Ich weis auch nicht. Zum einen wäre es mir recht, wenn die Spieler bei mächtigen und auffälligen Wundern etwas Ehrfurcht vor dem Gott zeigen und die nicht für Kleinkram raushauen. Gott ist eher als deus ex Machina den man Anruft wenns wirklich hart wird und nicht als magischen Verbandskasten für Kratzer. Er soll den rechtschaffenden Kerl vor dem Abkrazen retten und nicht zwei blutige Schrammen heilen. Aber ich schätze sowas muss eben vom Spieler kommen. Der Charakter muss der Meinung sein, dass das Wunder seines Herrn wertvoll ist.
Auf der anderen Seite finde ich aber gerade kleine Wunder wie "Tischgebet" gerade sehr stimmungsvoll. Ist irgendwie total inkonsequent.
Finde, das ist ein sehr guter Gedankengang. Und auch gar nicht so inkonsequent, meiner Meinung nach.
Ich glaube in vielen Fällen begründet sich das "Problem" (wenn man denn eines damit hat) aus mehreren Faktoren:
- Die Götter sind im Grunde nur eine Bezugsquelle von vielen für magische Effekte. Oder, wie bei Deadlands in dem Beispiel, eben nur ein Katalysator. Das verleitet vielleicht dazu, sie ähnlich unpersönlich zu gebrauchen wie einen Manapool.
- Bei dem Versuch den besonderen Kniff eines klerikalen Charakters zu betonen - eben, dass er ein Gottesdiener ist - sind einige Spieler vielleicht übereifrig.
- Die Definition dafür, wie schwerwiegend oder bedeutsam der Einsatz eines Wunders ist, ist vielleicht nicht klar genug vom Spiel kommuniziert. Vor allem wenn es auch "kleine" Wunder gibt. Hat natürlich auch viel mit dem Design des Spiels zu tun. Wenn das Spiel gerne Kleriker hätte, die mit Wundern wie mit bunten Bonbons rumwerfen, bricht das ja dann im Grunde kaum mit der Intention.
Ich glaube gerade bei deinem Deadlands-Beispiel kommt der christliche Faktor noch dazu, der eine gewisse inhärente Gravitas impliziert. Zumindest vielleicht in der Erwartungshaltung. Deswegen ist das mit dem Tischgebet auch nicht inkonsequent, weil es sich aus der Realität speist. Das Tischgebet ist eine reale Praxis und es ist mitunter sehr elegant, das für die Spielmechanik in dieser Art und Weise umzusetzen.
Ständiges Handauflegen allerdings kann da schon störender wirken und verkommt vielleicht auf Dauer eher zu einer Jesus-Parodie, zumindest extrem oder überzogen betrachtet. Das dann nicht so passend zu finden muss übrigens auch gar nicht so viel mit dem eigenen Empfinden gegenüber der (realen) Religion zusammenhängen, sondern liegt vielleicht einfach an der besagten Erwartungshaltung im Bezug auf den Einfluss und die Sichtbarkeit des Glaubens und seiner Wunder, eben auch im entsprechenden Setting.
Ich denke aber dass du damit recht hast, dass da viel am Spieler selbst liegt und wie er das für sich definiert und ob die angesprochene Stimmigkeit/Gravitas im Konzept des Klerikers/Wunderwirkers für ihn überhaupt eine große Rolle spielt.