Spielbericht: Die große Pizzabestellungs-Ergatterungs-MissionIn der Zwischenzeit habe ich mein erstes Szenario mal ein wenig durchgewürfelt, und dabei monstermäßig Dialoge ins Tablet getippt, da kann man ja mal einen Spielbericht draus machen. Cowabunga!, dann brauche ich nicht mal einen Zufalls-Plot auszuwürfeln wie sonst bei meinen Solo-Play-Projekten!
So soll's funktionieren:
Zum Einsatz kommen diesmal neben dem SWADE-Grundregelwerk die folgenden beiden system-neutralen Spielleiterlos-Engines:
Der One Page Solo Engine, erstaunlich nützlich und vielseitig trotz des kleinen Umfangs, und noch dazu für lau.
https://www.drivethrurpg.com/product/337254/One-Page-Solo-Engine
Das FlexTale Solo Adventuring Toolkit, genau das Gegenteil, weil es eine Fülle von Tabellen für alle möglichen Situationen hat.
https://www.drivethrurpg.com/product/375239/FlexTale-Solo-Adventuring-Toolkit-multisystem-Pathfinder-P2E-5E-OSR-DCC?src=hottest
Was FlexTale richtig gut macht, ist die Idee mit Quests und Clues. Jeder SC kann solche Quests bekommen, bei Charaktererschaffung und natürlich auch im Spielverlauf. Das funktioniert wie bei Skyrim oder anderen Computerspielen, der einzige Unterschied zu den Aufgaben im Tischrollenspiel mit einer Gruppe ist im Grunde nur, dass man das aufschreiben muss und der Sache ein Clue Target gibt. Ab dann kann man im Spiel nach Hinweisen suchen, bis man genügend zusammen hat um das Clue Target zu erreichen und die Queste aufzulösen. Logischerweise kann man mehrere kleine und große Questen zur selben Zeit haben. Eigentlich ja keine sonderlich bahnbrechende Idee, das so zu machen, aber gerade für spielleiterlose Geschichten meiner Ansicht nach echt clever, weil die SCs anfänglich noch mehr Substanz bekommen, und außerdem von vornherein was für sie zu tun ist, auch parallel zum Hauptplot.
Das durchgespielte Abenteuer ist dieses hier, quasi der Beginn der frischmutierten Unterwelt-Saga:
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,120105.msg135011960.html#msg135011960Da gibt's noch gar nicht so viel Handlung, ist eher zum Reinkommen in die Charaktere gedacht. Vor allem sitzen die Ninja Turtles zuhause rum und machen Alltags-Kram, und quasseln munter vor sich hin. Jeder fängt klein an.
"Ey, ich hab' einen Song geschrieben!", sagt Michelangelo in die relative Scheiß-Stille im halbdunklen Turtle-Versteck.
"Ich will ins Schwimmbad. Wie in diesem einen TV-Spot", murrt Raphael, ohne auf das Song-Thema auch nur einzugehen.
"Ist das ein Joke?!", Leonardo wirft ihm einen sehr kritischen Blick zu.
"Nee, echt mal. Ohne Joke."
"Bist Du malle?", fragt Leo, und setzt sein tadelndes Gesicht auf.
"Nee, aber dem Hitzetod echt nahe. Das bin ich. Will ins Schwimmbad, wie das in diesem einen TV-Spot."
"Wie stellst Du Dir das denn vor? Du weißt doch, was der Meister über sowas gesagt hat!"
"Hab' ja nicht gesagt, dass ich da beim Hellen rein will!", mault Raph.
"Darfste auch gar nicht, Keule. Hat der Meister doch gesagt. Wie kommste da überhaupt drauf!"
"... Will beim
Dunklen da rein! Wenn keine Tokaijin drin sind. Herrlich kühl, mit original tropischen Plastikpalmen, und blau wie Sau."
"Darfste aber auch nicht", ermahnt Leo, "Du spinnerst nur rum. Und überhaupt, die Tokaijin haben Videoaugen überall. Sag's ihm, Donatello!"
