Also erstmal vielen Dank für die weiteren Anmerkungen und Anregungen
@Lichtschwertertänzer
Die Blauen Zauberer haben ihre Aufgabe erfüllt in dem sie ihre Aufgabe verraten haben, sie haben Reiche gegründet - beherrscht, Bündnisse gebildet ggf als graue Eminenz vielleicht auch im Untergrund - Resistence
Ja, so habe ich das bisher auch gesehen und aus Tolkiens Anmerkungen zu den blauen Zauberern verstanden. Für mich warf und wirft das bei der Vorbereitung des Ostens nun die Fragen auf: Wo sind diese Reiche gelegen? Wie stehen sie zueinander? Wie stehen sie zu Sauron/Zwerge/Avari?
@Chaos
Wissen unsere Helden überhaupt von den Blauen Zauberern?
Falls nicht, und falls die beiden sich stark genug von Saruman, Gandalf und Radagast unterscheiden, mit denen unsere Helden ja einigermaßen vertraut sind (Saruman ganz besonders), dann könnte es doch sein, dass ihnen gar nicht klar ist, mit wem sie es zu tun haben. Eventuell kommen sie sogar auf den Gedanken, bei den beiden, die da aktiv in der Politik des Ostens mitmischen und Bündnisse schmieden, handelt es sich z.B. zum zwei Nazgul, die ihre alte Heimat für Saurons nächsten Krieg einspannen wollen!
Den Blauen Zauberern könnte es darum gehen, Sauron und den Nazgul möglichst viele der Menschenstämme des Osten auszuspannen, beziehungsweise darum, mit Avari-Elfen, Zwergensippen und möglichen von Sauron abgespalteten Menschenstämmen quasi eine zweite Front zu eröffnen, wenn es zum nächsten Krieg kommt.
Ich würde sagen, dass die Charakter bis jetzt keine Kenntnis von den blauen Zauberern haben, am ehesten hätte die der Noldo Tinulin, wobei das sicherlich auch nur eine sehr vage Kenntnis wäre, da sie lange vor seiner Geburt nach Mittelerde gekommen und in den Osten verschwunden sind.
Die Idee für die Zauberer-Agenda mit der zweiten Front ist schon mal gut. Etwas in der Art hatte ich mir auch schon überlegt. Könnte vielleicht auch sein, dass es ihnen aber gar nicht / nicht in erster Linie darum geht, eine "Armee gegen Sauron" aufzubauen, sondern dass dies ein netter Nebeneffekt einer anderen Agenda ist, die weniger offensichtlich ist und die selbst ein grosses "Schreckenspotential" für den Westen beinhalten könnte.
Zed hat schon eine in diese Richtung gehende Idee vorgebracht, auch wenn mir diese dann vielleicht doch ein bisschen zu episch ist, soweit es um eine Rückholung Melkors geht. Dazu weiter unten noch mehr.
Ich tendiere dazu, die blauen Zauberer (oder zumindest einen von ihnen) ins Spiel zu integrieren und als "Herrscher" eines Reiches erscheinen zu lassen, das den weiter entfernten Völkern im Osten selbst gar nicht bekannt ist. Man weiss aber, dass dort das Reich des blauen Drachen besteht, dessen Leute sich nicht nur immer wieder als angesehene Gesandte in den anderen Reichen aufhalten, sondern dabei auch sehr einflussreich und stark sind (und eine unbekannte Agenda des blauen Drachen Stück für Stück umsetzen... das erkennt man aber erst, wenn man mehrere "Puzzlestücke" von Aktionen des blauen Drachen mit einander anschaut und in Einklang zu bringen versucht)... und es ist überliefert, dass der blaue Drache einem anderen Herrscher vor der "Übernahme" seines Landes gesagt haben soll: "never laugh at live dragons"... ein Ausspruch, der es Jahre später bis zu Bilbo Beutlins Vater geschafft hat... oder so in der Art vielleicht
Für die Gefährten heisst das, dass sie erstmal etwas über die Gesandten des blauen Drachen hören, dann wohl auch auf einen treffen und schliesslich vielleicht sogar das Reich und den Drachen selbst aufsuchen, um... was? Hilfe? Informationsaustausch? Unterstützung? Sturz des Drachen?... Könnte alles sein.
Was die Agenda des blauen Drachen betrifft, bin ich eben noch nicht so sicher. Gegenstand gegen Sauron aufbauen? Selbst möglichst gross werden? Die Avari doch noch davon überzeugen, in den Westen zu gehen, da sie sonst von Sauron ausgelöscht werden (..."also ob! Das hat Melkor schon nicht mit uns geschafft, dann wird das seinem Pimpf erst recht nicht gelingen..." - Letzte Worte eines Avari-Elben
)
Gleichzeitig möchte ich den Haupt-Fokus eigentlich gar nicht auf die blauen Zauberer richten, sondern eher auf die Zwerge und die Avari. Würde ich die blauen Zauberer, den blauen Drachen aber so prominent in Szene setzen, wird er zweifellos die "Hauptattraktion" für die Charakter werden... Ich hätte das lieber im Sinne von "hm, und was ist eigentlich mit diesem ominösen blauen Drachen? Egal, wir haben hier Dringenderes zu erledigen und können uns später immer noch um diese Sache kümmern" oder "wie nett von diesem blauen Drachen, dass er uns durch seine Leute einen Zugang zu X verschafft hat. Schade nur, dass man an den feinen Herrn selbst nicht heranzukommen scheint. Na das werden wir später sich noch machen."
