wenn der SL sich rechtschaffene Helden wünscht, die Spieler aber lieber gritty spielen, dann kommt es zu solchen Situationen.
Hmm, das ist denke ich nochmal was anderes als heroisch vs. gritty.
Die Spieler:innen, die wie hier beschrieben spielen wollen, wollen konsequenzfrei spielen. Selbst die meisten heroischen und pulpigen Rollenspiele sind nicht so. Ja, man kann vielleicht von einem Dach springen, sich den Staub runterklopfen und weitermachen oder Schurken ohne richterliche Anordnung verprügeln, aber wenn man aus einer Laune heraus den Bürgermeister und das halbe Dorf abschlachtet, hat das üblicherweise innerweltliche Auswirkungen.
Wenn man diese nicht haben will, geht es eigentlich nur mehr um das Ausspielen von Allmachtsfantasien und/oder man will wirklich nur (möglicherweise taktisch interessantes) Hack & Slay spielen und die Welt ist einem dabei völlig egal.
Ich habe sehr oft erlebt, dass Neulinge kurzfristig in diese Almachtsfantasien abgleiten, wenn ihnen klar wird, dass sie in einem Rollenspiel prinzipiell alles machen können ohne vom Spielbrett oder den Regeln eingeschränkt zu werden. Die meisten begreifen aber ziemlich schnell, dass nur weil man (fast) alles tun kann, man nicht automatisch alles tun sollte und dass eine schlüssige Welt und interessante Geschichten Konsequenzen brauchen. Manche begreifen das halt nicht oder es ist ihnen egal. Die sind dann aber mit dem Großteil der Rollenspielerinnen nicht kompatibel und müssen sich Gleichgesinnte suchen. Ich würde in so einem Fall aber eher zu Dungeoncrawl-Brettspielen raten.
Ein Hinweis, dass es in diese Richtung geht, ist übrigens auch oft die Frage "Können wir auch die Bösen spielen?". Da geht es (zumindest nach meiner Erfahrung) praktisch nie darum, interessante tiefschichtige Charaktere zu spielen, die durch moralische Dilemma, ein ungerechtes System oder Traumata in die Rolle des "Bösen" gedrängt wurden, sondern eigentlich immer geht es darum, dass man sich an keinerlei (soziale) Regeln halten, sondern einfach durch persönliche Macht das bekommen will, was man haben will. Das taugt aber für interessante längerfristige Geschichten/Kampagnen einfach nicht.