Donatello wendet sich über seiner Lötarbeit zu den sich herumfläzenden Brüdern um, und sagt: "Leo hat Recht, Raph. Die Tokaijin haben nun mal Videoaugen überall hin installiert. Alles ist porentief rein überwacht,
auch beim Dunklen."
"Was is'n jetzt mit meinem Song, ich hab' einen Tophit-Chartbreaker-Song geschrieben ...", nölt Mikey.
Raph zuckt die Schultern und streckt sich: "Ich geh' jedenfalls gleich los. An der Ecke ist ein Hallenbad mit Urlaubs-Azurblau-Tropenwellen, wisst Ihr ganz genau! Und wir haben letztes Jahr schon vermutet, man schafft es, sich aus den Tunnels da rein zu verlinken, wenn man nur ein bisschen werkelt! Ich geh' gleich los, wenn oben gleich das Helle zuende ist und die Tokaijin von da in ihre Mieträume zurück gehen."
"Du hast 'nen Schaden. Ich sag's dem Meister", sagt Leo kopfschüttelnd.
Donnie fügt abgelenkt hinzu: "Außerdem ist das mit einem bisschen Werkeln nicht getan. Das Gitter, durch das Du Dich durch verlinken müsstest, ist ein Fendork-Markenprodukt, TM. Haben wir doch genau gesehen letztes Jahr, als wir da waren. Du müsstest da flexen. Und meine neue Flex leih' ich Dir nicht aus."
Raph tönt herum: "Nee, nix, Brüder. Es ist Hochsommer und das Straßenpflaster schmilzt unter der Schoka-Cola-TV-Spot-Sommersonne. Und wir sitzen hier im Dunkeln im Schmuddel? Nee, nix, man muss dem Gilb das Handwerk legen!"
Raph steht schwungvoll auf. Leo steht ebenso schwungvoll auf und stellt sich vor ihn: "Muss man Dich erst mega battlen, bevor Du wieder klar kommst auf Deinem Bazar? Ich hab' gesagt, ich sag' das! Sobald der Meister zurück ist, mega sag' ich das!"
Raph zuckt die breiten Schultern und lacht fies: "Ich verarsch' Euch nur, Jungs! Mega hat auch geklappt, Du solltest Dich hören, Leo. 'Ich sag' das, ich sag' das!' Voll verarscht, als würde ich mich heimlich in das Hallenbad von den Tokaijin verlinken wollen."
Leo erwidert säuerlich, beinahe hilflos: "Ich muss auf Euch andern drei aufpassen, während der Meister weg ist!"
"Du hättest mich fast mega gebattlet!", grinst Raph.
"Wir hätten Dich
alle mega gebattlet, Du Sphagnum Squarrosum!", fügt Donnie hinzu, ohne überhaupt vom Löten aufzuschauen.
Mikey quäkt aus dem Hintergrund, "Uh, der feine Herr hat wieder alleine den Wissenschafts-Kanal geguckt!"
Raph dreht sich nach dem lötenden Donnie um und knurrt: "Wie hast Du mich gebrandet? Hast Du mich als Spacken gebrandet, oder was?"
"Als Torfmoos natürlich, Du Torfmoos! Und im Tokaijin-Hallenbad gehst Du auch nicht plantschen, Leo hat's gesagt."
"
Wollte ich auch gar nicht, war nur Verarschung, hab' ich doch gesagt!"
"... Sonst mega battlen wir Dich", murmelt Donnie abgelenkt.
"Siehste, Du wirst mega gebattlet", sagt Leo trotzig, "und ich bonus-sag's hinterher dem Meister, wenn der wiederkommt, als Bonus obendrauf!"
"Das ist dann aber nicht Bonus, sondern Malus. Du musst dann sagen, Du malus-sagst es dem Meister", quasselt Donnie, "ansonsten mega sprichst Du falsches Amerikanisch", aber keiner hört ihm zu.
Raph sagt zu Leo: "Petze. Ich wollte gar nicht hin. War nur krasse Verarschung. Hat sahne-sahnig geklappt."
"Wollt Ihr jetzt mal meinen Song hören, Ihr beißt Euch sonst nur gegenseitig in den Kopf", sagt Mikey.
