An dessen Stelle setzt du eine gute, klare Kommunikation ("klar verständliche und bewertbare Handlungsansagen zu machen") und eine (letztliche) "Entscheidungshoheit" ("Bewertung der angesagten Handlungen") möchtest. Also vernünftig miteinander Reden und einander vertrauen. Verstehe ich das richtig?
Ja, wobei "vernünftig miteinander reden" wie gesagt auch umfasst, eine gemeinsame Vorstellung zu entwickeln, wie Kämpfe überhaupt ablaufen.
Das übernimmt ja sonst das Regelwerk und man kann sich im Zweifelsfall darauf als Minimalkonsens zurückziehen - genau diese Option fällt mit diesem Konzept aber weg und man muss sich eben ein bisschen Arbeit machen.
Da sind dann gerade die "Experten" schnell anstrengend, deren Ego diese Findungsphase auch mal komplett scheitern lässt.
Falls ja, kann ich deinen Ansatz nachvollziehen und halte die theoretische Betrachtung auch für interessant, aber an einen "guten" Spieltisch ist das doch letztlich in einer solchen Formalisierung gar nicht nötig oder?
Meiner Erfahrung nach schon.
Mindestens muss ich als SL ansprechen, dass ich die niedergeschriebenen Initiativeregeln ignoriere und was ich stattdessen vorhabe.
Auch die "guten" Spieltische spielen ja erst mal nach den Regeln, wenn die Spieler nicht auf irgendeine Weise dahin gelangt sind, dass sie dem SL blind vertrauen und sich um die Regeln gar nicht kümmern (was mir persönlich als SL eher auf den Keks geht als dass ich es gut finde - One-Shots, Systemeinführungen u.Ä. mal außen vor).
Hinzu kommt, dass ich finde, dass eine SL sehr wohl die dramaturgischen als auch die physischen Abläufe der Spielwelt gleichzeitig beachten kann und sollte. Ausnahmen sind natürlich Runden, in denen explizit simuliert bzw. dramatisiert werden soll.
FWIW:
Die Grundzüge des Konzeptes stammen aus Millennium's End, das ausdrücklich vom SL verlangt, sich entsprechend einzuarbeiten, damit er die nötige "Simulationsleistung" auch liefern kann.
Eigentlich ist das ja anders als die "Rule of Cool" auch eine recht objektive Geschichte, aber oft genug bringt jemand seine vorgeformten Vorstellungen mit und will davon nicht mehr abrücken - was bei einem "normalen" Regelwerk kein Thema ist, weil er dann i.d.R. seine private Vorstellung nur mit den Regeln in Einklang bringen muss. Da können sich dann eben verschiedene Mitspieler unter dem selben Regelablauf verschiedene Dinge vorstellen (sofern es nicht ausufernd beschrieben wird - mMn übrigens ein ziemlich gutes Argument für eher knappe Beschreibungen), aber mit dem angerissenen Konzept müssen die Vorstellungen (anstelle des Regelverständnisses) hinreichend ähnlich sein, damit überhaupt sinnvolle Entscheidungen getroffen werden können.
Der hat IIRC zum Einen schon noch physische Abläufe betrachtet, aber vom Zoom oder der Kameraeinstellung halt bestimmt, sich nicht alle diese Handlungen gleichzeitig in den Fokus zu nehmen. ich glaube, das hatte Ähnlichkeit mit dem, was du mit Vorspulen etc. meintest.
Ja, müsste hinkommen. Der Knackpunkt für den SL ist, dass er auch die nicht fokussierten Aktionen im Hinterkopf zeitlich verorten kann und entsprechend auf die Spieler zurückkommt, wenn ihre Aktion endet oder irgendeine Entscheidung nötig wird.
Als Beispiel wollte ich übrigens eine Wohnungsdurchsuchung mitten in einer Folge NCIS oder einem der tausend Klone anführen, habe dann aber kein passendes Video gefunden.
Ich habe aber den diffusen Eindruck, dass das oftmals genau diesem Verlauf folgt - für den Zuschauer ist das Ergebnis ja offen, weil es mitten in der Folge nicht auf das Finale zugeht und entsprechend ist die Hütte mal leer, mal nicht und wenn einer drin ist und Widerstand leistet, ist das Ding machmal schnell erledigt und manchmal wird das eine Riesenaktion.
Auf jeden dieser Verläufe wird dann genau so viel Zeit verwendet wie unbedingt nötig, während im Rollenspiel auch gerne mal eine leere Bude eine kleine Ewigkeit an Zeit frisst. Da kommt es auch mal vor, dass die Spieler gerne von sich aus ohne irgendeinen Kontakt (!) in den Ini-Modus wechseln wollen, was ich für eine ziemliche Fehlkonditionierung halte.
Alternativ überlege ich gerade, ob einen Kampf unter Berücksichtigung begrenzterphysischer Gegebenheiten zunächst narrativ als eine einzige Konfrontation aller Beteiligten als zwei miteinander konkurrierende Gruppen abzuhandeln und erst im Anschluss zu würfeln eine Lösung wäre. Aber das ist nur eine spontane Idee und noch völlig unausgegoren.
Öhm...da bräuchte ich mal ein Beispiel