Aus eigener Bundeswehrerfahrung und zahllosen Wachdiensten (Jäger-Bataillon, die machen sowas tatsächlich häufig) kann ich vor allem eines beisteuern: Wachen sind so gut wie nie so aufmerksam, wie man es sich im Rollenspiel vorstellt. Der menschliche Geist ist einfach nicht dafür gemacht, vier Stunden lang aufmerksam eine Umgebung zu beobachten - wenn die ersten zwei Stunden lang nichts passiert, macht die real existierende Wache so gut wie alles andere (Quatschen, eine rauchen, vor sich hinträumen...) als "aufpassen". Ich hatte selbst mal das Vergnügen, bei einer Geländeübung zwei herankriechende Angreifer erst zu bemerken, als sie aus 5 Metern Entfernung (!) ihre Magazine in unseren Schützengraben entleert haben - und das war nicht etwa mitten in der Nacht, sondern an einem ganz gewöhnlichen grauen Frühlingsnachmittag. Wir waren zwei Wachen, wir hatten eigentlich nichts anderes zu tun, als das Gelände zu beobachten, aber... tja.
Zu den Dingen, die der menschliche Geist auf Wache (besonders nachts) auch gerne tut, gehört es übrigens auch, sich Bedrohungen einfallen zu lassen, die gar nicht da sind. Was eine besonders schöne Kombination ergibt damit, dass man dafür die Bedrohungen nicht sieht, die tatsächlich da sind...
Ansonsten was schon gesagt wurde: Natürlich schleicht sich niemand erfolgreich in einem leeren Marmorflur an einer Wache vorbei. Optische und akustische Ablenkung ist alles. Die Fähigkeiten des Schleichers spielen gefühlt eine deutlich geringere Rolle - klar nützt es, geübt zu haben, und Körperspannung ist gerade beim Schleichen in Gebäuden eine feine Sache. Aber es nützt einfach viel mehr, wenn die Szenerie übersichtlich, düster und/oder voller Hintergrundgeräusche ist.