"Nee Du, mach' lieber mal diese eine Maxi-CD von den Fat Boys nochmal an!", sagt Don.
"Voll fies, hab' mir so Mühe gegeben!", sagt Mike quengelig.
"Lass' ihn mal seinen Tophit-Song bringen, bevor ich Raphi noch in den Kopf beiße", sagt Leo, und fläzt sich wieder hin.
"Geilo", sagt Mike und springt auf, "also der geht so, quasi wie ein Titellied. Die Tokaijin im Fernsehen haben immer ein Titellied, warum sollten dann wir im echten Leben nicht auch eins haben! ... 'Sie sind echt ein ultra-starkes Team / Wenn sie gegen Angst und Schrecken zieh'n! / Und wird's auch manchmal knapp / Die Turtle-Jungs machen niemals schlapp! Teenage Mutant Ninja Turtles, Teenage Mutant Ninja Turtles, Teenage Mutant Ninja Turtles, Helden mit 'nem Panzer, Kröten-Kraft!'"
"Wir haben aber überhaupt keinen Panzer im Turtle-Versteck", gähnt Raph.
"Klar haben wir Panzer; Du, Raphael, störst Dich nur an der Disambiguation. Er meint doch keinen Panzerwagen!", belehrt Donatello.
"Wie der in diesem einen Film!", sagt Raph, sinnlos.
"Kröten-Kraft?", fragt Leo skeptisch.
"Kröten-Kraft!", ruft Mike glücklich, "gut, was? Jetzt neu, greifen Sie zu, Dauerbrenner!"
Raph mosert: "Komm' doch nicht schon wieder mit Gang-Namen an. Immer dasselbe. Wir brauchen keinen ollen Gang-Namen."
Leo bestätigt: "Letzte Woche wolltest Du, dass wir uns die rächenden Brecher nennen, das war auch schon nicht so krass gut. Und die Woche davor, dass wir die Atomic Rock 'n' Roll Overkröten sind. Obwohl das eher wie ein Bandname klang, wie auf MTV. Und die Woche davor wolltest Du, dass wir der Groovy-Mystery-Geheimbund sind."
Donnie gibt abgelenkt zu bedenken: "Wenn das unser Titellied wäre, könnten wir das sowieso nur fünf Jahre lang singen. Dann müsste man es upgraden."
"Wieso, wenn wir in fünf Jahren keine Ninjas mehr wären, könnte man es upgraden in 'Teenage Mutant
Hero Turtles'", und Mikey will direkt weitersingen, "Teenage Mutant Hero Turtles ..."
"Wir folgen Meister Splinters Codex der Ninjas non-stop-lebenslang", sagt Leo mit großer Bestimmtheit, "der läuft, und läuft, und läuft!"
"Quatsch' keinen Megaschrott ", entgegnet Donnie zu Mike, "dann sind wir per Definition keine
Teenager mehr, dann müsstest Du es upgraden in 'Twen Mutant Ninja Turtles'."
Leo mosert: "Bräuchten wir nicht zu ändern. Muss ja keiner wissen, dass wir noch Teenager sind. Dann hätte eh keiner Chef-Respekt vor uns, wenn man das wüsste. Wenn wir Tokaijin wären, müssten wir uns irgendwie so hochladen in der Stadt, dass man Chef-Respekt vor uns hätte. Wenn das Titellied an der Oberfläche gesungen würde, könnte man das 'Teenage' ja von vornherein weglassen. Logisch!"
Mikey mosert zurück: "Aber das Reim-Schemata-ta! Wie würde das denn klingen, Hmm-hmm Mutant Ninja Turtles, Hmm-hmm Mutant Ninja Turtles, Hmm-hmm Mutant ..."
Raph sagt ungnädig: "Der Meister hat sowieso gesagt, die Oberflächen-Bewohner haben Angst vor Mutanten. Das kann man also auch weglassen. Chef-Respekt hin oder her. Chef-Massenpanik hätten die dann. Möglicherweise sogar Puller-Alarm."
