalber nimmt Christopher die Waffe an sich und entnimmt das Magazin, keiner von den anderen kann sich jedoch erinnern, eine Waffe mitgenommen zu haben. Nach einer Viertelstunde ist der Service noch immer nicht da und dieses Mal ruft Christopher erneut an und bietet Stan sogar Geld, um am Apparat zu bleiben. Nach einigem Hin und Her klopft es tatsächlich an der Tür, doch so sehr alle rufen, der Schlüsseldienst hört sie nicht und Stan, etwas verärgert, lässt sich auch nicht überreden, den Herren zu sagen, sie sollen die Tür einfach aufschließen. Es wird aufgelegt und sie stehen wieder ganz am Anfang. Kurz darauf klingelt das Telefon, dieses Mal geht Christopher ran und wird von einem fremden Mann angeblafft: „Was tun Sie denn da, Sie Idiot? Sie ruinieren alles!“ Dann wird aufgelegt. Die Gruppe ist verwirrter als zuvor.

Vage erinnern sich ein paar von ihnen an einem Mann in Anzug und Sonnenbrille, den sie im Kasino getroffen haben, aber an mehr auch nicht. Christel entdeckt derweil, dass die Flaschen in fünf Kreisen angeordnet sind und Christina schlägt vor, sich einfach mal in sie hineinzustellen. Es ist keine ernsthafte Idee und niemand glaubt wirklich, dass irgendwas passieren wird, Christian wettert aber sofort dagegen. Irgendwie kommt es in der folgenden Diskussion dazu, dass Christopher noch einmal erklären muss, auf wen das Zimmer angemeldet ist: Auf Mister Park. Verwirrt stellen alle fest, dass jeder von ihnen Park mit Nachnamen heißen. „Vielleicht ist ja unser Vater derselbe? Wir sind immerhin auch gleich groß und unsere Gesichter ähneln sich irgendwie… Und wir haben alle am selben Tag Geburtstag. Und die Vorhänge in unserer Wohnung-“ Das Telefon geht nochmal: „Haben Sie es?“ „Häh, was haben?“ Der Mann seufzt und legt auf. Die Verwirrten rufen augenblicklich zurück, erreichen aber nur das Foyer, wo ein anderer Gast abhebt, ihnen aber nicht sagen kann, wer da gerade angerufen hat.

Da sie keine bessere Idee mehr haben, stellen sie sich in die Kreise, doch nichts passiert. Da Christian nicht mitmachen wollte, hat Chris das geschlechtslose Wesen in einen Kreis gelegt und fängt nun plötzlich an, es zu beatmen. In diesem Augenblick zerspringt die Schauspielerin in tausend winziger Spiegelscherben. Alle sind völlig geschockt, vor allem, da sich nun der Geschlechtslose zu bewegen beginnt, aufwacht und mit Chris‘ Stimme spricht. Verwirrt fragt sie uns, was vorgefallen ist und man erklärt ihr, was mit ihr passiert ist. Daraufhin erzählt sie von einem Traum, in dem alle Personen sich umgebracht haben, aber nur zu Erde geworden sind, um aus dem Traum aufzuwachen. Sie vermutet, dass es hier ähnlich ist. Was die anderen nicht wissen ist, dass Chris wieder weiß, was vorgefallen ist und nun den Rest bewusst in den Selbstmord treiben will. Sie war ein Personamant, ein Maskenträger, ein Magier, der verschiedene Identitäten annehmen kann. Leider haben die anderen Identitäten, die sie erfunden hat, in den letzten Jahren ein Eigenleben entwickelt und sie in eine tiefe Krise gestürzt. Gestern hat sie ein Ritual vollzogen, um die anderen Personae aus ihrem Körper zu vertreiben. Nun muss sie dafür sorgen, dass diese Störenfriede dem wahren Körper fernbleiben.

Tatsächlich nimmt sich Christopher die Pistole und erschießt sich. Leider wird er weder zu Erde noch zu Spiegelscherben, was die anderen zutiefst entsetzt. Durch die Aufregung erinnert sich nun aber auch Christina an „ihre“ Vergangenheit – sie glaubt, sie sei das Original – und schenkt daher auch Chris‘ Worten keinen Glauben, als diese erklärt, sie würde den Veteranen in sich spüren, er würde leben. Es folgt eine kurze Diskussion und die Journalistin unterstützt Chris‘ Forderung, sich zu töten, um die anderen loszuwerden. Christian gibt schließlich nach und springt aus dem Fenster, während Christina Christel erschießt. Nun stehen sich Chris und Christina gegenüber. „Mich kannst du nicht verarschen! Das ist mein Körper! Und ich hole ihn mir zurück!“ Chris entreißt ihr die Pistole und schießt auf Christina, die jedoch den Moment der Nähe ausnutzt, um Chris zu küssen, denn über die Mundberührung hat die andere Frau sich vorhin schließlich erst in den neutralen Körper, den echten Körper, gebracht.

Die beiden sind nun in einem Körper, zwei Seelen, die nur agieren können, wenn sie sich einig sind. Es macht keinen Sinn, nun noch Krieg zu führen. Sie ziehen sich an und verschwinden aus dem Hotel und fahren heim. Am nächsten Morgen ist der gemeinsame, zuvor geschlechtslose Körper weiblich und die beiden Persönlichkeiten halbwegs verschmolzen. Sie sind kein Personamant mehr und die leichte Persönlichkeitsstörung lässt sich gewiss durch eine Therapie leicht beheben. Endlich können die Damen wieder ein normales Leben führen.


Fazit


Ein ikonisches Szenario, welches sehr gut abbildet, worum es in Unknown Armies gehen kann. Wer „Bill“ kennt, dem kommt die Geschichte auch schnell ein wenig bekannt vor und ahnt, dass alle dieselbe Person sein könnten. Es fehlt allerdings die Übertriebenheit und Abstrusität von Bill, was ja als Einstiegsszenario die verschiedenen Spielerklassen vorstellt und dadurch einen absurden Querschnitt durch das UA-Universum bietet.

Insgesamt ist das Szenario ziemlich cool und bietet viele Optionen, die wir aber gar nicht alle genutzt haben. Man hätte beispielsweise stärker gegeneinander vorgehen können und mit etwas Geschick sogar das Zimmer verlassen und den merkwürdigen Mann vom Telefon finden können. Und der hat seine ganz eigenen Pläne mit dem Personamanten.

Mit knapp 3 Stunden Spielzeit ein eher kürzeres Szenario, das aber auch deutlich länger hätte gehen können. Wer Spaß am Verwirrungsspiel hat und UA kennenlernen möchte, der ist hier richtig aufgehoben.
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