Autor Thema: Die P&P Rollenspielumfrage  (Gelesen 882 mal)

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Offline sma

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Die P&P Rollenspielumfrage
« am: 30.06.2022 | 09:31 »
Hier sind ein paar Aussagen zu der P&P-Rollenspielumfrage.

Etwa 125 Leute haben sich das PDF mit dem Ergebnis bislang gezogen. Ich hätte gedacht, da gäbe es mehr Interesse. Aber es ist wohl den meisten egal. Ich schreibe trotzdem was dazu :-)

Vorausschicken möchte ich: Die Rottöne in den Tortengrafiken lassen sich extrem schwer unterscheiden. Wer auch immer fand, dass es eine gute Idee sei, die Unternehmensfarben tristgrau und weinrot wiederzuverwenden, irrte.

Ein Teil der Fragen gingen an 500 repräsentativ ausgewählte Leute.

Fragt man Leute "auf der Straße", weiß knapp die Hälfte etwas mit dem Begriff "Pen & Paper Rollenspiel" (was genau gefragt wurde, erfahren wir nicht) anzufangen. Etwas mehr Männer als Frauen wissen was das ist. Und eher die jüngeren als die älteren und eher die mit höherer Bildung.

Etwa 14% der Befragten spielen auch.

Wäre das wirklich repräsentativ, könnten wie von über 11 Mio Rollenspielenden in Deutschland ausgehen, was ich irgendwie nicht glauben will. Sollte sich diese Frage nur an die gerichtet haben, die auch wissen, was das ist, wären es immer noch ca. 6 Mio. 80% der Befragten waren zwischen 23 und 55. Das trifft aber nur auf 55% der echten Bevölkerung zu. Der Altersschnitt war nicht repräsentativ. Korrigiere ich dies, komme ich auf mindestens 4 Mio Rollenspielende. Immer noch viel. Ob die Befragten vielleicht doch an Computerspiele dachten? Oder sind wir wirklich so viele?

Wer spielt, spielt eher selten: 10% nur 1x im Jahr. Ein Viertel nur 1x im Quartal, ein Drittel 1x im Monat und nur ein Viertel einmal pro Woche oder häufiger. Die 3%, die seltener als 1x pro Jahr spielen, hätten eigentlich auch sagen können, dass sie gar nicht spielen.

Neben dem Versuch der Abschätzung für die Marktgröße ist interessant, dass 8% der "ich spiele nicht" Leute zumindest Computer-Rollenspiele spielt und weitere 27% ab und zu. Die 23%, die früher mal gespielt haben, spielen zu 14% CRPGs und zu 61% ab und zu. Es gibt also einen Pool von Leuten, die man "bekehren" könnte.

Noch besser würde das aber über Brettspiele funktionieren, denn über 80% der "ich spiele nicht" Leute spielt regelmäßig oder ab und zu ein Brettspiel – da gibt es aber natürlich solche und solche.



Und dann war da eine Online-Befragung von 7310 Rollenspielenden. Leider erfahren wir nicht, woher die Leute kommen, denn das wäre IMHO sehr relevant für einigen Antworten gewesen.

Etwa 80% sind Männer. Etwa 80% sind über 30, knapp 50% sind sogar über 40.

Etwa 80% haben mindestens Abitur, über 50% einen Hochschulabschluss. Mich würde ja die Verteilung auf die Studiengebiete interessieren. Als jemand mit MINT-Hintergrund habe ich das Gefühl, dass ich eigentlich umgeben bin von Lehrern und Nicht-Naturwissenschaftlern, gleichzeitig wurde mir aber mehrfach gespiegelt, dass es ja von Naturwissenschaftlern unter den Rollenspielern wimmeln würde.

Unter den 7310 sind 10%, die gar nicht spielen. Weitere 10% spielen nur 1x im Jahr, ein Drittel einmal im Quartal und ein Drittel einmal pro Woche. 10% spielen wie ich mehrmals pro Woche. Die Häufigkeit hat sich zum repräsentativen Schnitt ungefähr verdoppelt. Vielleicht taucht die selbe Grafik daher auch 2x im PDF auf.

80% bezeichnen sich als kompetent, über 50% als erfahren oder Experte. Nur 3% der an der Umfrage Teilnehmenden schätzen sich selbst als Neuling ein.

90% machen Spielleitung, knapp 70% sogar häufig oder immer. Warum durchbricht das denn hier mein schönes 80/50 Schema? Wie auch immer, es haben hauptsächlich Spielleiter:innen geantwortet.

Für mich überraschend haben zwar 50% schon mehr 7+ Systeme gespielt – ein Drittel aller Leute sogar 10+ Systeme - aber knapp 90% spielen maximal drei Systeme regelmäßig, ein Drittel spielt sogar nur ein System. Ich persönlich wechsle ja die Systeme eher monatlich.

Keine Überraschung ist, dass um die 4 Stunden gespielt wird und meist mit 5 Leuten aus dem Freundeskreis.