Donnie nuschelt über seine Lötarbeit gebeugt: "Ich bin gerne ein Mutant. Mutation ist der Schlüssel zur Evolution, das ist der Pro-Tipp. Das sollte man nicht einfach weglassen in dem Titellied."
"Dann stimmt auch weiter mein Tophit-Reimschemata-ta!", freut sich Mikey.
Leo knurrt, plötzlich irgendwie angetan: "Wir nennen den Tophit-Chartsong Savage Mutant Ninja Turtles, dann können wir das in fünf Jahren immer noch singen!"
"Außer, Ihr drei Torfmoose habt in fünf Jahren endlich Manieren-Anstand gelernt, dann passt es nicht mehr, dann mega seid ihr nämlich anständig und nicht mehr 'Savage'!", spöttelt Don halblaut.
Raph macht eine wegwerfende Bewegung mit der dreifingerigen Hand: "Ach Megaschrott, 'Savage' werden wir non-stop-lebenslang sein, Brüder!"
Leo nickt.
Dann sitzen sie eine Weile auf ihren Sofakissen und Sitzsäcken und Wellpappe-Stapeln und schweigen ratlos, total un-savage. Raph stemmt alle zwei Minuten seine eine Hantel, Leo knipst sich die Fußnägel.
"Manno, ist das scheiß-langweilig ", sagt Mikey in die Stille.
"Soll ich Euch das Essen warm machen, Jungs?", fragt Leo aufmunternd, "es gibt noch was von der Wok-Pfanne, die der Sensei vorgestern gemacht hat."
Mikey tut pantomimisch außerordentlich lebensecht so, als müsse er einen breiten Strahl kotzen.
"Denkt dran, was der Meister gesagt hat, Euer Energieverbrauch ist dreimal so hoch wie der eines Tokaijin-Teenagers in seinem natürlichen Lebensraum! Wir müssen uns ordentlich was reinpanzern, wir sind im Training!"
"Was haben wir denn noch?", fragt Raph knatschig.
"Tütensuppen ohne Ende! Alle zappelfrisch, gerade erst abgelaufen! Donnie und ich sind da auf eine Special-Edition-Tütensuppen-Ladung gestoßen, als wir neulich Containern waren! Ich kann Euch einen Hektoliter davon machen, und sogar noch saure Gurken und Bananen mit rein schnippeln, wenn Ihr wollt!"
"... Und gibt's auch noch was anderes?"
"Krabbenchips, tütenweise Krabbenchips ...", sagt Leo mit einem Blick in Richtung der Küche.
"Mag ich nicht so ...", grummelt Raph.
"Der Meister schwört auf die Marke! Die in der roten Packung! Das kann ja dann nicht schlecht für
uns sein!", proklamiert Leo, "Proteine, Salz, ... ähh ...?", und er will an seinen sechs Fingern die Nahrungsmittelangaben aufzählen.
"Mag ich nicht so. Geh' weg mit Deinen Krabbenchips und lutsch' an einem tropfenden Rohr", mäkelt Raph.
"Das ist Deine reptiloide Natur", murmelt Donnie, "der Meister ist ein Allesfresser, den sprechen Krabbenchips an. Wegen der Funktions-Form seiner Eingeweide."
"Alles
könner, meiste wohl", verbessert Mikey.
"Nein, Alles
fresser, das ist seine rattoide Natur. Der Sensei ist eben evolutionär anders getuned als wir. Deine reptiloiden Eingeweide begehren Salat und Seetang", belehrt Donatello unkonzentriert, "auch Du, mein Bruderherz, kannst Oberwelt-Essen reinfuttern und verdauen, als wärst Du ein Tokaijin, aber ein atavistischer Sinn wird Dich immer an Salat und Seetang binden. Weißt Du noch, wie Du vorletztes Jahr nach der Packung mit Fischfutter süchtig geworden warst. Ist ein Instinkt, kannste nicht gegen an, Special Edition. Bäm."
"Manchmal weiß ich nicht, ob Donnie so gebildet daher quatscht, weil er heimlich ohne uns Wissenschaft-TV guckt, oder ob er sich diese ganzen Begriffe nur pseudo-ausdenkt!", sagt Mike halblaut zu Leo, aber natürlich laut genug, damit Don ihn hören kann.
