Autor Thema: [TTWLB] "I Want To Play" Kapitel I "Die Ankunft"  (Gelesen 539 mal)

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The Things We Leave Behind
- Herbst 2022 –


I Want To Play

Maps used to say, "There be dragons here. Now they don't. But that don't mean the dragons aren't there."

Lorne Malvo - Fargo


Kapitel I -Die Ankunft-

Der Sommer ging zu Ende und auch der Herbst hatte seine schönste Zeit hinter sich gelassen. Aus den hunderten von Rot und Gelbtönen des Indian Summer war erst ein Braun und dann ein Grau geworden. Die Blätter sammelten sich in riesigen Haufen entlang der Straßen und für ein paar Tage konnte man hier und dort den Geruch von schwelendem Laub wahrnehmen, wenn die Haufen verbrannt wurden. Mit der Farbe waren auch die Touristen aus Algonac verschwunden und zurück blieben die Einwohner welche die Straßen, Restaurants und Bars wieder für sich alleine hatten. Wenn die Restaurants und Bars überhaupt über den Winter geöffnet hatten. Es war als versinke die Stadt langsam aber sicher in einen Dornröschenschlaf der erst im nächsten Frühling wieder beendet wurde wenn frisches Blut seinen Weg in die Ferienhäuser fand. Die Tage waren jetzt kurz und trist, die Boote auf dem St. Clair River und den Seen verschwunden. Sie waren in Erwartung der Herbststürme und des Winters an Land gebracht worden. Nur ganz vereinzelt konnte man jetzt noch welche draußen sehen und das waren in der Regel Einheimische.  Der erste Frost lag in der Luft und es würde nicht mehr lange dauern biss die Nässe sich morgens in Raureif verwandeln würde. Regelmäßig hingen Nebelbänke über dem Wasser deren dünnen, grauen Fäden sich nach dem Land ausstreckten.

So auch an diesem Tag. Eine tiefe bleigraue Wolkendecke verhinderte dass die Sonne durchbrauch und über dem Kanal stand eine Nebelbank welche einem die Sicht auf die andere Seite nahm.


Wie eine grauweiße Wand zog sie eine Linie zwischen den USA und Kanada. Alles war nass, tropfte und bereits am späten Nachmittag würde die Dämmerung einsetzen. Es war einer dieser Tage an denen es nie richtig Hell wurde, an denen ein trübes Zwielicht die Welt gefangen hielt.

Dean Parkte seinen Dienstwagen an dem Seitenstreifen der 29. Der Sand knirschte unter den Reifen. Links von ihm die dunklen Gerippe der Bäume des Algonac State Park, rechts von ihm der flache Streifen Sandstrand welcher zum Claire River hin abfiel. Wie ein Fremdkörper aus einer anderen Welt lag dort, halb auf die Seite gekippt der Rumpf eines Segelschiffs das auf Grund gelaufen war. Ein paar Autos parkten in der Nähe, Flatterband hing träge in der Luft. Das APD hatte den Ort abgesperrt und Dean konnte sich schon denken warum. Es sah nicht so aus als wenn ein Freizeitkapitän sein Segelboot unter Alkoholeinfluss auf den Strand gesetzt hatte. Hier war etwas anderes im Gange.

Die Segel hingen schlaff und anhand der Beflaggung konnte Dean erkennen, dass das Segelboot, eine kleine Yacht, in Kanada registriert war.
« Letzte Änderung: 21.07.2023 | 16:02 von Outsider »
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Offline KhornedBeef

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Re: [TTWLB] "I Want To Play" Kapitel I "Die Ankunft"
« Antwort #1 am: 20.07.2023 | 18:14 »
Dean
- Am Wasser, neben dem Algonac State Park