Überhaupt nix bringt die Aussage, dass 1/3 ausschließlich mit deutschen Regeln spielt und 2/3 vorwiegend damit, wenn man nicht weiß, was sie spielen. Denn ich kann verstehen, dass man nicht die englische Version von Midgard, Splittermond oder DSA spielen wollen wird.



Tja, und das war's dann auch schon. Was können wir daraus ablesen?

Jeder zweite kennt P&P-RPGs, was ich eigentlich viel finde. Man könnte zusätzliche Leute unter den Brett- und Computer-Spieler:innen finden.

Die Anzahl der Rollenspielenden ist nach wie vor völlig unklar und für alles andere, was man eigentlich schon wusste (hohe Bildung, hohes Alter, viele Männer), gibt es zumindest eine Zahlengrundlage. Ich habe leider die Umfrage nicht mehr im Kopf, aber gab es da nicht noch mehr Fragen? Etwa wie viel Geld man ins Hobby steckt? Oder wie wichtig gendern empfunden wird?

Viel Neues hat das nun leider nicht gebracht. Oder habe ich was übersehen?

Online schneeland

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Re: Die P&P Rollenspielumfrage
« Antwort #1 am: 30.06.2022 | 13:06 »
Ich hab' leider auch nicht allzu viel Neues rauslesen können. Der gegenüber dem Durchschnitt höhere Ausbildungsgrad und vergleichsweise hohe Männeranteil haben sich bestätigt.
Wobei mich in der Tat auch die vergleichsweise hohe Bekanntheit von P&P in der Referenzgruppe erstaunt hat.
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Offline Eadee

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Re: Die P&P Rollenspielumfrage
« Antwort #2 am: 30.06.2022 | 15:49 »
Ich bin irgendwann über diese Umfrage gestolpert und habe teilgenommen. Was mich nervt ist dass hier wirklich nur quantitative Angaben veröffentlicht wurden die sagen wer wieviel spielt. Wenn ich mich recht entsinne (es ist ne Weile her) gab es in der Umfrage auch Fragen zu der Art der Spiele. Bzw was man spielen will, so rein inhaltlich.

D.h. wir sehen in diesen Zahlen nur wer wieviel spielt. Aber was die leute spielen oder spielen wollen sehen wir nicht.

Es gab in der Umfrage auch einige ganz klare Fragen dazu welche Kaufkraft man für Rollenspiele darstellt. Also unter anderem wieviel Geld man regelmäßig für Rollenspielkram ausgibt und wofür... all diese Infos sind in dieser pdf nicht enthalten. Da frage ich mich gefallen ihnen einfach die Ergebnisse nicht? Oder haben sie angst dasss ein Konkurrenzkonzern mit den Ergebnissen auch erfahren würde für was im deutschen rollenspielmarkt Bedarf besteht?

Ich persönlich habe aus dieser Veröffentlichung jedenfalls keinen Nutzen gezogen und frage mich wozu das ganze überhaupt veröffentlicht wurde wenn die eigentlich interessanten Ergebnisse unterschlagen werden.
« Letzte Änderung: 30.06.2022 | 15:51 von Eadee »

Offline sma

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Re: Die P&P Rollenspielumfrage
« Antwort #3 am: 30.06.2022 | 17:10 »
In den letzten Monaten gab es ja zwei Umfragen: Die hier erwähnte und dann noch eine "private" von Pegasus rund um Midgard 6, die aber deutlich breiter (und IMHO interessantere) Fragen gestellt hat. Ich kann aus der Erinnerung die nicht auseinanderhalten. Somit könnte ich nicht sagen, was noch gefragt wurde. Ich meine aber, man sollte sagen, welche Verlage mal alles kennt.

Einen Anspruch auf die Daten gibt es natürlich auch keinen. Damals hieß es einfach "mal sehen, was wir machen werden". Hoffen wir mal, dass die beteiligten sieben Verlage da intern mehr von haben als das, was hier veröffentlicht wurde.

Bei der nächsten Umfrage werde ich mir aber in jedem Fall mal Screenshots anlegen ;-)

Offline takti der blonde?

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Re: Die P&P Rollenspielumfrage
« Antwort #4 am: 30.06.2022 | 17:14 »
Über welche Kanäle wurde die Umfrage denn gestreut? Weiß das jemand zufällig oder steht das im PDF?

Edit: das steht im PDF dazu:

"Rekrutierung der Teilnehmer:innen über Befragungsmarketing-
aktivitäten der Verlage (Newsletter, Websites, Direktansprache)"
« Letzte Änderung: 30.06.2022 | 17:19 von die andere dame von der tanke »

Online schneeland

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Re: Die P&P Rollenspielumfrage
« Antwort #5 am: 30.06.2022 | 17:18 »
Im PDF habe ich nichts dazu wahrgenommen. Erinnern kann ich mich an Verbreitung über das Tanelorn, Facebook und Twitter.
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Offline copacetic

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Re: Die P&P Rollenspielumfrage
« Antwort #6 am: 30.06.2022 | 17:45 »
Ich habe das Gefühl die Umfrage war sehr planlos:

Zitat
Gemeinsam mit den anderen Verlagen werten wir diese (und weitere Daten) aus, stellen Verbindungen her und überlegen, welche Projekte und gemeinsamen Aktionen sich daraus entwickeln könnten.

