Autor Thema: Mittelalterliche Preise  (Gelesen 3887 mal)

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Mittelalterliche Preise
« am: 26.06.2016 | 03:31 »
Ich hab also die Tage einige Zeit damit verbracht, über authentische mittelalterliche Preise zu recherchieren. Im Internet und in einigen mir als PDF vorliegenden Büchern, aber eben historische Bücher, kein Rollenspielkram. Ich hab die Quellen nicht genannt und auch eher selten die konkreten Zeitpunkte notiert. Das meiste ist so im Bereich 13-15 Jahrhundert und meist auch aus England.
Ich habe die Preise in Penny umgerechnet, damit man nicht über diese komischen Umrechnungen stolpert.
Ich hab auch mal einen Historiker drübergucken lassen, und der hielt das für grob plausibel. Ich dachte, ich teile das Ganze hier mal, weil es ja vielleicht für manche Fantasy-Rollenspielrunde ganz interessant sein könnte, herauszufinden, wie so grob eben die historische Preise waren.
Also, na dann.

Zitat
Mittelalterliche Wirtschaft und Preise

1 Pfund (L) = 20 Schilling (s) = 240 Pfennig (d)

Dabei ging aber viel quasi an der Geldwirtschaft vorbei: Bauern versorgten sich etwa zunächst selbst und zahlten ihre Steuern meist in Naturalien, also etwa Getreidesäcken usw.
Auch Soldaten erhielten zwar Sold, aber oft auch andere Vorzüge, etwa Verpflegung, teils auch Ausrüstung.

Ich hab hier die Preise der Einfachheit hallber mal alle in Pfennig umgerechnet. Ein Pfennig war übrigens meist so 1,5g Silber, also eine wirklich kleine Münze.

Es gab darunter auch Kupfer, z.B. den Farthing zu 1/4 Pfennig. Könnte man auf Deutsch vielleicht Heller nennen.

Gelegentlich gab es auch Goldmünzen, aber die waren relativ unüblich. Gold war wesentlich wertvoller als Silber, aber die genaue Relation variierte.

Im England des 14. Jahrhunderts war 1g Gold etwa 10 Pfennig wert (daher war Gold da etwa 15mal wertvoller als Silber). Die übliche Goldmünze war der sogenannte Noble, zu 8g, der etwa 80 Pfennig oder sozusagen ein Drittel Pfund wert war. Wobei das englische Pfund zur damaligen Zeit nur etwa 350g hatte.

bushel; raummaß, etwa 35l

Einige Preise

Spaten/Schaufel   3 Pfennig
Axt         5 Pfennig

die 2 Ritterspferde   etwa 2400 Pfennig
hochwertiges Reitpferd   etwa 2400 Pfennig
Zugpferd      120 bis 240 Pfennig

Billiger Wein      3-4 Pfennig pro Gallone (4,5l)
Guter Wein      8-10 Pfennig pro Gallone

Ale
je nach qualität zwische 0,75 und 1,5 Pfennig pro Gallone

gutes Bier      1 Pfennig pro Quart (1,1l)

gute Kuh      120 Pfennig
Kuh         72 Pfennig

Ochse         ca. 160 Pfennig

80 Pfund Käse      ca. 40 Pfennig
   1 Pfund Käse   ca. 0,5 Pfennig

Hühnchen      halber Pfennig

Schwein      24 bis 36 Pfennig

Arbeitspferd      240 Pfennig

Unterhaltskosten für den Haushalt eines Ritters oder Händlers, pro Jahr
(das dürfte also Familie und mehrere Bedienstete einschließen)
         7200 Pfennig bis 14400 Pfennig, manchmal sogar 24000 Pfennig

Universitätsausbildung (billig) pro Jahr   720

Heirat auf bäuerlichem Standard   960

Hütte mieten      60 Pfennig im Jahr
Haus mieten       240 Pfennig im Jahr (Handwerkerhaus, moderate Qualität)

Hütte            480 Pfennig
Haus eines Handwerkers   2400 - 3200 Pfennig
Haus eines Händlers      12000 Pfennig
Große Scheune         20000 Pfennig
Größeres Haus mit Innenhof   21600 Pfennig
Turm in der Mauer einer Burg   80000 Pfennig

