Runde 19 - Raue Nacht im Drei Federn Teil 2Während der erste Teil des Abenteuers ziemlich "by the book" ablief, wurde hier mal wieder alles anders - die Spieler kamen auf die (clevere) Idee, ein Feuer zu legen, das Gasthaus zu evakuieren und anschließend in Ruhe alle Zimmer zu durchsuchen. Das war ein Einfall, den ich honorieren wollte, auch wenn es mal wieder bedeutete, dass ich kräftig improvisieren musste...
Die Durchsuchung der Habseligkeiten der Slaanesh-Kultisten/Gelehrten förderte ein seltsames Parfüm zutage, das eindeutig nicht natürlichen Ursprungs sein konnte. Da Remy es einsteckte (und Jeanne die Kultisten im Schlaf umbrachte), würde dieser Subplot die Gruppe nun noch weiter beschäftigen...
Insgesamt bin ich sehr zufrieden, wie das Abenteuer gelaufen ist. Auch wenn nach etwa 50% der Timeline alles KOMPLETT anders verlief, hatten wir alle Spaß und die Spieler bezeichneten es als "mal etwas ganz anderes" im Vergleich zu den herkömmlichen Abenteuern.
Im Zimmer von Notar Saalfeld ist es dunkel, nur eine kleine Kerze erhellt eine Ecke des Raumes. Der Mann ist furchtbar aufgeregt und läuft im Zimmer auf und ab, während er sich immer wieder einen Schluck Branntwein genehmigt. Er begleitet Jeanne zur Zimmertür von Bruno Franke und begibt sich dann umgehend wieder in sein eigenes Zimmer.
Es dauert ein wenig bis Franke die Tür öffnet, nachdem Jeanne angeklopft hat. Er sieht müde und verschlafen aus und scheint nicht übermäßig begeistert zu sein von der Störung. Er bittet sie dennoch herein und legt sich wieder zurück in sein Bett. Das Zimmer ist unordentlich, überall liegt Wäsche auf der Erde und seine Ausrüstung ist auf dem Boden verteilt. Außerdem riecht es unangenehm nach Bier und saurem Schweiß. Als Jeanne die Nase rümpft, erklärt er den Geruch mit der Tatsache, dass sie schon zwei Wochen unterwegs seien. Jeanne berichtet von der Vergiftung der Jägerin und gibt Franke zu verstehen, dass auch er Opfer dieses Anschlags hätte sein können. Er scheint nicht übermäßig beeindruckt zu sein und ist auch überzeugt davon, dass die Komtess nicht in unmittelbarer Gefahr ist. Er werde die Augen offenhalten, aber ansonsten kommt es ihm entgegen, dass wir den Fall aufklären wollen.
Von unten dringen Geräusche nach oben. Es klingt nach schweren Schritten und einer aufgeschlagenen Tür. Und tatsächlich stehen vor der Tür des Schankraums vier Männer. Einer von ihnen ist groß und sieht schmierig aus, trägt aber bessere Kleidung als die anderen drei, die eher nach Schlägern und Handlangern aussehen. Ich schleiche auf den Treppenabsatz und sehe und beobachte das Geschehen. Der besser bekleidete Mann scheint leicht angetrunken zu sein; seine Worte sind verwaschen und er schwankt ein wenig. Trotzdem reicht sein Auftritt, um dem Wirt und den Gästen im Schankraum Angst einzujagen. Er schlägt mit der Faust auf einen Tisch, dass Gläser klirren und umfallen. „Habt Ihr Eure Zungen verschluckt? Ich werde nicht noch einmal fragen!“ poltert er und baut sich drohend vor dem Wirt auf. Jeanne ist mir nach unten gefolgt und wir betreten gemeinsam die Gaststube. Ich gehe zu unserem Tisch und nehme einen tiefen Schluck Bier aus einem der Humpen. Die Männer verteilen sich im Raum und der Anführer brüllt weiter die Gäste an:“Habt Ihr ihn gesehen oder nicht? Ich habe seinen Kahn unten am Ufer liegen sehen!“
Währenddessen schmiedet Remy einen Plan, die Gäste aus ihren Zimmern zu locken, um die Räume in Ruhe durchsuchen zu können. Vielleicht findet man ja in einem der Zimmer einen Hinweis auf das Gift. Er spannt einen Bolzen in die Armbrust, zündet die Spitze an und zielt durch ein Fenster auf die Kutsche der Komtess, die draußen im Stall untergestellt ist. Er verfehlt zwar die Kutsche, aber der Bolzen schlägt im Dach des Stalls ein. Da das Dach ebenfalls aus Holz ist, entwickelt sich dort langsam ein kleines Feuer. Eldril unterstützt Remy, indem sie durch den Flur im Obergeschoss läuft und „Feuer, Feuer“ ruft und an die Zimmertüren hämmert.