Dean muss seine Dienstwaffe nicht suchen. Er behält sie seit einer Weile immer griffbereit. Die Anzeichen häufiger, gründlicher Pflege würden selbst dem grünsten Rekruten am Tatort auffallen. Wenn es die Art von Tatort ist, an die man Grünschnäbel mitnimmt.
Er sieht sich nach bekannten Gesichtern um. Das Gefühl, John unter ihnen zu erwarten, hat bereits nachgelassen.
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Offline Outsider

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Re: [TTWLB] "I Want To Play" Kapitel I "Die Ankunft"
« Antwort #2 am: 21.07.2023 | 16:23 »
Als Dean ausstieg fuhr ihm die Nässe sofort unter die Kleidung. Der Nebel klebte förmlich an ihm und fand seinen Weg durch die Nähte und Poren bis hinunter auf seine Haut. Das war natürlich nur Einbildung, so wie die Wassertropfen am Absperrband abperlten hielt auch seine Kleidung dicht, aber irgendwie ging die Nässe doch durch und durch. Vielleicht war es sein Gespür als Rettungsspezialist. Vielleicht erinnerte sich aber auch nur ein Teil seines Körpers, welcher erst mit den Ereignissen des Sommers zurück gekehrt war wieder an das Gefühl was er an dem Tag hatte als Karens Vater unter seiner Aufsicht verstorben war. Es lag eine Spannung in der feuchten Luft die nach Ärger roch. Einem Ärger der nicht greifbar war einen aber immer genau dann einholte, wenn man es am wenigsten gebrauchen konnte.

Es brauchte nicht lange und Dean konnte die massige Gestalt von Mac erkennen der auch schon auf ihn zu kam. Seit dem Sommer war der Sergeant gealtert. Flüchtig bemerkte Dean dass er immer noch das schwarze Trauerbändchen über der Marke trug. Die zwei Männer hatten jetzt noch etwas gemeinsam, sie hatten jemanden aus ihren Reihen verloren während sie im Dienst waren.  Jemanden der ihnen unterstellt war.

„Dean!“ sagte Mac knapp und verschlang Deans Hand mit seiner Pranke.

Der Lieutenant hatte Mac ein paar Stunden bei dem Psychologen des APD verordnet aber ob die wirklich geholfen hatten?

„Ein paar Kids haben das Boot gefunden. Es muss über Nacht oder am frühen Morgen hier auf Grund gelaufen sein, das Schwert hat sich in den Sand gegraben, wird noch harte Arbeit das wieder freizubekommen. Die Detectives von Raub und Mord waren hier, warum wirst du vielleicht gleich sehen, aber wir haben keine Leiche, nichts in der Richtung. Ist wohl ein Geisterschiff welches von ganz alleine hier gestrandet ist. Raub und Mord braucht eine Einschätzung von einem Spezialisten dazu was passiert sein könnte, wurde das Boot an den Strand gesteuert, ist es aufgelaufen solchen Kram halt. Laut der Wetterwarte gab es keinen Sturm und der Nebel ist erst mit der Dämmerung aufgezogen, gibt also keinen Grund in einem schnurgeraden Kanal ausgerechnet hier anzulanden, wenn du verstehst was ich meine.“

Nach einer kurzen Pause in der sein Blick auf dem Boot ruht fährt Dean fort.

„Du hast eine halbe Stunde, später kommen noch Spürhunde, könnte das Boot eines Drogenschmugglers gewesen sein, weißt ja die kommen manchmal von Kanada hier rüber. Hast du Handschuhe dabei?“ Mac blickt Dean fragend an und hält ihm ein paar Latex-Einweghandschuhe hin.
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Offline KhornedBeef

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Re: [TTWLB] "I Want To Play" Kapitel I "Die Ankunft"
« Antwort #3 am: 25.07.2023 | 08:44 »
Dean
- Am Wasser, beim gestrandeten Boot


