Mac hielt Deans Blick eine Weile stand, dann vergrub er die Hände tief in den Taschen seiner Jacke und blickte wie eine Neuerfindung des „alten Mannes und des Meeres“ hinaus auf den St. Clair River. Mac starrte in die Nebelwände welcher über dem Wasser standen und hing seinen Gedanken nach.
In der Kajüte des Bootes sah es aus als wenn ein Wilder Kampf stattgefunden hatte und es war auf den ersten Blick ersichtlich, dass es ein ungleicher Kampf gewesen sein muss. Das Innere war nicht sehr geräumig, ein Falttisch in der Mitte, links davon, gleich neben dem kleinen Niedergang eine Kochnische, ihr gegenüber ein eingebautes, schmales Regal. Der Tisch war um den Schwertkasten drum herum konstruiert und die Bänke rechts und links konnten zu Betten umfunktioniert werden. Das Boot war für zwei Personen ausreichend und konnte bei Bedarf Platz für vier schaffen. Vorne im Bug war der Hauptschlafbereich, abgetrennt durch eine niedrige Tür.
Doch nichts davon war unbeschädigt geblieben. Dean kannte solche kleinen Segelboote. Gerade groß genug für die Seen, Tagesausflüge aber nicht mehr. Jetzt hatte er aber Schwierigkeiten zu erkennen was wo hingehörte. Holz und Plastik waren gesplittert, Blutspritzer bedeckten einen Teil der Wand gegenüber der Kochnische. Eine langgezogene Blutspur in Richtung des Schlafbereiches sprach wohl dafür, dass jemand versucht hatte sich dorthin zu flüchten. Was auch immer angegriffen hatte, schien den Ausgang versperrt zu haben. Vielleicht wollte der- oder diejenige durch das Oberlicht im Schlafbereich flüchten als klar war das ein Kampf nicht gewonnen werden konnte.
Schwer hing der metallische Geruch des Blutes in der Luft. Er vermischte sich mit den muffigen Ausdünstungen feuchter Bettwäsche und alter Ölkleidung die hier irgendwo mal verstaut gewesen sein muss. Essensreste sickerten aus zerrissenen Konservendosen. Es wirkte fast so als wäre hier ein Verrückter mit einer Kettensäge auf die Insassen des Bootes losgegangen.
In all dem Durcheinander fand Dean keine Spuren, das wirklich Kinder an Bort waren. Das was an Kleidung zu sehen war, war für Erwachsene gedacht. Bei all dem Chaos war es erstaunlich, dass keine Leichen gefunden wurden. Hier drinnen muss mindestens ein Mensch gestorben sein oder wurde so schwer verletzt, dass er in Folge des Blutverlustes gestorben sein musste. Aber wer oder was zertrümmert das Innere eines Bootes mitsamt der Besatzung und macht sich dann die Mühe die Leichen wegzuschaffen.
Fürs erste konnte Dean hier nicht mehr machen als bestätigen, dass das kleine Boot aus eigener Kraft gestrandet war, dass Menschen an Bord gewesen sein mussten und es kein normaler Segelunfall unter Freizeitkapitänen gewesen war. Seiner Einschätzung nach war das Boot aus Richtung des Lake Huron gekommen, hatte den St. Clair River bis auf die Höhe von Marine City oder Babys Point befahren und war dann vom Kurs abgekommen. Alles andere machte keinen Sinn, durch die Windungen des, wenn auch breiten, Flusses wäre das Boot viel früher irgendwo an gestrandet und nicht erst in Algonac.