Haus eines Bauern      ca. 1500 Pfennig
kleines Bauernhaus      ca. 800 Pfennig

Mühle, wiederaufbau      4320 bis 6576 Pfennig

Kettenpanzer      1200 Pfennig

Fertige Plattenrüstung aus Milan   um 2000 Pfennig

Rüstung eines Knappen      um 1200 Pfennig bis 1400 Pfennig

Verdienst eines Rüstungsmachers   ca. 300 Pfennig im Monat

Billiges Bauernschwert      ca. 6 Pfennig

Goldring mit Diamanten   ca. 800 Pfennig
   ein anderer Goldring mit Diamanten war eher so bei 1800 Pfennig


einfacher Arbeiter      nicht mehr als ca. 500 Pfennig Jahresverdienst

Ritter auf Feldzug      12 Pfennig pro Tag
viele Soldaten         6 Pfennig pro Tag      (Berittene Bogenschützen,                            Gepanzerte Infanterie)
einfache Soldaten      3 Pfennig pro Tag      (einfache Bogenschützen)


Einkommen der Krone, im Frieden, pro Jahr      7,2 Millionen Pfennig
(England, um 1300)
      

Einkommen eines Barons, im Frieden, pro Jahr      meist zwischen 50.000 und 120.000                         Pfennig, gelegentlich auch mehr
(England, um 1300)

Einkommen eines Earls, im Frieden, pro Jahr      beginnend bei 100.000 Pfennig
                     aber bis zu 2,6 Mio Pfennig

Verdienst eines Handwerkers, pro Tag      meist so 3 bis 4 Pfennig

Jahreseinkommen verschiedener Leute

Carter, porter, falconer, groom, messenger      104 Pfennig

Dachdeckerlehrling (Thatcher)            420 Pfennig
Arbeiter                  480 Pfennig
Maurerlehrling                  615 Pfennig
Weber                     630 d
Dachdeckermeister /Thatcher            735 d
Maurermeister                  1050 d
Priester                     1120 d
Constable                  2520 d

geldgieriger Pluralisten-Priester (also mit mehreren Gemeinden)    bis zu 7200 Pfennig


Ausstattung eines Ritters      ca. 13. Jahrhundert
   Schlachtroß      4800 Pfennig bis 25000 Pfennig
   Ausrüstung      6000 Pfennig bis 12000 Pfennig

Haketon         bis 120 Pfennig
   (hat an der Stelle aber ein könig gekauft, man würde fast vermuten, dass es auch billigere Haketons gibt)

Schwert (eines niederen Adeligen)   etwa 40 Pfennig
Langbogen            etwa 80 Pfennig

Pfeil         teilweise nur 1/8tel Pfennig, teilsweise bis zu 1 1/2 Pfennig

Große Armbrust   60 bis 84 Pfennig
Kleine Armbrust   36 bis 60 Pfennig

Panzerhemd      ca. 160 Pfennig

Helm (Bascinet)      ca. 25 Pfennig bis 120 Pfennig und mehr

1000 flämische Ritter als Söldner anheuern (anfang 12. Jahrhundert)   120000 Pfennig pro Jahr
(das erscheint allerdings wohlweißlich sehr billig, womöglich hat da der flämische König dem mietenden König einen großen Gefallen getan, ich würde normalerweise leicht das 10 Fache oder mehr erwarten) (oder aber das war lediglich die Summe, die der flämische König erhielt und die ritter erhielten dazu noch Sold, Verpflegung etc.)

Nahrungspreise, ca. 1300, pro "bushel" was ein Raummaß von etwa 35l ist

Gerste      4-6 Pfennig
Bohnen      2 1/2 bis 4 1/2 Pfennig
Erbsen      2 1/2 Pfennig
Hafer      3 bis 3 1/4 Pfennig
Roggen      3 1/4 bis 6 3/4 Pfennig
Weizen      7 1/2 bis 8 1/2 Pfennig      konnte aber auch mal 30 sein in einer                      Hungersnot
                  in einer richtig schlimmen Hungersnot                      konnte das auch bis fast 150 gehen

Das waren so die Hauptnahrungsmittel. Es gibt die Faustregel, dass ein Mann etwa 300kg Getreide im Jahr brauchte, also vielleicht 12 Bushel (bei Weizen etwa hat man eine Schüttdichte von etwa 0,75kg pro Liter und dann also so 26 ungrad Kilo pro "bushel")
Eine Familie von 4 brauch dann etwa 48 Bushel (eigentlich brauchen kleine Kinder teils weniger und teils hatte man auch größere Familien, aber eben nur mal um einen Eindruck zu bekommen).