Dean wusste, dass der Drogenschmuggel um Detroit es schwerer hatte, seit BEST, die US-kanadische Kooperation mehrerer Behörden, allmählich Fahrt gewann. Yachthäfen waren etwas weniger reguliert.
Dean ging im Kopf die Strömungen durch, um zu schätzen, wie weit sich das Boot im Kanal bewegt haben könnte. Jemand hatte es hineingesteuert, vielleicht gab es woanders Spuren von diesem jemand.
"Ich werde mal rumgehen, Mac. Die Detectives sind schon wieder ausgeflogen? Schätze, dann machst du die Tour mit mir. " Ein etwas schiefes, gewohntes Lächeln huscht über Deans Gesicht.
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Re: [TTWLB] "I Want To Play" Kapitel I "Die Ankunft"
« Antwort #4 am: 25.07.2023 | 20:17 »
Der Sergeant lächelte Müde „Nach dir, du bist der Experte für gestrandete Boote!“

Dean fiel gleich auf, dass der Bug der Yacht sich nicht zu weit in den Sand gegraben hatte, beim Schwert mochte das anders aussehen aber die Yacht war wohl mehr mit der Strömung hier angelandet. Dazu passt, dass das Segel träge in der nebeligen Luft hing, halb gerefft war und selbst bei Wind damit keine große Fahrt gemacht werden konnte. Die Yacht verfügte über einen Außenborder, doch der war am hinteren Ende hochgezogen, die Schraube schaute aus dem Wasser und der Motor war gerade stark genug das kleine Boot in einem Hafen zu manövrieren wo Segel einem nicht weiterhelfen konnten.

Über den Bug hievte Mac seinen voluminösen Körper schwerfällig an Deck. Fluchend kam er oben an und schaute zu Dean welcher schon vorgegangen war. „Ich betrete Boote nur über Gangways, wenn ich klettern will fahre ich in die Berge, was ich nie tue, das weißt du!“

Auf dem Holzdeck herrschte ein Chaos aus Leinen welche sonst gebraucht wurden um die Segel zu spannen und zu handhaben. Schon von der Hälfte des Bootes aus konnte Dean sehen, dass das Chaos nach hinten zunahm. Hier und da war Holz aus dem Deck gebrochen und die Schiebetür welche die Kajüte abdeckte lag zerfetzt im hinteren Bereich unter der Ruderpinne.

„Tja, es wird nicht besser Dean. In der Kajüte muss ein ziemlicher Kampf stattgefunden haben. Wir haben zwar Blut gefunden, aber keine Leichen. Nach den Spuren zu urteilen sind auf diesem Schiff aber Menschen gestorben und ich denke sie hatten Kinder dabei!“

Mac griff in die Tasche und holte sein Handy heraus um Dean etwas zu zeigen.

„Hier, das hat ein Deputy am Strand gefunden…“

Auf dem Display des Handys konnte Dean einen durchsichtigen Beweismittelbeutel sehen in dem ein alter, abgewetzter Stoffteddy steckte. Selbst auf dem Bild konnte man den Sand auf dem Kuscheltier und perlendes Wasser an der Innenseite der Tüte erkennen. Der Bär hatte ein ausgefranstes, zahnloses Loch dort wo früher mal der Mund gewesen sein musste, eines seiner Knopfaugen war gesplittert und bildete einen scharfkantigen, schwarzen Halbmond. Das andere fehlte vollständig. Insgesamt wirkte es so als wäre das Kuscheltier aus den Teilen mehrerer Stofftiere zusammengenäht worden.

„…lag da drüben, vier fünf Schritte den Strand hoch.“ Mac deutete in Richtung der Straße auf der Dean gekommen war „Sonst keine Spuren am Strand. Alles an Bord muss sich auf dem Kanal abgespielt haben. Falls du dir die Kabine anschauen willst, sie gehört ganz dir, ich werde noch ein wenig die Aussicht hier draußen genießen!“ sagte Mac. 
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Offline KhornedBeef

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Re: [TTWLB] "I Want To Play" Kapitel I "Die Ankunft"
« Antwort #5 am: 4.08.2023 | 22:52 »
Dean
- Am Wasser, beim gestrandeten Boot


