Die Google Bildersuche erkennt das Bild als „Sketch“, eine Skizze, was es ja im Grunde genommen auch ist. Der Begriffe „Sketch“ wird dann auch prompt zu Wikipedia verlinkt und eine Seite mit der Bezeichnung „It all starts here Sketch“
www.sketch.com taucht auf. Aber die vergleichbaren Bilder sind alles Skizzen, nur nicht so eine wie Karen sie als Sprayvorlage dabeihatte. Vom Bild einer Cobra, die aufgerichtet vor dem Betrachtet steht bis zu Zeichnungen von Star Wars assoziiert Google fast alles mit der Skizze.
Während ihr euch unterhaltet seit ihr bei den Verhörzellen ankommen, der Lack der Türen ist abgestoßen. Man kann erkennen, dass zu viele Leute die Tür mit dem Fuß aufstoßen oder zuschuppsen. Das Bild von einem Mac der in einer Hand eine Akte und in der anderen einen Kaffee balanciert während er die Tür mit dem Fuß aufstößt erscheint vor euren inneren Augen. Schwarze Striche vom Sohlenabrieb der vielen Schuhe die sich da verewigt haben bilden ein ungleiches Muster am unteren Ende.
Das Schloss ist zerkratzt, vom Jahrelangen gebraucht und die mit Draht durchzogene Sicherheitsscheibe in der Tür, durch die man in den Verhörraum sehen kann, hat einen Riss.
Ein Blick durch die Scheibe zeigt einen Raum wie man ihn aus vielen Polizeiserien kennt, vielleicht weniger Glamourös. Ein am Boden verschraubter Tisch, abgestoßene Kanten, rissiges Holzimitat mit zwei stählernen Bügeln rechts und links an denen Handschellen fixiert werden können. Drei Plastikstühle, das gleiche Modell wie auf dem Flur, runden das Inventar ab. Der Boden und die Wände sind von Gebrauchsspuren überzogen, Kratzer, Verfärbungen, abgeplatzter Putz. Dean weiß das über der Tür eine Kamera angebracht ist mit der die Verhöre gefilmt werden. Die dürfte jetzt aus sein.
Der Raum scheint über die Jahre die Gefühle derer die hier verhört wurden aufgesogen zu haben und diese Patina aus schlechtem Gewissen, Schuld, Trotz, Reue und ein wenig Unschuld ist fast greifbar. Sie zehrt den Raum aus und allem was in ihm ist, wie Salzwasser greift es die Substanz der Dinge an.
Das einzig lebendige in dem Raum ist das fünfzehnjährige Mädchen. Karen sitzt vorgebeugt auf dem Stuhl und ihr Kopf liegt auf der Tischplatte, die Arme ausgestreckt scheint sie sich ihrem Schicksal ergeben zu haben. Sie trägt eine alte, dunkle Latzhose, ihr Lieblingskarohemd und die Mütze ihres Vaters mit dem BORSTAR Logo darauf. Unter dem Logo ist das Motto aufgestickt:
SO OTHERS MAY LIVE
Karen blickt vom Eingang weg und starrt die Cola Dose an die neben ihr auf dem Tisch steht, während ihre Finger nervös mit einer Strähne ihres Haares spielen.