Wir haben gestern im
Purgatory House gut 4 Stunden lang versucht unseren Weg aus einer alten Nervenheilanstalt zu finden, für Spieler und SL war's das erste Mal mit dem System. Unsere Gruppe bestand Pregens und stellte ein Fernseh-Team auf der Suche nach "paranormalen Ereignissen" dar.
Vorgeplänkel gibt es eigentlich nicht, sondern das Abenteuer startet direkt in den Schrecken. Bei jedem Raum, den man betritt werden
zwei Karten gezogen, eine bestimmt die Art des Raums, die andere
das Hindernis. Das kann alles sein von einem bewaffneter Irrer, blutige Zeichen an der Wand, schwingende Klingen oder auch Treibsand. Das erfordert teilweise schon einiges an Improvisation, um ein settingpassenden Äquivalent zu finden.
Räume und Hindernisse bestimmen sich "on the fly"
Werte oder vergleichbaren Crunch gibt es nicht. Jede Probe oder jede Gefahr wird als
Black Jack Spiel abgehandelt, teilweise in mehreren Runden mit steigender Anzahl von Karten. Überbietet man verliert man eine von drei Eigenschaften, die man nutzen kann, um die Karten plus/minus 1-3 zu manipulieren. Das ist ein sehr spannendes System,
Kartenzählerei und Wahrscheinlichkeiten sind von Vorteil, helfen aber auch nicht immer.
Verliert jemand alle seine Eigenschaften ist der
Charakter tot, kann aber weiter teilnehmen. Als "Shade" kann man die Karten eines Lebenden manipulieren - zu deren Vor- oder auch Nachteil, wie man es für richtig hält. Und ja, die SL hat das direkte und formulierte Ziel,
die Spieler umzubringen oder für immer im Haus zu halten!
Der Charakter... schlicht und ohne Ablenkung
Erwähnenswert ist der "
Unstoppable Horror", eine Erscheinung, die durch Joker auslösbar ist. Aber kurz: Taucht der auf, verfolgt er die Gruppe bis mindestens ein Opfer gefunden wurde. Wenn das "Survival Deck" (52 Karten + Joker) viermal durchgespielt wurde, beginnt das Endgame und man hat eine Chance zu entkommen.
Soviel zur Mechanik im Groben.
Das ganze lebt von
Improvisation und Stimmung. Erstes klappt bei uns wirklich gut, aber ich glaube, das hätte man noch einen Tick mehr auf die Gruppe verteilen können. Letztere war gut, auch wenn immer wieder Momente "befreienden Humors" hatten.
Ohne es böse zu meinen, fühlt sich das fast nach Munchkin an:
Tür öffnen, Monster töten, Repeat. Also dieser typischer "
Momente der Ruhe, vermeintliche Sicherheit, Schrecken"-Zirkel, den Horrorfilme in der Regel habe, kommt nicht auf oder erfordert sehr viel Spiel zwischen den Räumen. Muss man einfach so hinnehmen. Am Anfang hat man eh deutlich mehr Spielmoment, als wenn erstmal der "Unstoppable Horror" erschienen ist.
Als Oneshot funktioniert Purgatory House aber gut, ob ich das vielfach wiederholen wollen würde? Keine Ahnung. Innovative Mechanik, aber da ich Horrorfilmen so gar nichts abgewinnen kann, fehlen mir einfach ganz viele Tropes, dadurch fühlte ich mich oft noch zu träge in Entscheidungen.
By the way:
Der Kameramann starb in einer Schlangengrube, der Moderator wurde verbrannt, die Schauspielerin von einem Teppich in die Tiefe gezogen und ich (Para-Tech) löste das Problem, wie komme ich durch das letzte Fenster, indem ich mir im Wahn den Arm mit einer Knochensäge amputierte. (Der Shade des Moderators manipulierte die aller Letze Probe der Flucht zu meinen Ungunsten, weil ich nicht zurückging um die Kamera zu holen.)