In der Gaststube nähere ich mich dem Wirt, um zu erfahren, wer dieser unangenehme Mann ist. Doch er schaut mich nur verängstigt an und bedeutet mit dem Finger, dass ich lieber schweigen soll. Der Angetrunkene baut sich vor mir auf und schreit mich an. Im diesem Moment kommt Konrad hinzu und fragt ihn seelenruhig, wo denn sein Problem sei und wen er suche. Er guckt ihn erstaunt an, unschlüssig, wie er darauf reagieren soll. Dann erklärt er, dass er einen Mann namens „Friedrich von Pfeifenraucher“ sucht.
In der oberen Etage öffnen sich einige Türen, aber die Gäste verlassen nur langsam ihre Zimmer. Remy trägt Ulla Haack auf dem Arm, um die Dringlichkeit der Flucht hervorzuheben und ruft immer wieder, dass es brennt und das Gasthaus angegriffen werde. Nach und nach verlassen nun die Gäste ihre Zimmer.
Eldril ist ebenfalls nach unten gekommen, schleicht sich an den Anführer – Thomas Prahmhandler - heran und hält ihm ein Messer in den Rücken. Ihrer Aufforderung, mit ins Nebenzimmer zu gehen, kommt er widerwillig nach. Seine Schläger schauen ihn fragend an und sein Blick gibt ihnen zu verstehen, dass sie sich ruhig verhalten sollen. Eldril erfährt, dass er seine Frau sucht, die mit einem Mann durchgebrannt ist. Er habe dunkle Haare und einen Bart und von schlanker Gestalt. Eldril ist sofort klar, dass es sich um „Herrn Schmidt“ handelt, dem Mann des Ehepaars, das vor ein paar Stunden angekommen ist.
Oben trifft Remy auf Bruno Franke und bittet ihn, die Komtess und ihr Gefolge in Sicherheit zu bringen. Kurz darauf verlässt die Adlige mit ihren Dienern und Angestellten die Etage. Jeanne sucht unter den Menschen, die ängstlich das Gasthaus verlassen, den Notar Saalfeld. Sie geht nach oben und klopft an die Tür seines Zimmers. Von innen hört man ein Wimmern und nur nach mehrmaliger Aufforderung öffnet er seine Tür. Er ist völlig aufgelöst und sich sicher, dass die Menschen, die ihm nach dem Leben trachten, draußen sind und auf ihn warten. Jeanne muss ihre ganze Überzeugungskraft einsetzen, den armen Mann vom Gegenteil zu überzeugen. Sie begleitet ihn nach unten und verspricht, auf ihn aufzupassen.
Als vermeintlich alle Zimmer in der oberen Etage leer sind, beginnt Remy mit der Durchsuchung. Zuerst nimmt er sich das Zimmer der Gelehrten vor. Man sieht sofort, dass die drei Männer bessergestellt sind. Die Kleidung ist ordentlich und sauber und die Bücher in tadellosem Zustand. Remy findet in einer Kiste eine edel verzierte kleine Holzschatulle, die von innen mit rotem Samt ausgekleidet ist. Darin liegt ein kristallener Flacon und als er ihn öffnet, um daran zu riechen, treten ihm die Tränen in die Augen. Er hat nie etwas schöneres gerochen und seine schönste Erinnerung – seine Mutter, die in ihrem Gemach steht und ein wenig Parfum hinter ihre Ohren tupft – scheint direkt vor seinen Augen Wirklichkeit geworden zu sein. Es fällt ihm schwer, den Flacon wieder zu schließen und in die Realität zurückzukehren. Die Holzschatulle steckt er ein und erzählt auch später niemandem davon.
Ich nutze die Zeit und schaue mich in der Gemeinschaftsunterkunft um, in der Remy und ich eigentlich übernachten wollten. Bis auf einen Matrosen, der laut schnarchend in der Ecke des Raumes liegt, haben alle das Zimmer verlassen. Ich durchsuche Taschen und Rucksäcke, finde aber nichts Verdächtiges. 19 Silbertaler und ein Anhänger von Taal wandern allerdings in meine Taschen.
In der Gaststube ruft Thomas Prahmhandler seine Schläger zusammen und sie verlassen das Gasthaus. Draußen sieht er sich um, aber in der Dunkelheit sieht er den Gesuchten nicht.