Wenn man bei den billigeren Getreiden bleibt kann man also teils mit 150 bis 200 Pfennig eine Familie das Jahr über ernähren. Was also machbar war - schon als "einfacher Arbeiter" konnte man ja bis zu 500 Pfennig im Jahr verdienen.

1268    
Boar, 26-30d
Cattle (mixed), 96-120d ea.
Cow, 72-80d
Ewe, 9-14d
Geese, 1½d
Hens, 1½-2d
Horse, 156-180d
Mutton, 14-20d
Pig, 14-18d
Pigeons, 8@1d
Sheep, 12-20d

1301    
Bull, 96d
Cow, 72d
Cow Hide, 18-26d
Ducks, 1½-2d
Eggs, 1d per 30
Ewe, 9-12d
Geese, 2-3½d
Hens, ¾-1d
Horse (Cart), 144-240d
Lamb, 5-7d
Muttons, 10-15d
Pigs, 20-30d

------------------------------

Frühneuzeitliche Preise

24 gute Groschen geben einen Reichsthaler
   ein guter Groschen hat 12 Pfennig
36 Mariengroschen geben einen Reichsthaler

Reichsthaler waren gelegentlich nur verrechnungseinheiten, ein andermal aber tatsächliche Münzen von etwa 16-17g Silber (+Beimischungen, die kamen schonmal

eine Mark ist zunächst mal eine Gewichtseinheit; etwa ein halbes Pfund; das freilich war eher nicht überregional genormt; die bedeutsame Kölner Mark hat 234g

in einer Ausgabenliste der Deutschordenscommende (Rittergut des Deutschen Ordens) Langeln aus dem Jahre 1627 finden sich u.a. die folgenden Ausgaben:

- 2 Lot Ingwer: 1 Guter Groschen
- 1 Schock Heringe: 21 Gute Groschen
- 2 Mastgänse: 3 Gute Groschen
- 1 Hammel: 3 Gute Groschen
- 2 1/2 Lot Pfeffer: 1 Guter Groschen, 8 Pfennige
- 3 Kälber: 2 Thaler
- 8 Hühner: 1 Thaler
- 15 Eier: 5 Gute Groschen
- als wöchentliche Kriegs-Contribution: 4 Thaler (später auf 2 Thaler reduziert)
- Verzehrskosten des Schreibers auf dem Weg nach Wernigerode (höchstens ein ganzer Tag Abwesenheit): 2 Gute Groschen
- Trinkgeld für Soldaten auf dem Weg zum Schloß Wernigerode: 2 Gute Groschen
- Geleitschutz für den Comtur (Leiter des Rittergutes) durch einen Musketier auf einer Reise von 9 Tagen: 3 Thaler

1596, ein Pferd 5 Taler
1647 ein Schwein 2 Taler
1659 ein Ochse 5 Reichstaler,
1 Tonne Bier 7 ½ Mark, 1 Tonne Roggen 16 Mark


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Offline Issi

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Re: Mittelalterliche Preise
« Antwort #1 am: 27.06.2018 | 21:41 »
Das ist sehr interessant.
Vielen Dank! :)

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Re: Mittelalterliche Preise
« Antwort #2 am: 3.06.2022 | 15:47 »
Was mir ansonsten die Tage noch unterkam:

Offenbar war so die übliche Farm 20 bis 40 acres. Jetzt kann man einen Erwachsenen von 5-6 acres wohl gut versorgen. 8-9 bushel soll es im Mittel pro acre gegeben haben. Und ich hatte ja anderswo die (plausible) Angabe gefunden 12 bushel würden reichen. Natürlich sollte man auch was zurücklegen.