Dean warf Mac noch einen prüfenden Blick zu. Mac war zu erfahren, um sich nicht verstellen zu können, aber manchmal sahen Polizisten zuviel, und es beginnt an ihnen zu nagen.
Dann sah er sich in der Kabine um. Beweismittel-Beutel und Handschuhe konnte er sich ausborgen.
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Re: [TTWLB] "I Want To Play" Kapitel I "Die Ankunft"
« Antwort #6 am: 6.08.2023 | 11:22 »
Mac hielt Deans Blick eine Weile stand, dann vergrub er die Hände tief in den Taschen seiner Jacke und blickte wie eine Neuerfindung des „alten Mannes und des Meeres“ hinaus auf den St. Clair River. Mac starrte in die Nebelwände welcher über dem Wasser standen und hing seinen Gedanken nach.

In der Kajüte des Bootes sah es aus als wenn ein Wilder Kampf stattgefunden hatte und es war auf den ersten Blick ersichtlich, dass es ein ungleicher Kampf gewesen sein muss. Das Innere war nicht sehr geräumig, ein Falttisch in der Mitte, links davon, gleich neben dem kleinen Niedergang eine Kochnische, ihr gegenüber ein eingebautes, schmales Regal. Der Tisch war um den Schwertkasten drum herum konstruiert und die Bänke rechts und links konnten zu Betten umfunktioniert werden. Das Boot war für zwei Personen ausreichend und konnte bei Bedarf Platz für vier schaffen. Vorne im Bug war der Hauptschlafbereich, abgetrennt durch eine niedrige Tür.

Doch nichts davon war unbeschädigt geblieben. Dean kannte solche kleinen Segelboote. Gerade groß genug für die Seen, Tagesausflüge aber nicht mehr. Jetzt hatte er aber Schwierigkeiten zu erkennen was wo hingehörte. Holz und Plastik waren gesplittert, Blutspritzer bedeckten einen Teil der Wand gegenüber der Kochnische. Eine langgezogene Blutspur in Richtung des Schlafbereiches sprach wohl dafür, dass jemand versucht hatte sich dorthin zu flüchten. Was auch immer angegriffen hatte, schien den Ausgang versperrt zu haben. Vielleicht wollte der- oder diejenige durch das Oberlicht im Schlafbereich flüchten als klar war das ein Kampf nicht gewonnen werden konnte.

Schwer hing der metallische Geruch des Blutes in der Luft. Er vermischte sich mit den muffigen Ausdünstungen feuchter Bettwäsche und alter Ölkleidung die hier irgendwo mal verstaut gewesen sein muss. Essensreste sickerten aus zerrissenen Konservendosen. Es wirkte fast so als wäre hier ein Verrückter mit einer Kettensäge auf die Insassen des Bootes losgegangen.

In all dem Durcheinander fand Dean keine Spuren, das wirklich Kinder an Bort waren. Das was an Kleidung zu sehen war, war für Erwachsene gedacht. Bei all dem Chaos war es erstaunlich, dass keine Leichen gefunden wurden. Hier drinnen muss mindestens ein Mensch gestorben sein oder wurde so schwer verletzt, dass er in Folge des Blutverlustes gestorben sein musste. Aber wer oder was zertrümmert das Innere eines Bootes mitsamt der Besatzung und macht sich dann die Mühe die Leichen wegzuschaffen.

Fürs erste konnte Dean hier nicht mehr machen als bestätigen, dass das kleine Boot aus eigener Kraft gestrandet war, dass Menschen an Bord gewesen sein mussten und es kein normaler Segelunfall unter Freizeitkapitänen gewesen war. Seiner Einschätzung nach war das Boot aus Richtung des Lake Huron gekommen, hatte den St. Clair River bis auf die Höhe von Marine City oder Babys Point befahren und war dann vom Kurs abgekommen. Alles andere machte keinen Sinn, durch die Windungen des, wenn auch breiten, Flusses wäre das Boot viel früher irgendwo an gestrandet und nicht erst in Algonac.

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