Aus dem Zimmer der Morr-Priester dringen Geräusche nach draußen. Stimmengewirr und Gepolter wie von umgestürzten Möbeln sind draußen auf dem Flur zu hören. Remy wirft sich mit aller Kraft gegen die Tür, die nachgibt und halb aus den Angeln gerissen aufspringt. Drinnen bietet sich ihm ein merkwürdiges Bild: Vier Personen sind in eine Schlägerei verwickelt: Die drei Priester des Morr und ein weiterer Mann. Ein Priester stößt Remy zur Seite, als er aus der offenen Tür hinausrennt. Die anderen versuchen weiterhin, den abgerissen aussehenden Mann in Schach zu halten. Remy nimmt ein umherliegendes Stuhlbein und zieht es dem Randalierer über den Kopf. Er sinkt zu Boden und die beiden Priester tragen ihn hinaus. Da der Sarg offen ist und Remy den Randalierer vorher noch nie gesehen hat, geht er davon aus, dass er darin transportiert wurde. Remy durchsucht noch das Zimmer, findet aber bis auf 6 Goldkronen nichts.
Draußen stehen mittlerweile die Gäste und Bediensteten der Schenke und schauen zu, wie das Feuer gelöscht wird. Man unterhält sich aufgeregt und wartet darauf, endlich wieder ins Bett gehen zu können. Ich durchsuche noch das Zimmer des Wirts, finde aber nichts besonderes. Auch Konrad findet im Abstellraum nur Vorräte.
Oben ist Remy im Zimmer des Ehepaar Schmidt und ist erstaunt, wie gemütlich es sich die beiden dort gemacht haben. Bei der Durchsuchung findet Remy nur eine alte Karte von Estalia und ein in Leder gebundenes Buch, in dem die verschiedensten Kräuter getrocknet wurden.
Im Zimmer der Comtess sind die Fenster abgehängt. Ein großer Bodenspiegel füllt einen großen Teil des Raumes aus und überall liegt Kleidung verstreut auf dem Boden. Wahrscheinlich liebt die Comtess es, mehrmals am Tag die Kleider zu wechseln und sich dabei im Spiegel anzuschauen. Eldril, die das Zimmer durchsucht hat, findet in einer Kiste einen Geldbeutel mit 100 Goldkronen und mehrere Fläschchen mit Parfüm. Den Geldsack steckt die Elfe ein.
Bei der Durchsuchung der Zimmer der Angestellten der Comtess findet Remy unter einem Bett ein Stück Glas. Er kniet sich auf den Boden und schaut genauer hin. Da entdeckt er versteckt hinter dem Bettpfosten ein kleines Fläschchen, gefüllt mit einer öligen schwarzen Flüssigkeit. Als Remy daran riecht, ist ihm sofort klar, dass es sich um denselben Geruch handelt, den wir auch an dem Bierhumpen festgestellt haben. Er steckt es ein und verlässt mit Eldril das Haus.
In der Nähe des Ufers steht das Ehepaar Schmidt und versucht, möglichst unerkannt zu bleiben. Konrad nähert sich ihnen und spricht sie auf Prahmhandler und seine Schläger an. Entsetzt schauen die beiden Konrad an und bitten ihn inständig, sie nicht zu verraten. Hannah, die Frau, habe bei ihrem Mann kein gutes Leben gehabt und er dürfe sie auf keinen Fall finden. Konrad mochte Prahmhandler von Anfang an nicht und verspricht, die beiden nicht zu verraten.
Remy tritt vor das Gasthaus und beschuldigt Prahmhandler und seine Schergen, das Feuer gelegt zu haben. Daraufhin sehen sich alle aufgeregt um, denn nicht alle haben den Angetrunkenen und seine Schläger vorher gesehen.
Jeanne nutzt die Zeit, um sich mit den Gelehrten zu unterhalten. Ein paar Informationen über sie könnten ihr bei ihrer Aufgabe von Nutzen sein. Sie erfährt ein wenig über ihren Werdegang und wohin sie unterwegs sind. Sie sind auf dem Weg nach Delberz und wollen dort beim Wiederaufbau der Stadt helfen.
Eldril bittet die Komtess um ein vertrauliches Gespräch und die beiden entfernen sich ein wenig von der Menge. Die Elfe berichtet von dem Mordanschlag und von der Giftphiole aus dem Zimmer der Bediensteten. Die Komtess hört aufmerksam zu, ohne besonders von dem Tod der jungen Frau gerührt zu sein. Sie will ihre Diener selbst zur Rede stellen und bittet Eldril darum, sich zurückzuhalten.