@Zed
Mein Eindruck ist, dass die bisherigen Ideen voll im Erwartungshorizont dessen liegen, was im "Herrn der Ringe" geschieht: Dass es eigentlich Varianten des Bekannten sind: Böse Istari, Sauron als Strippenzieher, Balrogs und Nazgul.
Ich mache mal den gewagten Vorschlag, etwas "Neues, Großes", was aber trotzdem im Rahmen des Bekannten liegt, anzubieten, und fange gleich mal mit etwas sehr Epischen an: Einer der beiden blauen Magier macht zwar wie Saruman gemeinsame Sache mit Sauron, aber - Twist - er wird ihn hintergehen, und versuchen, Melkor aus der ewigen Verdammnis zurück beschwören und dessen Lieblingsmaiar zu werden. Vielleicht hilft er sogar im Westen, Sauron zu stürzen, um später dessen Platz einnehmen zu können, und macht, solange er gegen Sauron vorgeht, einen vertrauenswürdigen Eindruck auf die Helden.
Du hast recht, dass die bisherigen Ideen dem Erwartungshorizont eines Tolkien-Lesers entspricht. Das kommt daher, dass wir/ich diesen Rahmen grundsätzlich auch nicht verlassen/sprengen wollen. Das ist z.B. ein Grund dafür, dass wir die Magie der Charakter (wir spielen einen Mix aus MERS/Rolemaster und einigen Hausregeln) massiv eingeschränkt haben, um eben ein tolkien'sches Flair herzustellen. Der erste Teil Deines Vorschlags lässt sich mit diesem Anspruch meines Erachtens auch noch bestens einfangen. Die Spieler (nicht die Charakter) erwarten natürlich irgendwas "Grosses" von den blauen Zauberern. Dass sich einer von denen wie Saruman in späterer Zeit im Westen verhält, also "vorne rum" Sauron unterstützen und ihn eigentlich hintergehen wollen, könnte ihnen sehr schnell in den Sinn kommen, und das wäre dann vielleicht nur eine "schlechte" Saruman-Kopie.
Jetzt könnte man sich schon vorstellen, dass die blauen Zauberer Melkor zurückholen wollen, da wäre aber aus meiner Sicht die klare Vorgabe, dass ihnen dies gar nicht gelingen kann, auch wenn ihnen selbst das vielleicht nicht bewusst sein sollte (im Sinne von "Lass uns versuchen, so schnell mit dem Fahrrad zu fahren, dass aus dem Huhn da drüben ein Eichhörnchen wird. Das soll gehen, habe ich gehört/gelesen...") Wie ich Tolkien verstehe, ist Melkor aus der Welt gestossen und durch die Maiar sicher nicht rückholbar... aber wer weiss schon, was sie Pallando drüben für einen Floh ins Ohr gesetzt haben...
Für die Beschwörung Morgoth's hat er nebenbei schon einiges zusammen gesammelt, er braucht ein göttliches Artefakt von jedem Valar, der an der Verbannung Melkors beteiligt war, aber auch mächtige Verbündete.
Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es einige sehr mächtige Kreaturen im Universum Tolkiens, die nicht in die Kategorie Ainur - Eru-Valar-Maiar - fallen oder deren Geschöpfe sind: Ungoliant und Kankra sind etwas Böses von außerhalb, Tom Bombadil gehört auch keiner gesicherten Spezies an. Der Kraken vor Moria - da bin ich mir gerade nicht sicher: Ist er ein Morgothgeschöpf wie die Drachen? Oder ist er ist er auch etwas von außerhalb?
Egal: Es könnte noch ein monsterhaftes Insekt existieren, dass in die Gruppe Kankra-Bombadil gehört, oder eben ein noch größerer Kraken. Entweder diese oder Morgoth (noch körperlos) wollen Mittelerde mit einem blauen Magier von Osten her erobern: Plötzlich sieht der Ringkrieg im Westen wie ein Geplänkel aus, und im Osten entscheiden Deine Helden das wirkliche Schicksal der Welt. Vielleicht lässt ein (unwichtigerer) Valar beim Krieg im Osten sogar sein Leben. Sein Körper ist gewaltig und ein Teil der Landschaft im Osten geworden, und die Helden halten sich in diesem (steingewordenen?) Körper auf, bis sie irgendwann begreifen, dass sie in dem Leichnam eines Valar umherirren.