"Das werdet Ihr niemals erfahren, Ihr syntholeptischen Spironäer, wenn Ihr nicht endlich anfangt, auch mal Wissenschaft-TV zu gucken!", trumpft Don auf.
Raph zuckt ratlos die Schultern und sagt, "ich weiß nicht recht, Jungs. Ich hab' den Salat-Jieper nicht mehr so wie früher. Irgendwas ist überhaupt anders als früher. Verdammt, ich hab' mich irgendwie geändert."
"Ja Du Nase, von einer kleinen Plastikflasche Schoka-Cola Light zu einem Kanister Karamell-Schoka-Cola mit künstlichen Süßstoffen", hänselt Donnie.
"Ja, kann ja sein", knurrt Raph, "und was von beidem ist nun besser?"
Maitre Chez Mikey tritt geradezu feierlich vor den Herd, die übergroße Kochmütze auf dem Kopf, den Burgerwender in der Hand, wie in dieser einen Koch-Show auf Kanal Drei, und die Schürze um, die sein herzallerliebster Bruder Raphi ihm kürzlich geschenkt hat ("Scheiß auf den Koch" steht drauf). Alle schauen ihm neugierig zu, wie er sein gerade erlerntes Geheimrezept bereitet: "Wissen Sie, das Geheimnis besteht darin, mega das Hackfleisch nur ganz kurz anzubraten. Etwa zwanzig Sekunden! Lassen Sie es extrem kurz brutzeln! Das mega reicht völlig!", und er brät an, wie ihm von Kanal Drei geheißen, und klatscht das Gehackte auf die Teller mit den ausgerollten Teigfladen.
"Dann eine Winzigkeit Grünkohl darauf, so, einen Spritzer Zitrone, sodala, und schon fertig!"
In atemberaubender Geschwindigkeit rollt Chez Mikey die vier Fladen zu Wickeln, und fährt fort: "Und dann, sofort essen, schnell, so lange das Hack noch angewärmt ist!"
Alle vier Schildkröten beißen, als Gruppe den Herd umstehend, erwartungsfroh in ihre Wickel. Beim Kauen wirken sie schon weniger enthusiastisch, die Kaubewegungen verlangsamen sich zusehends.
"Esch isch wirklisch nur'n Maul voll fascht rohem Hack und Teisch", schmatzt Leo nachdenklich.
"
Mit Tschitrone!", stellt Chez Mikey richtig, der hartgeprüfte Maitre.
"Hm! Irgendwie tschiemlisch unerwartet", schmatzt Donnie nachdenklich.
"... Mögt Ihr'sch?", erkundigt sich Mikey.
"Ich hasche es zutiefscht", stellt Raph fest.
Alle nicken, und spucken den Bissen zurück auf ihre Teller, einer nach dem anderen, in rapider Abfolge. Melancholisch schauen sie auf das halb durchgekaute Trauerspiel hinab.
"Und dafür sind auch lila Muh-Kühe abgemurkst worden, ja? Muss man sich mal vor Augen führen", jammert Mikey.
Leo ermahnt: "Wir können das jetzt nicht einfach verschmähen. Was die Tokaijin springen lassen, müssen wir achten und wertschätzen! Denkt an die Worte des Meisters!"
Alle nicken.
"Dann brätst Du uns das eben auf, Leo, gleich morgen", schlägt Don vor.
"Das kann doch dann auch wieder Maitre Chez Mikey machen!", offeriert dieser hilfsbereit.
"Das ist ein extremer Vorschlag!", sagt Don ernsthaft.
"... Aber was schieben wir uns jetzt in die Freßluken?", fragt Raph ratlos, "mittlerweile hab' ich voll den Kohldampf!"
Nachdem das von Leonardo aufgezählte Angebot (und das von Chez Mikey verbrochene Angebot) niemanden so richtig vom Hocker haut, werden die Jungs wohl erneut zur Fatso-Market-Containerhalle aufbrechen müssen. In dieser weitläufigen Halle schmeißen die Tokaijin, die im gewaltigen Fatso Market-Gebäude arbeiten, abends jede Menge abgelaufenen Mampf weg. Meister Splinter hat seinen Schülern vor langer Zeit schon beigebracht, dort ungesehen zu containern.
