Wie beim Herrn der Ringe habe ich da immer wieder aufs Neue das Gefühl, dass die Romane nur das Abfallprodukt eines völlig wahnwitzigen Worldbuilding-Projekts sind.
Man sieht nur die Spitze des Eisbergs und dem Eisberg ist es egal, ob man diese Spitze hübsch findet
Bei Herbert hat man finde ich ehrlich gesagt in den schlechtesten Momenten (so ab "Children of Dune") das Gefühl, dass er seine eigene Fanfiction schreibt (da steht sein Sohn zusammen mit Anderson auch durchaus ein bisschen in der Tradition). Da werden Motive endlos wiederholt und in Variationen durchgekaut. Andererseits gibt es tolle Momente der (Selbst-)Dekonstruktion, und zwar durchgängig in allen Bänden. Besonders gefällt mir in der Hinsicht ja noch immer der tragikomische Grundton vom "Gottkaiser", in dem die ganze übergewichtige Geschichtsphilosophie der Reihe in der eigentlich recht jämmerlichen Figur des Wurms Leto II kollabiert. Bei Herbert kapiere ich auch bis jetzt nicht ganz, ob er sich selbst schrecklich ernst genommen hat oder ob er zum Teil auch den Kult um Dune selbst in den späteren Bänden parodiert hat (manche Aussagen von ihm sprechen wohl für Letzteres ...).
Deshalb ist es mir allerdings auch so wichtig, dass relgiöse Mystik zwar ein Riesenthema in Dune ist, dass es aber in Dune nie ein magisch/mystisches Religiöses gibt. Es gibt eben keine Dämonen aus anderen Sphären und keine übersinnlichen Kräfte, sondern nur Religion als Sozialtechnologie und die Ergebnisse jahrzehntausendelanger Zucht- und Konditionierungsprogramme, die außerordentliche Fähigkeiten hervorbringen (wie gesagt sei unbenommen, dass das natürlich grober Hokuspokus ist - ich würde nie behaupten, dass Dune in dem Sinne Hard SF sei, dass es sich um glaubwürdige wissenschaftliche Spekulation handelt, und auch die meisten soziologischen Konzepte, die einem Dune anträgt, halte ich für gröbsten Blödsinn). Jedes explizit magische Element, jede in welcher Art auch immer jenseitige Begründung religiös interpretierter Wunder würde den Charakter des Dune-Universums allerdings ganz grundsätzlich ändern. Nicht mal Brian Herbert und Kevin J. Anderson sind mit so was um die Ecke gekommen.
Insofern denke ich bei Fading Suns immer: Ja, ganz klar hat man sich da in Motiven, Ästhetik und Themen u.a. bei Dune bedient. Aber man hat eine grundsätzlich andere Entscheidung bei der Kernfrage getroffen, was Mystik "bedeutet" (und mit den Alien-Völkern auch ein Element reingebracht, dass so was von gar nicht zu Dune passt).