Das Problem mit einem übermächtigen Gegner ist immer, wie wird man den am Ende wieder los, so dass die Gruppe dabei den "Heldenpart" einnimmt, denn sie sollen im Mittelpunkt der Geschichte stehen. In früheren Kampagnen haben die Vorfahren der heutigen Helden z.B. schon Drachen getötet, was damals vor allem aufgrund noch massiv stärkerer Magie möglich war. Heute würde ich es als äusserst schwer für eine Gruppe erachten, einen Drachen zu erlegen. Richtig, es gibt natürlich immer die "spezielle Ausnahme", sei es der Nordmann Fram, der den Drachen Scatha erschlagen hat, oder Bard, der Smaug vom Himmel holen wird.
Ich möchte der Gruppe eigentlich keinen "richtigen" Drachen mehr vorsetzen, da er locker in der Lage sein müsste, mindestens einen wenn nicht alle Gefährten nieder zu machen, rein physisch, von der geistigen Beeinflussung usw. spreche ich da noch gar nicht... klar, auch da könnte man zig Wege zur Plausibilisierung finden, aber diese "innere Gedankengrenze" habe ich mir mal als erste "Haltelinie" gesetzt, die ich erst überschreiten will, wenn es dafür gute Gründe gibt und es einen grossen Mehrwert fürs Spiel bringen könnte.
Je grösser dieser übermächtige Gegner ist, desto schneller erfasst die Spieler auch ein Ohnmachtsgefühl, weil man weiss "das kriegen wir alleine niemals hin, also werden wir jetzt zig Sachen probieren und uns in zig Sideplots verstricken müssen, um die Sache irgendwie für uns drehen zu können." Als Bild etwa: Die Ameise sieht Sissifus' Stein und erhält die Aufgabe, diesen bis auf den Berg, der am Ende überhängend ist, hoch zu schaffen. So eine Vorgabe kann die Spielfreude trüben, da die "eigene Mächtigkeit" über längere Zeit eingeschränkt erlebt wird und man sich eher wie ein Puzzlestück vorkommt, denn wie ein frei entscheidender "Held" (dem aber natürlich trotzdem nicht alles gelingen muss). Letzteres führt - vermute ich - gerade wenn es einn länger dauernder Zustand ist - zu grösserem Spielspass. Aber da gibt's natürlich zig verschiedene Stellschrauben, mit denen man alles butterweich zum Laufen bekommt, wenn man seine Gruppe und ihre Bedürfnisse kennt, keine Frage.
Die Avari sind keine primitiven Zurückgebliebenen, sondern entpuppen sich als die geschicktesten Strippenzieher aller humanoiden Völker: Sie (Gestaltwandler?) verfügen über ein Informantennetz, dass sich bis in den Westen (ein Protagonist des Ringkriegs (Elrond?) entpuppt sich als gestaltgewandelter Avari) und bis weit nach Valinor spannt. Ihr geheimes Ziel ist, Valinor zu erobern, wenn die Kraft der Valar so geschwächt ist, dass sie Valinor nicht mehr entrücken können. Sie haben Zeit, sich am Ende der Zeit ihren Platz im gelobten Land zu nehmen, der ihnen bis dahin von den Valar verweigert wurde.
Dieser Vorschlag sprengt wohl auch den "geschichtlich etablierten" Erwartungshorizont meiner Gruppe
Jetzt habe ich sehr unverfrorene Ideen gestreut, die TNT in Pulverfässer auf Atombomben bedeuten. Mögliche Gegenkräfte könnten sein: Geistervölker wie die Eidbrecher, die gegen die Einheiten des blauen Magiers vorgehen; Mammutreiter; Hexenmeister, die sich Ungoliants Brut als Reittiere "gezähmt" haben (was irgendwann nicht mehr gut geht); ein freundliches Volk, dass in den zahlreichen Flüssen des Osten wohnt, und so friedlich wie die Hobbits ist; der andere blaue Magier, der in Stasis war nachdem ihm sein Kollege etwas Göttlichkeit genommen hat (für Melkors Beschwörung) und von Deinen Helden erweckt wird, aber auch keinen blassen Schimmer hat, was in der Zwischenzeit im Osten abging, und nun als einfacher, sterblicher Mensch handeln muss; und (ich weiß: das ist gewagt) ein Balrog, der versucht, seine sehr falsche Entscheidung, einst in Melkors Dienste getreten zu sein, rückgängig zu machen versucht und dafür wohl sein Leben gibt.
Die Spinnenreiter klingen lustig, wäre mal was anderes als die Wargreiter...
Zur Frage der Erlösung bei Tolkien (und auch zur Lösung der Frage, was genau darunter zu verstehen ist) könnte man sicherlich Seiten füllen, und ich denke, es lassen sich verschiedene Beispiele für die eine wie die andere Sichtweise anführen, wobei es vermutlich weit mehr als nur zwei Sichtweisen in dieser Sache gibt
Jedenfalls vielen Dank für den weiteren Input, gerne noch mehr davon, denn es geht nichts über einen gut gefüllten Ideensteinbruch
Viele Grüsse
torben