Natürlich hat keiner von ihnen Bock, den Laufburschen zu spielen. Immerhin ist das einer der wenigen Tage, an denen sie sturmfrei haben, und tun und lassen können was ihnen passt. Leo entscheidet, ein Wettkampf solle durchgeführt werden: In einem der Räume des Kanalisationsverstecks befindet sich ein Schwebebalken. Dort gilt es nun hinaufzusteigen und sein Gegenüber zu Fall zu bringen — während man mit Strickzeug an einem Topflappen strickt, wie der Meister es gelehrt hat!
"Eine
saublöde Aufgabe!", stänkert Raph.
"Hast Du eine bessere Idee?", fordert Leo ihn heraus.
"Nee", sagt er unwirsch, und lässt sich von Mikey seine Stricknadeln und sein Wollknäuel in die Hand drücken.
Also wird der Kampf der Topflappen häkelnden Giganten durchgeführt. Die niedrigsten Ergebnisse bei einem
Athletics-Vergleich haben Leonardo, und (trotz seinem
Athletics-
Reroll durch seinen
Acrobat-Vorteil) Michelangelo. Diese beiden müssen also losgehen, um in der Containerhalle etwas Neues zum Spachteln zu finden.
Eigentlich hab' ich ja mein Abenteuer-Script zum Durchspielen, aber ein Spielleiter würde selbiges noch mit spontanen Einfällen anreichern, und dafür hab' ich hier die Solo-Play-Regelwerke. Mach' ich also mal einen GM Move wie im One Page Solo Engine beschrieben: Ich bekomme Add a Random Event: Mystically Transform the appearance of the PCs. Uh, das ist ziemlich speziell. Machen wir es so:Leo trägt für diesen Ausflug seinen asiatischen Reisbauernhut, aus Plastik-Strohalmen und Draht selbst gefertigt, und Mike trägt seine gefundene Pudelmütze aus Plüsch mit Leopardenfell-Druck. Während sich Raph und Don mit knurrenden Mägen auf dem ollen Sofa dem NES widmen, schlurchen die beiden los in die Kanalisationsgänge.
"Vielleicht finden wir ja noch ein paar Packungen von den Marshmellow-Schoko-Cookie-Frühstücksflocken von neulich, die waren lecker", sinniert Mikey.
"Alles ist besser als die Geheimrezepte von Kanal Drei", bemerkt Leo.
"Chez Mikey wird extrem beleidigt, von seinen drei Banausen-Brüdern!", protestiert der Meisterkoch.
Missmutig platschen die zweizehigen Füße der Ninja-Kröten durch den tiefen Schlick.
"Mach' mal schneller, Leo", nölt Michelangelo.
"Ich mach', so schnell ich kann! Ich hab' das Gefühl, irgendwas zieht mich runter ..."
"Das ist nur Raphi mit seiner großen Schnauze und unwitzigem Sinn für Humor! Darfst Dich davon nicht immer so provozieren lassen, Alter! Er wäre schon nicht wirklich losgestiefelt, um sich in das Hallenbad hochzuladen."
"Nee, Alter, mich zieht echt irgendwas runter, Alter!"
"Dann ist das, weil der Sensei nicht da ist, und weil er nicht mal Dir verraten hat, wo er hin wollte! Und Du kannst nicht petzen gehen, wenn wer Scheiße baut!"
"Alter, mich zieht was runter! An den Füßen! Merkst Du das nicht?"
Sie gucken auf ihre Füße im Schlick, und die dichten, knallgrünen Algen, durch die sie gewatet sind, kleben ihnen tatsächlich auf der Schuppenhaut und reichen ihnen bis an die Waden hinauf. Sie beginnen bereits, ihre Form und Struktur zu verändern.