Wenn man vorher nicht weiß welche Entscheidungen man aufgrund der Ergebnisse treffen will, dann weiß man nicht wirklich welche Fragen man stellen muss. Dann kommt halt so ein „nett, aber keine Ahnung was nun“ dabei raus.

Offline Fragmentis

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Re: Die P&P Rollenspielumfrage
« Antwort #7 am: 2.07.2022 | 12:56 »
Ich erinnere mich auch, dass der Fragenkatalog deutlich spannendere Fragen noch enthielt; speziell die Kaufkraft hätte mich auch interessiert (alleine, um zu wissen, ob man selbst irgendwie im Schnitt liegt  ;D ).

Und es waren, glaube ich, auch Fragen zu "Wieviel Wert legst Du in Rollenspielbüchern auf.." z.B. Gendern, inhaltliche Qualität, Layout, etc. Auch das würde mich interessieren... oder war das eine andere Umfrage (ich meine mich an eine Weitere Umfrage in dem Zeitraum ungefähr zu erinnern von einem Studierenden, der dazu eine Arbeit machen wollte, wenn ich nicht irre) ?

Vielleicht veröffentlicht ein Verlag auch nochmal eine detailiertere Version der Auswertung...

Offline sma

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Re: Die P&P Rollenspielumfrage
« Antwort #8 am: 2.07.2022 | 14:00 »
Vielleicht ist es ja auch ein Fall von "Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern"  >;D

Offline BBB

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Re: Die P&P Rollenspielumfrage
« Antwort #9 am: 2.07.2022 | 14:03 »
Danke für den Thread, hatte die Umfrage schon ganz vergessen...

Hab mir auch gleich mal das PDF gezogen und werde da die Tage mal reinschauen.
Klingt jedenfalls erstmal nicht uninteressant.
Power Gamer: 33% Butt-Kicker: 21% Tactician: 67% Specialist: 42% Method Actor: 88% Storyteller: 75% Casual Gamer: 42%

Spielt zur Zeit: DSA Briefspiel, sowie 3-6 DSA Larps pro Jahr. Am Tisch: derzeit nix ;D

Würde gern spielen: Altered Carbon, Shadowrun, Cyberpunk, irgendetwas aus diesem Genre... außerdem The Witcher, Nesciamus, Vampire, ... irgendwas

Offline flaschengeist

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Re: Die P&P Rollenspielumfrage
« Antwort #10 am: 2.07.2022 | 14:07 »
Erstmal finde ich schön, dass uns die Ergebnisse der Umfrage zur Verfügung gestellt wurden - denn je mehr Daten wir haben, desto weniger müssen wir spekulieren  :d.
Inhaltlich finde ich die Stichprobenbildung jedoch kritikwürdig. Letztlich handelt es sich um zwei Gelegenheitsstichproben und zwar zum einen aus der Gruppe derer, die das "Onlineportal" besucht haben (Repräsentationsbefragung) und zum anderen aus der Gruppe jener, die auf die Aufrufe der Verlage reagiert haben (Spielerbefragung). Aus Gelegenheitsstichproben kann man streng genommen gar keine über die Stichprobe hinaus weisenden Schlüsse ziehen - also auch keine Aussagen über alle Rollenspieler oder darüber, wie bekannt Rollenspiel in der Grundgesamtheit aller Bürger ist. Dieser Mangel wird auch nicht dadurch "geheilt", dass meine Gelegenheitsstichprobe sich in manchen soziodemographischen Variablen nur wenig von der Grundgesamtheit unterscheidet.

Wäre ich ein Verlag, hätte ich statt solchen Gelegenheitsstichproben, lieber eine (hinreichend) repräsentative Stichprobe meiner Kundschaft. Und das wäre nicht schwierig zu erreichen, da ein Verlag ja weiß, wer bei ihm kauft. Man könnte z.B. allen Käufern einen 10% Gutschein auf die nächste Bestellung anbieten, wenn sie an der Umfrage teilnehmen. So ähnlich hat es kürzlich eine Außengastro gemacht, die ich im Rahmen eines Ausflugs besucht habe: Es gab pro Gast einen 2€ Nachlass auf die Rechnung, wenn deren Fragebogen ausgefüllt wird.
Mit so einer Methode habe ich direkt eine bessere Stichprobenqualität und ob der 10% Nachlass unter dem Strich den Verlag was extra kostet, ist (anders als in der Gastro) gar nicht gesagt - vielleicht würden die Kosten durch Mehrbestellungen kompensiert oder sogar überkompensiert.

« Letzte Änderung: 2.07.2022 | 14:28 von flaschengeist »
Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern dann, wenn man nichts mehr weglassen kann (frei nach Antoine de Saint-Exupéry). Ein Satz, der auch für Rollenspielentwickler hilfreich ist :).
Hier findet ihr mein mittelgewichtiges Rollenspiel-Baby, das nach dieser Philosophie entstanden ist, zum kostenfreien Download: https://duodecem.de/