Die Komtess klatscht in die Hände und bittet die Umstehenden um Ruhe und Aufmerksamkeit. Sie ruft Eldril zu sich, die von den Geschehnissen der letzten Stunden berichtet. Eldril hält das Giftfläschchen hoch und fragt, ob jemand eine Person damit gesehen hat. Schweigen breitet sich aus, bis eine Zofe der Komtess ein Stück vortritt und zögernd erzählt, dass sie die Dienerin Elise vor ein paar Stunden mit der Phiole in der Hand gesehen hat.
Remy und Bruno stehen nebeneinander in der Menge. Urplötzlich versteift sich Bruno und ein dünnes Rinnsal Blut läuft ihm aus dem Mundwinkel. Dann sackt er wortlos zusammen. Die Zofe der Komtess hat ihm ein Messer in den Rücken gerammt. Spitze Schreie erklingen und Angst macht sich breit. Remy wirft die Zofe zu Boden und Konrad versucht, die klaffenden Wunde in Brunos Seite zu schließen. Leider sind die Verletzungen zu schwer und kurz darauf tut Bruno Franke seinen letzten Atemzug.
Nach und nach werden die Zusammenhänge dieser Tat und der Vergiftung vorher aufgedeckt. Die Zofe, die das Gift bei sich hatte, war verwandt mit demjenigen, der bei der Feier in Nuln gestorben war. Der Baron von Dammenblatz hatte sie engagiert, Bruno zu töten, damit er nicht im Gerichtskampf antreten kann. Die Zofe hatte einen Angestellten des Wirts bestochen, das Gift in einen Becher zu schütten und ihn Bruno zu geben. Aber der Wirt hatte alle Bierhumpen auf ein Tablett gestellt und damit war nicht mehr zu kontrollieren, wer das Gift trinken würde. Die Zofe wird gefesselt und bei nächster Gelegenheit der Gerichtsbarkeit überstellt.
Eldril nimmt noch einmal die Komtess zur Seite und zeigt ihr den Geldsack, den sie aus ihrem Zimmer mitgenommen hatte. Sie will ihn übergeben, aber die Komtess winkt ab. Eldril solle das Geld behalten für ihre Ehrlichkeit und das Entlarven der Zofe. Prahmhandler und seine Schläger werden ebenfalls in Gewahrsam genommen, um sie später dem Gericht zu übergeben.
Langsam zerstreuen sich die Schaulustigen wieder und suchen ihre Zimmer auf. Der Stall samt der Tiere, die dort untergestellt waren und der Kutsche der Komtess sind abgebrannt. Nun müssen sich morgen alle zu Fuß aufmachen.
Jeanne grübelt noch eine Weile, ob die Gelehrten tatsächlich diejenigen sind, die dem Notar nach dem Leben trachten. Aber ein Auftrag ist ein Auftrag und so schleicht sie sich später, als alles ruhig ist, in das Zimmer der drei Männer. Alle schlafen fest und so fällt es ihr nicht schwer, sie im Schlaf zu erstechen. Als sie den letzten der Gelehrten ersticht, schaut er sie kurz an und ein zufriedenes und glückliches Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus.
Am nächsten Morgen, als endlich die Sonne aufgeht, sind die Priester verschwunden. Jeanne erzählt von ihrem nächtlichen Treiben und wir beraten, wie wir am besten vorgehen. Sie bekommt von Saalfeld ihre Belohnung, von der sie uns aber nichts erzählt.
Wir wollen zuerst frühstücken und uns dann, wie alle anderen, langsam auf den Weg machen. Das erscheint uns am wenigsten auffällig. Ich bin, wahrscheinlich mehr als die anderen, schockiert, dass Jeanne im Stande ist, drei Menschen im Schlaf zu erstechen. Ich habe zwar von vielen Gräueltaten des Chaos gehört und auch einige Tote gesehen, aber dass jemand in meiner Gruppe so kaltblütig sein kann, gibt mir zu denken. Ich werde wohl in nächster Zeit kein Zimmer mehr mit ihr teilen…
Etwas später bricht die Komtess mit ihrem Gefolge auf und bedankt sich noch einmal bei uns für die Aufklärungsarbeit, die wir geleistet haben. Kurz darauf machen auch wir uns auf den Weg weiter nach Altdorf. Den gellenden Schrei, den einer der Bediensteten des Gasthauses zu späterer Stunde von sich gibt, hören wir nicht mehr...