"Lass' mal hier raus jumpen", sagt Mikey befremdet, und sie klettern eilig an die Decke des Tunnels, wo eiserne Rohrbündel verlaufen, hangeln sich an denen entlang. Ihre Waden sind immer noch voller knallgrüner Algen, die nach und nach mit leisem Puffen aufplatzen und wie Popcorn auszusehen beginnen.
Nach halber Strecke ist ihr Erscheinungsbild völlig verwandelt, die total mutierten Popcorn-Algen sind an ihnen empor gewachsen und haben sie komplett bedeckt, man erkennt Leo nur noch an seinem albernen Reisbauernhut, und Mikey an seiner bescheuerten Pudelmütze, deren Bommel jetzt aber aus Popcorn besteht. Ansonsten sehen sie aus wie zwei kleine, breitschultrige Männer in Ponchos aus Popcorn, mit Rauschebärten aus Popcorn. Die Popcorn-Algenblüte hat ihren Höchststand erreicht.
"Wir gehen nie wieder durch einen Deiner verblödeten Abkürzungs-Tunnels zum Fatso Market", murrt Leo.
"Beim letzten mal ist das nicht passiert!", sagt Mike, "Donnie wird seine Heckenschere benutzen müssen um die von uns runter zu kriegen! Und danach seine Super-Sonderangebot-Drahtbürste."
"Oh Mann. Von Popcorn-Algen war ich seit zwei Jahren nicht mehr bedeckt. Schlimmer kann's heute nicht mehr werden", seufzt Leo.
In dem Moment halten sie beide inne.
"Riechst Du das?", fragt Michelangelo verwirrt.
"Ja. Seltsam, oder?"
Sie stehen in dem gemauerten Gang rum und schnuppern.
"Wünschte, ich wüsste, wo das herkommt ", sagt Mikey wie in Trance.
"... Wie etwas, das ich von früher kenne ... beinahe vertraut! Aber auch merkwürdig ... Wie etwas, das aus meinen tiefsten Tiefen empor steigt ... wie aus einem vergessenen Traum ...", lässt Leo sich vernehmen.
"Hmm, mjam. Lecki", murmelt Mike.
Leo fährt zusammen: "Mikey ...! Das sind bestimmt diese Algen! Die sind Psycho-Tropen-Gewächse! Möglicherweise wollen die uns plemm-plemm machen, um uns in die Irre zu führen!"
"Mjam, mjam ..."
"Begreifst Du nicht, Mann? Wach' auf, Alter!", ruft Leo verzweifelt, und verpasst Mikey eine schallende Watschen, und Popcorn fliegt, "wach' auf!", und er will seinem Bruder erneut eine verpassen, aber dieser zieht den Kopf in den Panzer ein, und nur noch ein Popcorn-Berg und die blöde Pudelmütze sind da, wo eben noch sein Kopf war.
"Das kommt aber nicht von den Pflanzen", sagt Mike, als er den Kopf wieder ausreckt, "das kommt ... von da oben!"
Beide Brüder heben ihre Köpfe, und sehen ein Regenabfluss-Gitter über sich. Von dort ertönen die gedämpften Geräusche des abendlichen Treibens der Tokaijin, die reden und stapfen und fahren umher und lärmen. Von dort kommt tatsächlich auch der merkwürdige Geruch ...
Hinter dem Regenabfluss-Gitter erscheinen zwei fragende Gesichter, hinter den rostigen Eisenstäben, quasi Gefangene in der Diät-Zelle.
"Was, wenn jemand uns sieht?"
"Entspann' Dich mal, Leo-Boy. Wir sind getarnt, null Problemo. Sollte jetzt jemand hier rein gucken, sähe er unter dem Bürgersteig ja nur zwei Tokaijin-Herren mit Popcorn-Bärten! Nix daran wäre irgendwie auffällig!"
"Ich weiß nicht so genau, ob das so unauffällig wär' ..."
"Schnupper' mal! Kommt von da hinten!"
Die beiden lauschen in den Lärm der Stadt, und hören "Pizzaaa! Eins-A New Yorker Matschpizzaaa! Ein Dollar das Viertel!", und sie begreifen.
"
Das will ich futtern!", raunt Michelangelo.