Aber gehen wir mal von 20 acres aus, insgesamt gibt es so 160 bushel, 50 brauch man als Saatgut, 50 isst die Bauersfamilie, aber 50 (grob) kann man verkaufen. Das sind dann mitunter (Weizen gerechnet) 400 Pfennig. Und das gröbste an Lebenshaltung hat man ja schon: Essen hat man selbst angebaut und gekocht, Kleidung und Bier macht die Frau, nen Haus hat man halt einmal gebaut mit den Kumpels aus dem Dorf etc.
Klar fallen mitunter noch Naturalabgaben, Frondienste und je nach Zeit auch monetäre Steuern an, aber selbst wenn man mit einer eher kleinen Farm rechnet können die Leute nicht ganz schlecht leben. Solang halt nix die Ernte verhagelt, keine Plünderer durchkommen und so weiter.
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Offline fivebucks

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Re: Mittelalterliche Preise
« Antwort #3 am: 3.06.2022 | 16:24 »
Schöne Arbeit.

Für mich im Kontext mit Ars Magica nutzbar.

Offline Aedin Madasohn

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Re: Mittelalterliche Preise
« Antwort #4 am: 3.06.2022 | 16:49 »
einmal aus meinem Fundus zur Ergänzung

(war wohl die Wikipedia als Quelle)
ha - Hektar = 10 000 m2
ein Morgen wird je nach Bearbeitbarkeit mit 1/5 bis 1/3 Hektar gewertet
dz - Doppelzenter = 100 kg

"Ein Hof von mittlerer Größe mit etwa 16 ha Land erbrachte in einem normalen Jahr
ca. 27 dz Roggen und ca. 20 dz Hafer und Gerste.
Ein Drittel der Ernte wurde als Saatgut benötigt. Rund 8 dz Hafer dienten als Futtergetreide.
Gut 12 dz hatte der Bauer als Kirchenzehnt und Grundzins abzugeben)"

1900 verbrauchte ein Mensch 6.300 qm Acker- und Gartenland für seine Versorgung

1 a = 100 m2
Mit dem Spaten ackern (umgraben) 2 – 3 a pro Tag
mit dem Pferd pflügen 30 – 40 a pro Tag
Säen 2 – 4 ha pro Tag mit Hand; per Pferdezug 3 -6 ha pro Tag

Ernten mit Sense 15 – 20 a pro Tag
Ernten mit Pferdezug 3 – 5 ha pro Tag

ernteten die Bauern im 17. Jahrhundert durchschnittlich
8 dt (Dezitonnen - Zehnteltonn - 100 kg) Dinkel je Hektar,
7 dt Hafer,
5 dt Weizen (ist sehr von der Sonne abhängig)
7 dt Roggen
wobei 25 bis zu 30 % der Ernte für Saatgut zurückgelegt werden musste
Für das Mittelalter lässt die Forschung den Schluss zu, dass die Erträge etwa ein Drittel niedriger waren.

Die englische Kleinhufe, der oxgang (auch bovate) misst knapp über sechs Hektar. Sie versteht sich als diejenige Ackerfläche, die von einem Ochsengespann beim Pflügen im Lenz bewältigt werden kann.
umfangreiches Gartenland für Gemüse, Obstbäume, Weide und Wiese (zum Mähen für die Winterfütterung des Viehs) dann noch mal extra

Offline Feuersänger

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Re: Mittelalterliche Preise
« Antwort #5 am: 3.06.2022 | 18:52 »
An dieser Stelle ein Querverweis zum Abgleich mit einem noch etwas älteren Thread (2012), in dem ich ähnliche Kalkulationen der Länge und Breite nach durchexerziert habe. ;)
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,73239.msg1487081.html#msg1487081

Basierend u.a. auf einer sehr umfangreichen Preisliste aus dem 15. Jh sowie ähnlichen Quellen wie sie wohl auch Quaint verwendet hat.
Es ist halt wichtig zu bedenken, dass die Größe einer Hufe (also der für die Ernährung einer Familie benötigten Ackerfläche) u.a. von der Bodenqualität abhängt und auch ob man Ochsen oder Pferde als Zugtiere hat.

Im Großen und Ganzen sind jdf die Zahlen dieser beiden Threads schon konsistent, was ja ein gutes Zeichen ist. ^^
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

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