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Stern-Interview mit "Hoax"-Experte Frank Ziemann
Ob verzweifelte Suche nach einem Knochenmarkspender oder Hilferufe wegen angeblicher Steinigungen in Nigeria - immer wieder zirkulieren dubiose Kettenbriefe (auch "Hoaxes" genannt) im Internet. Fragen an den Berliner Frank Ziemann, 39, IT-Sicherheitsberater und "Hoax-Jäger".
Herr Ziemann, welche Kettenbriefe kursieren gerade im Netz?Boykottaufrufe gegen zwei Ölkonzerne, die dadurch zu Preissenkungen gezwungen werden sollen. Außerdem eine Protestmail gegen Studiengebühren und eine falsche Virenwarnung, die empfiehlt, eine bestimmte Windows-Datei zu löschen. Aber auch das Hilfsersuchen gegen die Steinigung von Amina in Nigeria ist - nach einer Rundtour durch Österreich und die Schweiz - bei uns wieder aufgetaucht. Das Todesurteil ist längst aufgehoben.
Was ist schlimm an diesen Briefen?Sie belasten unnütz das Netz und verstopfen die Mailboxen. Außerdem rauben sie Firmen und Privatleuten viel Zeit. Etwas Positives haben sie übrigens noch nie bewirkt.
Aber sie richten auch keinen wirklichen Schaden an.Doch. Die Weiterleiter werden unter Umständen monate- oder jahrelang mit Anfragen überschwemmt. Oft müssen sie neue Telefonnummern beantragen, um noch eine ruhige Minute zu haben. Die Uni-Klinik Regensburg etwa hat wegen des vermeintlich gesuchten Knochenmarkspenders seit Jahren einen Anrufbeantworter laufen.
Woher kommen die Briefe ursprünglich?In den meisten Fällen hatten die Erfinder vielleicht eine gute Absicht, die Spur verliert sich jedoch im Web.
Was soll der Nutzer mit den Mails machen?Ab in den Papierkorb. Oder mir zur Prüfung schicken: info@hoax-info.de. Alle Falschmeldungen veröffentliche ich auf meiner Seite
www.hoax-info.de.
Interview: Matthias Weber